Irmela Nau
Die Dracheninsel
Roman
Für alle Drachen dieser Welt und jene,
die noch an sie glauben.
adakia Verlag UG(haftungsbeschränkt)
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.deabrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Gesamtherstellung: adakia Verlag, Gera
Coverbild: Irmela Nau
1. Auflage, November 2013
ISBN 978-3-941935-06-8 (Print)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-941935-39-6 (ePub)
ISBN 978-3-941935-40-2 (Mobi)
ISBN 978-3-941935-41-9 (PDF)
Cover
Titel Irmela Nau Die Dracheninsel Roman
Widmung Für alle Drachen dieser Welt und jene, die noch an sie glauben.
Impressum adakia Verlag UG (haftungsbeschränkt) Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig. Gesamtherstellung: adakia Verlag, Gera Coverbild: Irmela Nau 1. Auflage, November 2013 ISBN 978-3-941935-06-8 (Print) E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017 ISBN 978-3-941935-39-6 (ePub) ISBN 978-3-941935-40-2 (Mobi) ISBN 978-3-941935-41-9 (PDF)
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Vergnügt schlenderte Emily über das sonnenbeschienene Kopfsteinpflaster der Dorfstraße. Der morgendliche Nebel hatte sich schon aufgelöst und auf den wenigen Grashalmen, die sich hartnäckig zwischen den Steinen durchbohrten, Tautropfen zurückgelassen, die jetzt wie kleine Diamanten in der Morgensonne glitzerten. Emily war schon früh auf den Beinen gewesen, denn ihre Mutter hatte sie gebeten auf den umliegenden Wiesen und im nahegelegenen Wald Wiesenkräuter und Heilpflanzen zu sammeln. Nun trug sie in der einen Hand ihren reich gefüllten Weidenkorb und mit der anderen strich sie sich ihr langes Haar aus dem Gesicht. Neidische Blicke folgten ihr, aber das störte sie schon lange nicht mehr. Seit sie den Kinderschuhen entwachsen war, wurde sie von den anderen Mädchen beneidet und von den Müttern argwöhnisch begafft, denn sie war zu einer wunderschönen Frau herangewachsen. Emily fand sich gar nicht so umwerfend, aber wo immer sie auch hinkam, schauten ihr die Menschen hinterher. So auch heute. In ihrem einfachen dunkelgrünen Wollkleid, das ihre helle Hautfarbe noch unterstrich, und mit dem langen rotbraunen Haar, in dem der Wind spielte und die Sonne kupferne Lichtpunkte aufleuchten ließ, war sie einfach eine Augenweide. Ihre schmale Taille wurde durch eine einfache goldene Kordel noch betont, und ihr Rocksaum schwang im Takt ihrer federleichten Schritte. So mancher junge Bursche im Dorf träumte wohl davon sie zu erobern, doch Emily war noch nicht bereit, ihr Herz zu verschenken. Und so hielt sie ihre manchmal etwas zu aufdringlichen Verehrer mit intelligentem Witz und schlagfertigen Worten und wenn das nicht ausreichend war, auch schon mal mit einem kleinen Dolch auf Abstand. Ihre offensichtliche Weigerung auch nur einen zu erhören, schürte den Neid der anderen Mädchen nur noch mehr, denn sie wussten, dass die jungen Männer des Dorfes sich nur nach Emily sehnten und sie als Ersatz für unerfüllte Träume herhalten mussten.
Emily hatte es nicht eilig. Ihre Mutter hatte ihr ausdrücklich gesagt, sie solle sich Zeit nehmen beim Kräutersammeln, und Emily wusste genau, warum. Heute war ihr Geburtstag, und ihre Eltern planten gewiss eine Überraschung für sie. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an ihre Eltern dachte. Denn obwohl es nur ihre Pflegeeltern waren, so liebte sie die beiden doch von ganzem Herzen, und sie sorgten für sie wie für ein leibliches Kind. Der einzige Wermutstropfen war, dass niemand etwas über ihre eigentliche Herkunft wusste.
