Sieghard Wilm - St. Pauli, meine Freiheit

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St. Pauli ist dreckig, laut und herzlich. Der Junge vom Dorf hätte nie geträumt, dort einmal Pastor zu werden. Fromm erzogen, strandet der Gottessucher auf dem Kiez. Dort erlebt er sein Coming Out, findet seine große Liebe und gründet eine Regenbogenfamilie. Mitten im Rotlicht und Blaulicht wird die St. Pauli Kirche sein Ort für Glaube, Liebe und Hoffnung. Menschen aller sozialen Schichten füllen seine Kirche und spiegeln die Vielfalt des Viertels wieder: Promis, Akademiker, Obdachlose und Prostituierte. Eine fromme und freche Freiheitserklärung.

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Erst langsam und zaghaft kam mir der Gedanke, ich könnte Theologie studieren.

In der Einrichtung gab es die Sprachschüler, die ein sogenanntes Vorstudium absolvierten. Das war eigentlich dazu gedacht, alle angehenden Pastoren so in ihrer Frömmigkeit zu festigen, dass sie ihren Glauben nicht an der Uni verlieren würden. Die Universität galt den Frommen als Hort des Unglaubens, manche nannten es den Herrschaftsbereich Satans.

Zu dem Studienjahr gehörte es, das Hebraicum und das Graecum zu erwerben, obligatorisch für ein Theologiestudium. Ich verabredete mit mir: Sollte es mir trotz meiner schlechten Erfahrungen mit Latein gelingen, diese zwei anderen antiken Sprachen zu lernen, würde ich den Mut für ein Theologiestudium aufbringen. Denn die angehenden Theologiestudierenden fand ich sympathisch. Sie teilten in nächtlichen Gesprächen bis zum Morgengrauen meine Fragen und meine Suche nach dem Sinn des Lebens. Ihr Mut und ihr frischer Geist taten mir gut. Noch mit Erde unter den Fingernägeln nach einem langen Tag in der Arbeitstherapie hatte ich bald Vokabelkarten in der Hand und lernte Hebräisch.

Jeden Moment, morgens als erstes, auch auf der Toilette, abends im Bett, bis mir die Augen zufielen und die Lernkarten aus der Hand. Und dann kam der Tag der Prüfung. Als Externer war ich zugelassen und ich machte es gut.

Dann lernte ich Altgriechisch. Mein während der Schulzeit ertrotztes Neugriechisch half mir, aber es war dennoch hart für mich, auf das Niveau von Platons Schriften zu kommen. Ich war am Limit. Ausgerechnet da verliebte ich mich in einen hellblonden, bebrillten Jungen, der sowohl Frauen als auch Männer liebte und das ganz offen zugab.

Eines Abends wollte ich ihn spontan besuchen – Mobiltelefone gab es ja noch nicht –, ging einfach zu ihm und sah in das Fenster seines Zimmers. Was ich sah, entsetze mich. Er tauschte Zärtlichkeiten mit einer Frau aus, einer Schönheit aus dem Dorf. Ich konnte es nicht ertragen. Ich hatte doch gelernt, dass das Sünde sei, was ich dort sah. Aber ich war auch einfach eifersüchtig. Verwirrt lief ich zu meinem Studienleiter, vor ihm stammelnd, was ich dort gesehen hatte. Dass war eine unruhige Nacht. Über die Konsequenzen war ich mir gar nicht bewusst. Mein Freund wurde rausgeschmissen, und ich hatte ihn verraten. Als ich ihn später an seinem Studienort besuchte, war er mir gar nicht böse. Das sei das Beste gewesen, was ihm hätte passieren können, meinte er. Diese fromme Enge sei für ihn ohnehin nicht zum Aushalten gewesen, und dann lachten wir und spürten unsere Freiheit.

Täglich arbeiteten wir Zivis mit den Männern, die schon Psychiatrien und Entziehungskuren hinter sich hatten. Mit manchen freundete ich mich an. Manche Jungs waren ja kaum älter als ich, hatten aber schon harte Sachen mit Drogen erlebt. Jens war im dritten Lehrjahr in der Tischlerei. Als er bei einer Heimfahrt nach Bremen einen Rückfall mit Heroin hatte und zurück in der Einrichtung einen „Affen schob“, also alle Entzugserscheinungen von Krämpfen, Schlaflosigkeit und Übelkeit durchmachte und ich ihm beistand, da hatte der Hausvater kein Verständnis. Er habe seine Chance gehabt, sie aber nicht genutzt. Jens wurde rausgeschmissen. Der Hausvater gab ihm zwei Plastiktüten, mehr brauchte er nicht für seine Sachen. Ich fand das unglaublich hart und ungerecht. Wo sollte der Junge denn hin? Von niemandem konnte er sich verabschieden.

