Ulrich Sonnemann - Graphologie. Schriften 1

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'Graphologie hatte mich bereits als Kind interessiert, und Joseph Roth, der in meinem Elternhaus verkehrte und ebenfalls graphologisch interessiert und tätig war, hat mich darin bestärkt, sodaß es sehr früh zu einer Vertiefung in die Physiognomik expressiver Bewegung kam. In Amerika, bei der Armee, bestand meine Tätigkeit als klinischer Psychologe im wesentlichen darin, ›projektive Techniken‹ anzuwenden; und die Graphologie, von der gar nicht bekannt war, daß sie etwas Seriöses haben könne, wo sie sich auf eine Theorie der Ausdrucksbewegung gründet, die führte ich da ein. Von daher kam es, nach dem Krieg, zu meinem Graphologie-Buch, das zwanzig Jahre lang mit immer erneuten Auflagen auf dem Markt blieb, und zu den Vorlesungen, die ich auf Veranlassung befreundeter Psychoanalytiker über den gleichen Gegenstand am New Yorker City College hielt. Später nur ergab sich ein steigender Widerwille gegen die Vermarktung der Sache, vor allem nach den Regeln der ›industrial psychology‹ in Amerika und der marktwirtschaftlichen hier. Mein Interesse aber – ob an Graphologie oder Astrologie, an UFOs oder Atlantis – gilt dem, was an ungelösten Problemen, an erkenntnistheoretisch potentiell sehr produktiven Beziehungen dahintersteckt.'

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Ulrich Sonnemann Schriften in 10 Bänden Herausgegeben von Paul Fiebig Band 1 - фото 1

Ulrich Sonnemann

Schriften in 10 Bänden

Herausgegeben von Paul Fiebig

Band 1

mit einem Geleitwort von Miriam Ehrenberg

zu Klampen

Ulrich Sonnemann

Graphologie

Handschrift als Spiegel

Irrationalismus im Widerstreit

Erste Auflage 2005

© 2005 zu Klampen Verlag, Springe

Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung und Satz: Friedrich Forssman

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 978-3-866743-54-0

Die Schriften Ulrich Sonnemanns werden gefördert

von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur

und der Ulrich Sonnemann-Gesellschaft.

Die Übersetzungen von ›Handwriting Analysis‹ und ›Existence and Therapy‹

wurden von der Universität Kassel im Rahmen eines Forschungsprojekts

der DFG über die Vorstudien zur ›Negativen Anthropologie‹

von Ulrich Sonnemann ermöglicht, das von Wolfdietrich Schmied-Kowarzik

und Rolf-Peter Warsitz unter Mitarbeit von Claus-Volker Klenke u. a.

durchgeführt wurde.

Mir ging es immer um die Gegenposition zur Hegelschen, die Vernunft entmächtigenden, Ausweitung ihres Begriffs auf ihr eigenes Gegenteil. Wenn das Ganze vernünftig ist, bleibt nichts, woran die Vernunft sich abzuarbeiten hätte. Ihre ganze eigene Aufgabe in der Welt, sich mit vielem auseinanderzusetzen, was auf den ersten Blick als irrational erscheint, vielleicht auch wirklich mit Recht dafür gilt, aber auch jedes Recht hat, selber nicht bereits Vernunftträger zu sein, wird verwischt, wo der Begriff der Vernunft sich so maßlos erweitert, daß es am Schluß überhaupt nichts mehr gibt, was ihm nicht subsumiert werden kann; oder dort, wo es nicht erfolgreich subsumiert werden kann, als gleichgültig ad acta gelegt wird.

Ulrich Sonnemann 1990

Inhalt

Cover

Titel Ulrich Sonnemann Schriften in 10 Bänden Herausgegeben von Paul Fiebig Band 1 mit einem Geleitwort von Miriam Ehrenberg zu Klampen Ulrich Sonnemann Graphologie Handschrift als Spiegel Irrationalismus im Widerstreit

Impressum Erste Auflage 2005 © 2005 zu Klampen Verlag, Springe Alle Rechte vorbehalten Gestaltung und Satz: Friedrich Forssman 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014 ISBN 978-3-866743-54-0 Die Schriften Ulrich Sonnemanns werden gefördert von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und der Ulrich Sonnemann-Gesellschaft. Die Übersetzungen von ›Handwriting Analysis‹ und ›Existence and Therapy‹ wurden von der Universität Kassel im Rahmen eines Forschungsprojekts der DFG über die Vorstudien zur ›Negativen Anthropologie‹ von Ulrich Sonnemann ermöglicht, das von Wolfdietrich Schmied-Kowarzik und Rolf-Peter Warsitz unter Mitarbeit von Claus-Volker Klenke u. a. durchgeführt wurde.

