Beispiel: Wenn die Kollegin ständig jammert, wie viel Arbeit sie hat, kann das bedeuten, dass sie aufmerksamkeitssüchtig ist, es kann aber auch einfach ein Hilferuf bei tatsächlicher Überforderung sein.
Der Perspektivenwechsel bedeutet keineswegs, dass alles hingenommen oder wegerklärt werden soll. Es geht darum, dass Sie sich einen sachlichen Blick bewahren.
2.Keine Unterstellungen oder (innere) Beleidigungen
Respektvoll: auch innerlich!
Trennen Sie Annahmen von Fakten. „Bestimmt macht er / sie das, weil …“, „Das ist ja ein Dummschwätzer!“ Sehr häufig sind wir recht ungnädig, wenn wir genervt sind. Es ist ein menschliches Ventil, jemanden mit Schimpfwörtern zu betiteln oder meistens nicht sehr schmeichelhafte Vermutungen anzustellen, warum der andere sich auf genau diese Weise benimmt.
Gehen Sie respektvoll mit anderen um. Mir hilft in schwierigen Situationen der Spruch „Was Du nicht willst, dass man Dir tu“. Ich möchte nicht, dass man über mich spekuliert oder beleidigend über mich denkt. Also halte ich mich in der Pflicht, das selbst ebenfalls nicht zu tun. Ertappe ich mich dabei, korrigiere ich mich.
3.Eine hilfreiche Einstellung
Bleiben Sie bei sich!
Bitte vergessen Sie Sprüche wie „Wenn du Krieg haben willst, sollst du Krieg haben“ und „Wie es in den Wald hineinruft, schallt es heraus“. Es ist nicht hilfreich, Ihr eigenes Verhalten von Ihrem Gegenüber abhängig zu machen.
Auch nicht, wenn Sie es mit Härtefällen zu tun haben, also etwa mit wirklich sehr unangenehmen, aufdringlichen oder beleidigenden Menschen.
Das bedeutet nicht, dass Sie klein beigeben oder gar „die andere Wange hinhalten“ sollen, wenn Ihnen jemand ganz dumm kommt. Sich emotional zusätzlich aufzuputschen und sich damit einen Freibrief für Unsachlichkeit auszustellen, schadet Ihnen aber mehr als es nutzt. Denn es verhindert Souveränität.
4.Klartext reden – und zwar zu der Person, die es betrifft
Direkt ansprechen
Vergessen Sie bitte auch Andeutungen und Durch-die-Blume-Signale. Auch demonstratives Ignorieren oder sarkastische Bemerkungen sind nicht von Erfolg gekrönt – abgesehen davon, dass Sie damit Ihrem Anspruch, respektvoll und sachlich zu bleiben, gegenlaufen.
Hoffen Sie nie darauf, dass der andere „es schon merken wird“, sondern sprechen Sie es offen an: Sie sagen unmissverständlich, aber auf konstruktive Weise, was Sie nervt oder wo Sie bestimmte Grenzen haben.
Jeder Mensch, den ich bisher getroffen habe – beruflich und privat – wünschte sich, dass andere das direkte Gespräch suchen, wenn ihnen etwas nicht passt, und nicht etwa innerlichen Groll hegen oder sich gar bei Dritten beklagen. Bestimmt gehören Sie auch zu diesen Leuten, oder?
5.Aktiv die Führung übernehmen
Das Gespräch führen
Wann immer uns eine Situation nervt, neigen wir sehr stark dazu, anderen die Führung zu überlassen – etwa, indem wir auf Durchzug schalten oder uns sagen „Der ist halt so. Menschen ändern sich nicht“ oder „Mit dem kann man nicht reden“.
Je passiver Sie etwas über sich ergehen lassen, desto nachteiliger: Für Sie, weil Sie sich weiterhin einer nervigen Sache aussetzen. Für die Beziehung, weil selbst die beste Freundschaft untergraben wird, wenn etwas Nerviges unausgesprochen bleibt. Und für den anderen, der vielleicht gar nicht weiß, dass er Sie (oder auch andere Menschen) mit seiner Art nervt.
