Nicht Ideologien, sondern die Weltmission im Auge
Ein großes Gebetsanliegen war für sie die Errichtung eines israelischen Staates in Palästina. Schon einige Jahre vor der Errichtung des Staates Israel schenkte Gott ihnen die Gewissheit, dass er ihre diesbezüglichen Gebete erhört hatte.
Nachdem ihnen Gott auf eindrückliche Weise den Auftrag zur Weltevangelisation gegeben hatte, sahen sie zunehmend ihren Auftrag in der Fürbitte für Nationen. Sie erkannten in ihrer Bibelschule ein Gebetshaus für die Nationen und widmeten ihre Aufmerksamkeit nun fast ausschließlich der Fürbitte für einzelne Länder, insbesondere im Umfeld von kriegerischen Auseinandersetzungen. Es ging ihnen dabei nicht um die Bewertung von Ideologien an sich. Böse war für sie jede Aktivität, die der Evangeliumsverbreitung im Wege stand. Das konnten auch einmal die Briten und Amerikaner sein. So beteten sie gegen einen drohenden Atomschlag der Amerikaner. Vor allem aber sahen sie im Kommunismus und im Nationalsozialismus/Faschismus Gottes Feind am Wirken. Sie beteten gegen diese politischen Systeme und Mächte, weil sie erkannten, dass der Feind Gottes durch diese Regierungssysteme die freie Glaubensausübung und die Evangeliumsverkündigung zu verhindern suchte. Das konnten auch einmal Kirchen oder religiöse Systeme sein. So fühlten sie sich mehrmals geführt, gegen die römisch-katholische Kirche zu beten, mit der sie im Clinch waren, als es um die Erwerbung von einzelnen Liegenschaften ging. Sie waren der Überzeugung, dass die römische Kirche das Heil in Christus verdunkelte. Aus dem historischen Kontext der Kirchenkämpfe auf den Britischen Inseln kann man das besser einordnen. Auch heute noch steht die offizielle Kirche der evangelistischen Verkündigung oft im Weg, wie ich es im Umfeld der Christustage in vielen Ländern selber erlebte. Ich habe aber auch immer wieder erlebt, dass der Heilige Geist sein erweckliches Werk auch in alten Volkskirchen getan hat. Ich habe gerade im Umfeld von nationalen Christustagen zahlreiche Personen aus allen Kirchen kennengelernt, die Jesus Christus liebten und mit dem Heiligen Geist erfüllt, zu feurigen Evangelisten wurden.
Selbst Rees Howells hat zu seiner großen Überraschung erlebt, dass aus einer vermeintlichen Niederlage in Äthiopien durch die Einnahme des katholischen Italiens eine Erweckungsbewegung resultierte.
Wie kann das Buch uns zum Segen werden?
Das Buch kann uns zum großen Segen werden, wenn wir uns einiger Dinge bewusst sind. Zum einen kann es unser Leben und unseren Dienst positiv revolutionieren, indem wir unser eigenes krampfhaftes Bemühen, Gott zu gefallen, aufgeben und täglich in Gottes Gegenwart verbleiben und dabei den Beistand des Heiligen Geistes erleben. Das Resultat des Bleibens in Gottes Gegenwart ist, dass wir immer mehr zu einem Werkzeug und Kanal von Gottes befreiendem Wirken werden. Dabei geben wir Gott die Ehre im Bewusstsein, dass alle bleibende geistliche Frucht sein Verdienst ist. Auch bin ich überzeugt, dass viele Leserinnen und Leser in ihrem Auftrag der Fürbitte gestärkt werden und Anleitung bekommen, wie sie ihren Dienst der Fürbitte noch segensreicher gestalten können.
Wie ging es nach dem Tod von Rees Howells weiter?
Rees und Elizabeth Howells haben die Leitung des Bible College und der damit verbundenen vielfältigen Dienste noch vor seinem Heimgang 1950 ihrem Sohn Samuel übertragen, der zuvor viele Jahre als Stellvertreter seines Vater gewirkt hatte. Bei diesem Entscheid wurden sie durch ihre Belegschaft gestützt. Bis zu seinem Tode 2003 ist Samuel Howells über 50 Jahre lang zusammen mit seinen Mitarbeitern und Studenten für Nationen und kriegerische Auseinandersetzungen fürbittend eingestanden. So geschah das im Rahmen der Kubakrise; beim Sechstage- und dem Yom Kippur-Krieg; im Eintreten für die Befreiung Osteuropas vom Kommunismus, in der Fürbitte für den Fall der Berliner Mauer; beim Kampf gegen das Apartheidsystem in Südafrika; im Umfeld des Golfkrieges und immer wieder im Gebet für Erweckung in China. Das alles ist im Detail beschrieben im Werk „Samuel Rees Howells – A Life of Intercession“ von Richard Maton, das leider nur auf Englisch vorliegt. Heute ist das Bible College in Swansea im Besitz der Cornerstone-Gemeinde, die ihre Basis in Singapur hat. Cornerstone möchte das Vermächtnis von Rees und Samuel Howells weiterführen, indem Fürbitter/innen für Nationen und Mitarbeiter/innen für die Weltmission ausgebildet werden.
