Broken Hearted
Herz (nicht) zu verkaufen
Cara Lay
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
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Über OBO e-Books
Die Party war in vollem Gange. Munteres Stimmengewirr und Gelächter drangen an ihr Ohr.
Auf der Suche nach einem ruhigen Platz schob sich Brenda Callen mit ihrem Champagnerglas in der Hand durch die Menschen, die in Grüppchen zusammenstanden. Hier und da blieb sie stehen, um ein paar Worte zu wechseln. Einige Gäste kannte sie, die meisten waren ihr fremd.
Ihre beste Freundin Cadence und deren Freund Noel hatten zu einer Party – eine Art sommerlichem Richtfest – in ihren Rohbau eingeladen. Daraus ergab sich der interessante Kontrast von Männern in maßgeschneiderten Anzügen und Frauen in edlen Cocktailkleidern, die auf Klappstühlen saßen – umgeben von Zementsäcken und Mörtelkübeln.
Brenda beglückwünschte sich, dass sie in weiser Voraussicht ein tauglicheres Outfit gewählt hatte. In ihrer Hose und mit den flachen Halbschuhen war sie den Herausforderungen der Baustelle gewachsen. Nur ihre raffiniert geschnittene Seidenbluse war ein Zugeständnis an die Ansprüche einer Party, zu der einer der reichsten Männer des Landes eingeladen hatte.
Brenda erreichte den Raum, der später einmal der Salon sein würde. Während nebenan im zukünftigen Esszimmer ein reichhaltiges Buffet wartete, gruppierten sich die Gäste hier mit den Tellern um Stehtische, deren blütenweiße Hussen aus dem übrigen Betongrau herausstachen. In der Ecke entdeckte Brenda niedrigere Tische mit freien Plätzen und steuerte darauf zu.
Erleichtert sank sie auf einen der Klappstühle. Ihre Mundwinkel schmerzten von ihrem aufgesetzten Lächeln. Zwischen all den unbeschwerten Menschen zu sitzen und vorzugeben, sie wäre ebenfalls unglaublich fröhlich, wurde mehr und mehr zur Herausforderung. Heute Morgen waren wieder zwei Rechnungen ins Haus geflattert. Nicht überraschend natürlich, sie hatte die Waren für das ›Plansprings Inn‹ selbst bestellt, aber insgeheim hatte sie gehofft, die Schreiben der Lieferanten würden noch etwas auf sich warten lassen. Lange konnte sie die Zahlungsschwierigkeiten nicht mehr geheim halten.
Und ausgerechnet jetzt fiel ihr Blick auf den Mann, der an dieser Misere erhebliche Mitschuld trug. Matthew Miller lachte gerade sein offenes, warmes Lachen, das jeden in seiner Umgebung sofort für ihn einnahm. Er stand mit Noel zusammen. Harvard-Studienkollege, bester Freund und stiller Teilhaber des Plansprings Mountain Ski Resorts. Diese Luxus-Hotelanlage, die Matt gehörte und die maßgeblich für den Niedergang ihres eigenen kleinen Gastronomiebetriebs verantwortlich war.
Sofort spürte sie einen Stich im Magen. Schon wenn sie nur an das Hotel dachte, zogen sich ihre Eingeweide zusammen. Für ihre Heimatgemeinde Plansprings war die Anlage eine Art Heilsbringer. In diese abgelegene Ecke der Rocky Mountains verirrten sich für gewöhnlich keine Investoren, aber Matt stammte aus dem Ort und war nach dem Studium hierher zurückgekehrt. Noel und Matt hatten neue Jobs geschaffen, als die Gemeinde nach dem Stellenabbau im Sägewerk wirtschaftlich am Boden war.
Ein Segen für alle – außer für Brenda. Die Gäste kehrten nach ihren Wanderungen nicht mehr bei ihr ein, sondern ließen sich von der Hotelterrasse und der – zugegebenermaßen spektakulären – Aussicht verführen. Dagegen kam das kleine ›Plansprings Inn‹ nicht an. Eine Renovierung des Lokals war seit Jahren überfällig. Wenn sie nur an die altersschwache Kaffeemaschine dachte, die nur noch nach dem Zufallsprinzip funktionierte. Aber allein eine gute Gastronomiekaffeemaschine kostete ein paar tausend Dollar. Vom Rest ganz zu schweigen.