Ich habe dann herausgefunden, dass er bei Bekannten im Nachbarort untergekommen war, dort besuchte ich ihn auch. Dann war er wegen Gelbfieber im Krankenhaus, auch dort besuchte ich Jens. Wenige Wochen später kam die Nachricht, dass er sich aus Verzweiflung einen Goldenen Schuss gesetzt hatte. Da war Jens schon unter der Erde. Man hatte uns nicht über den Termin für seine Trauerfeier informiert. Mit Jens Tod hatte die ganze fromme Einrichtung für mich ihre Glaubwürdigkeit verloren. Ja, der Schnitt ging noch tiefer. Diese ganze Frömmigkeit empfand ich nun als verlogen. Von der Liebe Gottes reden und dann jemanden wie einen Hund davonjagen. Ich konnte mir selbst kaum zuhören, wenn ich betete. Meine frommen Worte klangen hohl. Ich war hungrig nach Wahrheit und fand sie nicht mehr bei den Frommen, mit denen ich doch aufgewachsen war.

Als ich eine freie Woche im Februar hatte, ergab sich eine spontane Mitfahrgelegenheit nach Taizé, eine ökumenische Kommunität, in der sich Jugendliche aus ganz Europa trafen. Mitten in der Nacht wurde ich an einer Autobahnraststätte rausgelassen, keine 20 Kilometer entfernt sollte dieses Dorf Taizé sein. So wanderte ich die ganze Nacht durch den Regen, der auf die burgundischen Weinberge fiel, mich auf den Beinen haltend mit Gebeten. Am nächsten Morgen kam ich in Taizé an, völlig erschöpft, aber glücklich.

In den kalten Februartagen waren wenige Dutzend junge Menschen dort, während sich im Sommer Tausende in diesem kleinen burgundischen Dorf versammeln. Ich traf den Peter, der mit meinem Stefan zusammen war. Die sehr einfachen Unterkünfte waren unheizbar, aber die Wärme der herzlichen Gastfreundschaft machte alles wett. Ich saß in den Andachten, sang die einfachen Gesänge mit und Tränen lösten sich. Die Lieder von Taizé wurden meine Gebete. Eine ganz andere Gebetssprache als die, die ich kannte. Ich erlebte das wie eine Befreiung von der Geschwätzigkeit. Einfache Worte, die genug Raum lassen für das Hören. Denn das ist es doch, das Beten: Nicht Reden, sondern Hören.

Eines Abends hatte der Prior der Kommunität die wenigen jungen Gäste zum Kakaotrinken eingeladen. Das sei eine besondere Ehre, wurde uns von den Volontären vermittelt. Frère Roger, damals schon ein alter Mann mit einem gütigen Gesicht, nahm sich tatsächlich Zeit für jeden. Wir wechselten ein paar Worte, ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Aber es war ein Moment miteinander schweigen und sich nahe sein. Dann zeichnete der weise Mann ein Kreuz in meine Handfläche. Diesen Segen spüre ich bis heute bei mir.

So sehr für mich die alte Frömmigkeit, mit der ich aufgewachsen war, zerbrochen war, fand ich jetzt Neues, und die Angst wich. Nachdem ich Hebräisch und Griechisch absolviert hatte, war der Weg frei zum Theologiestudium. Ich reiste einigen Studenten nach, mit denen ich mich angefreundet hatte. Ehrlich eingestanden: Es war besonders einer, in den ich mich verliebt hatte. Heidelberg war unser Studienort, ideal für alle verliebten Romantiker und Geisteswissenschaftler. Weit genug weg von meinem Dorf und der Enge, der ich entkommen war. In meiner Gemeinde wurde ja allen jungen Menschen angeraten, zur Bibelschule zu gehen. Das taten auch viele. Ich war der einzige aus dem Kreis, der evangelische Theologie an einer Universität studierte. Das wurde nicht gerne gesehen. Meine Eltern haben mir nicht besonders vermittelt, dass sie dahinter stehen würden. Waren sie stolz, dass beide Söhne jetzt Akademiker wurden? Meine Mutter hielt mehr von zupackenden Handwerkern. Schon über die Ärzte spottete sie als Krankenschwester. Die würden zwar meinen, alles besser zu wissen, hätten aber keine Ahnung. Hätten ihre Söhne nicht besser Klempner oder Tischler werden können? Mutter nahm kein Blatt vor den Mund. Mein Vater aber sah in unserem Weg das verwirklicht, was ihm als jungem wissbegierigen Mann verwehrt blieb. Die Weite der Bildung. Wie meine Eltern es geschafft haben, uns beide finanziell im Studium zu unterstützen, das weiß ich immer noch nicht. Aber ich bin sehr dankbar. Mein Bruder wurde Lehrer, ich wurde Pastor. Es war nicht ihr Stil, uns zu loben. Dann hätten sich ihre Söhne noch dem Stolz hingegeben und gemeint, etwas Besseres zu sein. Meine Schwester machte aus Sicht meiner Mutter wenigstens etwas Anständiges, sie wurde Krankenschwester, wie es meine Mutter war.

In Heidelberg hatte ich nur wenig Geld für eine Studentenbude. Mein erstes Zimmer war in einem Keller in Ziegelhausen. Ich hatte einige Plakate aufgehängt, doch der Raum war so feucht, dass diese sich nicht an den Wänden halten konnten. Als die Seiten der Bücher und Hefte sich vor Feuchtigkeit wellten, zog ich aus. Meine nächste Behausung war in Schlierhausen in einer Wassermühle. Das Klo war die halbe Treppe runter, zum Duschen musste ich ins Schwimmbad. Ein Ölofen erwärmte den Raum unzureichend.

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