Olga Tokarczuk - Unrast

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Noch nie wurde so viel gereist wie heute. Und doch ist die Sehnsucht, sich in der Welt zu verlieren, nicht gestillt, hat sich das Reisen trotz Massentourismus eine eigene Poesie bewahrt. Aber was heißt es, in dieser rasenden und zunehmend vernetzten Welt ein Wanderer, ein Körper in Bewegung zu sein? Was heißt es, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit zu reisen? Unrast ist eine Wundertüte voller Geschichten, Mythen, Lebensbekenntnisse, Notizen und Gedanken über das Reisen und die Verbindung zwischen Seele und Körper, über Leben und Tod, Bewegung und Sein, Entwurzelung und Migration.Da ist die Ich-Erzählerin, die unentwegt auf Wanderschaft ist, zu Fuß, im Auto, im Flugzeug oder gar in Gedanken. Oder Eryk, den es als Fährmann in den hohen Norden verschlagen hat und der irgendwann mit seinen verdutzten Passagieren Kurs aufs offene Meer nimmt. Da ist der junge Mann, der langsam dem Wahnsinn verfällt, als seine Frau und sein Kind während eines Urlaubs plötzlich verschwinden, um ebenso plötzlich wieder aufzutauchen. Und schließlich Chopins Schwester, die ihren Bruder abgöttisch geliebt hat und nun sein Herz auf eine allerletzte Reise nach Warschau begleitet. Unrast ist ein Potpourri unterschiedlichster Geschichten, die aber, wie der Leser bald ahnt, einem geheimen Fahrplan folgen und eine gemeinsame Destination haben.

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Ruhig, als hielte sie einen auswendig gelernten Vortrag, begann sie aufzuzählen: »Hunde reißen in brütender Hitze an zu kurzen Ketten, warten auf Wasser wie auf den Heiland, Welpen liegen an Ketten von einem halben Meter Länge, im zweiten Lebensmonat können sie noch nicht laufen; Schafe werfen im Winter auf offenem Feld, die Bauern unternehmen nichts, organisieren höchstens Lieferwagen, die die erfrorenen Lämmer abtransportieren. In Restaurants kann der Gast mit dem Finger auf den lebenden Hummer im Aquarium zeigen, den er damit zum Tod im siedenden Wasser verurteilt; andere Restaurants halten heimlich im Hinterhof Hunde, denn Speisen aus Hundefleisch sollen Männern die Potenz wiedergeben; Käfighühner werden nach der Anzahl der gelegten Eier definiert und in ihrem kurzen Leben mit Chemie vollgepumpt; Hunde richtet man zum Kampf ab, Affen werden ansteckende Krankheiten gespritzt, auf der Haut von Kaninchen werden Kosmetika getestet; ungeborene Lämmer werden zu Pelzmänteln verarbeitet.« Das alles sagte sie ganz gleichgültig, während sie sich die Oliven in den Mund schob.

Ich protestierte. Nein, das werde ich mir nicht anhören.

Sie zog einen Stapel Unterlagen aus ihrer Patchworktasche, die sie über den Stuhl gehängt hatte. Die Blätter steckten in zusammengehefteten Plastikhüllen, dicht beschriebene Fotokopien, die sie mir über den Tisch reichte. Ich blätterte sie unwillig durch. Auf den dunklen Seiten waren jeweils zwei Spalten Text wie in einer Enzyklopädie oder in der Bibel. Kleingedrucktes, Anmerkungen. »Berichte über Schandtaten«, ihre Internetadresse. Beim ersten Blick darauf wusste ich schon, dass ich sie nicht lesen würde. Trotzdem steckte ich sie später sorgfältig in meinen Rucksack.

»Damit beschäftige ich mich«, sagte sie.

Als wir bei der zweiten Flasche Wein waren, erzählte sie mir, wie sie auf einer Reise in Tibet die Höhenkrankheit bekommen hatte und fast daran gestorben wäre. Eine Frau dort hatte sie geheilt, indem sie auf Trommeln schlug und ihr Heilkräutersud einflößte.

Wir gingen spät zu Bett, unsere Zungen hatten sich am Abend gelöst, vom Wein geölt und voll Verlangen nach langen Sätzen und Fabeln.

Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, beugte sich Alexandra – so hieß nämlich die zornige Frau – über die Croissants zu mir.

