Peter Cichon, Reinhart Hosch,
Fritz Peter Kirsch (Hg.)
Der undankbare Kontinent?
Afrikanische Antworten auf
europäische Bevormundung
Argument Verlag
Wir danken der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Dekanat der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und dem Institut für Romanistik der Universität Wien für die Förderung dieser Publikation.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
Deutsche Originalausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2010
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Satz: Iris Konopik
Umschlaggestaltung: Martin Grundmann,
www.herstellungsbuero-hamburg.de
ISBN 9783867549608
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Erste Auflage 2010
Cover
Titel Peter Cichon, Reinhart Hosch, Fritz Peter Kirsch (Hg.) Der undankbare Kontinent? Afrikanische Antworten auf europäische Bevormundung Argument Verlag
Impressum Wir danken der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Dekanat der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und dem Institut für Romanistik der Universität Wien für die Förderung dieser Publikation. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Deutsche Originalausgabe Alle Rechte vorbehalten © Argument Verlag 2010 Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020 www.argument.de Satz: Iris Konopik Umschlaggestaltung: Martin Grundmann, www.herstellungsbuero-hamburg.de ISBN 9783867549608 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013 Erste Auflage 2010
Einleitung
Discours de M. Nicolas Sarkozy, Président de la République Française
Université de Dakar – Sénégal Jeudi 26 juillet 2007
Rede des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy
Universität Dakar – Senegal Donnerstag, 26. Juli 2007
Achille Mbembe
Das Afrika des Nicolas Sarkozy
Zohra Bouchentouf-Siagh
Doppelbödigkeit und Geschichtsschacher
Mwatha Musanji Ngalasso
Ich bin gekommen, um euch zu sagen …
Anatomie einer neokolonialen Rede in der Kautschuk-Sprache
Odile Tobner
Das Afrikabild der Präsidenten der Fünften Republik Frankreichs
Demba Moussa Dembélé
Unkenntnis, Unverständnis oder bewusste Provokation?
Lye M. Yoka
Frankophonie: das zweifelhafte Alibi
Mahamadou Siribié
Die symbolische Gewalt einer Rede im Dämmerlicht134
E. H. Ibrahima Sall
Archipele des Trügerischen
Théophile Obenga
Ein Hauptgrund für die Leiden Afrikas: die eurozentrischen Afrikadeutungen
Djibril Tamsir Niane
Der Afrikaner soll sich schuldig fühlen
Kettly Mars
Echos von jenseits des Atlantik
Fußnoten
Weitere Bücher
Vorerst die Fakten: Am 26. Juli 2007 hat der französische Staatspräsident in Dakar, der Hauptstadt des Senegal, an der Université Cheikh Anta Diop, eine Rede gehalten. Sie richtete sich an die Jugend Afrikas und hatte als Hauptthema die Zukunftsperspektiven des südlichen Nachbarkontinents im Zusammenhang mit dessen Beziehungen zu Europa. Die Worte des Nicolas Sarkozy wurden in der internationalen Presse kommentiert, keineswegs unkritisch, aber nicht mit jener Heftigkeit, welche die Reaktionen von zahlreichen Intellektuellen aus verschiedenen afrikanischen Ländern kennzeichnete. Es ist nicht übertrieben, von einem Aufschrei der Empörung zu sprechen. Den Anfang machten Artikel in der Presse. Besonders gewichtig aber fiel ein vom Pariser Verlag Éditions Philippe Rey herausgebrachter Sammelband mit 23 Essays aus, die mit Sarkozy und seinem Sonderbeauftragten Henri Guaino, der die Rede von Dakar konzipiert hatte, hart ins Gericht gingen. Von diesem Buch ist Anfang 2009 eine Taschenbuchausgabe erschienen.1