Behalten Sie immer die Gesprächsführung oder holen Sie sie zurück, wenn Ihnen ein Gespräch auf den Geist geht.
Hand aufs Herz:
Wie stark sind Ihre Nerven?
7 entscheidende Faktoren
Hier noch eine kleine Checkliste für Sie, um zu testen, wie es ganz generell um Ihr Nervenkostüm bestellt ist. Die folgenden sieben Faktoren bestimmen, wie stark Ihre Nerven sind. Wenn Sie in mehreren Bereichen ankreuzen, dass es darum nicht so gut bestellt ist, dann sind Sie sehr viel leichter genervt und reagieren auch heftiger. Wo sehen Sie Defizite?
Checkliste Nervenkostüm
□ Zufriedenheit: Sie sind prinzipiell zufrieden mit sich selbst, Ihrem Privatleben und an Ihrem Arbeitsplatz. Bei Unzufriedenheit ist die Stimmung bedrückt, wir sind oft ungerecht mit uns selbst und anderen oder regelrecht schlechter Laune. Es kann zu Aggressionen und Neid gegenüber anderen kommen, denen es besser geht oder deren Probleme wir trivial finden.
□ Ausgeglichenheit: Sie sorgen gut für sich, indem Sie darauf achten, sich nicht ständig zu überlasten, das tun, das Sie gerne machen, und für ein gutes Miteinander sorgen. Je weniger ausgeglichen, desto heftiger reagieren wir auf andere, manchmal die Fliege an der Wand, und sind auch schnell aus der Bahn zu werfen.
□ Konstruktiv mit sich selbst: Sie sind fair mit sich, können mit Enttäuschungen oder Fehlern umgehen und sind auf gute Weise selbstkritisch. Wer sehr hart zu sich ist, ist oft auch sehr unnachgiebig mit anderen. Manche Menschen sind schnell mit harscher Kritik und Verurteilungen bei der Hand.
□ Ernährung: Sie essen und trinken genug, abwechslungsreich und verhältnismäßig gesund. Probieren Sie es aus: Wenn Sie längere Zeit nichts essen oder sich sehr einseitig ernähren, werden Sie dünnhäutiger, ungeduldig und schneller aggressiv.
□ Genug Schlaf: Sie schlafen genug und gut, so dass Sie morgens wirklich ausgeruht sind. Wer unter Schlafdefizit leidet oder mangelnde Schlafqualität beklagt (z. B. ewig nicht einschlafen können, wie gerädert aufwachen), ist körperlich und geistig stark unter Stress, auch wenn sonst alles okay ist. Dann ist das Level, was man aushält, sehr gering.
□ Bewegung: Sie bewegen sich regelmäßig. Das muss nicht unbedingt gleich Sport sein, auch wenn das für das eigene Körpergefühl und die Stressreduzierung gut wäre. Auch Spaziergänge an der frischen Luft sind wunderbar. Das geht einher mit der Stärke und Stressresistenz, die Sie durch Ernährung und Schlaf im Einklang mit Bewegung erreichen können.
□ Gesundheit: Sie sind eigentlich gesund und fit. Wer krank ist, psychisch oder physisch, ist buchstäblich angeschlagen: das zerrt an den Nerven. Besonders schlimm ist es, wenn es sich um chronisch gewordene Krankheiten handelt. Auch bestimmte Medikamente können zu Dünnhäutigkeit oder Stimmungsschwankungen führen.
Thema für uns hier ist es, dass Sie in nervigen Situationen souverän (re)agieren. Wenn Sie bei diesen grundlegenden Faktoren Verbesserungspotenzial sehen, gehen Sie das bitte unabhängig davon an. Manchmal reicht es, regelmäßig zu essen, um weniger genervt zu sein – ich spreche aus eigener Erfahrung.
Nun gehen wir zum praktischen Teil über: Sie erhalten ganz konkrete und vielfältige Empfehlungen, wie Sie mit den unterschiedlichsten Nervsituationen und -typen umgehen können.
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