»Der wahre Gott ist ein Tier«, erklärte sie. »Er ist in den Tieren, so nah, dass wir ihn nicht erkennen. Tagtäglich opfert er sich für uns, stirbt unzählige Male, ernährt uns mit seinem Körper, kleidet uns in seine Haut, lässt zu, dass man Medikamente an ihm testet, damit wir länger und besser leben können. So zeigt er uns seine Zuneigung, beschenkt uns mit Liebe und Freundschaft.«

Ich erstarrte, schaute fassungslos auf ihren Mund. Was mich entsetzte, war weniger die Äußerung selbst als der ganz ruhige Ton, in dem sie sprach. Und das Messer, mit dem sie gelassen eine Schicht Butter auf dem weichen Inneren des Hörnchens verteilte.

»Der Beweis befindet sich in Gent.«

Sie kramte eine Postkarte aus ihrer Patchworktasche und warf sie mir auf den Teller.

Ich nahm sie in die Hand und versuchte, in der Fülle von Einzelheiten einen sinnvollen Zusammenhang zu erkennen, dazu hätte man eine Lupe gebraucht.

»Jeder kann es sehen«, sagte Alexandra. »Mitten in der Stadt steht eine Kathedrale, und im Altar dort ist ein großes schönes Bild. Darauf sieht man Felder, eine grüne Ebene vor der Stadt, und auf dieser Wiese befindet sich eine einfache Erhebung. Genau hier« – sie zeigte mit der Messerspitze auf die Stelle –, »hier ist Das Tier in Gestalt eines weißen Lammes, auf der Erhebung.«

Ja, ich erkannte das Bild. »Die Anbetung des Lamms«, ich hatte es oft auf Reproduktionen gesehen.

»Seine wahre Identität hat sich hier offenbart. Seine leuchtende Gestalt zieht den Blick an, jeder Kopf beugt sich vor seiner göttlichen Majestät«, erzählte sie und deutete mit dem Messer auf das Lamm. »Und wir sehen, wie fast von überallher Prozessionen zu ihm strömen, alle Menschen wollen ihm huldigen, diesen Gott in seiner bescheidensten, niedrigsten Form sehen. Schau, hier kommen die Herrscher der Länder, Kaiser und Könige, Kirchen, Parlamente, politische Parteien, Handwerkszünfte, Mütter kommen mit ihren Kindern, Greise und junges Volk …«

»Warum tust du das?«, fragte ich.

»Das liegt doch auf der Hand! Ich will ein großes Buch schreiben, in dem keine Schandtat vom Anfang der Welt bis zum heutigen Tag unerwähnt bleiben soll. Das wird die Beichte der Menschheit.«

Auszüge aus der antiken Literatur hatte sie schon niedergeschrieben.

Reiseführer

Beschreiben ist wie benutzen – es verschleißt. Die Farben verblassen, die Kanten werden stumpf, das Beschriebene verblasst allmählich und verschwindet. Das betrifft insbesondere Orte. Die Reiseliteratur hat große Verheerungen angerichtet, wie eine Invasion, eine Epidemie. Die Baedekers haben den größten Teil der Welt ein für alle Mal zerstört, in Millionen von Auflagen und unzähligen Sprachen gedruckt, haben sie die Orte geschwächt, sie festgenagelt, benannt und die Umrisse verwischt.

In meiner jugendlichen Naivität habe ich mich früher selbst ans Beschreiben von Orten gemacht. Wenn ich später an diese Orte zurückkehrte, tief Luft holen und mich noch einmal an der Intensität ihrer Präsenz berauschen, mein Ohr ihrem Wispern öffnen wollte – erlebte ich einen Schock. Die Wahrheit ist schrecklich: Beschreiben heißt vernichten.

Deshalb passe man besser auf. Am besten nennt man keine Namen. Man sollte verschlüsseln und verschleiern, Ortsangaben vorsichtig behandeln, um niemanden zu einer Pilgerfahrt zu verführen. Was würde der Pilger dort finden? Einen toten Ort, Staub, einen abgenagten Butzen.

