Anno 1668. In Neu-England traf ein Einwohner von Boston, ein gewisser J. Bradbent, seines Zeichens Steuereinnehmer und dazu ein Bursche, der gern in Saus und Braus lebt, auf der Straße ein ehrliches einfältiges Bäuerchen und sprach zu ihm:
»Na, was gibt es Neues, guter Mann?«
»Ich weiß keine Neuigkeit«, antwortet der Bauer.
»Aber ich«, spricht der andere, »soll ich sie dir sagen?«
»Und was wäre das?«
»Der Teufel ist tot.«
»Wie?« sagt der Bauer, »das kann ich nicht glauben.«
»Ja doch, er ist tot … ganz gewiss.«
»Nun«, erwidert der Bauer, »gestorben mag er wohl sein, aber zurückgelassen hat er zu Boston viele vaterlose Kinder!«
Blow ye winds in the morning
Das nördliche Neu-England war bis ins 20. Jahrhundert das Zentrum der Walfängerei in der Neuen Welt. Eine Anzeige aus einer Zeitung des 19. Jahrhunderts, mit der Walfänger angeworben wurden, hatte folgenden Wortlaut:
Hilfskräfte gesucht! Für die Walfangexpeditionen, die wöchentlich Boston, New Bedford und andere Häfen verlassen, werden 500 Seeleute gesucht. Erfahrungen wünschenswert, jedoch nicht Bedingung. Wir bitten in Brigg's Counting House, North-Spruce-Street, Boston, Massachusetts vorzusprechen.
Matrosen- und Seefahrerlieder gibt es viele. Die meisten davon wurden jedoch wohl von Leuten verfasst, die vom warmen Ofen her durchs Fenster auf die stürmische See hinausschauten.
Die echten Seemannslieder entstanden und wurden gesungen auf dem Vorschiff bei sehr harter Arbeit.
Tis advertised in Boston,
New York and Buffalo,
Five hundred brave Americans,
A-whaling for to go.
Chorus: Singing
Blow ye winds in the morning,
And blow ye winds, high-o!
Clear away your run-rung gear,
And blow ye winds, high-o!
They send you to New Bedford,
That famous whaling port,
And give you to some land-sharks
To board and fit you out. (Chorus)
They send you to a boarding-house,
There for a time to dwell;
The thieves there they are thicker
Than the other side of hell!
They tell you of the clipper-ships,
A-going in and out,
And say you'll take five hundred sperm,
Before you're six months out.
It's now we're out to sea my boys,
The wind begins to blow,
One half of the watch is sick on deck
And the other half below.
The skipper's on the quarter-deck
A-squinting at the sails,
When up aloft the look-out
Sights a school of whales.
Now clear away the boats, my boys,
And after him we'll travel,
But if you get too near his fluke,
He'll kick you to the devil!
Now we've got him turned up,
We tow him alongside,
We over with our blubber hooks
And rob him of his hide.
Next comes the stowing down, my boys,
T'will take both night and day,
And you'll all have fifty cents apiece
on the 190th lay.
Now we are bound into Tuckoona,
Full more in their power,
Where the skippers can buy the Consul up
For half a barrel of flour.
When we get home, our ship made fast,
And we get through our sailing,
A winding glass around we'll pass
And damn this blubber-whaling.
Man liest in Boston, New York
und Buffalo Anzeigen, dass fünfhundert
tapfere amerikanische Seeleute
für den Walfang gesucht werden.
Blast ihr Winde am Morgen, macht die Segel klar,
dann mag der Wind blasen und auf!
Sie schicken dich nach New Bedford,
dem berühmten Walfanghafen.
Dort gehst du zu Landhaien, die besorgen dir
ein Zimmer und verschaffen dir die Ausrüstung.
Sie schicken dich in ein Gasthaus
und lassen dich eine Zeitlang dort schmoren.
Diebe sind das -
dicker als die andere Seite der Hölle!
Sie lassen dich an Bord
der Klipperschiffe gehen und sagen,
wir haben 500 Pottwale,
ehe noch sechs Monate vergangen sind.
Und jetzt sind wir auf See, Jungens.
Der Wind fängt an zu wehen.
Die Hälfte der Wache liegt krank auf Deck
und die andere Hälfte unten.
Der Schiffer steht auf dem Quarterdeck
und blinzelt hinauf in die Masten,
bis aus dem Krähennest
ein Schwarm Wale gemeldet wird.
Nun die Boote klar, Jungens, und auf geht's.
Aber passt auf,
dass ihr dem Burschen nicht zu nahe kommt.
Er schlägt um sich wie der Teufel.
Und jetzt haben wir ihn gewendet
und ihn zum Schiff bugsiert.
Wir machen uns über ihn her
nd schlagen ihn aus seiner Haut.
Als nächstes kommt das Verstauen.
Da schafft man Tag und Nacht,
und für jede der 190 Lagen
kriegt ihr fünfzig Cent.
Jetzt sind wir unterwegs nach Tuckoona.
Dort kann der Schiffer
den Konsul bestechen,
mit nicht mehr als einem halben Sack Mehl.
Wenn wir heimkommen, wenn das Schiff festgemacht hat
und wir nicht mehr rauf auf die Rahen müssen,
dann stoßen wir alle an,
und verfluchen den blasenden Wal!
Der Hexenglaube in Neu-England steigerte sich im 17. Jahrhundert in Salem zu einer Massenhysterie. Aber auch andere Teile der Kolonie glaubten an Hexen und verfolgten Hexen. Die Leute von Kap Code, von denen viele zur See fuhren, machten sich eine Seehexe zurecht und verlegten deren Aufenthaltsort in die düsteren winddurchheulten Dünen weit draußen am Kap. Ein ganzer Kranz von Geschichten rankt sich um diese Hexe von Wellfleet.
Für mehr als hundert Jahre, von den Tagen der Gründung der Kolonien bis ins Jahr 1802, spielte die Hexe von Wellfleet dem seefahrenden Volk von Kap Code ihre Streiche.
In dieser Zeitspanne änderte sie ihren Namen und selbst ihre Hautfarbe, aber man konnte sie dennoch immer an den scharlachroten Schuhen mit hohen roten Absätzen erkennen, die sie trug, und an ihren zwei immertreuen Gefährten, einer schwarzen Katze und einer grauen Ziege mit einem Glasauge.
Mit bürgerlichem Namen hieß die Hexe Goody Hallett. Goody war ein hübsches Mädchen von fünfzehn Jahren aus Eastham und wurde von dem Piraten Samuel »Black« Bellamy verführt. Man fand sie in einer Scheune, mit ihrem toten Baby in den Armen. Sie wurde zum Schandpfahl geführt, dort festgebunden, ausgepeitscht und dann ins Gefängnis geworfen.
Während sie auf ihr Gerichtsverfahren wartete, spazierte angeblich Luzifer als vornehmer Fremder mit einem goldverzierten Spazierstock und angetan mit Kleidern aus bester französischer Seide unter ihrem Zellenfenster vorbei und begann mit ihr eine Unterhaltung. Sie benutzte den Knauf seines Spazierstockes, um ihr X unter das Dokument zu setzen, das er ihr vorlegte, nachdem er die Gitter fortgezaubert und sie aus dem Gefängnis befreit hatte.
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