Lisa Henry - Ein guter Junge

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Der introvertierte College Student Lane Moredock ist in Schwierigkeiten. Seine Mutter wurde verhaftet wegen eines Finanzbetrugs und sein Vater ist auf der Flucht – und jeder glaubt, Lane weiß, wo die Millionen versteckt sind. Lane, der jetzt mittellos da steht und keine Bleibe hat, lässt sich auf einen verzweifelten Deal mit Acton Wagner, einem sogenannten Dom, ein, der ihm noch größeren Ärger einbringt.
Der Fotograf Derek Fields hat eine Menge Geld an die Moredocks verloren und auch er ist sicher, dass Lane schuldig ist, egal, was der behauptet. Doch als sie sich treffen, wird ihm klar, dass Lane mehr ist als der arrogante und priviligierte junge Mann. Derek fragt sich sogar, ob Lane nicht der sein könnte, nach dem er gesucht hat: einem Sub, der sein Lebenspartner werden könnte.
Doch zuerst müssen beide die Wahrheit herausfinden – und lernen, einander zu vertrauen.

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Lisa Henry & J. A. Rock

Ein guter Junge

Aus dem Englischen von Lena Seidel

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2021

http://www.deadsoft.de

© Copyright März 2013 Lisa Henry & J. A. Rock

Titel der Originalausgabe: Good Boy

Übersetzung: Lena Seidel

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© smmartynenko – shutterstock.com

© Ludmila Ivashchenko – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-444-5

ISBN 978-3-96089445-2 (epub)

Inhalt:

Der introvertierte College Student Lane Moredock ist in Schwierigkeiten. Seine Mutter wurde verhaftet wegen eines Finanzbetrugs und sein Vater ist auf der Flucht – und jeder glaubt, Lane weiß, wo die Millionen versteckt sind. Lane, der jetzt mittellos da steht und keine Bleibe hat, lässt sich auf einen verzweifelten Deal mit Acton Wagner, einem sogenannten Dom, ein, der ihm noch größeren Ärger einbringt.

Der Fotograf Derek Fields hat eine Menge Geld an die Moredocks verloren und auch er ist sicher, dass Lane schuldig ist, egal, was der behauptet. Doch als sie sich treffen, wird ihm klar, dass Lane mehr ist als der arrogante und priviligierte junge Mann. Derek fragt sich sogar, ob Lane nicht der sein könnte, nach dem er gesucht hat: einem Sub, der sein Lebenspartner werden könnte.

Doch zuerst müssen beide die Wahrheit herausfinden – und lernen, einander zu vertrauen.

Kapitel Eins

3. Juni

Der Stein, der sich in seinem Schuh verfangen hatte, während er auf dem Seitenstreifen die Straße hinaufstapfte, grub sich in Lanes Fußballen, als er die sanfte Steigung des Hügels erreichte. Er trat gegen den Rinnstein in dem Versuch, den Stein zu entfernen oder zumindest unter die Fußwölbung zu bugsieren. Vergebens. Er humpelte ein paar Schritte den Hügel hinauf, lehnte sich an den Briefkasten von irgendjemandem und zog seinen Schuh aus.

Der Schuh war ein Schnürschuh aus Segeltuch. Nichts Besonderes. Ein dünner Canvas-Schnürschuh, der nicht modisch genug war, um als Retro oder Hipster oder was auch immer durchzugehen. Einfach nur billig. Lane hatte sie als Ersatz für ein Paar Converse Star Player EVs gekauft, die er ruiniert hatte, als er über ein Stück frisch gelegten Asphalt gelaufen war. Seine Lieblingsschuhe, zu allem Überfluss. Die einzigen Schuhe, die er noch hatte. Also hatte er sich diese beschissenen Canvas-Schnürschuhe aus einem Secondhand-Laden besorgt und hasste sie.

Lane schüttelte den Stein heraus. Er zog den Schuh wieder an, schob die Hände in die Taschen seiner Jeans und ging weiter den Hügel hinauf.

Ein plötzliches Reifenquietschen ließ sein Herz rasen.

„Scheiße.“ Lane schirmte seine Augen ab, als ein Geländewagen den Hügel hinauf brauste und ihn mit seinen Scheinwerfern blendete. Eine Bierdose schlug vor ihm auf die Straße und klapperte in den Rinnstein. Lane blinzelte auf die Rücklichter, als sie den Hügel weiter hinauffuhren und durch die Kurve aus seinem Blickfeld gerieten.

Wahrscheinlich Highschool-Kinder, die einfach nur dumm waren. Nicht alles drehte sich um seine Eltern. Sie hätten nicht einmal sein Gesicht gesehen, nur einen Typen am Straßenrand. Ein Kerl, der fast durchgedreht wäre.

Gott, war er erbärmlich.

Lane schaute sich seine billigen Schuhe an und stieg weiter den Hügel hinauf. Jetzt war keine Zeit für einen Nervenzusammenbruch. Er war bereits spät dran.

Zuerst waren zwei FBI-Agenten in Lanes Zimmer im Motel vorbeigekommen, um noch eine Vernehmung zu machen. Nun, eigentlich stellten sie nur Fragen, da Lane außer einem gemurmelten „Ich weiß es nicht“ nicht viel an Antworten zu bieten hatte.

