Wiglaf Droste - Die schweren Jahre ab dreiunddreißig

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Wiglaf Droste, mit 57 Jahren überraschend gestorben, wird gerne mit Kurt Tucholsky in einem Atemzug genannt. Er war in jedem Fall ein ebenso begnadeter Polemiker wie Dichter hinreißender Liebeserklärungen, ein mit den Nuancen der Sprache vertrauter Analytiker und ein unversöhnlicher Kritiker der politischen Verhältnisse und der Dummheit. Er hat an die 30 Bücher geschrieben, hat tausende von Lesungen und Veranstaltungen bestritten, hat dabei immer alles gegeben, er hat dabei weder sich noch andere geschont, denn das war für ihn die Voraussetzung von Literatur: «Den ganzen anderen Quatsch kann man lassen.» In diesem Buch erscheinen seine Texte, die für Furore sorgten und Debatten auslösten, wie «Als Schokoladenonkel unterwegs», der ihm einen Boykott seiner Lesungen eintrug, «Mit Nazis reden?», eine bereits vor 25 Jahren gegebene letztgültige Antwort auf eine aktuell diskutierte Frage, eine feine Liebeserklärung an «Die rauchende Frau» und «Die Rolle der Frau», ein Zusammentreffen mit dem «Proletariat», eine Reise um die Welt mit 80 Phrasen, die Wahrheit über den «Commandante Reduntante» aus der Konkret und viele andere unvergessene Evergreens.

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Freunde eines verschärfteren Unterhaltungsprogramms werden am Ersten Mai in Kreuzberg gut versorgt: Dort findet die jährliche »letzte Schlacht« statt: Junge Helden in schwarz treffen auf Vertreter des »Schweinesystems« bzw., so will es der 1992er Jargon, »der imperialistischen Ausbeuter-Power« in waldgrün. Nicht, dass mir das Herz bräche, wenn Scheiben von Bankfilialen klirren, Schnapsläden niedergetrunken und Polizeiautos angezündet werden, aber muss man »die Weltrevolution« (darunter tun sie’s nicht) bei der Polizei anmelden und sie jedes Jahr am selben Tag und im selben Bezirk begehen? Anstatt sie immer wieder räumlich und zeitlich ein bisschen zu verlegen, damit das Spiel für die Aktiven auf beiden Seiten und für die Zuschauer spannend bleibt? (Ein kleiner Leckerbissen am Rande sind in jedem Jahr die Versuche des Kreuzberger alternativen Mittelstands, sozialarbeiterische Arschkriecherei als »Vernunft« auszugeben und sich schlichtend zwischen die Kontrahenten zu stellen. Bisher haben sie noch immer bekommen, was sie verdienen: tüchtig Haue von beiden Seiten.)

Möglichkeiten, den Ersten Mai fröhlich und stimmungsvoll zu begehen, gibt es also reichlich. Mancher nimmt sich vielleicht auch nur still ein Winkelement und wedelt ein letztes Mal. Und drückt vor Rührung eine Träne ab, wg. »früher«.

Ich wünsche alle Beteiligten an den Feierlichkeiten zum Ersten Mai den Spaß, den sie sich wünschen. Auf dass es ein eindrucksvoller Tag werde, eben einer von 365 im Jahr.

1992

Eiapopeia mit Negern

HEISSA: WIR BEGEHEN DIE Woche des ausländischen Mitbürgers . Heißa und Hosianna: Wir bilden Menschenketten aus Ketten-, nein Quatsch!, aus Nervensägen. Wir haben nichts zu verlieren als unsere Menschenketten. Wir zünden Kerzen an, Lichtlein der Wärme und Liebe in einer kalten, kalten Welt. Wir nehmen uns bei den Händen und tanzen Ringelreihen: Seht her – wir fassen Ausländer an. Sogar ganz dunkle, sogar kohlenschwatte. Jaha. Sind wir nicht gut? Doch: Wir sind gut, Gutsein ist gut, alles wird jut, tut tut tut. Wir hauen – Bongo! Bongo! – auf das Fell von toten Tieren, arhythmisch, aber begeistert, in kuhäugiger Verzückung. Schramm schramm macht die Gitarre. Wir hampeln im Kreis und singen Lieder. Jesus macht auch mit bei uns. Das ist gut. Jetzt singen die ausländischen Mitbürger . Es sind Neger. Sie singen »Nggolloah hee, nggolli huu«, immer wieder, »Nggolloah hee, nggolli huu«, sie sehen schön aus dabei, fröhlich. Sie ermuntern uns, mitzutun, und so singen schon bald auch wir: »Nggolloah hee, nggolli huu« und schunkeln dabei. Was heißt »Nggolloah hee, nggolli huu«? Weiße Mann viel Scheiß in Kopp? Ja, genau das heißt es. Aber das wissen wir nicht. Wir singen nur ein schönes Lied für eine bessere Welt, in der ein Kind noch ein Rind sein darf, in der es Batterien nur für Taschenlampen, aber nicht für Hühner gibt, in der wir bedenkenlos die Milch glücklicher Schweine trinken können. Prost! Ein Toast auf uns und das Haus der Welt, an dem wir bauen: Aus Holz von gewaltlos gefällten Bäumen wird es sein und selbstverständlich nestwärmeisoliert. Und wenn es fertig ist, dann machen wir, die Schäfchen, ein kleines Schläfchen: mäh mäh, bzw. »Nggolloah hee, nggolli huu«.

