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Wahrheit?
(Impressum)
© 2019 by Daniel Kohlhaas
(Wie es beginnt, Rosebud, Wie es weitergeht, Rattenkinder)
© 2019 by Daniel Juhr
(Regenbogenkind, Roukan, Wie es endet)
Alle Nutzungsrechte dieser Ausgabe bei
JUHRmade – Daniel Juhr – Waldweg 34a – 51688 Wipperfürth
www.juhrmade.de– www.13zehn.de
Lektorat:Volker Maria Neumann
Satz:JUHRmade
Korrektorat:
Susanne Stierhofer, Nadja Biermeyer, Jessica Reif, Harry Cremer und Daniel Juhr
Cover-Artwork:Stefan Heilemann, www.heilemania.de
E-Book-HerstellungZeilenwert GmbH, Rudolstadt
Originalausgabe, 1. Auflage 2019. Das Werk ist vollumfänglich geschützt.
Jede Verwertung wie zum Beispiel die Verbreitung, der auszugsweise Nachdruck, die fotomechanische Verarbeitung sowie die Verarbeitung und Speicherung in elektronischen Systemen bedarf der vorherigen Genehmigung durch den Verlag.
Alle Hauptfiguren und Handlungen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.
ISBN: 978-3-942625-52-4
Cover
Titel
Impressum Wer es gemacht hat (Impressum) © 2019 by Daniel Kohlhaas (Wie es beginnt, Rosebud, Wie es weitergeht, Rattenkinder) © 2019 by Daniel Juhr (Regenbogenkind, Roukan, Wie es endet) Alle Nutzungsrechte dieser Ausgabe bei JUHRmade – Daniel Juhr – Waldweg 34a – 51688 Wipperfürth www.juhrmade.de – www.13zehn.de Lektorat: Volker Maria Neumann Satz: JUHRmade Korrektorat: Susanne Stierhofer, Nadja Biermeyer, Jessica Reif, Harry Cremer und Daniel Juhr Cover-Artwork: Stefan Heilemann, www.heilemania.de E-Book-Herstellung Zeilenwert GmbH, Rudolstadt Originalausgabe, 1. Auflage 2019. Das Werk ist vollumfänglich geschützt. Jede Verwertung wie zum Beispiel die Verbreitung, der auszugsweise Nachdruck, die fotomechanische Verarbeitung sowie die Verarbeitung und Speicherung in elektronischen Systemen bedarf der vorherigen Genehmigung durch den Verlag. Alle Hauptfiguren und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. ISBN: 978-3-942625-52-4
Wie es beginnt
Daniel Kohlhaas: Rosebud
Daniel Juhr: Regenbogenkind
Wie es weitergeht
Daniel Kohlhaas: Rattenkinder
Daniel Juhr: Roukan
Wie es endet
Ich bin in der Hölle.
Er liegt da, auf dem Rücken. Keucht, zittert. Der Himmel ist ein Spiegelbild der Welt. Unaufhaltsam prallen Wolkentürme aufeinander, fressen sich gegenseitig auf. Der Himmel weint. Abgeplatzte Rinde, tiefe Krater im feuchten Waldboden, umgestürzte Bäume, von Einschusslöchern übersät. Überall riecht man den Tod. Gott wendet sich ab.
Ich bin in der Hölle.
Er dreht sich auf den Bauch, würgt das brackige Bodengemisch herunter. Rechter Arm vor, Bein nachziehen, Stiefel in die Erde rammen. Tiefste Gangart. Vor ihm liegt ein Hügel, den er schwerfällig nach oben robbt, den Kopf geduckt. Rechts und links zischen Geschosse vorbei. Sie treffen ihn nicht, aber er kann sie spüren.
Deckung. Sie lauern überall. In den Baumkronen. In Gräben. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Alles auf Anfang. Der reine Instinkt. Überleben.
Er legt an. Sie sind überall. Minen. Scharfschützen. Baumkrepierer. Seine klammen Finger umschließen das Gewehr, der Zeigefinger am Abzug. Bevor er abdrückt, muss er sichergehen, dass er durch den Schuss nicht seinen Standort verrät.
Ich bin in der Hölle. Seit sieben Tagen schon. Und ich werde in diesem verschissenen Wald sterben.
