4 Vorinformationen zu diesen Geschichten
Von unspektakulären Ereignungen, die sehr wohl Wirkungen der Geist Gottes sein könnten, handeln also die Geschichten dieses Buches. Bei der Mehrheit dieser Geschichten handelt es sich um meine eigenen Erlebnisse. Ein kleinerer Teil gibt Erlebnisse anderer Menschen wieder, die mir diese erzählt haben. Ich weiss dabei im Einzelnen nicht mehr, um wen es sich dabei handelt, kann also die Quelle nicht nennen. Die Geschichten sind mir einfach eindrücklich gewesen und somit im Gedächtnis haften geblieben. Einmal erzähle ich auch eine unter Theologen sehr bekannte und im Umlauf befindliche Anekdote (22, S. 116f). Ich habe die Geschichten in jedem Fall verfremdet, um die Identität der Erzähler und des „Personals“ dieser Geschichten nicht preiszugeben. So habe ich Namen und Schauplätze verändert. Wo ich einen Namen nicht verändert habe, habe ich ihn einem anderen Schauplatz zugeordnet, in einen anderen „Rahmen“ gesteckt (mit zwei Ausnahmen, die ausdrücklich angemerkt sind!). Manchmal habe ich auch verschiedene Charaktere und Ereignisse zu einer einzigen Geschichte verwoben. Und nicht überall, wo, wie man so sagt, „’Ich’ draufsteht“, bin ich selbst drin, während wo ‚Er’ oder sogar ‚Sie’ „draufsteht“, eigentlich ich selbst drin bin. Aber bei all dem gilt doch: Die Figuren meiner Geschichten sind verfremdet , aber nicht verfälscht . Ich habe die Geschichten durchkonstruiert , aber nicht frei erfunden . Die für mein Thema entscheidenden Teile hat immer das Leben selbst geschrieben.
Beim kleinsten Teil meiner Geschichten handelt es sich um solche, die ich mir – den Auffassungen Jesu Christi und des Apostels Paulus über das Wirken der Geist Gottes angepasst und ihnen entsprechend – ausgedacht habe. Dennoch sind auch diese Geschichten nicht einfach frei erfunden. Denn auch sie ranken sich um einen Tatsachenkern herum. Sie sind konstruiert, aber um einen wahren Kern herum konstruiert.
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, werden, vermute ich, beim Lesen wahrscheinlich jeder Erzählung denken: „Ja, so etwas könnte tatsächlich so oder ähnlich geschehen sein oder geschehen ; das ist absolut vorstellbar“. Und ebenso wahrscheinlich werden Sie bei der einen oder anderen Geschichte erkennen: „Ja, von Solchem oder Ähnlichem habe ich auch schon gehört!“ Oder gar: „Ja, das ist mir selbst so oder ähnlich auch schon passiert.“ Das hiesse dann: Auch Sie haben schon Erlebnisse gehabt, die sehr wohl tatsächlich eine Erfahrung mit der Geist Gottes gewesen sein könnten. Und das, obschon Sie kein Pfarrer sind. Denn dass die Exponenten meiner Geschichten meistens Pfarrer sind, ist ein Zufall bzw. hat mit mir und meinem Umfeld zu tun. Keineswegs ist es so, dass derlei Geschichten nur oder auch nur vorwiegend Pfarrern geschehen würden.
Es könnte sich also in den vorliegenden Erzählungen wirklich sehr wohl um tatsächliche Erfahrungen mit der Geist Gottes handeln. Garantiert ist das freilich nicht. Darum sage ich im Untertitel dieses Buches ( siehe S. 3) statt „So ist es. Punkt!“ nur: „ könnte “. Allerdings auch „sehr wohl“ und „tatsächlich“, was die Sache schon bestimmter macht; ich bin ziemlich überzeugt davon. Mir ist freilich bewusst, dass Menschen, die in den geschilderten Ereignissen nicht die Geist Gottes am Werke sehen und sie anders deuten, geneigt sein könnten, mir entgegenzuhalten, wenn ich in diesen Geschichten die Geist Gottes orte, dann höre ich nur das Gras wachsen und die Flöhe husten. Müssten jene, die das meinen, dann aber nicht wenigstens redlicherweise einräumen, dass es genauso gut möglich sein könnte, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen? Man kann das, was ich in den folgenden Kapiteln schildere, hirnphysiologisch erklären und deuten – oder schlicht den Zufall als Erklärung anführen. Aber ist das zwingend ? Ich denke nicht. Genau so gut, mit gleichem Recht, kann man deuten und erklären wie ich : Heilige Geist könnte sich in den geschilderten Ereignissen manifestiert haben. Eine, wie ich finde, überaus ermutigende Erklärung und Deutung.
