Daniel Morawek - Caffe della Vita

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Seltsame Dinge geschehen in einem kleinen sizilianischen Dorf, seitdem einige Bewohner behaupten, einen mysteriösen Wanderprediger gesehen zu haben. Carla, eine junge Reporterin aus Palermo, bekommt davon Wind. Sie weiß was sie will – sie ist auf der Suche nach der Story ihres Lebens. Das Recherchematerial hat sie ihrem Freund eiskalt gestohlen. Gleichzeitig heftet sich Gaetano, ein eleganter Kopfgeldjäger aus Rom, an die Fersen des geheimnisvollen Predicatore. Seine Auftraggeber bleiben im Dunkeln. Es kann die Kirche, die Mafia oder ein unabhängiger Agent sein. Gaetano trifft diverse Zeugen, die ihm jedoch nur ein unvollständiges Bild liefern. Im Caffè della Vita, dem kulturellen Treffpunkt des Dorfes, interviewt Carla einen Kellner. Dieser erzählt ihr filmreife Episoden von dem außerordentlichen Wirken des rätselhaften Mannes. Die kuriosen Geschichten sind bevölkert mit modernen Menschen und ihren alltäglichen Nöten: Sie erzählen von der verzweifelten Suche nach Identität und einer überzeugenden Lebensperspektive. Bei den Menschen, denen er begegnete, bewirkte der Predicatore eine tiefgreifende Veränderung und Umkehr. Am Ende kreuzen sich Gaetanos und Carlas Wege. Ohne den Predicatore selbst getroffen zu haben, wird für beide die Begegnung mit seinen Spuren zum aufregenden Wendepunkt in ihrer eigenen Geschichte. In präzisen, filmischen Sequenzen erzählt Caffè della Vita ausdrucksstark die Geschichte intensiver Begegnungen und der überwältigenden Macht der Vergebung. Stark und belebend wie ein Espresso, getränkt von italienischer Lebensart und sizilianischem Flair: Eine berührende Schilderung gebrochener und geheilter Biografien.

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D A N I E L M O R A W E K

R O M A N Nach einer Idee von Daniel Morawek und Giovanni Maltese I N H A L - фото 1

R O M A N

Nach einer Idee von Daniel Morawek und Giovanni Maltese

I N H A L T Cover Titel D A N I E L M O R A W E K R O M A N Nach einer - фото 2

I N H A L T

Cover

Titel D A N I E L M O R A W E K R O M A N Nach einer Idee von Daniel Morawek und Giovanni Maltese

Impressum Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-86506-955-9 © 2007 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Titelfoto: Daniel Morawek Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016 www.brendow-verlag.de

PROLOG P R O L O G »Glauben Sie an Gott?« Die Stimme aus dem Telefonhörer klang lakonisch. Die ersten Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die kleinen Löcher in den herabgelassenen Jalousien in den ansonsten dunklen Raum. Er war gerade erst aufgestanden, hatte sich gewaschen und dann begonnen, seine Pistole zu reinigen. Den Hörer hatte er unters Kinn geklemmt, als er den Schlitten von der Waffe abzog. »Ich dachte, Sie bezahlen mich dafür, nur das zu glauben, was ich mit eigenen Augen sehe.« Er legte den Schlitten zur Seite und entnahm vorsichtig die Feder und den Bolzen. »Gut«, sagte der Anrufer, dann nichts mehr. Gaetano schob ganz langsam eine Bürste in den Lauf der Pistole. Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Schließlich erhob Gaetano die Stimme: »Sie rufen an, damit ich Ihnen meine Ermittlungsergebnisse präsentiere?« »Nein.« Gaetano ließ einen Tropfen Waffenöl auf den Schlagbolzen gleiten. »Ich werde mich morgen persönlich mit Ihnen treffen, dann können Sie mir alles erzählen. Ich habe weitere Instruktionen für Sie, die ich Ihnen nicht am Telefon geben kann.« »Sie kommen dafür extra von Rom nach Sizilien?« »Ja. Außerdem werde ich einen neuen Mitarbeiter mitbringen, den ich gerne in meine Arbeit einführen möchte. Wundern Sie sich also nicht.« Dann wieder Stille. Gaetano setzte die Einzelteile des Engelmachers zusammen. Der Anrufer ergriff noch einmal das Wort: »Sie haben alle Werkzeuge dabei, die ich Ihnen vor Ihrer Abreise notiert hatte?« Gaetanos Blick fiel auf eine schwarze längliche Schatulle, die vor ihm auf dem Nachttisch lag. »Si«, antwortete er knapp, sicherte die Waffe, legte das Magazin ein und lud durch.

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EPILOG

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Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar.