In dem bereits erwähnten »Buch der Syndrome« findet sich auch das »Pariser Syndrom«, das in erster Linie japanische Touristen befällt, die Paris besuchen. Kennzeichnend dafür ist ein Schock mit etlichen vegetativen Symptomen wie flacher Atem, Herzrhythmusstörungen, Schweißausbrüche und Erregungszustände. Manchmal treten sogar Halluzinationen auf. In solchen Fällen verabreicht man Beruhigungsmittel und rät zur Heimreise. Diese Störungen lassen sich durch die Abweichung der Wirklichkeit von den Erwartungen der Pilger erklären. Das Paris, das sie vorfinden, ähnelt in nichts der Stadt, die sie aus Reiseführern, Film und Fernsehen kennen.

Das neue Athen

Dabei gibt es ja keine Bücher, die so schnell veralten wie Reiseführer, was ja für die Reiseführerindustrie ein Segen ist. Auf meinen Reisen bin ich immer zweien treu geblieben, die ich höher schätze als alle anderen, obwohl sie vor langer Zeit geschrieben wurden. Denn sie sind aus wahrer Leidenschaft entstanden, aus dem Wunsch, die Welt zu beschreiben.

Der erste wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts in Polen verfasst, zu einem Zeitpunkt, als in Europa die erweckte Vernunft ähnliche Versuche unternahm, die vielleicht von größerem Erfolg gekrönt waren, dafür aber mit Sicherheit weniger Charme haben. Sein Autor ist der katholische Priester Benedykt Chmielowski, der irgendwo in Wolhynien geboren wurde.1 Er ist ein vom Nebel der Provinz umwogter Josephus Flavius, ein Herodot vom Rand der Welt. Ich vermute, dass er an dem gleichen Syndrom gelitten haben mag wie ich, obwohl er sich, im Unterschied zu mir, nie von zu Hause fortbewegte.

In dem Kapitel mit dem langen Titel »Von anderen wundersamen und merkwürdigen Menschen auf der Welt, ergo den Anacephalen alias Kopflose, den Cynocephalen alias Hundsköpfige, und von anderen Menschen seltsamer Gestalt« schreibt er:

»… befindet sich das sogenannte Volk der Blemier, welches Isidorus auch Lemnios heißet, diese Halsmenschen haben Gestalt und Symmetrie, einen Kopf jedoch haben sie gar nicht, nur ein Gesicht in der Mitte der Brust. […] Plinius hingegen, der große Forscher natürlicher Dinge, bestätigt nicht nur dieses Sentiment der Acephalen alias kopflosen Menschen, sondern er siedelt sie auch nicht weit von den Troglodyten in Äthiopien an, also im Land der Mohren. Diese Autoren erhalten einige Bekräftigung von jenem oculatus testis ›was heißt Augenzeugen‹, nämlich dem S. Augustinus, da ebendieser in jenem Lande (von welchem er als Hipponensischer Bischof in Afrika nicht weit entfernt war) umherzog und des Heiligen Christlichen Glaubens semina (Samen) säte, wie er ausdrücklich in seiner Predigt in Eremo (in der Wüste) an die von ihm gegründete Bruderschaft der Augustiner verkündete. […] ›Ich war schon Bischof von Hippo und begab mich mit einigen Dienern Christi nach Äthiopien, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden, und wir sahen dort viele Männer und Weiber ohne Kopf, die jedoch riesige Augen auf der Brust trugen, während ihre anderen Gliedmaßen jedoch den unseren ähnlich waren.‹ […] Solinus, der so oft erwähnte Autor, schreibt, dass sich in den indischen Gebirgen Menschen finden, welche die Köpfe von Hunden und ebenso Hundestimmen haben, alias Bellen. Marcus Polus, welcher Indien visitieret hat, berichtet, auf der Insel Agamen gebe es Menschen mit den Köpfen und Zähnen von Hunden; ebenso bezeugt dies auch Odoricus Aelianus lib 10, welcher ihnen die Wüsten und Sümpfe Ägyptens zuschreibt. Diese menschlichen Monstra nennt Plinius Cynanalogos, Aulus, Gellus, Isidonus hingegen nennen sie Cynocephalos, das sind Hundsköpfe. […] Der Fürst Mikołaj Radziwill gibt in Brief 3 von seinen Reisen Kunde, er habe zwei Cynocephalen, das sind hundsköpfige Menschen, mit sich genommen und sie nach Europa gebracht.

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