Sprachgewalt

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Mit Sprache wird manipuliert, Macht und Gewalt ausgeübt. Fake News, über Medien verbreitet, schaffen Verunsicherung. Der Vorwurf Terrorist oder Antisemit kann über Karrieren, selbst über Leben und Tod entscheiden. Die Essays in diesem Band untersuchen zentrale politische Begriffe auf ihren Missbrauch. Wer benutzt sie wie, wann und wozu? Kritische Wachsamkeit ist geboten, wenn jemand die Welt mit ein paar Wörtern in Gut und Böse einteilt, Verbrechen entschuldigt, Gegner vernichtet und uns zu seinen Komplizen machen will.
Freiheit, Demokratie, Islamismus oder Elite. Ist klar, was gemeint ist? Der Terrorist des einen ist der Freiheitskämpfer des anderen. Solche und andere politische Begriffe haben reale Wirkungen, obwohl sie unscharf und vieldeutig sind. Sie besitzen ein enormes Charisma. Das macht sie zu attraktiven Waffen im politischen Kampf. Post Truth und Sprachgewalt sind die Feinde der Demokratie. Der Versuch, uns zu täuschen, ist allgegenwärtig. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die das nicht wollen.
Mit Beiträgen von Jonathan Alschech, Ruth Ben-Ghiat, Micha Brumlik, Rikki Dean, Marion Detjen, Jana Egelhofer, Marcus Funck, Christian Geulen, Amos Goldberg, Christoph Gollasch, Neve Gordon, Gregor Gysi, Michael Kohlstruck, Brian Klug, Gesine Krüger, Meltem Kulacatan, Peter Lintl, Daniel Morat, Nicola Perugini, Michael Quante, Barnaby Raine, David Ranan, Jörn Retterath, Jonathan Rinne, Mohammad A. Sarhangi, Stefanie Schüler-Springorum, Peter Steinbach, Marc Volovici, Yair Wallach, Anton Weiss-Wendt.

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Sehr schnell kann der Punkt erreicht werden, an dem die Frage zu stellen ist: Wie bleiben wir wachsam, ohne paranoid zu werden? Für den britischen Philosophen Bertrand Russell war klar: »Wenn man einem Fürsten vertrauen kann, dann nicht, weil er gut ist, sondern weil es gegen seine Interessen ist, schlecht zu sein.« Er plädiert für hohen Skeptizismus. In der Tat geht Demokratie nicht von blindem Vertrauen aus. Ganz im Gegenteil. Um sich vor Missbrauch zu schützen, bedarf die Demokratie robuster Kontrollmechanismen. Vertrauen hält unsere Gesellschaft im Kern zusammen, aber Vertrauen bedeutet nicht Kritiklosigkeit. Wir müssen wachsam bleiben, um nicht manipuliert zu werden. Und doch wird bei völligem Misstrauen ein gemeinsames Leben sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Ständige Wachsamkeit hat ihren Preis, sie erfordert Zeit und Konzentration und kann dazu führen, dass ein diffuses Misstrauen die Oberhand gewinnt. Die Vorstellung, dass unsere gewählten Repräsentanten unglaubwürdig sind, kann an sich schon destruktiv sein. Es ist viel einfacher, im Vertrauen darauf durchs Leben zu gehen, dass die Informationen, die uns erreichen, einwandfrei sind und wir stets die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit erfahren. Der amerikanische Philosoph, Logiker und Mathematiker Charles Sanders Peirce (1839–1914) – der auch als »Vater des Pragmatismus« bezeichnet wird – schrieb: »Wir klammern uns beharrlich daran, nicht nur zu glauben, sondern das zu glauben, was wir glauben.« 3Er erklärte, dass Menschen zu fast allem bereit sind, um an ihrem Glauben oder ihren Überzeugungen festhalten zu können, die es ihnen ermöglichen, unbequeme Zweifel zu eliminieren. Anstatt die gesamte Bandbreite der verfügbaren Informationen zu untersuchen, glauben wir lieber genau das weiter, was wir bereits glauben.

In der politischen Sprache spielen Slogans und Schlagwörter eine wichtige Rolle. Die deutsche Sprache hat hierfür einen treffenden Namen: Kampfbegriff – ein »Reizwort, das die Gegner in einer Auseinandersetzung provozieren und die Zuhörer für den eigenen Standpunkt überzeugen soll« 4, wie der DUDEN schreibt, ein Begriff, der als »Instrument des politischen Meinungskampfes« dient. Kurioserweise hat die englische Sprache kein wirklich passendes Äquivalent. Schlachtruf, politische Parole, polemischer Slogan – keiner davon ist so eingängig wie Kampfbegriff . Begriffe, sagt Bertold Brecht in seinen Flüchtlingsgesprächen , »sind sehr wichtig. Sie sind die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann.« Bei Kampfbegriffen können diese Griffe zu Waffen werden. 5

