John Okute Sica
Das Wunder vom Little Bighorn
Erzählungen aus der Welt der alten Lakota
Mit einem Vorwort von Liselotte Welskopf-Henrich
Illustrationen von Margaux Allard
Aus dem Englischen
von Frank Elstner
Palisander
Deutsche Erstausgabe
1. Auflage November 2009
Titel des Originalmanuskripts: »Reflections From the Sioux World«
© Margaret Schmaltz und Grace Peigan
Deutsch von Frank Elstner
© 2009 by Palisander Verlag, Chemnitz
Vorwort »Bei den Dakota in den Woodmountains«
© Rudolf Welskopf
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: A. Elstner, unter Verwendung des Gemäldes »Todtengerüste eines Sioux-Chefs« von Karl Bodmer und einer Zeichnung von John Okute Sica
Einbandgestaltung: A. Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von John Okute Sica
Lektorat, Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN 9783938305485
www.palisander-verlag.de
Cover
Titel John Okute Sica Das Wunder vom Little Bighorn Erzählungen aus der Welt der alten Lakota Mit einem Vorwort von Liselotte Welskopf-Henrich Illustrationen von Margaux Allard Aus dem Englischen von Frank Elstner Palisander
Impressum Deutsche Erstausgabe 1. Auflage November 2009 Titel des Originalmanuskripts: »Reflections From the Sioux World« © Margaret Schmaltz und Grace Peigan Deutsch von Frank Elstner © 2009 by Palisander Verlag, Chemnitz Vorwort »Bei den Dakota in den Woodmountains« © Rudolf Welskopf Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Covergestaltung: A. Elstner, unter Verwendung des Gemäldes »Todtengerüste eines Sioux-Chefs« von Karl Bodmer und einer Zeichnung von John Okute Sica Einbandgestaltung: A. Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von John Okute Sica Lektorat, Redaktion & Layout: Palisander Verlag 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013 ISBN 9783938305485 www.palisander-verlag.de
Bei den Dakota in den Woodmountains
Einleitung
Wood Mountain heute
Zum Text
John Okute Sica und Liselotte Welskopf-Henrich
Zur Übersetzung
I Die Welt der alten Lakota
Die Pfeife des Weißen Büffelkalbs
Der Grasgürteltanz
Maiden Chief
Der Büffel – die Lebensgrundlage der Sioux
Wapáha – die Federkrone der Lakota
Eine Lakota-Bildnachricht
II Das Wunder vom Little Bighorn
Der Eid des Generals
Azé
Custers Untergang
Das Wunder vom Little Bighorn
Tašúnke Witkó – Crazy Horse
III Neue Zeiten
Ité-ská-wí
Hánta
Der Mann, den sie Seizing Bear nannten (Sitting Bulls Ende)
Eine Spuknacht
Herr eines Gebietes
Ein Indianer in New York
IV Amber Moon
Eagle Bird – Zintkála Wanblí
Amber Moon
Die Reisenden
Lebewohl
Weitere Bücher von dem Palisander Verlag
Leseprobe Roland Habersetzer – Die Krieger des alten Japan
Danksagung
Abbildungen
Bei den Dakota in den Woodmountains
Im Sommer 1963, dem letzten seines Lebens, begegnete ich John Okute, den seine Stammesgenossen Woonka-pi-sni (»Wurde nicht niedergeschossen«) nannten. Der alte Dakota lebte in den Woodmountains, den Waldbergen, an der Südgrenze Kanadas.
Kartenmaterial und amtliche Verzeichnisse über die Wohnsitze der Indianer in Kanada hatten mich überzeugt, daß ich in jener Gegend heute noch eine der Gruppen der Dakota- (genauer: Lakota-) Teton-Oglala würde finden können, die nach den großartigen Verteidigungskämpfen und der endgültigen Niederlage der Dakota unter Tatanka-yotanka und Tashunka-witko1 1876/77 in Kanada Zuflucht gefunden hatten. Auf der Karte führte eine Bahnlinie bis zu dem Städtchen mit Namen Wood Mountain, und diese dachte ich zunächst mit Hilfe der Greyhound-Buslinien zu erreichen.