Der vorliegende Band enthält Übersetzungen ausgewählter Beiträge aus der erwähnten Sammlung, die sich in der französischen Fassung als »Antwort Afrikas auf Sarkozy« präsentiert, sowie die deutschsprachige Version einer der ersten Stellungnahmen zu der Sarkozy-Rede in der afrikanischen Presse.2 Die Herausgeber und die ÜbersetzerInnen kommen aus der Sprach- und Literaturwissenschaft und sind mehr oder weniger eng mit der Forschung und Lehre am Institut für Romanistik der Universität Wien verbunden. Die Klarstellung ihrer Motivation, sich mit einem hochpolitischen Projekt an die Öffentlichkeit der deutschsprachigen Länder zu wenden, ist sicherlich ein Gebot der intellektuellen Redlichkeit – nicht zuletzt im Hinblick auf das Weiterlaufen der einschlägigen Kontroversen. Sowohl in Afrika als auch in Frankreich sind von 2007 bis zur Gegenwart viele Kommentare abgegeben worden. Die meisten, aber nicht alle, richteten sich gegen Sarkozy und seine Rede. Einige afrikanische Regierungschefs haben sich vorsichtig, in Einzelfällen sogar zustimmend geäußert. Das französische Original des Sammelbandes der »Antworten auf Sarkozy« wurde auf höheres Betreiben von der Nominierungsliste für einen Preis gestrichen, nach Protesten der Jury wieder eingesetzt.3 Henri Guaino, Ministerialbeamter und Sarkozys Ghostwriter, hat seine Positionen verteidigt und seine afrikanischen Kritiker persönlich angegriffen. Die angesehene Zeitung Le Monde stand insofern im Zentrum der Auseinandersetzungen, als sie sich weigerte, eine (ziemlich polemische) Replik des Herausgebers Makhily Gassama auf einen Artikel abzudrucken, in dem sich Philippe Bernard abschätzig über das Niveau der Beiträge zu L’Afrique répond à Sarkozy geäußert hatte (»Sammlung von Absurditäten und Halbwahrheiten«). Die Diskussion zeigte insofern Wirkung, als weitere Sarkozy-Reden, gehalten in Tunis, Constantine und Kapstadt, viel umsichtigere Formulierungen aufwiesen als der Text von Dakar, so dass bei oberflächlicher Betrachtung der Eindruck entstehen könnte, die letztgenannte Rede sei eine Art Unfall gewesen, auf die einige Afrikaner vielleicht übertriebene Reaktionen an den Tag legten. Wer sich auf diese Affäre einlässt, läuft somit Gefahr, in ein tagespolitisches Kreuzfeuer zu geraten und seinerseits von da oder dort attackiert zu werden. Was soll es bringen, sich einzumischen und Nicolas Sarkozy über die zahllosen Klischees, die er seinen afrikanischen Zuhörern zumutete, aus der Sicht einer zentraleuropäischen Universität belehren zu wollen, wenn diese Arbeit bereits von informierten Afrikanern sehr weitgehend geleistet wurde?4
Die Motivation des Teams, das sich im Sinne der Herausgabe und Übersetzung engagierte, ist komplex. Zweifellos machte der polemische Elan, der die Stellungnahmen einer so großen Zahl von afrikanischen Universitätslehrern, Schriftstellern und Kulturschaffenden inspirierte, Eindruck. Angesichts des Sarkozy-Textes, dessen Schwächen auch aus europäischer Sicht leicht erkennbar sind, fiel es den RomanistInnen aus Österreich nicht schwer, die Empörung der Afrikaner zu teilen. Bei distanzierterer Betrachtung wurde aber bald klar, dass spontane Anteilnahme und Solidarisierung als Basis des Projektes nicht als alleinige Maßstäbe bei der Auswahl der Texte dienen durften. Es galt vor allem, die Wiederholungen von Themen und Argumenten, die bei einer Sammlung von Stellungnahmen zu ein und demselben Objekt unvermeidlich sind, so weit wie möglich in Grenzen zu halten. Eine solche Strategie setzte voraus, dass nur solche Beiträge für die Übersetzung ausgewählt wurden, deren Informationswert – speziell im Hinblick auf die Interessen einer zentraleuropäischen Leserschaft – besonders hoch war und die einander durch komplementäre Schwerpunktsetzungen wechselseitig beleuchteten. Tatsächlich stellte sich bei sorgfältiger Durchsicht der »Antworten auf Sarkozy« heraus, dass die Mehrzahl der AutorInnen bemüht war, zwischen emotionaler Betroffenheit und sachlicher Konfrontation einen Ausgleich zu finden. Nach Diskussionen entschieden sich die Herausgeber des vorliegenden Bandes für die Bevorzugung jener Texte, die auf den hochtrabenden Ethnozentrismus der Sarkozy-Rede mit besonders durchdachter und fundierter Kritik reagieren.
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