Heinz-Ullrich Schirrmacher - Spuren aus Nazareth - Jeshua

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Keine Person in der Menschheitsgeschichte hat wohl so viel Nachdenken und Aufsehen erregt wie Jesus von Nazareth, den die Christenheit als ihren Erlöser anbetet, der Islam und das Judentum aber jeweils »nur« als Propheten anerkennen. Über die Jahrhunderte haben Theologen, Historiker und Philosophen sich bemüht, darüber zu forschen, wer dieser Jesus der Christenheit wirklich war und was er eigentlich gewollt haben könnte. Im Wesentlichen können wir nur auf schriftliche Unterlagen zurückgreifen, die von Menschen verfasst worden sind, die Jesus von Nazareth gar nicht gekannt haben oder in einer anderen Zeit gelebt haben. Jesus persönlich hat nur völlig unzureichende Spuren hinterlassen, die die Ursache dafür sind, was die offiziellen Heilsinstitutionen und deren Ableger heute so unterschiedlich und für viele Menschen so unbefriedigend propagieren. Von Anfang an gab es Streit über den »rechten Glauben« unter den Nachfolgern Christi, dessen Auswirkungen ich in diesem Buch beschreiben möchte.

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Heinz-Ulrich Schirrmacher

SPUREN AUS NAZARETH:

Jeshua

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

Copyright (2014), Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte liegen bei

Heinz-Ulrich Schirrmacher (Bremen)

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel Heinz-Ulrich Schirrmacher SPUREN AUS NAZARETH: Jeshua Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Copyright (2014), Engelsdorfer Verlag Alle Rechte liegen bei Heinz-Ulrich Schirrmacher (Bremen) Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

Vorwort

Die Zeit um Jesu Geburt

Jesu Kindheit und Familie

Abstammung und Prophetie

Jesu Botschaft

Der Streit um die Lehre

Beobachtung durch die Mächtigen

Die Lage spitzt sich zu

Jesu Verhaftung

Prozess und Verurteilung

Hinrichtung und Tod

Grablegung und Auferstehung

Himmelfahrt

Die Evangelien

Paulus als Alternative

Die Apostelgeschichte

Die Briefe

Die Zeit danach

Eine neue Religion

Stellvertreter Jesu

Das Papsttum

Die Bibel

Die Staatsreligion

Gotteshäuser und Kreuzzüge

Religionsrevolten

Die Aufklärung

Konkurrenten

Die Hoffnung

Hoffnung statt Glauben

Glossar

Quellenverzeichnis

Vorwort

Kaum eine Person der neueren Menschheitsgeschichte hat so viel Aufsehen erregt wie Jesus von Nazareth, der erst viele Jahre nach seinem Tod der geschriebene Jesus Christus der Christenheit geworden ist. Das hat er sich zu Lebzeiten wohl kaum vorgestellt, einmal die wichtigste Person der größten Weltreligion zu werden, wollte er doch nur seine Landsleute zu einem gottgefälligen Leben nach den Gesetzesschriften des Judentums bekehren. Ich habe mir in diesem Buch vorgenommen, aus meiner Anschauung meinen Blick auf den einfachen Menschen Jesus zu richten und möchte mich dabei einreihen in die Reihe so vieler Menschen, bei denen dieser Jesus so „abweichend von der offiziellen Norm“ seine Spuren hinterlassen hat. Dabei ist es mir natürlich auch bewusst, dass auch eine völlig andere Sichtweise zulässig ist aber nicht zwingend damit die richtigere Sicht sein muss. Über keine andere Person der Menschheitsgeschichte wurde so viel nachgedacht und geschrieben. Und trotzdem, bei aller Geschichts- und Bibelforschung, wird dieser Jesus von Nazareth an vielen Stellen wohl immer unklar und rätselhaft bleiben. Der historische Jesus ist als Person aber zwangsläufig auch der Jesus des Glaubens, und wird von der überwiegenden Mehrzahl der Gläubigen in seiner historischen Wirklichkeit oft bewusst ausgeblendet, um die Auseinandersetzung zwischen Glauben und Wahrscheinlichkeit nicht führen zu müssen oder weil es ihnen schlicht egal ist. Die Bibel unternimmt leider nur an wenigen Stellen den Versuch, uns den historischen Jesus zu vermitteln, überwiegend wird der Leser an den verklärten Jesus des Glaubens herangeführt und überlässt es den Lesern selbst, vor allem aber den Kirchen und Gemeinschaften, unter Wahrung auch ihrer eigenen Interessen den Menschen die Rechtgläubigkeit institutionell zu vermitteln.