Am Busbahnhof der großen Präriestadt Regina setzte ich mich – außerhalb des luftgefilterten Warteraumes – zu den wartenden Indianern, Männern, Frauen, Kindern, ins Freie. Es war sehr heiß; während meines Aufenthaltes in den Präriegegenden im Juli schwankte die Temperatur zwischen -8 und +40 Grad Celsius: An dem Tage, von dem ich spreche, mochten es +35 Grad sein. Die ruhige Würde und Zurückhaltung meiner indianischen Nachbarn auf der Wartebank machten es mir nicht leicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Als sie mit feinem Gefühl erfaßten, daß ich sie nicht besichtigen oder studieren, auch nicht als diebisch verdächtigen oder als schmutzig betrachten würde, erschien jenes fast unmerkliche Lächeln auf ihrem Gesicht, das den freundschaftlichen Kontakt ermöglichte. Wir hatten leider nicht viel Zeit füreinander; die Busse fuhren in verschiedene Richtungen davon. In Assiniboia, der Endstation der von mir benutzten Buslinie, erfuhr ich, was ich nie für möglich gehalten hätte: der Zug nach Wood Mountain war weg… nun gut, so würde ich mit dem nächsten fahren. Der nächste Zug ging Dienstag… aber jetzt war erst Freitag… das hieß vier Tage verlieren – unmöglich! Fluglinie? Nicht vorhanden. Bus? Nein. Mietwagen? Nicht vorhanden. Taxi? Nicht vorhanden. Offenbar näherte ich mich den Restbeständen des Wilden Westens.
Eine gastfreundliche Kanadierin, die auf meine Verlegenheit aufmerksam geworden war, lud mich in ihr Haus ein. Es war eines jener für ganz Kanada typischen Holzhäuser; Einfamilienhaus, nicht billig, mit Doppelwänden, warm und in der Inneneinrichtung hübsch und zweckmäßig. In der Nacht setzte ein Sturm ein, mit der ganzen Gewalt der Präriestürme, die ungehindert durch einen halben Kontinent brausen und die Gewalt von Meeresstürmen haben. Nicht nur das Haus, auch die Bettstatt zitterte, und ich erinnerte mich des Fluges nach Regina, bei der in der DC 8 die Stewardeß das Essen nicht hatte ausgeben können, weil das Flugzeug in den Böen schwankte. Der Sturm störte mich aber in meinem Holzhaus-Asyl nicht. Ich hörte noch ein letztes mächtiges Krachen, der »Donnervogel« schrie...
Am Morgen war der Himmel blau, aber alle Landstraßen außerhalb des Städtchens waren nach dem Gewitter unpassierbar geworden, tief verschlammt. Vielleicht kam ein Pferd hier noch durch, doch sicher kein Auto. Das bestätigte mir auch meine liebenswürdige Gastgeberin. Wenige Stunden später sollte allerdings nach sachverständiger Voraussage das Unergründliche schon wieder zu steilen und tiefen Furchen getrocknet und für kanadische Autofahrer immerhin passierbar sein. Ich hatte Zeit bis dahin, schlenderte zum Stadtrand, blickte über die weite graugrüne Prärie, trank den unvergeßlichen Eindruck dieses weiten Landes in mich hinein, dessen ehemalige Herren und Söhne ich suchte… und wandte mich dann mißtrauisch meinen Füßen zu, an denen ein Kribbeln aufstieg. Bis zum Knie herauf saßen schon die Moskitos, ununterscheidbar, eine einzige schwarze Masse. Ich floh, verständlicherweise, und zwar in eines der kleinen Cafés, die bis in die entferntesten Gegenden vordringen und still, sauber, ordentlich jedem Gast, auch dem »farbigen«, eine angenehme Reise verbürgen.
Dann kam der scheinbare Zufall, der von so großer Wirkung sein kann. Die Umfrage im Städtchen nach einer Transportgelegenheit zu den Wohnplätzen der Indianer in den Woodmountains hatte Erfolg. Es klingelte an dem Holzhaus. Als ich aus der Tür ging, stand ein Dakota-Teton-Oglala vor mir und lud mich ein, mit ihm und seiner Familie zu den Woodmountains zu fahren. Lange hatte ich die Geschichte und Wesensart dieses Volkes studiert, mit immer erneuten Anstrengungen Zugang gesucht, seinen Wert und sein Recht auf eigenes Leben in den geschichtlichen Formationen und Kämpfen gestaltet – und nun stand ich vor einem seiner Vertreter, der, das fühlte ich sofort, ganz das verkörperte, was ein Dakota ist.
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