Rehm . Falscher Einwurf
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© 2018 Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim
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Layout, Satz und Umschlaggestaltung: Composizione Katrin Rampp, Kempten
Titelfoto: Laura Pecoroni
Druck und Verarbeitung: Scandinavian Book, Bremen
ISBN 978-3-96423-003-0
Inhalt
Vorwort Vorwort Es war einer dieser Momente, die man niemals vergisst. Weil sie das eigene Leben schlagartig verändern. Von einem Augenblick auf den anderen. Ein einziger Anruf, ein einziger Satz, ein einziges Wort. Und nichts ist mehr, wie es einmal war. Es war an einem Sonntag im August. Es regnete in Strömen, wir lagen mit 0:1 in Rückstand. Noch drei Minuten zu spielen, Abstoß für unser Team. Ich war die alleinige Spitze in meiner Mannschaft, tummelte mich hinter der gegnerischen Abwehrreihe, versuchte mich als stolpernde Version von Luca Toni. Weit außerhalb des Blickfeldes der Verteidiger wartete ich auf den langen Pass über die Viererkette, startete im richtigen Moment, nutzte anschließend meinen Bewegungsvorsprung und lupfte den Ball über den herausstürzenden Torwart in die Maschen. Ein Traumtor. Zelebraler Jubel. Ich riss das Trikot vom Körper, warf mich in den Schlamm, suhlte mich im Rausch der Endorphine. Abseits. Der komplette Sportplatz verfiel in schallendes Gelächter. Häme von den siebzehn Zuschauern. „Zwölf Meter Abseits, Christoph! Herzlichen Glückwunsch! Neuer Rekord!“ Die Mitspieler wandten sich beschämt ab, der Schiedsrichter schüttelte fassungslos den Kopf, der Trainer stellte lautstark meinen Geisteszustand in Frage. Mein Auftritt war eine einzige Peinlichkeit. Was niemand von ihnen wusste: Bei einem Abstoß gibt es kein Abseits. Mein Tor war völlig regelkonform. Sämtliche Anwesenden lagen mit ihrer Einschätzung komplett falsch. Doch letztlich spielte das überhaupt keine Rolle. Der Sportplatz hatte sein Urteil gefällt. Diskussion überflüssig. Und ohne darüber nachzudenken, wusste ich von diesem Moment an, dass ich niemals eine Chance haben würde, mich gegen all die Regeln und Prinzipien auf einem Ascheplatz zu stellen. Egal, ob sie nun richtig waren oder falsch – ich musste sie akzeptieren: Die ganz eigenen Gesetze der Kreisliga. Viel Spaß beim Lesen.
Willkommen im Club!
Lass dich nicht!
Auf einen Kick mit den „Alten Herren“
Die Leiden des Schiedsrichters
Sie nannten ihn Mücke
Die Tücken des Firmenfußballs
Der lächelnde Kranke
Lang lebe König Hallenfußball!
Paul Breitners Erben
Welches Schweinderl hättens gern?
Kiste!
Vereinsliebe im Dreiviertel-Takt
Schluss mit lustig!
Jogis Nachwuchshoffnungen
Für den „Modernen Fußball“!
„Der könnte locker höher spielen!“
Dem Trashtalk ein Ende!
Die Last des Erfolges
Ein kleiner Wegweiser für Erfolgstrainer
Der Rentner
Die Tasche des Grauens
Romantiker in engen Trikots
Aus dem Arbeitstag eines Platzwartes
Tsubasas Rache
Die Handtuch-Situation
Beim Rüssel des Grotifanten!
Auf eine Runde „Idiotenvolley“
Hinter vorgehaltener Hand
50+1
Schnitzel mit Marlboro
Frohes Fest!
Über den Autor
Vorwort
Es war einer dieser Momente, die man niemals vergisst. Weil sie das eigene Leben schlagartig verändern. Von einem Augenblick auf den anderen. Ein einziger Anruf, ein einziger Satz, ein einziges Wort. Und nichts ist mehr, wie es einmal war.