Seit vielen Jahren befasse ich mich nun schon damit, zu verstehen, was sich in der Zeit Jesu im damaligen Israel wirklich zugetragen haben könnte und aus welchem Grund wohl dieser einfache charismatische Mann aus Galiläa zur Hauptperson einer Weltreligion hat werden können. Darüber gibt es so wunderbare, aber auch erheblich voneinander abweichende Literatur. Über keinen Menschen in der Menschheitsgeschichte wurde wohl so viel nachgedacht und geschrieben. Und trotzdem ist der Jesus der Bibel nach wie vor der unverstandene und rätselhafte Mensch geblieben. Selbst begnadete Denker und Wissenschaftler sind der Historizität Jesu stets irgendwie fern geblieben und auch dem, was er den Menschen wirklich mit auf den Weg geben wollte. Meistens verlieren sie sich darin, wissenschaftlich Wortbetrachtungen und Wortauslegungen vorzunehmen über Aussagen, die Jesus wahrscheinlich anders oder gar nicht getroffen hat. Das passt aber auch gut zu den von Menschen relativ unstrukturiert zusammengefügten biblischen Schriften, die wir heute als „offizielle Glaubensgrundlage“ kennen. Was hat dazu geführt, dass die Bibel – so, wie sie heute zur Verfügung steht, einen solchen Einfluss auf den Einzelnen und auf die Menschheitsgeschichte der letzten 2000 Jahre hat nehmen können?

Die Kircheninstitutionen und sonstige Glaubensvertretungen streiten sich immer noch um den richtigen Glauben und formale Handlungsmaxime wie Taufe, Abendmahl, Ehelosigkeit von Priestern, Alleinvertretungsanspruch, jungfräuliche Geburt, Empfängnisverhütung, neuerdings um Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare und vieles mehr in „feinsinnigen Auseinandersetzungen“ und nehmen die ihnen anvertrauten Menschen bei diesen Auseinandersetzungen mit ihren eigentlichen Fragen und Bedürfnissen nicht mit.

Jesus war zu seiner Zeit nur ein einfacher Mann ohne besondere Ausbildung, der eng in der jüdischen Tradition lebte und das Christentum, so wie wir es heute kennen, wohl nicht hat gründen wollen. Es wird Streit darüber geführt, wie das eine oder andere Jesuswort auszulegen und zu verstehen ist, wobei es eigentlich niemand so richtig vor dem Hintergrund dessen, was wirklich um und mit diesem Jesus passiert ist, realistisch einschätzen kann.

Viele Menschen, die häufig bescheiden im Hintergrund bleiben, suchen den mitfühlenden, barmherzigen und demütigen Jesus, der einmal gesagt haben soll: „… was immer ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.

Jesus würde es wohl bei allem theologischen und „geschwisterlichen Streit“ vor dem Hintergrund vieler weltweit elendig vor sich hin lebenden Menschen wohl völlig egal sein, auf welche Weise mit wie viel Wasser der Mensch getauft worden ist, ob in Zungen geredet wird, ob ein Priester verheiratet ist, evangelische und katholische Christen gemeinsam an einem Abendmahlstisch sitzen dürfen oder welche Kirchenbeamte oder Würdenträger sich wie zu liturgischen oder kirchenrechtlichen Fragen äußern.

Mit diesem Buch will ich mich keineswegs - schon wegen meiner fehlenden fachlichen Kompetenz - an irgendwelchen qualifizierten Diskussionen beteiligen sondern einfach nur aufschreiben, was mich über viele Jahre bewegt und getrieben hat. Dabei möchte ich mir von keiner Glaubensinstitution vorschreiben lassen, welches die richtigen Glaubensübungen sind und wie diese formal sichtbar ihren Niederschlag zu finden haben.

Ich denke, Jesus würde sich heute mit der großen Weltkirche und deren Ableger genauso anlegen, wie zu seiner Zeit mit der judäischen Elite. Die Amtskirchen mit sicheren Kirchensteuereinnahmen, christlich orientierten Körperschaften des öffentlichen Rechts und verbeamteten Glaubenslehrern, in eigenartigen Gewändern und in Purpur gehüllt, würde er vermutlich genauso bekämpfen wie die „Amtskirche“ zu seiner Zeit.

Ich begebe mich weiterhin auf die Suche, wobei ich von der offiziellen Kirche und ewig gestrigen „Brüdern und Schwestern in Christus“ keine wirklich aufklärenden Hinweise erwarten kann. Diese Menschen machen vielfach noch nicht einmal einen Unterschied, wenn es um die Frage geht, ob sie denn nun an Jesus oder an die Bibel glauben. Und wenn sie denn nun strikt an die Bibel glauben, orientieren sie sich zwar an der Bibel aber meistens zusammenhanglos und willkürlich, indem sie Bibelstellen in ihrem Leben anwenden oder es sein lassen. Diese Kategorie von Gläubigen kann die Erkenntnis auch nicht ertragen, dass die offizielle Bibel – so, so wie wir sie heute zur Verfügung haben, ein durch Zufälligkeit und Willkürlichkeit von unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlicher Zeit mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen zusammengestelltes Werk ist, welches eine ordnende und die Leserschaft führende Struktur kaum kennt.

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