Susanne Stelzner
HIGHCLIFFE MOON
SEELENFLÜSTERER
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Susanne Stelzner HIGHCLIFFE MOON SEELENFLÜSTERER Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Prolog Prolog Der Schlag kam unerwartet und traf ihn mit voller Härte. Er ließ keinen Gedanken mehr zu, kein Entsetzen, keinen Schock. Er hebelte alle Mechanismen in einer Mikrosekunde aus. Das Dröhnen in seinem Kopf steigerte sich zu einem Orkan. Lichtblitze in wildem Zickzackkurs hinter den Augäpfeln befeuerten sich gegenseitig. Unaufhaltsam stürzte er. Und schlug auf dem Boden auf wie ein gefällter Baum. Dann wurde es still. Zeit und Raum waren nur noch eine Illusion. Gravitation existierte nicht mehr. Er driftete durch sein vertrautes Universum wie ein Erloschener. Nur einmal spürte er noch mal so etwas wie Schmerz, als eine Feuerlanze aus dem Nichts auf ihn herabschoss und sich in seinen Rücken bohrte. Es brannte zwischen seinen Schulterblättern. Doch auch dieses Gefühl verflüchtigte sich. Dann sah er sie. Ein Lichtblick in der trostlosen Leere. Seine Augen saugten sich an ihr fest und ließen nicht mehr los.
Magische Anziehung
Wechselbad der Gefühle
Quälende Erinnerungen
Unerklärliche Phänomene
Bizarre Wahrnehmungen
Aliens und Poltergeister
Unheimliche Begegnung
Verwirrendes Geständnis
Im Club der Heuchler
Nichts zu bereuen
Barbies und der Urknall
Schwerelos
Freunde und Feinde
Ein Funken Gutes
Nächtliche Besucher
Argwohn
Der Neue
Herzklopfen
Überrumpelt
Entführung
Verborgene Welten
Elektrische Aufladung
Kontrollverlust
Aufgeflogen
Sehnsüchte
Ein Stückchen Freiheit
Der Schlag kam unerwartet und traf ihn mit voller Härte. Er ließ keinen Gedanken mehr zu, kein Entsetzen, keinen Schock. Er hebelte alle Mechanismen in einer Mikrosekunde aus.
Das Dröhnen in seinem Kopf steigerte sich zu einem Orkan. Lichtblitze in wildem Zickzackkurs hinter den Augäpfeln befeuerten sich gegenseitig. Unaufhaltsam stürzte er. Und schlug auf dem Boden auf wie ein gefällter Baum. Dann wurde es still.
Zeit und Raum waren nur noch eine Illusion. Gravitation existierte nicht mehr. Er driftete durch sein vertrautes Universum wie ein Erloschener. Nur einmal spürte er noch mal so etwas wie Schmerz, als eine Feuerlanze aus dem Nichts auf ihn herabschoss und sich in seinen Rücken bohrte. Es brannte zwischen seinen Schulterblättern. Doch auch dieses Gefühl verflüchtigte sich.
Dann sah er sie. Ein Lichtblick in der trostlosen Leere. Seine Augen saugten sich an ihr fest und ließen nicht mehr los.
Zu meinem siebzehnten Geburtstag hatte mir mein Vater dieses großartige Geschenk gemacht – drei Tage New York – und mir damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Jahrelang hatte ich sehnsüchtig ein Big Apple Poster an meiner Zimmerwand angesehen und nun fuhr ich mit Charlotte, meiner besten Freundin, im Yellow Cab, wie sie die Taxis hier nennen, über die Brooklyn Bridge in Richtung Manhattan. Der Himmel war lichtblau, ein wenig diesig noch, und die wenigen Wolken hatten sich während der Fahrt vom Flughafen schon weitgehend aufgelöst. Die Finger in das graue Leder des Fahrersitzes vor mir gekrallt, saß ich auf der Kante der Rückbank und blickte erwartungsvoll zwischen den Kopfstützen hindurch.
