Klaus Weise - Sommerleithe

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Zwei kräftige Metzgerhände packen den sechsjährigen Jungen und hängen ihn, als sei es ein Spaß, an einen schwarzen Räucherspieß in den Fleischhimmel von Wurst und Schinken. Je länger er hängt, desto stärker wächst die Angst vor dem Absturz. Umrankt wird diese Geschichte von einer assoziativen, mit fast halluzinogenen Überlagerungen und mit harten Schnitten und Zeitsprüngen arbeitenden Wortbegehung. Die Familie flieht aus der DDR und macht sich mit großer Hoffnung im Herzen und noch größeren Fragezeichen auf den Schultern auf den Weg in den Westen, kämpft sich durch das Ungeheuer der ­U-Bahn, im Flieger durch einen Gewitterhimmel, durch das Aufnahmelager, durch fremde Dia­lekte und abweisende Städte hinein in den Wohlstand und die Verlogenheit der 60er Jahre mit lazy sunday afternoons und aufregenden Vormittagen. Im Grenzbereich zwischen Autobiographie und Schelmenroman erzählt dieser Text aus der Perspektive eines Kindes und Jugendlichen von den kleinen und großen Wirrungen einer Kindheit in den 50er und 60er Jahren.

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Es waren schöne Alleen, durch die wir fuhren. Die Bäume, die Wolken, der Himmel, die Landschaft – alles spiegelte sich auf dem Lack der Motorhaube und in der Windschutzscheibe und rauschte an uns vorüber, ohne dass ich mich daran sattsehen konnte. Irgendwann, ich war wohl eingeschlafen, hielt der Wagen an, und ich erwachte. Pipi machen und Butterbrote essen – und schon ging die Fahrt weiter Richtung Berlin. Wir passierten Leipzig, ohne Tante Marie und Onkel Fritz zu besuchen. Wie lange die Fahrt dauerte, die aus irgendeinem Grund über Landstraßen und nicht über die Autobahn führte, weiß ich nicht, aber irgendwann kamen wir in Berlin an. Ich war wieder eingeschlafen und erwachte erst durch die Stille des Motors, der abgeschaltet worden war oder seinen Geist aufgegeben hatte. Verloren wie ein gejagtes Tier am Ende seiner Kräfte, stand unser Taxi auf einem weiten grauen Platz, sichtbar für alle und zum Abschuss freigegeben. Doch die wenigen Autos, die vorüberfuhren, und die wenigen Menschen, die mehr über den Platz huschten, als dass sie gingen, nahmen von uns nicht die geringste Notiz. Weder schienen wir willkommen zu sein noch zu stören. Wir waren nicht vorhanden. Wir existierten nicht.

Auch den Gebäuden, die mich auf den ersten Blick annehmen ließen, sie umzingelten uns, und wir seien in eine Falle geraten, waren wir gleichgültig – und vielleicht noch nicht einmal das. Wie Verwundete waren sie mit sich selbst beschäftigt. Hilflos. Sollten sie Menschen überhaupt zur Kenntnis genommen haben, dann, um sie abzuweisen. Zu schwer trugen sie an ihrer eigenen Last, als dass sie sich auch noch um Menschen hätten kümmern und sie aufnehmen können. Schon beim Eintreten eines Kindes wären sie in sich zusammengestürzt.

Aber nicht nur der Wartburg bewegte sich nicht mehr und war stumm, sondern auch wir hielten inne und schwiegen. Die Blicke unserer Eltern waren nicht fröhlich – anders als sonst, wenn wir in Urlaub waren. Belastet. Als erwarte uns etwas Schreckliches. Es herrschte eine gespannte Ratlosigkeit. In der jedes Wort tödlich sein konnte. Also dachte ich nur, ohne es auszusprechen: Was war geschehen?

«Sind wir schon im Westen?», frug Renate völlig unbekümmert, und in ihrer Stimme klang mit: hoffentlich nicht!

«Nein. Frag nicht so viel», war die knappe Antwort meines Vaters.

«Aber in West-Berlin?», bohrte ich nach. Und bekam keine Antwort. Und wunderte mich. Aber meine Frage zu wiederholen, traute ich mich nicht. Also schwieg ich und wartete. Wir würden ja wohl nicht die ganze Zeit auf diesem blöden Platz herumstehen. Zumal es zu regnen begonnen hatte. Komisch, dieser Urlaub. Und wieso fahren wir in den Westen, zu Onkel Willi und Tante Maria, wenn es dort kalt ist? An der Ostsee schien fast immer die Sonne. Ich war mir sicher, dass Renate mehr wusste als ich. Aber ich fand keine Gelegenheit, sie zu fragen, ohne dass die Eltern es gemerkt und ihr die Antwort vermutlich verboten hätten.

Und was würde Klaus jetzt denken, wenn er dabei wäre?

5.

Frau Pavel

Bevor ich verraten kann, was es in Walter Diercks Lokal abgesehen von den Kondomen und den paradiesischen Gefilden sonst noch zu sehen gab oder auch nicht zu sehen gab – etwas extrem Augenfälliges und von mir nie Gesehenes –, muss ich mich zuerst dem Balkon von Frau Pavel widmen, dem obersten des Hauses, das die Kneipe Im Pütt und deren Wurmfortsatz, die Kegelbahn, beherbergte.

