Klaus Weise - Sommerleithe

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Zwei kräftige Metzgerhände packen den sechsjährigen Jungen und hängen ihn, als sei es ein Spaß, an einen schwarzen Räucherspieß in den Fleischhimmel von Wurst und Schinken. Je länger er hängt, desto stärker wächst die Angst vor dem Absturz. Umrankt wird diese Geschichte von einer assoziativen, mit fast halluzinogenen Überlagerungen und mit harten Schnitten und Zeitsprüngen arbeitenden Wortbegehung. Die Familie flieht aus der DDR und macht sich mit großer Hoffnung im Herzen und noch größeren Fragezeichen auf den Schultern auf den Weg in den Westen, kämpft sich durch das Ungeheuer der ­U-Bahn, im Flieger durch einen Gewitterhimmel, durch das Aufnahmelager, durch fremde Dia­lekte und abweisende Städte hinein in den Wohlstand und die Verlogenheit der 60er Jahre mit lazy sunday afternoons und aufregenden Vormittagen. Im Grenzbereich zwischen Autobiographie und Schelmenroman erzählt dieser Text aus der Perspektive eines Kindes und Jugendlichen von den kleinen und großen Wirrungen einer Kindheit in den 50er und 60er Jahren.

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Aber der kugelige Herr Pavel fuhr nicht nur eine Déesse, die alles, was auf vier Rädern unterwegs war, alt aussehen ließ, er hatte auch eine Déesse in Gestalt seiner Frau, die unter der Woche, man stelle sich das vor, vormittags, wenn die Sonne schien, in einem weißen Bikini, ja, in einem weißen Bikini, im Liegestuhl auf dem Balkon lag, den schwarzen Pudel ihr zu Füßen, rauchte und sich sonnte, sooft das Wetter es erlaubte.

Sie arbeitete nicht, sie hatte keine Kinder, sie lag rum und blätterte in der Illustrierten, eine Tätigkeit, der tüchtige Frauen nach Auskunft meiner Mutter nur beim Frisör nachgehen. Alle in unserer Metzgerei – die Putzfrauen, die Verkäuferinnen und meine Mutter – waren empört. Auch die Männer waren empört. Aber anders empört. Denn immer, wenn Frau Pavel nahezu nackt im Liegestuhl auf dem Balkon lag, wollten sie erst einmal sehen, und zwar genau sehen, worüber sie anschließend zu Recht empört waren. Ich fand das richtig. Denn grundlos empört zu sein, sich aufzuregen ohne Anlass, wäre in meinen Augen völlig verantwortungslos und unentschuldbar gewesen. Schlagartig, als ob die Kirchenglocken läuteten, hatten sämtliche Männer etwas Wichtiges auf dem Hof zu erledigen, sobald die begnadete, üppige und wohlig rundgeformte Göttin auf den Balkon trat, nein, sobald sie dort erschien.

Sie stützte sich kurz auf das Geländer, beugte sich ein wenig nach vorn – um eigentlich was zu sehen? –, warf dann den Kopf in den Nacken, bevor sie von alledem völlig erschöpft im Liegestuhl versank. Das überirdische Kommando an die Männer hieß nun: nicht mehr arbeiten, sondern gucken. Und da auch das Gucken sehr anstrengend sein kann, wurde an die Arbeitspause und die Guckpause schnell noch eine kollektive Rauchpause angehängt. Leider war mein Vater Nichtraucher. Also muss für ihn das lange Gucken besonders anstrengend gewesen sein. Denn dass ausgerechnet er nicht guckte, existiert in meiner Erinnerung nicht. Oder es taucht nicht auf. Es schien, als hätte er urplötzlich Wichtiges mit den Gesellen zu besprechen. Also gesellte er sich zu ihnen. Und immer wenn ich dem Rudel beim Gucken zuguckte, fiel mir an den Blicken der Männer auf, dass das Wichtige, das es zu besprechen galt, nur eine Zielrichtung kannte: Frau Pavel.

Frau Pavel ging nicht einkaufen. Sie wurde beliefert. Denn eine Göttin stellt sich nicht an, reiht sich nicht ein in die Schlange wartender Hausfrauen, die geräucherten Speck für die Erbsensuppe kaufen. Als sie sich zum ersten Mal Wurst und Fleisch und, für den schwarzen Pudel, gekochte, unglaublich stinkende Kutteln bringen ließ, fiel mir die Aufgabe zu, ihr die Pakete in den vierten Stock zu liefern. Doch danach nie wieder. Es gab Gerangel unter den Gesellen, denn jeder wollte den nächsten Botengang machen. Mein Vater klärte den Konflikt auf seine Weise: Er übernahm die Aufgabe selber. Danach bestimmte die alphabetische Reihenfolge der Vornamen, wer das Fleisch der eigenhändig getöteten Tiere zum Tempel der Mietwohnung in den vierten Stock tragen und den Händen der Angebeteten mit den rot lackierten Fingernägeln darbieten durfte.

Mein Vater hatte ein doppelt schweres Schicksal zu ertragen, denn er war nicht nur der einzige Nichtraucher, sondern auch der einzige Verheiratete in der Männerrunde und bekam von den Frauen, wenn er wieder mal mit seinen Gesellen zum Balkon hochschaute, um Dienstliches zu besprechen, den Spitznamen Hans-guck-in-die-Luft . Er hatte zwar auch noch einen zweiten Vornamen, Herbert, aber der war nicht spitznamentauglich.