Natürlich schadete Matt ihr nicht absichtlich. Im Gegenteil – er war einer ihrer ältesten Freunde und wenn er gewusst hätte, wie hart der Überlebenskampf ihres Lokals durch sein Hotel geworden war, hätte ihn das tief getroffen. Schon aus diesem Grund würde sie nie auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Ändern konnte er an der Situation ohnehin nichts.
Es fiel ihr allerdings mit jedem Tag schwerer, ihm gegenüber unbekümmert aufzutreten. Auch jetzt hätte sie sich am liebsten heimlich davongemacht, doch führte der einzige Weg nach draußen direkt an ihm vorbei. An ihm und an seiner Freundin Sandra, die klettengleich an seinem Arm hing.
Mit ihrem makellosen Äußeren passte sie perfekt zu dem gutaussehenden Hoteleigentümer. Beide strahlten um die Wette. Das Klischee eines erfolgsverwöhnten Paares. Wie unter Zwang musste Brenda immer wieder dorthin schauen, obwohl es ihr jedes Mal einen Stich versetzte. Seit wann interessierten sie Matts Frauengeschichten überhaupt?
Als hätte er ihre Blicke gespürt, drehte Matt den Kopf in ihre Richtung. Das intensive Blau seiner Iriden leuchtete sogar auf diese Entfernung. Mit diesen Augen, dazu einem strahlendweißen Lächeln und einem immer etwas ungebändigten blonden Schopf zog er das Interesse mancher Frau im Raum auf sich.
Brenda hatte ihn seit der Kindheit nicht mehr mit nacktem Oberkörper gesehen, aber sie war überzeugt, dass er ein Sixpack hatte. Dachte man sich nun noch ein Surfbrett unter dem Arm hinzu, hätte er auf jedem Cover eines Surfer Magazins eine gute Figur gemacht.
Ihre Blicke kreuzten sich, und sie sah nicht schnell genug weg. Prompt löste er sich von Sandra und schlenderte lächelnd zu ihr herüber. In seiner grauen Stoffhose und dem hellen Pullover mit V-Ausschnitt wirkte er elegant und leger zugleich.
»Na, Kleine, was ziehst du denn für ein Gesicht?« Er nahm spielerisch eine dicke Strähne aus ihrem Zopf in seine Hand und zog daran.
Früher hatte er sie immer damit in Rage gebracht, sie ›Kleine‹ zu nennen, heute löste diese Neckerei bei ihr eine seltsame Wehmut aus. Was waren das für unbeschwerte Zeiten gewesen, als die größten Probleme in ihrem Leben Matts Streiche waren, und die Frage, auf welche Weise sie sich am besten dafür rächen konnte.
»Es ist nichts.« Normalerweise heiterte Matts Anwesenheit sie stets auf, doch heute wollte selbst das nicht funktionieren. Die Sorgen um ihr Dinercafé, dazu all die glücklichen Leute um sie herum – ihre Laune war auf dem Tiefpunkt. Unwillig schüttelte sie den Kopf.
»Das nennst du ›Nichts‹?« Matt zog die Augenbrauen zusammen. »Die immer vor Energie sprühende kleine Brenda sitzt hier und sieht aus, als wolle sie einen Mord begehen.«
»Und wird das womöglich auch tun, wenn du mich noch einmal Kleine nennst und mir weiter auf die Nerven gehst.« Sie stürzte den Rest des Champagners in einem Zug hinunter. Matt blickte sie verdattert an. Verflixt, das hatte er nicht verdient. Brenda erhob sich abrupt. »Es tut mir leid. Ich bin einfach nicht gut drauf. Kopfschmerzen. Ich muss kurz an die frische Luft.« Ihre Mundwinkel zeigten hoffentlich so etwas wie ein entschuldigendes Lächeln. Sie drängte sich an Matt vorbei und knallte das Glas im Vorbeigehen auf einen der Stehtische. Sie sah noch Matts überraschtes Gesicht, dann quetschte sie sich durch die Menschentraube.
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