Hanspeter Nüesch
CH-Boppelsen
Ich halte es für eines der größten Vorrechte meines Lebens, dass ich bei der Biografie von Rees Howells mit Hand anlegen durfte. Erstmals begegnete ich Rees im Jahre 1928. Ich war zu der Zeit Missionar auf Urlaub und verbrachte einige Tage mit ihm am Bible College of Wales , das damals noch in seinen Anfängen steckte. Meine Seele gewann so manch tiefe Erkenntnis, als er sich die Zeit nahm und mir erzählte, wie der Herr sich mit ihm beschäftigte und ihn Schritt für Schritt weitergeführt hatte. Es war eine der wesentlichsten Erfahrungen meines Lebens. Ich lernte Geheimnisse des Geistes kennen – des Geistes, der auf die Erde kam, um sein gewaltiges Werk durch menschliche Werkzeuge zu tun –, die meinen gesamten zukünftigen Dienst von Grund aus umgestalteten.
In den Jahren, die darauf folgten, hatte ich mehrfach enge Gemeinschaft mit Rees Howells, auch wenn ich mich oft wunderte, wieso gerade ich dieses Vorrecht genoss. Bei vielen solchen Gelegenheiten drängte sich mir der Gedanke auf, wie schön es doch wäre, wenn diese Zeugnisse und besonderen Erkenntnisse, die Gott seinem Diener schenkte, und seine wunderbaren Erfahrungen mit dem Heiligen Geist gedruckt und der Welt zugänglich gemacht werden könnten. Es erscheint mir heute wie eine unbewusste Vorbereitung auf das, was später wirklich eintrat. Nie dachte ich daran, dass der Herr ihn so plötzlich heimholen würde. Aber sobald ich davon hörte, fielen mir diese früheren Gedanken wieder ein. Das war dann auch der Grund, weshalb mir Samuel Howells, sein einziger Sohn, wie auch die Ehefrau von Rees Howells anboten, sein Leben niederzuschreiben, was ich als eine große Ehre erachte.
Möge Gott vielen beim Lesen dieses Buches so begegnen, wie er mir beim Schreiben desselben begegnet ist!
Norman P. Grubb
Früherer Leiter des „Weltweiten
Evangelisations-Kreuzzuges“
Kapitel 1
Rees Howells wurde am 10. Oktober 1879 als sechstes von elf Kindern geboren. Noch heute steht im Bergmannsdorf Brynamman in Südwales das kleine weiße Häuschen, in dem Thomas und Margaret Howells ihre drei Mädchen und acht Jungen aufzogen. Es ist erstaunlich, dass dieses kleine Haus für eine so große Familie ausreichte.
Die Eltern hatten in den ersten Jahren große Schwierigkeiten zu überwinden. Rees’ Vater arbeitete zuerst in einem Stahlwerk und später im Kohlebergwerk. Sein Tagesverdienst betrug durchschnittlich nur etwa zweieinhalb Schilling. Davon musste die Familie leben. Immer, wenn es beispielsweise durch einen Streik zum Ausfall von Schichten kam, fehlte jede Einnahme, denn Arbeitslosenunterstützung gab es damals noch nicht. Später, als der Vater im Dorf ein Schuhgeschäft mit Reparaturwerkstatt betrieb und außerdem die älteren Kinder die Schule beendet hatten und mitverdienten, wurde es etwas leichter.
Trotz der äußerst bescheidenen Verhältnisse war die Familie glücklich, denn es herrschten Gottgefälligkeit und Liebe im Haus. Zu den tiefsten Eindrücken im Leben des jungen Rees gehörte die Liebe seiner Mutter, desto mehr, weil er miterlebte, wie sie eines der drei Geschwister unermüdlich pflegte, die jung aus ihrer Mitte genommen wurden. Als eines Tages ein Gast beim Anblick der Kinderschar zu dem stolzen Vater sagte: „Wie reich Sie sind!“, verstand das der kleine Rees natürlich nicht. „Wie konnte er sagen, dass wir reich sind?“, fragte er seinen Vater später. „Das will ich dir erklären. Was denkst du, für wie viel ich dich verkaufen würde? Etwa für tausend Pfund? Oder meinst du, ich würde John, David oder Dick für tausend Pfund hergeben? Daran kannst du sehen, wie reich ich bin!“
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