Dave Cousins - Tod.Ernst

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Unvermittelt findet sich die sechzehnjährige Alex in einer so grotesken Situation wieder, dass sie gezwungen ist, sich mit ihrer Lage auseinanderzusetzen. Sind das Erinnerungen ihrer eigenen Zukunft, die plötzlich vor ihr auftauchen, oder Déjà-Vu-Erlebnisse? Und kann sie die Katastrophe, auf die die Ereignisse unaufhaltsam zusteuern, noch vermeiden? Im entscheidenden Augenblick handelt Alex schließlich
selbstlos – und gibt dem Geschehen eine überraschende Wendung …
Humorvoll und authentisch erzählt – ein Roman, so verrückt wie das Leben selbst.

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DAVE COUSINS

TOD.ERNST

Aus dem Englischen von Anne Brauner

EINS Die Leiche ZWEI Einer muss sterben DREI Das Zeichen 1 Das - фото 1

EINS:

Die Leiche

ZWEI:

Einer muss sterben

DREI:

Das Zeichen

1

Das Alexandra-Syndrom

2

Mein Held

3

Meine Nemesis

4

Bitte bleiben Sie sitzen, bis der Bus vollständig zum Halten gekommen ist

5

Wo bin ich nur mit meinen Gedanken?

6

«Das machst du immer so»

7

Meine neue Lieblingsbewohnerin

8

Doppelter Wortwert

9

Es gibt ein Wort dafür

10

Die Worst-Case-Szenario-Picture-Show

11

Zurzeit gestört

12

«Second Chance»

13

One for Sorrow

14

Knapp entronnen

15

Eine späte Aufholjagd

16

Das Klavier fällt herunter

17

Versprechungen, Versprechungen

18

Dünne Goth-Hexe

19

… und wenn es noch so blöd erscheint

20

Es ist kein Mord, wenn das Opfer sich anbietet

21

Genau das Gleiche wie letztes Mal

22

Noch etwas, das ich nicht kommen sah

23

Restlos erledigt

24

Die Nacht, über die wir nicht reden

25

Zeit totschlagen

26

Limited Edition

27

Mein Dating-Ratgeber

28

Man sollte nie zurückkehren

29

Abstieg in die Hölle

30

Alex Zwei

31

Granny Yoda

32

«Smash Glass in Case of Emergency»

33

Irgendwie unvermeidlich

33 1/3

Richtig gut oder richtig schlecht?

34

Tanz weiter!

35

Toter Punkt

36

Meine Leute

37

Das Ende, mit dem niemand gerechnet hat

38

Ein wunderbares Leben

Danksagung

FÜR JEAN-CLAUDE LIN UND ANNE BRAUNER, OHNE DIE ES DIESES BUCH NICHT GÄBE.

LEBEN – ES GIBT NICHTS SELTENERES AUF DER WELT.

DIE MEISTEN MENSCHEN EXISTIEREN, WEITER NICHTS.

OSCAR WILDE

EINS: DIE LEICHE

Das ist nicht meine erste Leiche, aber irgendetwas stört mich an ihr. Es könnte an dem gruseligen pinken T-Shirt des Mädchens liegen – ich meine, in so was will ich nicht tot überm Zaun hängen! Oder es ist der Spruch, der in schwarzen Spraydosenbuchstaben auf dem T-Shirt steht: LIVE FAST, DIE YOUNG. Die Tatsache, dass sich ihr Wunsch so eindeutig erfüllt hat, lässt mich frösteln.

Aber ich weiß, dass es nicht das T-Shirt ist, das mir eiskalte Schauer über den Rücken jagt und mein Herz zum Rasen bringt. Sondern dass das tote Mädchen auf dem Edelstahltisch bis auf die Kleidung genauso aussieht wie ich.

Nein, schlimmer …

Sie IST ich.

Das ergibt keinen Sinn, oder? Wie kann ich tot sein und gleichzeitig total schockiert hier rumstehen? Gute Frage. Glaubt mir, sie schwirrt mir auch gerade durch den Kopf – unter anderem.

Als Erstes denke ich: Ich träume! Kann doch gar nicht anders sein, denn ich muss dazu sagen, dass ich splitterfasernackt bin! Das muss einer dieser Albträume sein, in denen man in die Schulkantine geht und sich wundert, warum alle lachen und mit dem Finger auf einen zeigen, bis man an sich herunterschaut und merkt, dass man vergessen hat, sich anzuziehen.

Also werde ich ja wohl gleich aufwachen, oder?

Ich versuche, den bohrenden Zweifel zu verdrängen, der in meinem Hinterkopf vermeldet, dass ich nie auch nur ansatzweise etwas wie das hier geträumt habe, aber was sollte es bitte schön sonst sein? Wenn ich da tot auf der Bahre liege, was macht das dann aus mir hier? Ein Gespenst? Einen Geist, der verflucht ist, unter den Lebenden zu spuken, bis mein vorzeitiges Ende gerächt wird?