Es war an einem Sonntag im August. Es regnete in Strömen, wir lagen mit 0:1 in Rückstand. Noch drei Minuten zu spielen, Abstoß für unser Team. Ich war die alleinige Spitze in meiner Mannschaft, tummelte mich hinter der gegnerischen Abwehrreihe, versuchte mich als stolpernde Version von Luca Toni. Weit außerhalb des Blickfeldes der Verteidiger wartete ich auf den langen Pass über die Viererkette, startete im richtigen Moment, nutzte anschließend meinen Bewegungsvorsprung und lupfte den Ball über den herausstürzenden Torwart in die Maschen. Ein Traumtor. Zelebraler Jubel. Ich riss das Trikot vom Körper, warf mich in den Schlamm, suhlte mich im Rausch der Endorphine.
Abseits.
Der komplette Sportplatz verfiel in schallendes Gelächter. Häme von den siebzehn Zuschauern. „Zwölf Meter Abseits, Christoph! Herzlichen Glückwunsch! Neuer Rekord!“ Die Mitspieler wandten sich beschämt ab, der Schiedsrichter schüttelte fassungslos den Kopf, der Trainer stellte lautstark meinen Geisteszustand in Frage. Mein Auftritt war eine einzige Peinlichkeit.
Was niemand von ihnen wusste: Bei einem Abstoß gibt es kein Abseits. Mein Tor war völlig regelkonform. Sämtliche Anwesenden lagen mit ihrer Einschätzung komplett falsch. Doch letztlich spielte das überhaupt keine Rolle. Der Sportplatz hatte sein Urteil gefällt. Diskussion überflüssig. Und ohne darüber nachzudenken, wusste ich von diesem Moment an, dass ich niemals eine Chance haben würde, mich gegen all die Regeln und Prinzipien auf einem Ascheplatz zu stellen. Egal, ob sie nun richtig waren oder falsch – ich musste sie akzeptieren: Die ganz eigenen Gesetze der Kreisliga.
Viel Spaß beim Lesen.
Willkommen im Club!
Neuer Verein, neuer Trainer, neue Mitspieler – eine Gemengelage, die für jeden Neuankömmling eine große Portion Zündstoff bereithält.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Davon kann wohl jeder ein Lied singen, der als Frischling auf dem Bau dazu verdonnert wurde, zum Baumarkt zu fahren und zwei Säcke Getriebesand zu kaufen. Oder der in der Schlosserei allmorgendlich den Amboss mit einer Feile abziehen musste, um ihm anschließend mit hochwertigem Ambossfett noch eine Hochglanz-Politur zu verpassen. Als neuer Spieler in einem Fußballverein ist das nicht wesentlich anders. Vor allem bei einem Wechsel vom Lokalrivalen bekommt man es beim ersten Training mit den unterschiedlichsten Clownereien zu tun. Besonders beliebt: Beim lockeren Kick auf dem Kleinfeld dem Neuzugang die Rolle als zusätzliche Torstange zuzuweisen – schließlich habe man ja nur noch drei Stangen, nachdem die vierte geklaut wurde. Vermutlich von osteuropäischen Torstangenschiebern. Daher müsse sich jeder Spieler erst einmal in den Dienst der Mannschaft stellen.
Nachdem der Neue die erste Viertelstunde des Trainings ohne zu murren seiner Funktion als Torpfosten gewissenhaft nachgekommen ist, hat er sich für ernsthafte Ämter empfohlen. Seine Anweisungen empfängt er jetzt von ganz oben: Der Trainer hat die Markierungshütchen im Materialraum liegen lassen, der Neue möge sie doch bitte holen – irgendeiner der vierzehn Schlüssel am Schlüsselbund sei schon der Richtige. „Einfach ausprobieren, bis einer passt!“ ruft man dem eifrigen Freizeitsportler noch jovial hinterher, der mit hektischer Betriebsamkeit den Eingang zum Clubhaus sucht. Im Materialraum findet der Neuling dann zwar keine Markierungshütchen, dafür aber einen ganzen Wald aus Torstangen. Die Hütchen hatten sich unterdessen in der Kiste mit den Trainingsleibchen am Spielfeldrand versteckt, wie der Trainer schon nach kurzer Zeit festgestellt hatte: „Ah, sorry! Die hatte ich vorhin übersehen. Mein Fehler!“
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