Christoph Türcke
Jesu Traum
Psychoanalyse
des Neuen Testaments
»Mihi ipsi scripsi«
Friedrich Nietzsche
2. Auflage 2010
© 2009 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe
info@zuklampen.de· www.zuklampen.de
Umschlag : Matthias Vogel (paramikron), Hannover,
unter Verwendung des Gemäldes »Taufe Christi«
von Joachim Patinier, Kunsthistorisches Museum, Wien
Satz : thielen VERLAGSBÜRO, Hannover
1. digitale Auflage : Zeilenwert GmbH 2014
ISBN 9783866743342
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.ddb.de› abrufbar.
Cover
Titel Christoph Türcke Jesu Traum Psychoanalyse des Neuen Testaments
Impressum »Mihi ipsi scripsi« Friedrich Nietzsche 2. Auflage 2010 © 2009 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe info@zuklampen.de · www.zuklampen.de Umschlag : Matthias Vogel (paramikron), Hannover, unter Verwendung des Gemäldes »Taufe Christi« von Joachim Patinier, Kunsthistorisches Museum, Wien Satz : thielen VERLAGSBÜRO, Hannover 1. digitale Auflage : Zeilenwert GmbH 2014 ISBN 9783866743342 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.ddb.de › abrufbar.
Verzeichnis der Abkürzungen Verzeichnis der Abkürzungen Altes Testament Gen = Genesis (1. Mose) Ex = Exodus (2. Mose) Lev = Leviticus (3. Mose) Dtn = Deuteronomium (5. Mose) Jes = Jesaia Hi = Hiob Neues Testament Mt = Matthäusevangelium (ca. 90 n. Chr.) Mk = Markusevangelium (ca. 70 n. Chr.) Lk = Lukasevangelium (ca. 100 n. Chr.) Joh = Johannesevangelium (ca. 110 n. Chr.) Apg = Apostelgeschichte des Lukas (ca. 100 n. Chr.) Briefe des Paulus Röm = Römerbrief (ca. 53/54 n. Chr.) 1Kor = 1. Korintherbrief (ca. 51 n. Chr.) 2Kor = 2. Korintherbrief (ca. 52 n. Chr.) Gal = Galaterbrief (ca. 52 n. Chr.) Phil = Philipperbrief (ca. 51/52 oder 57 n. Chr.)
Vorwort
1. Die unfaßbare Kehrtwende: Das Urchristentum
Nachträgliche Weissagung
Heiligung des Schreckens
Abtrünnige Gefolgsleute – anhängliche Gewährsleute
Untot – auferstanden
Allmähliche Verfertigung der Gedanken
»Für unsere Sünden«
Paulus
Von Damaskus zum Kaiser
Beschneidung
Abendmahl
Paulus und Petrus
2. Mosaik aus Störfaktoren: Der historische Jesus
Historisch-kritische Forschung
Nazareth
Johannes der Täufer
Attraktion und Repulsion
Mahlzeiten
Heilungen
Typus
Gleichnisse
Bergpredigt
Immoralismus
Finale
Nachwort
Dank
Christoph Türcke bei zu Klampen
Fußnoten
Verzeichnis der Abkürzungen
Altes Testament
Gen = Genesis (1. Mose)
Ex = Exodus (2. Mose)
Lev = Leviticus (3. Mose)
Dtn = Deuteronomium (5. Mose)
Jes = Jesaia Hi = Hiob
Neues Testament
Mt = Matthäusevangelium (ca. 90 n. Chr.)
Mk = Markusevangelium (ca. 70 n. Chr.)
Lk = Lukasevangelium (ca. 100 n. Chr.)
Joh = Johannesevangelium (ca. 110 n. Chr.)
Apg = Apostelgeschichte des Lukas (ca. 100 n. Chr.)
Briefe des Paulus
Röm = Römerbrief (ca. 53/54 n. Chr.)
1Kor = 1. Korintherbrief (ca. 51 n. Chr.)
2Kor = 2. Korintherbrief (ca. 52 n. Chr.)
Gal = Galaterbrief (ca. 52 n. Chr.)
Phil = Philipperbrief (ca. 51/52 oder 57 n. Chr.)