„Wie lange willst du noch an dieser Geschichte festhalten?“

Sie hatten ihm nicht geglaubt. Sie glaubten ihm nicht, dass seine Eltern ihn nicht darauf vorbereitet hatten, einen Platz im Familienunternehmen einzunehmen, denn war das nicht die Art, wie sie Moredock Investments immer gefördert hatten? Lane hatte letztes Jahr ein Sommerpraktikum im New Yorker Büro absolviert. Er hatte einen Anzug getragen, an Meetings teilgenommen und versucht, sich wie der Erbe des Imperiums zu fühlen, obwohl er sich nur wie ein Betrüger vorkam. Noch immer kannte er nicht den Unterschied zwischen Anleihen und Aktien und Anteilen.

Aber niemand glaubte ihm das.

Nachdem die Agents gegangen waren, zitterte er wie Espenlaub und hatte eine gute Viertelstunde lang mit zu Fäusten geballten Händen auf der Bettkante gesessen und darauf gewartet, wieder normal atmen zu können. Anschließend hatte er sich umgezogen, dann hatte auch noch der Bus Verspätung, und jetzt – Lane sah auf die Uhr – war es fast zehn Uhr abends, und Acton hatte ihm gesagt, er solle um sieben da sein. Na toll. So ziemlich die einzige Person in ganz Belleview Heights, die nicht aufgelegt oder ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte oder – Lanes Favorit – plötzlich so tat, als würde sie ihn nicht erkennen, und Lane war drei Stunden zu spät dran. Lane hatte versucht, anzurufen, musste aber feststellen, dass sein billiges Prepaid-Handy nicht funktionierte. Das passierte anscheinend, wenn man sein ganzes Guthaben mit erfolglosen Anrufen bei den Anwälten der Eltern und der Bank verschwendete. Lane hasste das Prepaid-Telefon so sehr wie die Leinenschuhe. Sein iPhone – so ziemlich das einzige Relikt, das ihm aus seinem echten Leben geblieben war – war ein vertrautes Gewicht in der Gesäßtasche seiner Jeans, aber es war vor zwei Tagen abgeschaltet worden, da die Rechnung seit Wochen überfällig war.

Zwei Telefone und keines, mit dem er tatsächlich einen Anruf tätigen und seine Verspätung erklären konnte. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als zu spät zu kommen und zu hoffen, dass Acton ihn noch sehen würde.

Die Dinge hatten sich verschlechtert.

Eigentlich waren die Dinge total beschissen.

„Irgendwelche Pläne für den Sommer?“, hatte ihn sein Mitbewohner in der Schule gefragt.

Ja, ich habe vor, eines Tages aufzuwachen und herauszufinden, dass meine Mutter verhaftet wurde, mein Vater das Land verlassen hat, ihre Bankkonten eingefroren sind und das FBI mich aus meinem Haus rauswirft. Und du?

Das Schlechte hatte Lane so gut wie im Griff: die Befragung durch die Securities and Exchange Commission, dem SEC, die Spekulationen in den Medien, dass jemand wissen musste, wo das Geld war, die Annahme, dass Lane dieser Jemand war. Das total Beschissene hatte sich in den letzten zwei Wochen angesammelt. Der Versuch, an das Schließfach seiner Familie heranzukommen, während gegen ihn ermittelt wurde, der Versuch, die wöchentliche Rechnung für ein Motelzimmer zu bezahlen, das so klein war, dass er nicht gleichzeitig die Eingangstür und den Minikühlschrank öffnen konnte, und der Versuch, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn er nicht zahlen könnte. Was passieren würde, wenn der Sommer zu Ende ging und es immer noch schlecht war.

Wenn er nicht zurück in die Schule gehen konnte.

Wenn er sein Leben nicht zurückbekam.

Wenn das jetzt sein Leben war.

Keine Zeit für Nervenzusammenbrüche, schon vergessen?

Lane bog um die Kurve und starrte durch das schmiedeeiserne Tor auf Actons Haus. Es war ein großes Haus im Tudor-Stil mit steinernen Schornsteinen an beiden Enden des steil abfallenden Daches. Lange Ranken kletterten an Teilen des dunklen Mauerwerks empor und reichten bis in den zweiten Stock. Dunkle Balken durchzogen das weiß verputzte Äußere der zweiten Etage und die Giebel. Das Haus hatte sich für Lane immer gemütlich und einladend angefühlt, trotz seiner Größe. Er kam gerne hierher. Das hatte er immer getan.

Nur war das Haus heute Abend beleuchtet. Geparkte Autos spielten ein kompliziertes Tetris-Spiel in der Einfahrt. Acton feierte eine Party. Gott, er konnte da nicht hineingehen, wenn Acton eine Party feierte. Er konnte es nicht ertragen, dass alle auf ihn zeigten und ihn anstarrten. Oder schlimmer, auf ihn losgingen. Eine Menge Leute hatten viel Geld verloren und hassten Lanes Eltern dafür. Sie hassten auch Lane. Je mehr er stammelte, dass alles ein Irrtum war und seine Eltern das in Ordnung bringen würden, desto mehr hassten sie ihn. Sie sahen ihn an, als würden sie ihm nicht glauben. Als ob er lügen würde.

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