Ach, diese Nauheimer Reise, wie sie die verwünschte! In ihrem Zimmer angelangt, ließ sich die schöne Frau auf das inmitten des Raumes stehende bequeme Ruhebett nieder. Zum Briefeschreiben verspürte sie wenig Lust. Die Arme über dem Kopf verschränkt, lag Frau Magda auf dem mit Fellen bedeckten Ruhebett und ihre großen Augen halb geschlossen, dachte sie darüber nach, wie das in Nauheim alles so gekommen war. Genau besehen war es eine ganz einfache Geschichte: Von Doktor Murtag wurde ihrem Manne, seines Herzleidens wegen, Nauheim als Kuraufenthalt empfohlen, sie und Else begleiteten ihn dorthin. Mit ihnen, in der gleichen Pension, wohnte der Ingenieur Walter Zernikow aus Berlin. Ihr Mann unterhielt sich gern mit dem Ingenieur, der an Else sichtlich großes Gefallen fand. Und Else, die sich sonst Herren gegenüber wenig entgegenkommend verhielt, schien die Gesellschaft des Berliner Ingenieur jeder anderen vorzuziehen. Als sie, die Mutter, endlich merkte, wie die Dinge standen, war es bereits zu spät, zwei junge Menschenherzen brannten in lichterlohen Liebesflammen. Ihr Mann war ganz auf Seite der beiden Liebesleutchen, und so sehr sie sich anfänglich dagegen gesträubt hatte, in eine Verlobung ihrer Tochter mit dem Ingenieur zu willigen, es nützte ja doch nichts, endlich mußte sie doch nachgeben, zwei so harten Köpfen gegenüber, wie sie Vater und Tochter besaßen, konnte sie auf die Dauer keinen Widerstand leisten. Sie hatte nachgegeben, aber immer noch trug sie die stille Hoffnung mit sich herum, Else würde sich‘s doch noch überlegen. Nun mußte sie endlich auch diese Hoffnung begraben. Weihnachten würde die Verlobung stattfinden, so war es ausgemacht. —
Aber bis Weihnachten waren es noch zwei Monate hin, was konnte sich nicht noch in dieser Zeit ereignen, und vor dem verabredeten Termin sollten sich die Liebenden nicht sehen, nur schreiben durften sie sich, das hatte sie sich ausbedungen. Ein Lächeln schürzte die Lippen Frau Magdas, nein, sie wollte weiter hoffen, es blieben ihr ja noch volle zwei Monate Frist.
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