Meine Mutter also stand mit den anderen Frauen, die gerade abkömmlich waren, in der Küche. Sie beobachteten die Männer und machten sich lustig über sie, derweil die neue, wassergetriebene Kartoffelschälmaschinentrommel rumpelte und pumpelte, die Kartoffeln von oben nach unten, zur einen, dann zur anderen Seite durcheinanderwirbelte, um ihnen die braune Haut samt ihrer Unreinheiten abzuschleifen. Die Kartoffeln waren mindestens so irritiert wie die Männer, auch sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Sie waren es gewohnt, einzeln in die Hand genommen und liebevoll-gekonnt von Hand geschält und nicht grob-maschinell abgerieben zu werden. Also schauten sie sich – jawohl, Kartoffeln besitzen Augen, das sind die Sprossknospen der Knollen – an und fragten sich, was die rumorende Unruhe zu bedeuten habe. Sie redeten durcheinander, ohne sich zu verstehen, polterten lauter und lauter, je schneller die schmirgelpapierraue Drehscheibe sie durcheinanderwirbelte, doch gegen das Durcheinander, das ihren plumpen Knollenkörpern angetan wurde, gab es, dem Gelärme ihres Protestes zum Trotz, kein Ankommen. Also schauten sie hilfesuchend zu den Frauen, die zu den Männern schauten, die zu Frau Pavel schauten, die, um die Gier der Männer und den Neid der langweiligen Haus- und Arbeitsfrauen zu steigern, nach einem Glas griff, die roten Lippen über den Strohhalm stülpte, daran zutschelte und ein rotes Getränk aus dem Glas in ihrem Mund verschwinden ließ. Alle, die das sahen, waren empört. Sie hatte das rote Etwas, das, wie Rudi bemerkte, bestimmt kein Himbeersaft war, ex getrunken!

Dann schaltete sie das Transistorradio an und hörte Schlager. Doch die Musik hätte es nicht gebraucht. Sie spielte längst in den Männern, deren Blicke Frau Pavel auf sich zog, spielte in allen dieselbe Melodie. Du weißt, ich küsse heiß, du weißt, ich brenne gleich, du weißt, dass ich immer alles, alles erreich, ich bin ein Mann, hey jey jey, ich bin ein Mann! Doch Frau Pavel ließ nicht locker. Sie nahm eine Illustrierte und durchblätterte sie in demonstrativer Langeweile mit lackierten Fingernägeln, Seite für Seite. Die Fotos schauten Frau Pavel an. Doch die Blicke der abgebildeten Frauen interessierten Frau Pavel nicht. Sie war selber eine Frau. Und wusste, was für eine. Also schaute sie die Männer an. Die Männer schauten weg und einander an, dann zu den Frauen im geöffneten Küchenfenster; diese lachten die Männer an, dann schauten auch sie weg und schauten einander an – und mit einem leicht resignierten Blick, in dem ein kleines Fragezeichen zu lesen stand, und einem Seufzer gingen sie wieder an die Arbeit; nur meine Mutter blieb stehen. Sie schaute die Kartoffeln an. Doch die konnten nicht mehr zurückschauen. Die neue Kartoffelmaschine hatte ihnen die Kartoffelaugen abgerieben.

Später musste ich erfahren, dass keine Deutsche, sondern Catherine Deneuve die Ikone der Déesse sei. Welch ein Irrtum! Die wahre Déesse war Frau Pavel auf dem Balkon im Ruhrgebiet, vierter Stock, in Mülheim-Dümpten.

Eines Tages waren Herr und Frau Pavel verschwunden. Die Citroën-Niederlassung war noch da. Sie wird einen neuen Betreiber gefunden haben. So wie die Wohnung mit dem Balkon Nachmieter. Aber keiner hat je wieder hochgeschaut. Und selbst wenn dort oben Catherine Deneuve im Bikini erschienen wäre, in der einen Hand eine Muratti Privat rauchend und mit der anderen in kühler Laszivität aufs Geländer gestützt, gegen Frau Pavel hätte sie keine Chance gehabt. Wer Frau Pavel einmal gesehen hat, trägt sie als Phantom der Erinnerung, als Fata Morgana stimulierender Phantasie, als erotischen Prägestempel und lebenslängliche sexuelle Behinderung durch sein amouröses Leben, sämtlichen Phantasmen und Wirklichkeiten anderer Weiblichkeit haushoch – vier Stockwerke – überlegen. Claudia Cardinale? Sophia Loren? Marilyn Monroe? Nein! Nein! Nein!

Was aus dem Verkäufer der fahrbaren Göttin und aus seiner göttlichen Frau geworden ist, weiß ich nicht, wie ich übrigens auch nicht weiß, was den Diven der Fensterbank, Renate und der schwarzbuschigen Monika, in jener Nacht widerfuhr, in der ich vor ihnen in den Schlaf fiel, während sie noch verträumt «ihre» Gesellen mit den alten oder neuen Eroberungen beobachteten. Es muss Heftiges gewesen sein.

6.

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