1993

Vokabeltest

»IHR HABT AUF HEUTE WÖRTER GELERNT!« – mit dieser ebenso drohenden wie unzutreffenden Behauptung betrat fünfmal die Woche Lateinlehrkraft Frl. Gebauer, eine kleine, zähe und energische Person mit viel Haar auf den Zähnen und einigem davon auf der Oberlippe, den Klassenraum. »Wörter gelernt«, d.h. Vokabeln gepaukt hatte man eben nicht, und so fürchtete man sich nicht wenig, denn ein Entkommen gab es selten oder nie: »Zehn Minuten Vokabeltest!« Und wenn auch die Segnungen bzw. Verwüstungen des Latinums lange verweht sind – die Vokabeltests, die vergeblichen Versuche, Kauderwelsch und wichtigtuerisches Gebrabbel in Sprache zu transponieren, haben seitdem nicht aufgehört.

Nein, ich spreche hier nicht von Fachchinesisch oder vom oft gegeißelten Behördendeutsch . Aber haben Sie jemals versucht, eine Kommandoerklärung der RAF ins Deutsche zu übersetzen? Was sind Ihre geheimen Gedanken, wenn Sie Sportkommentatoren des Satans wie Heribert Fassbender oder Dieter Kürten Worte wie Nickligkeiten oder Standardsituationen raunzen hören? An was denken Sie bei Spielerfrauen ? Sind Sie vielleicht selbst ein Gurtmuffel ? Kaufen Sie im Schnäppchenmarkt ? Oder bevorzugen Sie Restposten ? Haben Sie eine Lebensgefährtin bzw. einen Lebensgefährten ? Buchen Sie Ihren Resturlaub zum Schnupperpreis ? Fühlen Sie sich wohl in der Okay-Gesellschaft ? Und wie denken Sie über eine Ampelkoalition ?

Gleichermaßen wunder- wie qualvolle Gelegenheiten, den eigenen Wortschatz zu mehren, sind Wahlabende. Aus veritablen Sprech- und Sprengköpfen eimert es dann mit beneidenswert fröhlicher Dummheit heraus, man gibt sich dabei auch noch dezidiert, und das macht die Sache erst richtig schön. Am 24. Mai 1992, am Abend der Berliner Kommunalwahlen, saß ich, Ohren und Bleistift gespitzt, vorm TV-Apparat und ließ meinen Zoologischen Blick über Erscheinungen schweifen, deren Namen und Gesichtszüge man sich zum Glück nur selten merken kann. Auf und zu klappten die Münder, Berlin habe Brennglasfunktion , fiel aus einem heraus, der Rest der Bande nickte beflissen. Schade eigentlich, dachte ich, dass man Berlin nicht einfach wie eine Lupe nehmen, mit ihr den Rest des Landes in Brand stecken und sie hinterher, umweltgerecht natürlich, im nächsten Altglascontainer entsorgen kann!

Allerhand Sonderbares gab es zu erfahren, ein sich vor die Kameras drängender Mensch von der CDU knarrte verdrießlich über den Erfolg der »Kommunisten im Ostteil der Stadt«, ach, dachte ich, da gibt’s noch welche, bis mir dann klar wurde, dass er bloß die PDS meinte, die Partei des Demokratischen Selbstmitleids. Ihr Abgesandter André Brie, eine Art Jesus Christus mit offenem Hemdkragen, wurde nicht müde, die ungerechte Behandlung seiner Partei durch die Konkurrenz und durch die Medien zu bejammern. Was hatte er denn gedacht? Nein, wer ans Grundgesetz glaubt wie an Bibel, Weihnachtsmann und Klapperstorch, der kriegt, was er dafür verdient: einen kräftigen Tritt und höhnisches Gelächter. Denn es gibt, zumal ästhetisch, etwas Schrecklicheres als die Henker, und das sind die Märtyrer.

Rechtschaffen müde und schläfrig gelabert lag ich vor dem Fernsehkasten, da weckte mich noch einmal ein schönes Wort: Den Parteien mangele es an Bindungsfähigkeit , hieß es gleich mehrfach; eine kleine Gesundbeterei dafür, dass gerade noch gut jeder Zweite es für sinnvoll oder notwendig hält, sich an die Urne zu schleppen. Etwa die Hälfte der Insassen des Landes verzichtet auf die Wahl der Qual; Politik kostet sie ein müdes Arschrunzeln. Angesichts dieser Politikverdrossenheit , so lehrte mich das TV-Gerät, müsse die Politik wieder attraktiver werden . Genau: In der Sänfte will ich ins Wahllokal getragen werden, von den Kandidaten persönlich natürlich, die ich dabei nach Gutdünken herumkommandieren und beschimpfen darf! Jugendliche Erstwähler werden per Skateboard in die Wahlkabinen verbracht, für Feministinnen gibt es Urnen nur für Frauen, und alle Wählerinnen und Wähler erhalten herrliche Geschenke: Dampfbügeleisen, Werkzeugkasten, ein Pfund Butter, die Teilnahme an einer Verkaufsveranstaltung in den Hinterzimmern der Wahllokale ist möglich. Große Tombola!

Weit entfernt rauschen die Lotterieergebnisse an mir vorbei. Ich liege in einer schattigen Ecke meiner Wohnung und warte, dass der Sommer vergeht – damit ich endlich wieder meinen Übergangsmantel tragen kann.

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