Knapp eGeschichten
Premiere
von C. A. Hirsch
www.knappgeschichten.de
ISBN 978-3-00-039309-9 (EPUB Format)
alle Rechte vorbehalten.
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published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Christian Andreas Hirsch
Knapp(e)Geschichten – Premiere
Selbstverlag
ISBN 978-3-00-039309-9 (ePub Format)
Version 1.0 Stand Juli 2012
Titelgestaltung Gerhard Wiebe http://www.gerhardwiebe.de
Dieses eBook ist eine Sammlung von Kurzgeschichten.
Kontakt über info@knappgeschichten.de
http://www.knappgeschichten.de
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Übersetzung in andere Sprachen
Diesen Band widme ich, von ganzem Herzen, meiner heiß geliebten Frau Rita Wiebe.
Sie hat mich jederzeit und überall, kritisch und intuitiv unterstützt und begleitet. Mir Mut gegeben und Verständnis für Zeiten ohne mich aufgebracht, wenn ich mal wieder in den Tiefen meiner Geschichten verschwunden war.
Wer mehr von Ihr wissen will, der möge sich auf ihre Seite wagen.
www.rita-ballon.de
Alles begann im Jahre 1991, als ich einen Kurs an der VHS Gross Gerau besucht habe und dort, unter der Leitung von Erik Kuhlmann, meine ersten Kurzgeschichten verfasst habe. Der "Wundervoller Supermarkt" und "Das Paket" sind somit Erstlingswerke, die sich seither in ständiger Veränderung befanden.
Eine Geschichte aber endet nie, wenn man sie nicht irgendwann ruhen lässt. Aus genau diesem Grund habe ich mich dann ab 2009 entschlossen, alle angefangenen und bereits erstellten Kurzgeschichten zu ordnen und final zu überarbeiten. Aber auch Neues sollte noch in den Akt der Finalisierung einfließen, der da Veröffentlichung hieß.
Es mag sein, dass meine Helden nicht immer mit dem Leben davon kommen, sie in knifflige bis aussichtslose Lagen kommen. Dennoch erleben sie etwas einmaliges, etwas besonderes. Sie erleben nun Sie als Leserin und Leser. Und allein das, ist doch ein absoluter Gewinn für ihr, wenn auch manchmal sehr "knappes" Dasein.
Die ersten vier Geschichten könnte man mit Metamorphose und Tod, im weiteren Sinn überschreiben. Ab dem "Paket" wenden wir uns mehr der Satire, Ironie, Sarkasmus und der Persiflage zu.
Sie halten nun das Produkt meines kleinen Traumes in den Händen (wenn sie es auf einem mobilen Gerät haben) oder vor sich (am PC) und ich hoffe es gefällt Ihnen.
Weitere Informationen können Sie auf der Internetseite www.knappgeschichten.de finden, oder schreiben Sie mir eine Mail an info@knappgeschichten.de.
Mit den besten Grüßen, wünsche ich Ihnen nun viel Vergnügen. Christian A Hirsch
2012
Es kam ganz schummerig wieder, das Licht. Zu erkennen war nicht wirklich viel. Die Umrisse der Bäume um ihn herum und die Helligkeit einer kleinen Lichtung vor ihm nahmen Gestalt an. In einer verlaufenden, wasserfarbenen Skizze baute sich ein Bild in seinem Kopf auf. Er kam sich außergewöhnlich ausgeschlafen vor. Und als wenn Einzelteile eines Puzzles von der Decke auf einen Tisch fallen würden, fügten sich wie von Geisterhand diese Teile zu dem diffusen Bild. Es bildete sich dadurch die gedankliche Brücke in seine derzeitige Situation hinein. Seine Sicht wandte sich von dem Schein am Himmel über ihm hinab zu seinen Beinen. Und als wäre es selbstverständlich, waren seine Beine von Wurzeln umgeben und scheinbar überwuchert.
Seine Erinnerung brachte ihn zu seiner Wanderung zurück, deren Zwischenziel, entgegen seiner Planungen, hier im Wald gelegen hatte. Vom Feld aus erspäht, zog ihn der Anblick des Waldrandes unverhofft in eine Art Bann und sein Blick konnte sich von diesem Eindruck nicht mehr lösen. So steuerte er seinen Weg bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Richtung der Bäume, die mit wachsender Nähe ihren Einfluss auf ihn erweiterten. Als ihm schließlich eine Weggabelung keine Möglichkeit mehr anbot, den Abstand zwischen ihm und den majestätischen Gewächsen zu verringern, entschloss er sich querfeldein zu gehen und eine direkte Linie auf sein Ziel zu beschreiten.