Auch das machte Emily in den Augen der jungen Männer ungleich attraktiver, denn sie könnte ja vielleicht sogar eine Prinzessin aus einem anderen Land sein. In den Augen der Mädchen allerdings machte es sie zu einer Außenseiterin. Emilys Miene verdüsterte sich, als sie daran dachte, dass sie früher bei den Spielen der anderen immer ausgeschlossen worden war. Es hatte immer kleine unerklärliche Zwischenfälle in ihrer Gegenwart gegeben und die anderen Kinder mochten nichts mit ihr zu tun haben. So war sie nie ganz in die Dorfgemeinschaft aufgenommen worden. Und manchmal hatte sie sich gefragt, ob sie nicht doch nach ihren leiblichen Eltern suchen sollte, aber sie wollte nicht undankbar sein. Sie lebte mit ihren Zieheltern ein glückliches liebevolles Leben. Von ihrer Mutter lernte sie viel über Kräuter, die zur Heilung verwendet wurden, sowie die Zubereitung von Salben und Tränken, die Heilung, aber auch den Tod bringen konnten. Ihr Vater unterrichtete sie im Umgang mit Dolch und Schwert, doch auch in der Kunst des Lesens und des Schreibens, und natürlich sollte ihr auch der Umgang mit Pferden nicht fremd bleiben. So hatte Emily den ganzen Tag genug zu tun und keine Zeit für die albernen Spielchen und Tratschereien der anderen Mädchen, die nur sich selbst und den nächstbesten Jungen im Kopf hatten. Sie liebte ihr Leben, so wie es war.
Natürlich war Emily mittlerweile in einem Alter, in dem sie über das Heiraten nachdenken sollte, aber sie wollte erst wissen, wer sie war und woher sie kam, bevor sie sich einen Gemahl suchen würde. Sie musste leise lachen, als sie daran dachte, dass Maude, ihre Mutter, erst vor wenigen Tagen versucht hatte, mit ihr über Männer im Allgemeinen und über die Ehe im Besonderen zu reden. Auch der Name Robin war immer wieder gefallen. Robin war der Sohn des Schmieds und ganz nett, aber als Gemahl? Emily kicherte. Robin brachte doch keinen …
»Einen schönen guten Tag wünsche ich«, wurden ihre Gedanken von einer gehässigen Stimme unterbrochen und Emily fuhr herum.
»Ihr scheint ja heute besonders gut gelaunt zu sein.«
»Euch auch einen guten Tag, Leah«, grüßte Emily zurückhaltend. Wenn Leah sie freiwillig ansprach, dann konnte das kein gutes Zeichen sein. Sie beäugte das Mädchen, das langsam auf sie zugeschlendert kam misstrauisch. Das feuerrote Haar hing wie immer strähnig um ihr rundes Gesicht und ihr Kleid war so eng, das sich Emily darüber wunderte, das es nicht an den Nähten einfach auseinander platzte.
»Ich habe gehört, dass heute Euer Geburtstag ist. Stimmt das?«, fragte Leah mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme und blieb vor Emily stehen. Sie schielte zu Emily hoch, die sie um einen halben Kopf überragte.
Emily zog verwundert die Augenbrauen hoch.
»Ja, da habt Ihr wohl recht gehört. Ich habe heute Geburtstag.«
»Wenn das so ist, dann wünsche ich Euch alles Gute. Wie alt seid Ihr denn geworden? Neunzehn? Zwanzig?«
»Das ist sehr freundlich von Euch. Ich bin heute einundzwanzig geworden«, antwortete Emily misstrauisch. Hinter ihrer Stirn arbeitete es. Was mochte Leah nur von ihr wollen?
»Soso. Schon einundzwanzig. Es wird langsam Zeit, dass Ihr Euch einen Mann sucht, meint Ihr nicht auch?« Leah lachte spöttisch.
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