Michael Behrent
Kinder haben Vorfahrt
Herausgegeben von Hubertus Brantzen
Noch vor wenigen Jahren galt sie als Auslaufmodell, jetzt ist Familie wieder „in“. Dabei zeigt sie sich heute vielfältig: Neben traditionellem Eltern-Kind-Modell stehen alternative Formen, zu denen Alleinerziehende, aber auch Patchwork- und zunehmend wieder Mehr-Generationen-Familien gehören.
Heute sieht sich Familie – bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel – vor neue Herausforderungen gestellt. Die Reihe „Familie ist lebenswert“ behandelt alle die Themen, die für die jeweilige Lebenssituation wichtig sind.
Professor Dr. Hubertus Brantzen hat als Theologe und Pädagoge verschiedene Werke zu Fragen der Pädagogik und Spiritualität veröffentlicht. Er ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und vier Enkel und lebt in Mainz.
Weitere Titel der Reihe „Familie ist lebenswert“:
Hubertus Brantzen: So gelingt Erziehung.
ISBN 978-3-7666-1226-7
Jürgen Holtkamp: Kinder, Computer & Co.
ISBN 978-3-7666-1481-0
Angela M.T. Reinders: Unser Kind soll etwas werden.
ISBN 978-3-7666-1480-3
Frauke Schwaiblmair: Mit dem Baby durch das erste Jahr.
ISBN 978-3-7666-1476-6
Peter Neysters: Gut, dass es Oma und Opa gibt.
ISBN 978-3-7666-1474-2
Die Reihe wird fortgesetzt.
Die Daten und Fakten dieser Publikation basieren auf dem Generationen-Barometer 2009, einer demoskopischen Untersuchung des Institutes für Demoskopie Allensbach. Sie wurde vom „FORUM FAMILIE STARK MACHEN e.V.“ in Auftrag gegeben.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
ISBN 978-3-7666-4160-1
© 2011 Butzon & Bercker GmbH, 47623 Kevelaer, Deutschland
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagfoto: otisthewolf - Fotolia.com
Umschlaggestaltung: Christoph M. Kemkes, Geldern
E-Book-Umsetzung: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Einleitung: Wir verstehen uns gut
Bestes Klima in deutschen Familien
Kinder, so das verbreitete Lebensgefühl, sind die einzigen lebens-langen Bindungen, die dem modernen Menschen geblieben sind. Mag dies vielleicht ein Grund dafür sein, warum sie für das Denken und Fühlen ihrer Eltern immer mehr an Bedeutung gewinnen?
„Kinder haben Vorrang!“ – Das belegen die Ergebnisse des Generationenbarometers 2009 eindeutig. Wie bereits im Jahre 2006 hat erneut das „Forum Familien stark machen e.V.“ das Institut für Demoskopie Allensbach mit der Durchführung einer Studie beauftragt. Hier standen 40 intensive Gespräche mit Eltern von heranwachsenden Kindern und Jugendlichen und in einem zweiten Schritt eine repräsentative Stichprobe von 2222 Bürgern im Mittelpunkt. Die Demoskopen wollten einen aktuellen Eindruck von ihren Einstellungen zur Erziehung sowie ihren Hoffnungen, Leitbildern und Herausforderungen gewinnen. Wie bereits im Jahre 2006 – hier stand das Thema „Beziehungen der Generationen untereinander“ im Zentrum der Erhebung – war das Ergebnis erneut äußerst positiv.
Wärme und Geborgenheit daheim
Keine andere Bevölkerungsgruppe blickt so gelassen und optimistisch in die Zukunft wie junge Eltern. Noch nie waren Familiengründer in so hohem Maße bereit, ihre eigenen Bedürfnisse an denen ihrer Kinder zu orientieren. Und in keiner Epoche zuvor wurde Kindern gegenüber so oft und so deutlich Liebe und Zuneigung zum Ausdruck gebracht.
