„Ich habe es also erreicht. Er sagt nichts“, teilte ich als erstes mit. Ulis dunkle Augen blitzten — ich fuhr sofort auf ihn los.
„Denk jetzt aber nur nicht —“
„Ich denke gar nicht, und außerdem sind die Gedanken bekanntlich frei“, sagte er. Aber seine Frechheit war wohl nicht ganz echt.
„Und du, Roland, — ich finde, du hängst genauso drin wie Uli. Ob man nur zusieht und nicht verhindert, oder ob man mitmacht, das kommt aufs gleiche heraus, also blas dich bloß nicht auf! Ihr sitzt beide in der Patsche oder seid beide nochmal herausgekommen! Und mit Horst und diesem Uwe da — wenn ich euch nochmal mit denen erwische —“
„Dann?“ fragte Roland. Es sollte spöttisch und selbstherrlich klingen, aber es wirkte ziemlich kläglich. Das tat mir gut.
„Dann Gnade euch!“ vollendete ich finster.
Mutter mußte ich anlügen, daran führte kein Weg vorbei. Ich hatte mir auf dem Heimweg alles genau zurechtgelegt.
„Sie waren es nicht“, sagte ich also, nachdem ich mit den Jungen gesprochen und sie zum Stillschweigen verpflichtet hatte. „Ich war bei Grulich und habe mich erkundigt, damit du beruhigt bist. Er weiß, wer es war. Er hat es mir auch gesagt. Aber ich habe ihm versprochen, es niemandem weiterzusagen. Frag mich also bitte nicht.“
Mutter hatte natürlich nicht geschlafen. Sie hatte dagelegen und sich geängstigt — sie fand auch jetzt noch nicht heraus aus ihrer Sorge.
„Wirklich? Weißt du es auch gewiß? Sagst du es nicht nur, damit ich beruhigt bin? Dann verrate mir doch, wer es war, ich erzähle es bestimmt niemandem.“ Ich hätte ja nun Uwe Deister und Horst Kollmann nennen können. Aber das wäre gemein gewesen. Ich fand es schon nicht schön von Mutter, daß sie mich fragte. Mutter ist sonst fair, fairer jedenfalls als Vater. Richtig fair sind Erwachsene uns gegenüber wohl nie. Da kommen sie mit „mehr Erfahrungen“ und „Verantwortung tragen“ und ähnlichem.
„Bitte frag mich nicht“, sagte ich also böse. Mutter fing sofort wieder zu weinen an. Dabei hatte ich ihr die ganze Sache ja abgenommen! Und leicht war das für mich wahrhaftig nicht gewesen!
„Mach dir keine Gedanken“, sagte ich und versuchte, nicht merken zu lassen, was in mir vorging. „Und was die Leute reden, das muß dir egal sein. Sie hören auch mal wieder auf. Verstopf dir die Ohren. Ich mach es auch so. Und auf die Jungen werd’ ich schon aufpassen.“
Damit ging ich. Hinterher fragte ich mich, ob ich nicht doch ein halbes Eingeständnis gemacht hatte. Wenn, dann konnte ich es jedenfalls nicht mehr ändern.
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