Abb. 90: Die Archonten sind „Software“-Kopien der demiurgischen Verfälschung – in derselben Weise, wie Agent Smith ein repliziertes Computerprogramm war.
Jedes Mal, wenn ich in den Nag-Hammadi-Schriften davon las, wie der Demiurg Untergebene zur Bewachung der Ein- und Ausgänge der niederen Äonen erschuf, musste ich unwillkürlich an die Figur des Agent Smith denken. Bei den Gnostikern heißen die Kopien bzw. Untergebenen „Archonten“; der Demiurg ist der „Herr der Archonten“. Hier erkennen wir die Ursprünge der biblischen Begriffe „Herr“ bzw. „Herrgott“ und einer Vielzahl verwandter Bezeichnungen wie etwa „Herr der Dunkelheit“ oder „Herr der Zeit“. Häufig finden wir Darstellungen des Demiurgen / der Archonten in der Pop- und Filmkultur, beispielsweise als Darth Vader oder in der Gestalt des bösen Herrschers Dormammu, der im Marvel-Comic „Dr. Strange“ über die „dunkle Dimension“ gebietet und auch die „irdische Dimension“ unterwerfen will. Da „seine Kräfte und sein Verjüngungsprozess an Hitze und Feuer gebunden“ sind, lässt sich seine Macht durch Entzug dieser Elemente – nämlich des leuchtenden Feuers des Demiurgen / der Archonten – untergraben (Abb. 91).
Abb. 91: „Dormammu [der Demiurg] der ‚dunklen Dimension‘ / ,Gesandter des Herrn des Chaos‘“ – Die demiurgische Verzerrung und ihr Verlangen nach Chaos ist in Spielfilmen und der Science-Fiction-Literatur viele Male dargestellt worden.
Oftmals wissen die Autoren, was sie da beschreiben; aus anderen spricht eine Art unterbewusstes Seelengedächtnis, das per Vorstellungskraft Form annimmt. Im Englischen verweisen Begriffe wie „archangel“ (Erzengel) oder „archbishop“ (Erzbischof) auf die Archonten. Wir begegnen ihnen in Gestalt des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ (engl.: „Great Architect of the Universe“), dem freimaurerischen Äquivalent eines Schöpfergottes – derselbe Titel übrigens, mit dem die Gnostiker den Demiurgen bezeichneten! Auch der Erschaffer der Matrix in der gleichnamigen Filmtrilogie wurde nicht zufällig „der Architekt“ genannt (Abb. 92).
Abb. 92: „Der Architekt – Baumeister der Matrix“ – Der Architekt: der Schöpfer der Matrix in der gleichnamigen Filmtrilogie. Die Freimaurer bezeichnen ihren „Gott“ als „allmächtigen Baumeister aller Welten“ – das ist einer der Titel, den die Gnostiker dem Demiurgen gaben.
Um zu verstehen, womit wir es eigentlich zu tun haben, ist es wichtig, dass wir die Archonten nicht in einem menschlichen Sinn personifizieren. Da der Demiurg über keine kreative Vorstellungskraft verfügt, bleibt ihm nur, die erhabenen Äonen zu imitieren. Die Wesen, die die Gnostiker Archonten nannten, sind Erweiterungen oder Kopien des demiurgischen Gewahrseins. Damit ahmt der Demiurg die Emanationen nach, die dem seiner selbst gewahren Unendlichen Gewahrsein der erhabenen Äonen entspringen; doch sind die demiurgischen Kopien im Vergleich zu Letztgenannten ungleich minderwertiger. Die Archonten sind gestaltlose energetische Seinszustände, die das demiurgische Original widerspiegeln. Sie sind keine Außerirdischen, wie wir sie uns üblicherweise vorstellen; doch sie können Gestalt annehmen und durch den Prozess der „Besetzung“, der schon im Altertum beschrieben worden ist, in den mentalen und emotionalen Kern anderer Lebewesen eindringen. In manchen gnostischen Schriften werden sie als „die Gestaltlosen“ bezeichnet. Ich benutze die Begriffe „demiurgisch“ und „archontisch“, um einen deformierten, invertierten und fundamental aus dem Gleichgewicht geratenen Gewahrseinszustand zu beschreiben. Denken Sie an einen Virus, der, ähnlich wie ein Computervirus, seine Opfer befällt und deren Wahrnehmungen verzerrt (Abb. 93).
Abb. 93: Wie ein Computervirus infiziert die demiurgisch-archontische Verfälschung das Gewahrsein und das energetische Gleichgewicht.
