Hans Rudolf Herren - rüffer&rub visionär / So ernähren wir die Welt

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"Eine Welt mit genügend und gesunder Nahrung für alle, produziert von gesunden Menschen, in einer gesunden Umwelt" ist die Vision von Hans Rudolf Herren und seiner Stiftung Biovision. Die Stiftung setzt sich in Afrika ein für die Entwicklung, Verbreitung und Anwendung von ökologischen Methoden. Der Fokus der Stiftung liegt auf der Informationsaufbereitung. Praxisorientierte Wissensvermittlung und der Wissensaustausch tragen dazu bei, dass die Menschen in Kenia, Uganda, Tansania und Äthiopien selbstbestimmt und (umwelt)bewusst handeln. Basisprojekte wie die Malaria-Prävention oder die Einkommensförderung durch Medizinalpflanzen-Anbau verbessern die Lebensbedingungen der Menschen und dienen als Demonstrations- und Trainingsorte.

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Hans R. Herren

SO ER- NÄHREN WIR DIE WELT

Der Autor und der Verlag bedanken sich für

die großzügige Unterstützung bei

Elisabeth Jenny-Stiftung

Erste Auflage Herbst 2016

Alle Rechte vorbehalten

Copyright ©2016 by rüffer & rub Sachbuchverlag GmbH, Zürich

info@ruefferundrub.ch | www.ruefferundrub.ch

Schrift: Filo Pro

Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Papier: Werkdruck holzfrei (FSC) bläulichweiß, 90 g/m², 1.75

E-Book: Clara Cendrós

ISBN 978-3-906304-05-2

ISBN e-book: 978-3-906304-11-3

Vorwort [von Anne Rüffer]

Eine Welt ohne Hunger und Elend

1. Hunger im Überfluss

2. Bedrohte Ressourcen

3. Risiken des Klimawandels

4. Die Vision

5. Wie erreichen wir unser Ziel?

6. Neuer Lebensstil

7. Weltagrarbericht und die Folgen

Meine Vision in der Praxis

Marimanti, Kenia: Der heilige Berg grünt wieder

Push-Pull: Schädlinge und Unkraut in Schach halten

Bhutan, Ziel: 100 % Bio

SACDEP, Kenia: Offene Feldtage für den Biolandbau

Meru, Kenia: Die Mango weint nicht mehr

Meru, Kenia: Auskommen mit Landsorten

Frauen tragen die Last der Verantwortung

Towelo, Tansania: Karotten vom Berg

Pflanzenkohle für den Klima- und Bodenschutz

Farmer Communication Programme für Ostafrika

Reis: Produktionssprung dank System of Rice Intensification

Anhang

Biovision

Anmerkungen

Bild- und Grafiknachweis

Biografie Autor

Vorwort

2. Dezember 2015, Genf. Im voll besetzten »Auditorium Ivan Pictet« hat sich ein hochrangiges Publikum versammelt, um die aktuellen Preisträger des Alternativen Nobelpreises zu ehren. Selten stimmt die Adresse eines Ortes so unmissverständlich mit den Inhalten der Veranstaltung überein wie an diesem Abend: »Maison de la Paix«. Deutschlands Umweltministerin Barbara Hendriks und UN-Generaldirektor Michael Møller eröffnen den Anlass, der unter dem Titel steht: »On the Frontlines and in the Courtrooms: Forging Human Security.«

In der darauf folgenden Diskussion der vier Preisträger von 2015 fällt auf einmal die Aussage, die mich elektrisiert: »Die UN wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um nachfolgende Generationen vor der Geisel des Kriegs zu bewahren. Seither hat es über 170 Konflikte gegeben – und ihr habt die Möglichkeit einer Abschaffung von Kriegen nie diskutiert? Come on, guys, das ist doch unglaublich!« Verlegenes Gelächter und ungläubiges Staunen im Publikum, doch Dr. Gino Strada, Gründer der internationalen Hilfsorganisation »Emergency«, weiß nur zu gut, wovon er spricht: Seit den frühen 1990er-Jahren baut er Kliniken in Kriegsregionen und kümmert sich um die zivilen Opfer – 10 % sind Kämpfer der verschiedenen Kriegsparteien, 90 % Zivilisten. Er beendete sein Statement mit der Feststellung: »Nennt mich ruhig einen Utopisten, denn alles ist eine Utopie, bis jemand seine Idee in die Tat umsetzt.«

Einer der wohl meistzitierten Sätze der letzten Jahrzehnte lautet: »I have a dream.« Nicht nur Martin Luther King hatte einen Traum – viele Menschen träumen von einer gerechteren Welt für alle. Und es sind einige darunter – mehr als wir wissen und noch lange nicht genug –, die ihren Traum mit Engagement, Herz und Verstand realisieren. Es sind Pioniere in ihren Bereichen, man mag sie – wie Gino Strada, Martin Luther King, Mutter Teresa oder Jody Williams – durchaus Utopisten nennen. Doch: Jede große Errungenschaft begann mit einer Idee, einer Hoffnung, einer Vision.