Das Gebäude war ein Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre errichteter vierstöckiger Neubau und in mehrerlei Hinsicht das genaue Gegenteil des Altbaus, in dem wir wohnten. Dort gab es – jedenfalls stellte ich mir das so vor – gekachelte Bäder mit Dusche, Badewanne und Bidet (wobei ich von einem Bidet nicht die geringste Ahnung hatte, außer dass es, so meine Mutter, «nur etwas für Frauen ist»). Und es gab dort im Gegensatz zu unserem Altbau eine Zentralheizung: keine Ölöfen, wie ich – wer sonst – sie in der kalten Jahreszeit einmal täglich mit je einer Kanne Öl füllen und, waren sie ausgegangen, mit geknickten und aufrecht stehenden wächsernen Ölofenanzünderblättchen neu entzünden musste, ohne dass es dabei zu Verpuffungen, also kleinen Explosionen kam; all dies war nie zu bewerkstelligen, ohne dass ich ein wenig Öl verschüttete und den Rest des Tages mit stinkigen Ölfingern herumlief und den Ölgestank mit den Frühstücksbrötchen und Pausenbroten zerkaute und herunterschluckte.

Neu an den Wohnungen dieses Neubaus, also auch der Pavel’schen, war zudem, dass sie flache Zimmerdecken besaßen, die nicht, wie in Altbauten damals üblich, durch das Einziehen einer Zwischendecke aus Presspappe erst noch verflacht werden mussten. Über Bedeutung und Wichtigkeit dieser Zwischendecken, die sich damals jeder, der es sich leisten konnte, in seinen Altbau einziehen ließ, war ich mir lange nicht im Klaren. Doch mit dem Einsetzen der Pubertät und einer verschärften gesellschaftlichen Empfindung für die Jahre vor ’68, die verlogenen Jahre, kam ich darauf, dass in diesem über unseren Köpfen schwebenden Zwischenreich der Krieg, seine Verbrechen und die Erinnerungen daran weggeschlossen waren – verbannt in luftiges Vergessen, doch jederzeit bereit, durch die dünne, porös werdende und somit nicht erinnerungsresistente Pappe hindurchzurieseln. Und es rieselte. Und rieselte … bis die 68er-Bewegung, vorbereitet und begleitet von der Beatmusik auf BFBS und Hilversum 3 und mitgeschnitten auf dem Grundig TK17L, dieses Provisorium der Verdrängung zum Einsturz brachte.

In der obersten Etage dieses Hauses also, dessen rückwärtige Fassade von unserem Garten, der Wurstküche und dem Hof der Metzgerei aus gut sichtbar war, wohnte Herr Pavel mit seiner Frau. Und einem schwarzen Pudel. Herr Pavel betrieb eine Autohandlung, und sein Bauch war noch kugeliger als sein mit Haaren unterversorgter Kugelkopf. Ob er allerdings die Wohnung mit Balkon in der obersten Etage bekommen hat, weil der Hausbesitzer, wie die Kegelbahn im Erdgeschoss zeigt, ein Faible für Kugeln diverser Größen hatte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war Herr Pavel in meiner Phantasie sagenumwoben.

Erstens hieß niemand damals Pavel, und wenn doch, kannte man so jemanden nicht. Zweitens kam Herr Pavel aus einer anderen Welt. Nicht, weil er irgendwie ulkig aussah, sondern weil er eine Autohandlung betrieb, deren Firmenname kein Mensch aussprechen konnte: Citroën schrieb sie sich und Zitröön wurde sie, wenn man das Wort überhaupt in den Mund nahm, ausgesprochen. Und drittens, weil diese Autofirma, deren Namen niemand annäherungsweise richtig aussprechen konnte, ein sagenumwobenes Auto herausgebracht hatte, das ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte ausdenken können. Sein Aussehen – konnte das ein Auto sein? – war atemberaubend neu und entsprach insofern der Unaussprechlichkeit seines Namens: Citroën. Doch damit nicht genug. Nicht nur für alle in der Metzgerei und alle ihre Kunden, sondern für alle Deutschen diesseits und jenseits der Zonengrenze, also für Gesamtdeutschland, aber auch für Frankreich und den Rest der Welt trug das Modell, von dem ich hier spreche, den Namen Déesse. DIE Déesse .

Atemberaubend wie das Auto war, so unvorstellbar war es, den Eltern auch nur vorzuschlagen, es zu erwerben. Und noch unvorstellbarer, sich Vati hinter dem verbogenen und schräg stehenden Lenkrad einer Déesse sitzend vorzustellen, deren Namen nicht nur er, sondern niemand aussprechen, geschweige denn schreiben konnte – vielleicht mit Ausnahme von Französischlehrerinnen, die sich den Wagen aber nicht leisten konnten. Und wenn dieser unaussprechliche Name eine Bedeutung haben sollte, und wenn man sich vorstellen konnte, dass er eine hätte, wusste man trotzdem immer noch nicht, welche. Und wenn man – was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war – sie herausgefunden haben sollte, dann gäbe es doch wohl zu Recht nur eine, die im damaligen Deutschland eine Göttin sein konnte: die Garbo. «Die göttliche Garbo» – so nannten sie meine Eltern.

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