Er hat Utah Beach überlebt, den Durchbruch bei Saint-Lô, die Schließung des Kessels von Falaise. Aber seit sieben Tagen weiß er, dass die Hölle ein Wald in Deutschland ist. Seine Kameraden haben ihn den „Hurt-genwald“ getauft. Unaufhörlich fällt Regen, tränkt mit dem Blut der 9. US-Infanteriedivision das Erdreich. Ihm ist schwindelig, die Konturen verwischen. Der Feind sei müde, hat man gesagt. Die letzte Offensive. Befehle. Schreie. Detonationen. Er ist der einsamste Mensch der Welt inmitten verfeindeter Armeen. Sein ausgezehrter Körper krampft sich zusammen.
Ich bin in der Hölle. Seit sieben Tagen schon. Und ich werde in diesem verschissenen Wald sterben. Aber nicht heute.
Man sei technisch überlegen, wurde gesagt. Doch hier gilt das nicht. Für Artillerie und Luftwaffe ist es unmöglich geworden, in diesem unwegsamen Gelände Ziele auszumachen. Die Fahrzeuge bleiben stecken. Der Wald ruft. Mann gegen Mann. Hinter den Bäumen lauern sie. In den Kronen kauern sie. Man sieht die Deutschen vor lauter Bäumen nicht.
Sein gesamter Körper fühlt sich wie eine große Wunde an. Die Muskeln brennen. Die Glieder sind bleischwer. Seine Augen müde. Für einen kurzen Augenblick ruht die Welt. Atmet aus. Um ihn dann mit voller Wucht in die furchtbare Realität zurückzuschleudern. Es tut weh. Auf einmal. Er rollt sich zur Seite, in den Schatten einer Wurzel. Es klingt wie ein Knarzen, wenn er ein- oder ausatmet. Pfeifend. Rasselnd. Er streift das Gewehr ab, knöpft die Jacke auf. Der Stoff seines T-Shirts saugt gierig das nasse Rot auf. Erst jetzt explodiert der Schmerz.
Dieser Wald ist die Hölle. Seit sieben Tagen bin ich schon hier. Und heute werde ich sterben.
Ein Ruck durchfährt seinen Körper, er spürt den harten Griff um die Knöchel. Sein Hinterkopf schlägt auf die Erde. Jemand schleift ihn über das kalte Nass. Der heiße Schmerz verbrüht jedes Gefühl. Er will reden. Um Hilfe schreien. Angst und Panik ziehen in die Schlacht. Doch in ihrer Mitte dehnt sich eine tiefe Ruhe aus. Seine Augenlider flackern. Sanitäter. Eine willkommene Ohnmacht breitet ihre Arme aus.
Über das Geschrei, das Donnern, die Schläge legt sich ein sattes Brummen. Es schwillt an. Helle Lichtflecke mischen sich in das dichte Schwarz. Leuchtsterne. Er fällt. Tiefer. Immer tiefer.
Plötzlich ist da ein Licht. Grell. Blendend. Daraus treten Schatten hervor. Der eine Umriss wölbt sich, er vernimmt einen rasenden Herzschlag. Einer der dunklen Flecke liegt neben ihm auf dem Boden. Er scheint krank zu sein. Brabbelt unverständliches Zeug. Und da, da ist sie. Er weiß, dass es eine Sie ist. Er kennt sie. Liebt sie. Dass sie hier bei den anderen Schatten ist, bricht ihm fast das Herz. Sie beugt sich zu ihm herab. Fast berühren ihre dunklen Strähnen sein Gesicht. Ein letzter Schatten ist zu sehen. Er redet zu ihm, ein tiefes Timbre. Nein, er spricht nicht. Er singt. Vom Vermissen, vom Wiedersehen, von einem Regenbogen. Sie alle bilden einen Kreis, fassen sich an den Händen, verschmelzen. Tränen steigen in seine Augen. Das Brummen verändert sich zu einem rhythmischen Rattern. Die Gestalten lösen sich auf. Zerfließen.
Ich bin in der Hölle. Seit sieben Tagen schon. Und ich werde in diesem verschissenen Wald sterben. Aber nicht heute. Denn heute ist mein Geburtstag.
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