Den Funken einer Idee, einer Hoffnung, einer Vision weiterzutragen und damit ein Feuer des persönlichen Engagements zu entzünden, das ist die Absicht, die wir mit unserer neuen Reihe – wir nennen sie »rüffer&rub visionär« – verfolgen. Im Mittelpunkt steht die persönliche Auseinandersetzung der Autoren mit ihrem jeweiligen Thema. In packenden Worten berichten sie, wie sie auf die wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Frage aufmerksam geworden sind und was sie dazu veranlasste, sich der Suche nach fundierten Antworten und nachhaltigen Lösungen zu verpflichten. Es sind engagierte Texte, die darlegen, was es heißt, eine persönliche Verpflichtung zu entwickeln und zu leben. Ob es sich um politische, gesellschaftliche, wissenschaftliche oder spirituelle Visionen handelt – allen Autoren gemeinsam ist die Sehnsucht nach einer besseren Welt und die Bereitschaft, sich mit aller Kraft dafür zu engagieren.

So vielfältig ihre Themen und Aktivitäten auch sein mögen – ihr Handeln geschieht aus der tiefen Überzeugung, dass eine bessere Zukunft auf einem gesunden Planeten für alle möglich ist. Und: Wir sind davon überzeugt, dass jeder von uns durch eigenes Handeln ein Teil der Lösung werden kann.

Anne Rüffer, Verlegerin

Eine Welt ohne Hunger und Elend

Meine Vision von einem nachhaltigen Ernährungssystem für die Welt hat eine Geschichte und beginnt auf dem Land: Ich bin ein Bauernbub, mein Vater war Gutsverwalter auf der Domaine des Barges im Unterwallis, einem Landwirtschaftsbetrieb im Besitz der Aargauer Tabakdynastie Burger Söhne. Auf 40 Hektar wurden hier Tabak, Kartoffeln und Weizen angebaut.

Am eigenen Leib erlebte ich, was intensive Landwirtschaft damals bedeutete: Gegen die Raupen der Motten und Nachtfalter, die sich an den Tabakblättern gütlich taten, sowie gegen eine eingeschleppte Pilzkrankheit, wurden hochgiftige Insektizide und Fungizide verspritzt. Sie vernichteten neben den Schadinsekten und Pilzen auch Nützlinge wie Bienen. Für mich war das normal. Zwar dachte ich schon damals gelegentlich, das viele Gift sei für Mensch und Natur vermutlich nicht sehr bekömmlich, aber wir kannten nichts anderes. Und für die moderne Landwirtschaft schien eine solche chemische Behandlung notwendig.

An der Walliser Landwirtschaftsschule Châteauneuf lernte ich später zwei Winter und einen Sommer lang alles, was ein Bauer vom Obst- und Weinbau bis zur Tierhaltung wissen musste – nämlich dass der Einsatz von Agrochemikalien ein Erfolgsgarant für gute Ernten und ein besseres Leben sei.

Danach absolvierte ich auf dem zweiten Bildungsweg die Matura und begann 1969 ein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, wo ich den Diplomlehrgang Agraringenieur mit Hauptfach Pflanzenschutz und Nebenfach Pflanzenzüchtung wählte. Auch hier bedeutete Pflanzenschutz fast ausschließlich, chemische Mittel gegen schädliche Insekten, Unkräuter und Pilzbefall einzusetzen.

Es war die Zeit der »Grünen Revolution«, womit die in den 1960er-Jahren begonnene Entwicklung moderner landwirtschaftlicher Hochleistungs- bzw. Hochertragssorten und deren erfolgreiche Verbreitung in Entwicklungsländern bezeichnet wird. Als junger ETH-Student war ich von den Ertragssteigerungen, die mit Hochleistungssorten und massivem Einsatz von Agrochemikalien erzielt wurden, tief beeindruckt. Aber ich begann auch, diese Art der Landwirtschaft kritisch zu hinterfragen.

Meine Dissertation machte ich bei Vittorio Delucchi, Professor für Entomologie (Insektenkunde). Er war in der Schweiz ein Pionier der Idee, in der Landwirtschaft gegen schädliche Insekten keine Insektizide, sondern natürliche Feinde einzusetzen. Dass es gegen jeden Schädling in der Natur immer auch den passenden Nützling gibt, war den Insektenforschern zwar schon lange bekannt, die nützlichen Insekten zu finden, für den Einsatz in der Agrarwirtschaft in großer Zahl zu züchten und mit einer geeigneten Methode auf dem Feld freizusetzen, schien der herkömmlichen Agrarwirtschaft jedoch zu kompliziert und zu aufwändig. Und dies, obwohl der Beweis längst erbracht war, dass die Methode funktionierte.

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