Dann sah ich sie endlich wahrhaftig vor mir. Die Skyline Manhattans. Mein Herz machte kleine Luftsprünge. Sie war noch atemberaubender, als ich sie mir vorgestellt hatte. Die schräg stehende Morgensonne spiegelte sich in Hunderten von Fenstern und ließ die Fassaden wie ein Mosaik aus viereckigen Goldplättchen erscheinen. Es waren der perfekte Tag und der perfekte Weg, um in dieser Stadt anzukommen.
»Na, Val, ist es nicht einmalig?« Charlotte räkelte sich aus ihrer lässigen Sitzposition und setzte sich ohne Eile aufrecht hin.
Ich konnte kaum fassen, dass sie so ruhig blieb, obwohl ich natürlich wusste, wie gut sie den Anblick kannte. Ihr Vater hatte sie und ihre Mutter häufig auf Geschäftsreisen mitgenommen, um im Anschluss seine Schwester zu besuchen, die, nordöstlich von New York, auf Long Island lebte. Charlottes Leben war wesentlich spannender verlaufen als meines, obwohl sie in demselben winzigen Nest in Südengland zu Hause war. Sie mochte New York sehr, daher hatte ich sie nicht großartig überreden müssen, mich in der Funktion eines Babysitters zu begleiten, um meine skeptische Mutter umzustimmen. Seit ihr Freund Tobey in Boston studierte, ließ sie ohnehin keine Gelegenheit aus, über den Ozean zu fliegen. Geld spielte dabei keine Rolle. Ihr geliebter Vater hatte ihr, nach seinem plötzlichen Tod im letzten Jahr, reichlich davon hinterlassen. Der Babysitter war natürlich nur fürs Alibi. Meine zwei Jahre ältere Freundin wirkte auf Eltern ziemlich reif und souverän, was hauptsächlich mit ihrer kultivierten Erziehung zusammenhing, und ich hatte mehr Spielraum, wenn sie mit von der Partie war. Trotzdem gab es immer wieder Situationen, in denen ich mich als die Ältere fühlte.
Ich suchte noch nach dem richtigen Wort für meine Begeisterung, als sie ihre große, schwarze Designerbrille in das blonde Haar hochschob und dann begann, ihren Unterarm, wie ein Fliegenfischer, in alle Richtungen zu feuern. »Da ganz hinten, siehst du? Die Liberty! Und da drüben, das Empire State! Das da ist die Manhattan Bridge, und guck da, das Chrysler Building!« Die Reiseleiterin in ihr war erwacht.
Ihrem Arm folgend warf ich meinen Kopf hin und her, bis mir fast schwindelig wurde. »Wow, Charlie, es ist der Hammer«, bestätigte ich, benommen von den Eindrücken und den Fliehkräften, die auf mein Gehirn einwirkten.
Ich löste meine schon weiß gewordenen Finger aus ihrem Klammergriff von der Sitzlehne, öffnete das Fenster zur Hälfte, strich energisch eine lange, vor meinen Augen flatternde Haarsträhne hinter das Ohr und hob den Fotoapparat in Position. Leider tanzte das Bild unruhig im Sucher und die in rhythmischer Regelmäßigkeit vorbeifliegenden Streben der Brücke verhinderten zudem einen freien Blick.
»Das bringt nichts«, winkte Charlie ab. »Aber wenn du Lust hast, gehen wir morgen mal zu Fuß über die Brücke, dann kannst du jede Menge scharfe Fotos machen.« Sie grinste breit, während sie ihre Augenbrauen tanzen ließ.
Natürlich wollte ich. »Das wäre super.«
Am Ende der Brücke warf ich einen letzten Blick auf die Piers am Wasser, wo gerade ein riesiger weißer Hubschrauber zur Landung ansetzte. Dann verschluckten uns die Straßenschluchten der Metropole und Charlie kicherte die ganze Zeit, während sie mich dabei beobachtete, wie ich ganz nah an der Scheibe klebte und mich auf meinem Sitz verdrehte, um die Höhe der Gebäude zu erfassen.
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