Es gibt Begriffe wie Freiheit , Demokratie , Wahrheit oder Menschenrechte , bei denen für die meisten von uns eine negative Konnotation oder ein negatives Framing fast unvorstellbar ist. Am anderen Ende der Skala stehen Begriffe wie Völkermord oder Fake News . Und es gibt eine ganze Reihe von ideologischen Bezeichnungen, die ihre Anhänger positiv finden, während sie für ihre Gegner Schimpfwörter darstellen. Kommunismus , Sozialismus und Faschismus gehören in diese Kategorie. Einige Ideen und Ideologien überleben länger als andere, einige sogar trotz ihres extrem schlechten Rufs; und somit gibt es immer noch Menschen, die stolze Rassisten oder Neonazis sind. Und dann gibt es natürlich auch Begriffe, die – rein theoretisch jedenfalls – ein ideologiefreies Leben hätten führen können, wären sie nicht von einem ganz bestimmten Deutungsrahmen belastet worden: Sind Eliten gut oder schlecht? Und was ist mit den Intellektuellen ? Kann man sich auf Kosmopoliten verlassen, oder ist ihr mangelnder Patriotismus ein Problem? Wenn der Terrorist des einen der Freiheitskämpfer des anderen ist, können dann Terroristen auch als positive Akteure betrachtet werden? Und was ist mit dem Zionismus , der vielen Juden Hoffnung und eine Heimat gab und dennoch dazu führte, dass viele Palästinenser ihre Heimat verloren haben?

All diese Wörter besitzen eine Eigenschaft, die sich am besten mit Charisma beschreiben lässt: Sie ziehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich und wirken unmittelbar und machtvoll auf die, die sie hören. Es gibt eine Dynamik, die charismatische Wörter in politische Schlagwörter verwandelt. In Demokratien sind solche Wandlungsphasen diffizile Zeiten. Gerade wenn man darüber streitet, wer die Deutungshoheit über einen Begriff hat, kann eine »Umkodierung« von Wörtern und die daraus resultierende Mehrdeutigkeit irreführend sein. Sie entgleiten ihrem alten Rahmen und haben keinen festen neuen.

Die Sprach- und Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling erklärt die Bedeutung des politischen Framings: »Wann immer wir ein Wort hören oder lesen, simulieren wir nicht nur das jeweils repräsentierte einzelne Konzept – sondern zusätzlich eine ganze Reihe anderer Konzepte. […] Wenn es gilt, Worte oder Ideen zu begreifen, so aktiviert das Gehirn einen Deutungsrahmen, in der kognitiven Wissenschaft Frame genannt. Inhalt und Struktur eines Frames […] speisen sich aus unseren Erfahrungen mit der Welt.« 6Zu diesen Erfahrungen gehören auch die Sprach- und Kulturerfahrungen. Wehling spricht über den ideologisch selektiven Charakter von Frames, welche die »gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten aus einer bestimmten Weltsicht heraus« bewerten und interpretieren. 7Diese Frames leiten unser Denken und Handeln, ohne dass wir es merken, und darin liegt die Gefahr, vor der wir uns schützen müssen.

»Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben« 8, machte angeblich Walter Ulbricht seiner nach ihm benannten Gruppe von kommunistischen Kadern klar, die 1945 aus dem Moskauer Exil zurückkam, um in der sowjetisch besetzten Zone neue politische Strukturen aufzubauen. Sie hatten vor allem dafür zu sorgen, dass das deutsche Volk die Anweisungen der sowjetischen Militärverwaltung befolgt. Jenseits aller theoretischen Überlegungen, was »demokratisch« sein oder bedeuten kann, ist eines klar: Ulbricht wollte etwas vorspiegeln, das nicht war, was es ist. Er wollte vom positiven Glaubwürdigkeitskapital, das der Begriff Demokratie bei Menschen genießt, erst recht bei demokratisch ausgehungerten Menschen, profitieren. Das demokratische Aussehen durfte auf keinen Fall demokratisch sein. Wir – nicht das Volk– müssen die Macht in der Hand halten. 1949 wurde dann die DDR gegründet, die nicht als einziger nicht demokratischer Staat das Wort »demokratisch« im Namen führte. Man denke an Nord-Korea, das sich noch heute »Demokratische Volksrepublik Korea« nennt. Mit dieser verbalen Fassade meint das Kim-Regime, nach innen wie außen als etwas Besseres zu erscheinen, als es ist, jedenfalls nicht als Diktatur. Diktaturen haben es da in gewisser Hinsicht leichter als liberale Demokratien, sie handeln per Dekret und zwingen die Menschen ihres Machtbereichs, das Wort in der verdrehten Bedeutung zu akzeptieren. Aber warum legen sie so großen Wert darauf? Welchen Vorteil bringt es ihnen, so zu tun, als seien sie nicht das, was sie sind?

Auch die Nationalsozialisten taten dies. Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels vertraute seinem Tagebuch im Februar 1942 an, »ich veranlasse, dass von unserem Ministerium Wörterbücher für die besetzten Gebiete vorbereitet werden, in denen die deutsche Sprache gelehrt werden soll, die aber vor allem eine Terminologie pflegen sollen, die unserem modernen Staatsdenken entspricht. Es werden dort vor allem Ausdrücke übersetzt, die aus unserer politischen Dogmatik stammen. Das ist eine indirekte Propaganda, von der ich mir auf die Dauer einiges verspreche.« 9

Unpräziser oder falscher Sprachgebrauch kann das Ergebnis von Unwissenheit sein, aber auch von wissentlichem Missbrauch der Terminologie. Die vorliegenden Essays beschreiben und analysieren die Wahl und Verwendung von Begriffen, die mit einer bestimmten Bedeutung beladen sind, und das Ausmaß, in dem sie als Machtinstrumente der Förderung bestimmter politischer Ziele dienen.

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