Er sah hinüber zur Nova, gerade als der feindliche Mech wieder auf die Füße kam. Diesmal reagierte er mit einer Wand aus Laserfeuer und einer tödlichen Raketenbreitseite. Die Laser schlugen zuerst ein und fraßen sich knapp unterhalb der Hüfte in das linke Bein der Nova, das Bein, das die Hauptlast des Sturzes getragen hatte. Grüne Kühlflüssigkeit spritzte zischend wie Blut auf die braunen Felsen, als seine Lichtwerfer tief in die Panzerung schnitten. Die Raketen explodierten über den gesamten Rumpf der Nova verteilt und schleuderten weiße Rauchwolken auf, als die Panzerplatten unter ihrem Aufprall zerbrachen.
Die Nova hielt sich aufrecht und rückte schwerfällig näher, langsam und mühsam genug, um Trent zu beweisen, dass er ernsten Schaden angerichtet hatte. Er versuchte noch einmal, den Timber Wolf zu bewegen, aber die Hüfte schien hoffnungslos festgefressen. Die Nova feuerte erst, als sie nahe genug heran war, um eine bessere Trefferquote zu garantieren. Dann löste der Pilot alles aus, was er an Waffen zur Verfügung hatte. Trent wandte die Augen ab, als er Dutzende roter Pfeile aus gebündelter Lichtenergie heranzucken und in seinen OmniMech einschlagen sah.
Er fühlte den Ausfall der beiden Wärmetauscher, noch bevor er die Schadensanzeige sah. Der Timber Wolf gab ein metallisches Stöhnen von sich, als die Waffenmodule am rechten Ellbogengelenk abrissen und zu Boden fielen. Der plötzliche Gewichtsverlust ließ den Mech gefährlich zur Seite kippen, und Trent musste um sein Gleichgewicht kämpfen, um einen Sturz zu verhindern. Zwei Lasertreffer an den Füßen der Maschine erschwerten ihm den Kampf zusätzlich, aber er schaffte es.
Die Nova lief gefährlich heiß und war damit beschäftigt, die Laser wieder aufzuladen, als Trent mit seinen verbliebenen Lichtwerfern das Feuer erwiderte. Die hell leuchtenden Laserbahnen schnitten wie Messer durch die Panzerung an der bereits angeschlagenen linken Seite des gegnerischen Mechs. Myomermuskelfasern zerrissen, nahmen einem Bein der Nova den Halt, und der OmniMech stürzte ein letztes Mal um.
Bevor Trent einen Blick auf die Taktikanzeige werfen konnte, wurde der Timber Wolf plötzlich von einem Angriff aus seinem Rücken erschüttert. Der Kampfkoloss kippte nach vorne, und der Boden schien auf ihn zuzustürzen, als Trent um seine Balance kämpfte. Der Schaden war beträchtlich. Die Rückenpanzerung seines Mechs war ohnehin dünn, und der Treffer hatte sie glatt durchschlagen. Er war tief ins Innenleben des Timber Wolf vorgedrungen und hatte die Ummantelung des Fusionsreaktors beschädigt. Das trieb die Innentemperatur des Cockpits mit einem Schlag um fünf siedende Grad in die Höhe. Ein Blick auf den Monitor zeigte Trent den Angreifer, noch während er den Torso seiner Maschine drehte. Ein Mad Dog, bewaffnet mit bedrohlich schlagkräftigen Gaussgeschützen. Einer der letzten Überlebenden der Schlacht im Kessel, wenn nicht sogar der letzte. Das macht diesen Krieger noch gefährlicher.
Der Mad Dog verfügte über zwei der tödlichen Geschütze, hatte bisher aber nur eines davon eingesetzt. Trent wartete nicht, bis seine Waffen das Ziel erfasst hatten. Er visierte seinen Gegner von Hand an und feuerte mit allem, was er hatte. Die Hälfte der Raketen und Laserstrahlen ging vorbei, aber der Rest reichte aus, den bereits schwer zerbeulten Mad Dog durch die Mangel zu drehen und dem Piloten deutlich zu machen, dass er nicht daran dachte, sich kampflos geschlagen zu geben. Trent betrachtete die Ortungsanzeige und grinste triumphierend. Außer seinem Timber Wolf und dem Mad Dog waren keine Mechs mehr auf dem Feld. Sein Gegner war als Sieger aus dem Massaker hervorgegangen, das bis jetzt im Becken des Kraters getobt hatte. Er brauchte nur noch diesen einen Kontrahenten auszuschalten, und der Weg zu einem Blutnamen war frei. Seine Gedanken rasten, während er die möglichen Manöver durchging, die ihm sein verkrüppelter Mech noch erlaubte.