Das glaube ich nicht, schließlich haben wir bereits festgestellt, dass ich nackt bin – und nicht durchsichtig. Wäre ich tot, würde ich kaum merken, wie kalt es hier ist, dabei habe ich eine mega Gänsehaut, das könnt ihr mir glauben.

Mit anderen Worten, wenn ich kein Geist bin und das Ganze kein Traum ist, dann muss es – ich zögere, das Wort auch nur zu denken – WIRKLICHKEIT sein. Wenn ich aber akzeptiere, dass das alles tatsächlich geschieht, muss ich auch die Angst und die Panik zulassen. Ganz zu schweigen von einem Haufen Fragen, zum Beispiel: Wo zum Teufel bin ich hier? Und wie bin ich her gekommen?

Eins ist jedenfalls sicher: In unserer Schulkantine bin ich nicht, eher in einer Art Leichenhalle. Ich habe zwar noch nie eine von innen gesehen, aber die kalten Edelstahloberflächen, die gekachelten Wände und die herumliegenden Leichen weisen mit tödlicher Sicherheit darauf hin. Voll das lustige Wortspiel, was?

Schon gut, ich finde es auch nicht zum Lachen. Die meiste Zeit versuche ich, nicht auf die stillen Ausbuchtungen in den beiden Leichensäcken zu schauen, die auf den Rollwagen neben meiner Doppelgängerin in dem pinken T-Shirt liegen. Einen verrückten Augenblick lang bin ich in Versuchung, den Reißverschluss des einen Sacks aufzuziehen und nachzusehen, ob die Leiche darin auch so aussieht wie ich, doch ich halte mich zurück. Mir ist nicht klar, was mich mehr verstören würde – wenn es so wäre oder wenn jemand Fremdes darin läge.

Da wir gerade von verstörenden Dingen reden … Was läuft hier eigentlich für eine grauenhafte Musik? Es klingt wie Beatles-Hits auf Panflöte oder so. Wahrscheinlich soll das beruhigend wirken – als Hintergrundgeräusch, damit den Bestattern die Arbeit mit den Sägen und Bohrern, die da hinten auf Aluminiumschalen liegen, leichter von der Hand geht. Doch was ist aus dem Respekt vor den Toten geworden? Warum tut man diesen Leuten, die ohnehin einen schlechten Tag erwischt haben, so etwas an, während ihre Eingeweide rausgesaugt werden? Musik ist wichtig – und so ein Schund trifft mich in der Tiefe meiner Seele!

Ich muss mich konzentrieren.

Okay, ich bin in einer Leichenhalle. So weit, so sonderbar.

Die nächste Frage, die sich aufdrängt, lautet: Wie bin ich bloß hier gelandet?

Bei dem Versuch, mich zu erinnern, fühlt sich mein Gedächtnis seltsam wattig an, als würde ich durch ein schmutziges Fenster in einen dunklen verrauchten Raum blicken. Ich erkenne schattenhafte Figuren, die sich bewegen, und höre gedämpfte Stimmen, aber ich kann mir kein Bild davon machen, was geschieht.

Meine letzte klare Erinnerung stammt von heute Morgen, als ich meinen Frühstückstoast verbrannt habe.

Einen Moment lang rieche ich ihn buchstäblich – den trockenen Rauch, als wäre jemand hereingekommen, der gerade noch an einem Lagerfeuer stand. Und plötzlich habe ich das deutliche Gefühl, nicht mehr allein im Raum zu sein.

Der Verdacht wird durch ein höfliches Räuspern in meinem Rücken bestätigt.

Da fällt es mir wieder ein – ich bin NACKT!

Jetzt muss ich doch wirklich AUFWACHEN, oder? Ich meine – Hallo ?

«Möchtest du vielleicht das hier überziehen?» Eine männliche Stimme, war ja klar. Ein weißer Laborkittel schwebt in mein Sichtfeld. «Ich sehe nicht hin, versprochen.»

Ich ziehe das dargebotene Anstandshemd über und knöpfe es unbeholfen zu, während meine Ohren vor Scham rot anlaufen.

Schließlich drehe ich mich um und sehe ihn an.

Ich will ganz ehrlich zu euch sein: In den Horror-bildern in meinem Kopf kommt kein Turniertänzer vor.

Außerdem bezweifle ich, dass dieser Typ, der ein rotes Seidenhemd, eine schwarze Weste und eine etwas zu knapp geschnittene Hose trägt, wirklich Turnier tanzt. Er sieht nur so aus.

«Hallo.» Für einen Moment blendet mich sein Lächeln, und das meine ich nicht metaphorisch. Der Typ hat die weißesten, perfektesten Zähne, die ich je gesehen habe. Sein Teint in dunklem Orange und der gepflegte Kinnbart verstärken diese Wirkung noch.

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