Das Abendland ist schon lange nicht mehr christlich. Aber ohne Christentum wäre es nie zur Wiege von Renaissance, Kolonialismus, Aufklärung, Menschenrechten, exakten Wissenschaften, Schwerindustrie und Mikroelektronik geworden, nie zur Keimzelle jener westlichen Welt, die so wirkt, als sei sie das Maß aller Dinge. Aus allen Erdteilen wird zu ihr aufgeschaut. Nirgends ist die Konzentration von Kapital, Know-how und technischen Errungenschaften, nirgends der physische, rechtliche und moralische Bewegungsspielraum für menschliche Individuen größer als im Westen. Statistisch gesehen gibt es etwa zwei Milliarden Christen, gut zwei Drittel davon in Europa und Amerika. Die wenigsten allerdings leben strikt nach christlichen Ritualen und Lehren. Auch wenn man die vor allem in den USA erstarkenden fundamentalistischen Kirchen und Sekten mitzählt, gilt: Die erdrückende Mehrheit westlicher Christen nimmt ihre Religion nur noch als zeremoniellen Dienstleister für Taufe, Kommunion, Konfirmation, Heirat, Beerdigung und zu hohen kirchlichen Feiertagen in Anspruch, ohne von der Bibel, der Liturgie, dem Katechismus oder den Dogmen noch irgendeine zusammenhängende Kenntnis zu haben. Zurückgeblieben sind ein paar Wissensbruchstücke und einige verwaschene Überzeugungen über eine höhere Macht und ein Leben nach dem Tod, die die meisten gern für sich behalten, um sie keiner peinlichen Befragung auszusetzen. Ansonsten richten sie sich, wie andere Gläubige und Ungläubige auch, nach den profanen Gesetzmäßigkeiten und Mächten ein, die ihren Alltag tatsächlich bestimmen.
Das in der westlichen Welt praktizierte Christentum ist, aufs Ganze gesehen, hohl und morsch. Nicht so das in der westlichen Welt sedimentierte Christentum. Es gehört zum Fundus dieser Welt. Einst, als es noch groß und mächtig war, hat es die Weichen zur europäisch-nordamerikanischen Moderne gestellt. Mehr als ein halbes Jahrtausend ist das her. Das Christentum von damals ist bloß noch die Ablagerung einer vergangenen Zeit, gleichsam der festgetretene, beruhigte Untergrund, auf dem sich das unruhige Leben der Moderne abspielt. Und solange der Untergrund tatsächlich ruhig blieb, ließ er sich bequem ignorieren. Seit jedoch ein neuer Ost-West-Konflikt Platz gegriffen hat, worin »Osten« nicht mehr mit Sozialismus assoziiert wird, sondern mit einem Islam, der forsch in die westliche Welt eindringt und deren Grundüberzeugungen in Frage stellt, stehen auch die christlichen Fermente dieser Welt erneut zur Debatte. Das authentische westliche Gegenstück zur Koranlesung ist nun einmal die Bibellesung, nicht die Dichterlesung; das zum Ramadan die christliche Fastenzeit, nicht die Schlankheitskur; das zum Freitagsgebet der Sonntagsgottesdienst, nicht die Gymnastikstunde; das zum Propheten Mohammed heißt Jesus von Nazareth, nicht Michael Jackson oder Madonna.
Und so geschieht etwas, was niemand voraussehen konnte: Durch die neue Präsenz des Islam in der westlichen Welt wird deren christlicher Untergrund wieder aufgerührt. Gerade Zeitgenossen, die auf Aufklärung und Gedankenfreiheit pochen und durchaus nicht zum christlichen Glauben zurückwollen, sehen sich durch die islamische – zum Teil islamistische – Offensive genötigt, sich zu jenem abgelagerten Christentum, um das sie sich lange nicht kümmern mußten, erneut zu positionieren. Dadurch aber kommt es sozusagen wieder hoch und gewinnt eine neue, diffuse, gewissermaßen desedimentierte, in ihrer Tragweite noch schwer absehbare Präsenz. Sitzt es womöglich viel tiefer im vegetativen Nervensystem der westlichen Welt, im Empfindungs-, Vorstellungs- und Denkhaushalt ihrer Individuen, als bisher gedacht? Friedrich Nietzsche hat das ja schon vor mehr als hundert Jahren vermutet: »Was hilft alle Freigeisterei, Modernität, Spötterei und Wendehals-Geschmeidigkeit, wenn man mit seinen Eingeweiden Christ, Katholik und sogar Priester geblieben ist!«1 Und nun stellt der neue Ost-West-Konflikt tatsächlich die »Eingeweide« der westlichen Welt mit nie gekannter Dringlichkeit zur Debatte und schürt den Verdacht, daß der Geist des Christentums sie weit stärker durchweht und bläht, daß er für den Stoffwechsel der High-Tech-Welt weit konstitutiver ist, als die hektische Oberfläche ihres Alltags zu erkennen gibt. Um hier Klarheit zu gewinnen, bedarf es einer neuen Eingeweideschau auf der Höhe wissenschaftlicher Methodik, anders gesagt, einer Tiefenhermeneutik mit Fingerspitzengefühl für mentale Verdauungsprozesse und Ablagerungen.
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