Vorwort Mir ging es immer um die Gegenposition zur Hegelschen, die Vernunft entmächtigenden, Ausweitung ihres Begriffs auf ihr eigenes Gegenteil. Wenn das Ganze vernünftig ist, bleibt nichts, woran die Vernunft sich abzuarbeiten hätte. Ihre ganze eigene Aufgabe in der Welt, sich mit vielem auseinanderzusetzen, was auf den ersten Blick als irrational erscheint, vielleicht auch wirklich mit Recht dafür gilt, aber auch jedes Recht hat, selber nicht bereits Vernunftträger zu sein, wird verwischt, wo der Begriff der Vernunft sich so maßlos erweitert, daß es am Schluß überhaupt nichts mehr gibt, was ihm nicht subsumiert werden kann; oder dort, wo es nicht erfolgreich subsumiert werden kann, als gleichgültig ad acta gelegt wird. Ulrich Sonnemann 1990

Geleitwort

Erste Abteilung: Graphologie

Handschriftenanalyse im Dienste der Psychodiagnostik - Eine Darstellung der allgemeinen und klinischen Graphologie

I Einleitung

Wesen und Absicht der Graphologie. Geschichte und Grundannahmen

Die Probleme der Persönlichkeitspsychologie und die Theorie der Ausdrucksbewegung

Wie objektiv ist die Graphologie?

II Die graphologische Methode

Grundbegriffe

Die Schriftprobe als Ganzes

Die Bewertungsdimensionen

Die interpretative Synopse

III Allgemeine und klinische Anwendungen

Zwölf Zeilen von Joan. Eine Demonstration der graphologischen Methode

Ein Problem bei der Personalentscheidung

Graphologische und psychiatrische Persönlichkeitsbegriffe

Psychopathologische Haupttypen und ihr graphischer Ausdruck

Einige abnorme Schriftproben und ihre Analysen

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang zur ersten Abteilung

Lebenserwartung in der Handschrift

Graphologische Bewertung und Vorhersage der Eignung und des Erfolgs als Führungskraft

Handschrift als Spiegel

Zweite Abteilung: Das ›Irrationale‹

Über den Widerspruch im Irrationalismus

Hellseherei

Max Picard, ›Hitler in uns selbst‹

Der Teufel und sein deutsches Privileg

Die Feyerabend-Kontroverse

Theorieverbote des Wissenschaftsglaubens

Dei ex machinis

Auferstehung der Windmühlen

Astrologie und Erkenntnis

Beispiel Atlantis

Das wiederaufgetauchte Atlantis

Anamnesis. Warum Atlantis ans Licht will

Atlantis Trauma

Riegel des Gedächtnisses und des Golfstroms

Uhr-Sprünge. Wie tönte Atlantis?

Anhang zur zweiten Abteilung

Gurs 1941. Geschichte von der Gegenrichtung des Uhrzeigers

Editorische Nachbemerkung

Glossar

Personenregister

Fußnoten

Geleitwort

Auf Ulrich Sonnemanns nachgerade magische Kräfte als Graphologe wurde ich in den frühen neunzehnhundertfünfziger Jahren aufmerksam, als ich am College of the City of New York (das sich heute City University of New York nennt) an einem Seminar über projektive Techniken des Master of Arts -Programms im Fach Psychologie teilnahm. Geleitet wurde das Seminar von einem Psychiater, Bela Mittelmann, der uns als erstes eine Fallgeschichte eines seiner Patienten präsentierte und anschließend, einmal die Woche, mit dem Protokoll eines projektiven Tests bekanntmachte, dessen blind analysis von einem zuständigen Experten durchgeführt wurde. Den ›Thematischen Apperzeptions-Test‹ analysierte Leopold Bellak, der dafür der erste Fachmann war; den Szondi-Test kommentierte Susan Deri, die über ihn das maßgebliche amerikanische Buch geschrieben hatte; den ›Zeichne eine Person‹-Test betreute Karen Machover, Nummer eins auf diesem Gebiet; usw. Die Handschriftenanalyse war Ulrich Sonnemanns Domäne. Von all den graduierten Psychologie-Studenten des Seminars hatte zuvor noch keiner davon gehört, daß es sich bei der Handschriftenanalyse etwa um eine seriöse Angelegenheit handeln könnte; wir waren überrascht, daß sie es überhaupt unter die projektiven Tests geschafft hatte.

Die Analyse der Testprotokolle nun war durchaus bemerkenswert, mal war das Ergebnis mehr, mal weniger erhellend, keine aber erschloß das Wesen des Klienten, wie Mittelmann es vorab skizziert hatte. Als Sonnemann seine Interpretation der Handschriftenproben vortrug, war die Klasse baß erstaunt, niemand wollte ihm so recht glauben, daß er keine Vorkenntnisse über den betreffenden Klienten gehabt habe. Über seine außergewöhnlich weitreichende, lebendige Beschreibung der Persönlichkeit des Klienten hinaus ging Sonnemann ins genaue Detail, was die Belastungen auf dessen beruflicher Laufbahn und was dessen physische Kondition betraf. Beispiels- und korrekterweise hob er auf die Musikalität eines Klienten ab, bezeichnete ihn als »ausübenden Musiker«, verbesserte sich dann aber und sagte: »Nein, er ist zwar ausübender Musiker, in Wirklichkeit aber will er komponieren, er ist nur blockiert, er hat sich zum Trost aufs Instrumentale verlegt.« Sie werden es sich bereits gedacht haben, daß genau das der Konflikt war, unter dem dieser Klient litt. Ein anderes erstaunliches Detail, das Sonnemann aus einer Handschriftenprobe herauslas, kam in der Bemerkung zum Ausdruck, der Klient habe ein Geschwür im Verdauungstrakt, doch schon verbesserte er sich wieder: »Nein, ein Magengeschwür«, und erneut hatte er den Finger auf ein Hauptproblem gelegt.

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