ISBN 978-3-86506-955-9

© 2007 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: Daniel Morawek

Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

www.brendow-verlag.de

P R O L O G

»Glauben Sie an Gott?« Die Stimme aus dem Telefonhörer klang lakonisch. Die ersten Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die kleinen Löcher in den herabgelassenen Jalousien in den ansonsten dunklen Raum. Er war gerade erst aufgestanden, hatte sich gewaschen und dann begonnen, seine Pistole zu reinigen. Den Hörer hatte er unters Kinn geklemmt, als er den Schlitten von der Waffe abzog.

»Ich dachte, Sie bezahlen mich dafür, nur das zu glauben, was ich mit eigenen Augen sehe.«

Er legte den Schlitten zur Seite und entnahm vorsichtig die Feder und den Bolzen.

»Gut«, sagte der Anrufer, dann nichts mehr.

Gaetano schob ganz langsam eine Bürste in den Lauf der Pistole. Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Schließlich erhob Gaetano die Stimme: »Sie rufen an, damit ich Ihnen meine Ermittlungsergebnisse präsentiere?«

»Nein.«

Gaetano ließ einen Tropfen Waffenöl auf den Schlagbolzen gleiten.

»Ich werde mich morgen persönlich mit Ihnen treffen, dann können Sie mir alles erzählen. Ich habe weitere Instruktionen für Sie, die ich Ihnen nicht am Telefon geben kann.«

»Sie kommen dafür extra von Rom nach Sizilien?«

»Ja. Außerdem werde ich einen neuen Mitarbeiter mitbringen, den ich gerne in meine Arbeit einführen möchte. Wundern Sie sich also nicht.«

Dann wieder Stille. Gaetano setzte die Einzelteile des Engelmachers zusammen.

Der Anrufer ergriff noch einmal das Wort: »Sie haben alle Werkzeuge dabei, die ich Ihnen vor Ihrer Abreise notiert hatte?«

Gaetanos Blick fiel auf eine schwarze längliche Schatulle, die vor ihm auf dem Nachttisch lag.

»Si«, antwortete er knapp, sicherte die Waffe, legte das Magazin ein und lud durch.

Die gestohlene Fahrkarte lag friedlich auf ihrem Schoß Verträumt hob sie den - фото 3

Die gestohlene Fahrkarte lag friedlich auf ihrem Schoß. Verträumt hob sie den Kopf. Tausende verbrannte Felder auf unzählbar vielen Hügeln rauschten an ihr vorbei, als seien sie nur vage Schatten ihrer Vergangenheit. Carla starrte aus dem Zugfenster und versuchte, sich daran zu erinnern, wie lange sie schon nicht mehr aufs Land gereist war. Wahrscheinlich war es irgendwann während ihres Studiums gewesen – vielleicht vor zehn Jahren, vielleicht auch vor elf. Ihr altes Dasein wollte sie für immer hinter sich lassen, damals, nachdem sie ihr Zuhause verlassen hatte, als sie in die Großstadt gezogen war, um etwas aus ihrem Leben zu machen.

Gedankenverloren griff sie zu der Zigarettenschachtel, die sie auf dem freien Sitzplatz neben sich deponiert hatte, steckte sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blickte wieder in die Ferne. Unweit der Bahnstrecke entdeckte sie einen Bauern, der eine große brennende Fackel in der Hand hielt. Sie beobachtete, wie er die Flamme an das trockene Gras hielt, das sofort aufloderte. Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. Das war kein ungewöhnlicher Anblick für sie. Wenn es auf den Sommer zuging, war es normal, dass die sizilianischen Landwirte ihre brachliegenden Äcker anzündeten, um die Ausbreitung von Unkraut zu verhindern. Das Feuer wuchs schnell, und trotzdem schien es immer kleiner zu werden, da der Zug beharrlich weiterfuhr. Schließlich verschwand das Schauspiel ganz aus Carlas Blickfeld.

Sie wandte sich vom Fenster ab und richtete ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder auf ihre Notizen. Eine gute Vorbereitung würde nötig sein, wenn sie einen anschaulichen Artikel abliefern wollte. Was sie jetzt brauchte, war ein pikantes Werk, eine Geschichte, die das Potenzial hatte, ihren Hintern endlich von dieser Insel wegzubefördern; möglicherweise würde man in Rom auf sie aufmerksam werden oder sogar (aber davon wagte sie kaum zu träumen) im Ausland. Palermo war ihr mittlerweile zu eng geworden – nach all den Jahren war die Stadt für sie trotz ihrer Reize, der prachtvollen Monumente, der exotischen Düfte auf den Märkten und der zahllosen Cafés in der Altstadt, in denen sich die jungen aufstrebenden Palermitaner tummelten, auch nicht mehr als ein Eiland, umgeben von einem Meer aus Bauerndörfern und tristen Hügeln. Eine Veränderung musste her. Vor allem aber hatte sie mehr Talent, als ihr bei ihrer bisherigen Arbeitsstelle abverlangt worden war – da war sie sich sicher.

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