Er fuhr den Fusionsreaktor auf maximale Leistung hoch und stieß sich mit dem funktionierenden Bein ab, in einem wagemutigen Versuch, den Timber Wolf in Bewegung zu setzen. Unter ihm erklang ein hörbares Stöhnen, als die interne Struktur des OmniMechs unter der Belastung protestierte. Plötzlich feuerte der Mad Dog eine zweite Gausskugel. Sie zuckte eine Millisekunde über Trents Zielerfassungsanzeige, bevor sie einschlug. Das Geschoss traf den Torso des Timber Wolf wie eine auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigte Musketenkugel und bohrte sich tief in die Eingeweide des Mechs, wo sie den Fusionsreaktor fand. Der Aufprall zertrümmerte den Reaktormantel, und die automatischen Sicherheitssysteme schalteten das Aggregat augenblicklich ab, schneller, als Trent reagieren konnte. Die Lichter auf den Konsolen erloschen. Die Notbeleuchtung flackerte an. Er fühlte, wie der Mech wankte, kippte, auf den Kraterhang schlug.
Es war vorbei. Das war Trent klar. Für ihn würde es keine Blutnamenstests mehr geben. Die Schlacht war geschlagen und verloren. Er heulte vor Wut und Enttäuschung auf und hämmerte mit beiden Fäusten auf die Kontrollen. Er konnte um sich schlagen und brüllen, soviel er wollte, das half ihm jetzt nicht mehr. Nichts konnte ihm jetzt noch helfen, aber das war Trent egal. Es war alles, was ihm blieb.
Judith erreichte den gestürzten Timber Wolf und sah am Ausdruck auf Trents Gesicht, dass er jenseits von Wut war - er brannte vor Zorn. Er war aus dem Cockpit geklettert und stand neben der zerbeulten Kampfmaschine, die sie mühsam aus ihren Einzelteilen zusammengesetzt hatte. Sie hatte ein Wartungsset und einen Medpack dabei, aber sein Blick, als er sich zu ihr umdrehte, machte ihr klar, dass er weder an dem einen noch an dem anderen interessiert war.
Bevor sie ein Wort sagen konnte, schnauzte er sie an. »Du Freigeburtsratte! Mein linker Hüftaktivator ist mitten im Kampf ausgefallen. Wäre das nicht geschehen, hätte ich gesiegt. Du hast mich den Blutnamen gekostet, und dafür wirst du teuer bezahlen!«
Judith zuckte zusammen, aber dann atmete sie tief durch und wog ihre Antwort sorgfältig ab. »Ich versichere Ihnen, Sterncaptain, ich habe das System überprüft. Vielleicht wurde es beschädigt?«
»Neg! Ich habe an dieser Zone keine Treffer erlitten«, spie er. Hätte sie etwas näher gestanden, spürte Judith überdeutlich, hätte er sie geschlagen, allein schon, um etwas von der Wut abzulassen, die in seinen Adern pochte. Sein verwüstetes Gesicht wirkte fast dämonisch in seinem Zorn.
Sie trat vorsichtig zu dem am Boden liegenden OmniMech und kletterte an dem Bein hoch, um sich Zugang zum Hüftaktivator zu verschaffen. Trents Analyse war korrekt. Sie konnte keinerlei Beschädigung in der Nähe des Hüftgelenks feststellen. Mit dem Lukenschlüssel öffnete sie die Panzerung, um den Aktivator selbst zu untersuchen. Trent sah ihr, immer noch kochend vor Wut, vom Boden aus zu, sagte aber nichts.
Der Wartungsschacht war eng und dunkel, aber mithilfe einer kleinen Taschenlampe war sie in der Lage, sich das Innenleben des Mechs näher anzusehen. Als sie die Isolierung zurückschälte, stellte sie fest, dass der Aktivator sich festgefressen hatte. Die beweglichen Teile des Mechanismus waren überhitzt und zu einem einzigen Klumpen Metall verschmolzen. Der war so heiß, dass sie ihn nicht einmal zu berühren brauchte, um seine Hitze zu spüren.
Vor und nach meiner Reparatur hat er bestens funktioniert. Sie sah sich weiter hinter dem Wartungsluk um und fand das Problem beinahe sofort. Die Kühlmittelleitung, die am Aktivator entlangführte und das Hüftgelenk vor Überhitzung hätte schützen sollen, war zu. Von außen war kein Bruch zu erkennen, also musste es ein interner Fehler gewesen sein. Aber die Kühlung war ein so narrensicheres System, dass praktisch keine Wartung notwendig war. Sie griff nach der Leitung und stellte fest, dass sie durchtrennt und versiegelt war.
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