Pardon, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Madame Missou. Mehr als einen guten Café au lait und einen Plausch mit meiner besten Freundin brauche ich nicht, um glücklich zu sein!
Möchtest du gemeinsam mit mir herausfinden, wie du gute Entscheidungen triffst? Du hast die Wahl!
Deine Madame Missou
Warum wir Angst vor Entscheidungen haben
Eine liebe Freundin von mir hatte stets große Probleme, sich zu entscheiden. Das konnte so weit gehen, dass schon die Frage, was sie im Restaurant bestellen sollte, ihr Herz rasen ließ. Ihr Freund war von diesem Umstand wenig begeistert und fing an, ihr Entscheidungen abzunehmen. Glücklich waren damit beide nicht. Er wollte schließlich nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr das Essen nicht schmeckte.
Bei einem langen, weinseligen Gespräch – ich hatte den Wein ausgesucht – kamen wir dann dem Problem mehr oder weniger zufällig auf die Schliche: Die Mutter meiner Freundin war übertrieben streng gewesen. Sie tadelte jedes erdenkliche Fehlverhalten, ob schlechte Schulnoten, Patzer bei der Hausarbeit oder eine vermeintlich freche Bemerkung. Wenn meine Freundin etwas „falsch“, also nicht zur Zufriedenheit ihrer Mutter machte, dann wurde sie durch Ablehnung bestraft. Schlimmer noch, manchmal bekam sie sogar eine Ohrfeige!
Kein Wunder, dass meine Freundin die Überzeugung entwickelt hatte, durch „Versagen“ auch eine Versagerin zu werden, die man nicht mehr lieb hat. Das war tief in ihrem Selbstbild verankert und blockierte sie natürlich, wenn sie Entscheidungen treffen musste.
Allein die Erkenntnis dieses Zusammenhangs ließ einen Knoten platzen. Meine Freundin weiß nun, dass sie an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten muss. Ihr Freund unterstützt sie dabei. Und als wir uns vor Kurzem wieder mal getroffen haben, war sie es, die für uns den Wein ausgesucht hat.
Es gibt keine falschen Entscheidungen
Unsere Erfahrungen und unsere Erziehung spielen also eine wichtige Rolle, wenn es um die Angst vor Entscheidungen geht. Doch nicht immer liegt des Rätsels Lösung tief in der Vergangenheit vergraben. Oft unterliegen wir einfach nur einem Denkfehler:
Wir gehen davon aus, dass es eine unumstößlich richtige, ideale, perfekte und einzig wahre Entscheidung gibt. Dem ist aber nicht so!
Auch wenn wir Möglichkeit B durch die Wahl von Möglichkeit A ausschließen und uns später einmal Zweifel kommen, weil A nicht perfekt ist, sollten wir dieser Täuschung nicht aufsitzen. Denn auch Möglichkeit B wäre nicht perfekt gewesen.
Nichts ist perfekt!
Auf den Zeitpunkt kommt es an!
Es gibt also keine falschen Entscheidungen – wohl aber falsche Zeitpunkte, um sich zu entscheiden. Um eine gute Entscheidung treffen zu können, braucht man nämlich einen klaren Kopf. Im Umkehrschluss heißt das:
Der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist dann, wenn man aufgebracht, ängstlich oder wütend ist.
Das gilt besonders im zwischenmenschlichen Bereich. Mitten in einem heftigen Streit möchte man vielleicht am liebsten den Job hinschmeißen oder eine geplante Reise canceln. Oft ärgert man sich hinterher jedoch über diese Überreaktion und ihre Konsequenzen. Beim kleinsten Anlass den Koffer packen und den Partner verlassen? So würde man wohl kaum jemals eine längere stabile Beziehung führen können. Mit Wut im Bauch sollte man daher niemals wichtige Entscheidungen treffen!
Mein
TIPP:
Meine Freundin Monique vertraute mir das Geheimnis ihrer stabilen Beziehung an: Bei einem Streit gehen sie und ihr Mann sich erst einmal zwei, drei Tage aus dem Weg, um sich wieder einzukriegen.
Dieses Nicht-Entscheiden in impulsiv aufgeladenen Situationen hält die Beziehung nun schon seit mehr als zehn Jahren stabil – obwohl beide durchaus temperamentvoll sind, sodass öfter mal die Fetzen fliegen!
Ein Trick gegen die Angst
Sicher hilft es, wenn man weiß, dass es keine perfekten Entscheidungen gibt. Dennoch kann dieser Gedanke allein oft nicht verhindern, dass uns eine anstehende Entscheidung den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Besonders wenn es um wichtige Belange geht, schießt man doch selten aus der Hüfte. Stattdessen bereitet uns das Thema oft schlaflose Nächte.
Mir persönlich tut es gut, wenn ich mich in einer solchen Situation frage: Was kann im schlimmsten Fall passieren?Die Angst vor Entscheidungen ist, wie alle Ängste, nur im Dunkeln mächtig. Wenn wir sie ans Licht zerren und einen direkten Blick auf sie werfen, sehen wir ihr tatsächliches Ausmaß viel klarer. Und das ist meist um einiges weniger bedrohlich, als es uns zunächst erschien.
Viele Entscheidungen lassen sich wieder rückgängig machen, wenn man sich mit ihren Konsequenzen nicht wohlfühlt. Du bist beispielsweise in eine andere Stadt gezogen und vermisst dort deine gewohnte Umgebung viel mehr als gedacht? Setz dir einfach einen bestimmten Zeitrahmen und wenn es nicht besser wird, brich deine Zelte wieder ab.
Wie schlimm wäre es wirklich, die falsche Entscheidung zu treffen?
Es gibt niemandem, der uns ein Drehbuch schreibt, dem wir folgen müssen. Und würden wir es wirklich wollen, so unfrei zu leben? Das kannst du dir vor Augen führen, wenn die Angst vor einer Entscheidung dich lähmt.
Das Unterbewusstsein entscheidet mit
Um mehr über die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen, herauszufinden, habe ich ausführlich recherchiert. Dabei bin ich auf Erkenntnisse der modernen Hirnforschung gestoßen, die durchaus beunruhigend sind, wenn man sich ihre Bedeutung klarmacht.
Befinden sich Menschen im MRT und werden vor eine Entscheidungsaufgabe gestellt, wird zuerst das Zwischenhirn und dann erst das Großhirn aktiv. Mon Dieu, das Zwischenhirn ist doch der Sitz der Gefühle, während sich der viel gelobte Verstand im Großhirn tummelt!
Das bedeutet, dass wir gar nicht rational entscheiden, obwohl wir das meistens glauben. Vielmehr ist unser Gefühlszentrum ursächlich für unsere Entscheidung verantwortlich, die unser Verstand dann nur noch rational absegnet.
Manchmal lässt sich das auch im wahren Leben direkt beobachten. Man denke nur an das Klischee von der Frau, die sich immer wieder die „falschen“ Männer aussucht. Ich selbst habe tatsächlich eine alte Schulfreundin, die dem leider genau entspricht. Sie lässt sich gerade zum dritten Mal scheiden, wieder von einem großen, gut aussehenden Macho-Typen, wieder wegen Untreue. Sie kann einfach nicht verstehen, wie es dazu kommen konnte: „Ich fühlte mich bei ihm doch so gut aufgehoben und beschützt!“
Читать дальше