Acht von zehn Deutschen bezeichnen den Zusammenhalt innerhalb ihrer Familie als stark oder sogar sehr stark. 76 Prozent sagen: „Wir verstehen uns gut untereinander.“ Fast genauso viele (74 Prozent) schwärmen von der Wärme und Geborgenheit daheim. Bindung und Beziehungsqualität und nicht materieller Wohlstand oder Luxus machen eine glückliche Kindheit aus.
Dem Nachwuchs etwas bieten zu können, ihn in seinen Neigungen, Talenten und Interessen angemessen zu fördern sowie Heranwachsende zu selbstbewussten und glücklichen Menschen heranreifen zu lassen – für viele Elternpaare ist das gleichwohl größter Wunsch und wichtigste Verpflichtung zugleich. Doch was bedeutet das im Alltag? Wie lassen sich diese bedeutenden Erziehungsziele verwirklichen?
Hier herrscht dann doch mitunter Ratlosigkeit. Dem unbedingten Willen, nur ja alles richtig machen zu wollen, steht die Einsicht gegenüber, dass die Zeit der Patentrezepte endgültig Vergangenheit ist. Sollte es jemals die einfachen Lösungen in der Pädagogik tatsächlich gegeben haben, heute haben sie jedenfalls ihre orientierende Bedeutung verloren.
Vieles anders und besser machen
Erwachsene sprechen heute selbst Kleinkindern eine unverwechselbare, einzigartige Persönlichkeit zu. Wer Kinder ernst nehmen und individuell fördern will, kommt hier mit pauschalen Ratschlägen und Regeln nicht weiter. Was jedes Kind für seine Entwicklung braucht und was ihm persönlich nützt, müssen die Eltern stets von Neuem und vor allem selbst herausfinden.
Viele Mütter und Väter sind außerdem von dem festen Vorsatz motiviert, niemals so zu werden, wie sie ihre eigenen Eltern erlebt haben. Ihr entschiedener Vorsatz ist daher, in der Erziehung am liebsten vieles anders und möglichst besser zu machen. Eltern von heute verlassen sich daher nicht mehr allein auf eigene Erfahrungen und Prägungen. Tipps und gut gemeinte Ratschläge der älteren Familienangehörigen haben an Einfluss verloren.
Starke Gemeinschaft Familie
Das Generationenbarometer macht übergreifende Trends sichtbar. Viele junge Eltern können sich hier wiedererkennen. Die Ergebnisse der Erhebung lassen sich auch als ein Spiegel für viele Fragen, Herausforderungen und Konfliktsituationen verstehen, die heute den Familienalltag färben:
Wie verfahren andere, wenn das Kind nicht vom Fernseher wegzulocken ist?
Wer entscheidet am Frühstückstisch die Debatte, ob die Familie an diesem Sonntag lieber den Zoo oder das Schwimmbad besucht?
Wie viele 10-Jährige dürfen bereits allein darüber entscheiden, was sie von ihrem Taschengeld kaufen?
Ein neuer Stil in der elterlichen Erziehung grenzt sich deutlich von einer autoritären Erziehung ab. Er setzt stärker auf Überzeugung denn auf Strafandrohung. Sanktionen wie Fernsehverbote für Missetaten oder gar Schläge als Strafe sind die Erziehungsmittel von gestern. Eltern setzen heute ihren Kindern gegenüber auf Erklärungen und Begründungen.
Die Daten und Fakten des Generationenbarometers zeichnen das Bild der aktuellen Familie als einer Gemeinschaft, in der starke und gefühlvolle Bindungen zwischen Kindern und Eltern den Ton angeben. Ermutigung und Lob, nicht Herabsetzung, Beschämung und Bestrafung bestimmen das Familienklima.
Die Heranwachsenden wissen dieses freundschaftliche und herzliche Miteinander durchaus zu schätzen. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen berichten, ihre Eltern hätten ihnen ideell wie materiell viel geboten. Sie hätten sich Zeit für sie genommen, mit ihnen gespielt, geredet, ihnen Mut zugesprochen und sie für jeden kleinen Erfolg gelobt. Das klingt fast nach zu viel Harmonie.
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