So, und nun lesen Sie bitte diese Geschichten. Und entscheiden Sie dann selbst, ob diese „randvoll mit Himmel“ seien und ob es sich bei ihnen jeweils um einen „gewöhnlichen Dornbusch“ handle, in dem „Gott brennt“, oder nicht. Wenn Sie befinden: eher ja als nicht, dann wird es darum gehen, ob Sie „drum herum sitzen und Brombeeren pflücken“ oder aber … Ihre „Schuhe ausziehen“ … Ich denke, Sie wissen, was ich damit meine!
Hilterfingen am 11. September 2013
Achtundzwanzig Geschichten zur Heiligen Geist
1 DIE HEILIGE GEIST AUF DEM SPAZIERGANG
Die Namen in dieser Geschichte sind nicht verändert worden. Und der Ich-Erzähler bin wirklich ich selbst.
Es ist mal wieder soweit. Das Schreiben der Predigt will nicht gelingen. Wieder einmal, wie schon so oft, ist es eine mühsame Angelegenheit. Es geht und geht nicht vorwärts. Halbstundenlang passiert nichts als dass ich grübelnd auf das leere Blatt Papier starre, das in meiner kleinen Reiseschreibmaschine steckt. Und wenn es doch einmal vorwärtsgeht und ich unüberzeugt und quälend harzig ein paar Buchstaben auf die jungfräuliche Seite hämmere, so stocke ich bald wieder, wissend: So geht es nicht. So komme ich nicht weiter. Entmutigt reisse ich dann das Papier aus der Maschine, knülle es zusammen und feuere es in den sich mählich füllenden Papierkorb. Ich hänge hoffnungslos fest.
Nicht, dass mir der Predigttext nichts sagen würde. Nicht, dass ich dazu keine Ideen hätte. Er sagt mir schier zuviel. Ich habe einen Haufen Ideen. Ich erkenne auch klare Bezüge des Textes zur Gegenwart. Zahlreiche. Zu zahlreiche. Ich kann meine Gedanken nicht ordnen. Ich finde keine mich befriedigende logische Abfolge. Muss jetzt jenes zuerst gesagt werden und dann eines und dann das andere? Oder erst eines und dann das andere und erst anschliessend jenes? Wie ich es auch probiere – es überzeugt mich nicht. Jede Zuordnung meiner Gedanken zueinander hat ihre Vor- und ihre Nachteile. Zwingend ist keine der möglichen Abfolgen. In jedem Fall sind Wiederholungen, Vorgriffe, Rückgriffe unvermeidlich. Ermüdend für die Menschen, die sich das am Sonntag im Gottesdienst werden anhören müssen. Nein, es geht nicht. Ich bringe, wie ich es nenne, „keinen Chic “ in die Sache. Immer mühsamer und zäher formieren sich die Gedanken in meinem Kopf. Und immer unentschlossener bewegen sich meine Finger, um sie in die Tasten zu tippen. Normalerweise gestatte ich mir maximal eine halbe Stunde für eine A-5-Seite. Inzwischen benötige ich bei dieser Predigt diese Zeit – und mehr! – schon bereits für einen einzigen Satz. Je langsamer und quälender sich die Dinge entwickeln, je krampfiger die Angelegenheit wird, desto mehr verwischt sich mir nun auch der Gesamtzusammenhang. Ich habe den Faden endgültig verloren. Längst sagt mir der Verstand, es sei besser, die Arbeit zu unterbrechen und morgen einen neuen Anfang zu versuchen. Aber der Kopf lässt es nicht zu. Ich bleibe dran. Dickköpfig und stur. Ich will es schaffen! Und zwar heute ! Freitag ist mein Predigttag. Beginnend spätestens nach dem Mittagessen. Für morgen habe ich andere Arbeiten eingeplant (die ich zwar auch heute, anstelle der Predigt, machen oder in die nächste Woche verschieben könnte …!). Nein: Ich muss! Ich will! Heute! Ich will! Ich will! Und wenn ich etwas will, so lasse ich nicht locker!
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