Obwohl die Ausgeschlafenheit ganz eindeutig und angenehm war, wurde er sich eines gewissen Schleiers um sich herum bewusst, der nicht sichtbar, nicht ertastbar, sehr wohl aber fühlbar war. Dieses Fühlen kam aus seinem Inneren und erfüllte buchstäblich seinen ganzen Körper. Er lehnte an dem Baum und ließ seinen Blick wieder nach oben durch die Kronen der angrenzenden Bäume wandern. Die Sonnenstrahlen brachen hier und da durch das Blattwerk und erzeugten ein leichtes Flimmern. Wenn die Strahlen auf ein Blatt trafen, erhellte sich das Grün zu einem Leuchten und die leichte Durchlässigkeit des Blattes gestattete dann sogar den dezenten Durchblick.
Ein schmerzhaftes kurzes Zwicken in seinem linken Bein riss ihn aus den Gedanken. Er spürte bei diesem punktuellen Schmerz eine andere Sache, die ihn viel mehr irritierte. Sein Bein wollte eigentlich wegen des beißenden Reizes seine Lage verändern, sich anziehen, hin zum Körper. Wurde aber daran gehindert. Das Bein fühlte sich verpackt und fixiert an.
Der Weg direkt durch das Feld war nicht mehr so behaglich wie das Wandern auf den Feldwegen. Immer wieder sank er in vom Gras versteckte Mulden ein oder erwischte eine Stelle, an der sich Wasser gesammelt hatte, das durch die üppigen Gewächse vor der Verdunstung geschützt war. Seine Schuhe nahmen so sogar einmal ein wenig Wasser auf, was ihm durch die sofort entstehende Kälte am Fuß leidvoll bewusst wurde. Stöcke hätten ihm jetzt gute Dienste erweisen können, aber die hatte er heute zuhause gelassen. Sein Plan war eine reduzierte Runde ohne große Bewältigung von Höhenmetern und immer auf Wegen und Teerstraßen verlaufend gewesen. Das ihn diese unwiderstehliche Aufgabe überkommen würde, auf einen Wald zulaufen zu müssen, war nicht in seinen Überlegungen vorgekommen. Mit jedem Meter, den er sich weiter vorarbeitete, fielen ihm kleine, feine, in der Luft dahinschwebende, gelbe Punkte auf, die sich von den Strahlen der Sonne ab und an durchbohren ließen. So wusste man, dass sie ein Loch in ihrer Mitte hatten. Er erinnerte sich, dass es genau so eine kleine Faser gewesen war, die seinen Blick erstmalig auf den Baumbestand gelenkt hatte, als sie sich anscheinend auf einem seiner Brillengläser niederzulassen schien. Als er die Brille abgenommen hatte, tänzelte das gelbe Pünktchen aber weiter vor seinem Auge. Und als er sie gegen das Licht hielt, um prüfend durch ihre Gläser zu schauen, folgte es seinem Blick. Er drehte seinen Kopf zum Wäldchen hin und genau in diesem Moment entschwand es wie von einem Windstoß erfasst, schnell und zielstrebig. Jetzt sah er die Gruppe von Bäumen. Sie öffneten den Blick auf einen mächtigen Baum, der in seiner Ausstrahlung etwas ganz Spektakuläres hatte. Es schien, als würden sie Spalier stehen. Seine Erscheinung wich von den Bildern, die er von einem Baum im Kopf hatte, weit ab. Obwohl es hier draußen auf dem Feld windstill war, ging dort im Wäldchen wohl ein Luftzug. Denn der Baum, so hätte man interpretieren können, schien mit seinen Ästen zu winken. So zu winken, als hieß er ihn zu sich zu kommen. Von diesem Moment an wuchs seine Sehnsucht, sich diesem Baum zu nähern, unaufhörlich.
Er zog nun sein Bein bewusst an und die zuvor verwundert wahrgenommene Blockierung desselben wurde nun zu einer Feststellung. Sein Bein war unterhalb des Knies, bis hin zum Spann des linken Fußes, von einem Geflecht aus kleinen Wurzeln überzogen. Als er mit Kraft gegen diese kleinen Fesseln anging, spürte er eine überraschende Gegenkraft, die sein Bein gefangen hielt. Wie er da nur reingerutscht sein konnte? Zum ersten Mal stellte er sich die Frage, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass er hier an diesem Baum lehnte und anscheinend eine Pause gemacht und eingeschlafen war. Gleichwohl schwang in ihm ein zufriedenes Gefühl ob dieser Lage mit und die Verwunderung hielt sich in Grenzen. Er studierte nun die Lage seines linken Beines, denn es gab bestimmt eine Position, in der das Bein einfach aus diesem Wurzelgeflecht herauszuziehen wäre, ebenso wie er hineingerutscht war. Er drehte leicht die Hüfte und hob sein Gesäß an, um das andere, das rechte Bein aufzustellen.
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