Während sich das archontische Denken in erster Linie durch bestimmte nichtirdische Gruppierungen ausdrückt (ob extraterrestrischer Natur oder nicht), umfasst sein menschlicher Arm – die „Elite“ bzw. „das eine Prozent“ – Königshäuser, die Finanzaristokratie der Superreichen und einige weitere Kräfte. Hinzu kommt eine weitaus größere Zahl menschlicher Helfershelfer. Im Verlauf dieses Buches werde ich den Hintergrund sowohl der nichtirdischen Mächte als auch der irdischen Elite erläutern. Wir werden noch genau beleuchten, wer sich hinter der Letztgenannten verbirgt; bis dahin werde ich, wenn ich mich auf die archontischen Familien und das in die globale Gesellschaft eingebettete Netzwerk der Geheimgesellschaften beziehe, einfach von der „Elite“ sprechen. Als „archontisch“ bezeichne ich jedes Individuum und jedes Werkzeug, das den Bestrebungen der Archonten dient. Der aus dem Griechischen stammende Begriff „archon“ bedeutet „Herrscher“, „Prinz“, „Obrigkeit“ und „vom Anfang her“. Jede Kultur hat für die Archonten eigene Namen. Im Islam sind sie, wie schon im vorislamischen Arabien, unter der Bezeichnung „Dschinn“ bekannt. Das Christentum spricht von „Dämonen“ oder „gefallenen Engeln“. Das christliche Pendant zum Demiurgen ist „Satan“, dem die dämonischen Heerscharen unterstehen (in den gnostischen Texten werden die Archonten und ihre Sprösslinge als Dämonen bezeichnet). Christen nennen Satan auch den „Dämon der Dämonen“ (Archont der Archonten) oder den „Täuscher“ – ein Spitzname, den er mit dem Demiurgen teilt.
Die Gnostiker sagen, der Demiurg und seine Archonten besäßen keine „ennoia“. Der Begriff wird für gewöhnlich mit „Intentionalität“ (Absichtlichkeit) übersetzt; ich bevorzuge allerdings den Ausdruck „kreative Vorstellungskraft“. Diese Aussage ergibt insofern einen Sinn, als jemand, der von der schöpferischen Kraft des seiner selbst gewahren Unendlichen Gewahrseins derart abgeschnitten ist, einer kreativen Betätigung nicht fähig ist. Ihm bleibt lediglich die Möglichkeit, Bestehendes zu verdrehen und zu verformen; mit einem Stift und einem leeren Blatt Papier könnte er jedoch, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, nichts anfangen.
Lassen Sie uns bei diesem wichtigen Gedanken einen Augenblick verweilen. Die archontische Macht kann nur in dem Sinn „schöpferisch“ agieren, „etwas aus etwas anderem“ zu erschaffen; sie ist jedoch nicht in der Lage, etwas „aus dem Nichts“ hervorzubringen. In den gnostischen Schriften wird dieser Sachverhalt ebenso beschrieben wie der archontische Neid auf die Menschen. Er rührt daher, dass wir noch immer mit der Quelle verbunden sind, sodass wir – zumindest zu einem gewissen Grad – über die schöpferische Gabe verfügen. Die Archonten haben die menschliche Kreativität manipuliert und die Menschheit auf diese Weise dazu gebracht, ihr eigenes Gefängnis zu errichten. Das wird im weiteren Verlauf noch mehr als deutlich werden. Die von den Gnostikern beschriebenen Archonten würden wir heute etwa mit Cyborgs vergleichen: einer roboterhaften Spezies, die über „künstliche Intelligenz“ verfügt und „imitieren, aber nicht innovieren“ kann. Die Gnostiker bezeichneten das als „heimtückisches Nachahmen“. Wenn wir später auf die allerorten sichtbar werdende transhumanistische Agenda zu sprechen kommen, wird das Konzept der künstlichen Intelligenz archontischer Prägung eine zentrale Rolle spielen – denn sie bildet die Grundlage dieser Entwicklung. Wann immer es darum geht, andere hinters Licht zu führen oder Traumbilder und Illusionen zu erschaffen, werden die Archonten als absolute Könner beschrieben. Sie würden sich dabei einer Methode bedienen, die die Gnostiker „Hal“ nannten. Gemeint ist eine virtuelle Realität – nämlich die digitale, holografische Simulation, die die Menschen für die natürliche Welt halten. Dieselbe Begabung zur Täuschung sagt man auch den Dschinn des arabischen Raums nach. Die Gnostiker bezeichneten die Archonten als Verstandesparasiten, Umkehrer, Wächter, Torwächter, Hinderer, Richter, Erbarmungslose und Täuscher. Sie würden darauf aus sein, „die Menschheit über die Wahrnehmung niederzuringen“; auf ihrer Agenda stünden „Angst und Versklavung“. Kommt Ihnen davon, wenn Sie die Gesellschaft betrachten, irgendetwas bekannt vor?
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