Lydia Drosberg
DIE RATTE KOMMT
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelfoto: Superkid playing violin © Sergey Nivens
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Lydia Drosberg DIE RATTE KOMMT Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Titelfoto: Superkid playing violin © Sergey Nivens 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015 Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Mein Einzugsgebiet
Meine Eltern
Meine Schwestern
Sonja
Die Kinder in unserer Straße
Das Nesthäkchen
Meine Ausflüge
Familie Kaufmann
In der Wohnung
Familie Lucke
Ein Missverständnis
Im Kindergarten
Immer wieder sonntags
Elas Missgeschick
André
Das gibt es nur sonntags
Mittwochabends
Unsere Untermieter
Auf dem Gut in Polen
Flucht und Rückblick
Tante Lena
Onkel Franz, der Spaßvogel
Eindrücke
Das Weihnachtsgeschenk
Tante Sonja
Erwin
Onkel Gert
Typisch Vati
Peinlich
Vati und ich fahren zu Tante Ella und Oma
Die Verwandtschaft
Im Schloss
Oma
Tante Ella
Ein seltsames Erlebnis
Flucht nach draußen
Tante Mia und Tante Antonia
Die Floh-Nacht
Die „Ostsee“
Peinliche Erinnerung
Abgeblitzt
Wieder zu Hause
Tante Inga und ihre Jungs
Susi, Marlenes Freundin
Sommer
Auf dem Dachboden
Schwitzspiele
Katzen im Bett
Das „Telefon“
Herr Teufel
Ungewollte Einblicke
Ein Paket
Zwischen matschigen Kartoffeln und Kellerasseln
Bootsfahrt zum Baden
Fast ertrunken
Vati und der Monteur
In Magdeburg
Mein neuer „Spielplatz“
Franka
Senta und Barbara im Gottesdienst
Oma Herold
Herolds Kinder
Herolds tolle Spiele
Völkerball
Eklig
Eine FDGB-Reise
Verspätete Einschulung
Musikschule
Kartoffeln stoppeln
Ein seltsames Geräusch
Winter
Wir backen Pfefferkuchen
Weihnachtsfeier im Stahlwerk
Mit Mutti beim Arzt
Weihnachten
Unverhoffter Besuch
Stress in der Musikschule
Jost
Ein lästiger Verehrer
Fasching
Winterferien
Onkel Tom Zitte
Marlene und Susi
Marlene und Martina
Peter und Konrad
Zu viel Tratsch
Der letzte Schultag vor den Ferien
Im Ferienlager
Zeit zum Spielen
Ein Wettkampf
„Westkontakt“
Frankas Katze stirbt
Allein mit der Straßenbahn
Herr Deckert rastet aus
Probleme in der Schule
Annes Verlobung
Die Stieftochter
Vatis Wellenlänge
Die neue Kaufhalle
Die falsche Freundin
Endgültig Schluss
Verdorbener Badespaß
Eine Pechsträhne
Ilsenburg
Mein Paket
Daniela
Sabrina und die Nachbarjungs
In der dritten Klasse
Im Kinderorchester
Opfertypen
Im Hort
Maike
Wochenende
Mein Gedicht
Marlene in der Ausbildung
Das ist meine Wurst!
Betet ihr nicht vor dem Essen?
Odett
Die Neuen
Der Spielplatz
Positives und Peinliches aus der Schule
Ferienarbeit
Neptunfest
Wieder in Ilsenburg
Anne und Bestensee
Mutti leidet
In Rostock
Vierte Klasse und das neue Fahrrad
Selbst entschieden
Theateraufführung
Im Kinderchor
Disco
Rolf und sein Kumpel
Die seltsame Suppe
1. Mai
Das Geburtstagsgeschenk
Enttäuschungen
Susanna
Karsten
Konzert in der Nervenklinik
Kleider machen Leute
Herr Bäckers Fauxpas
Schwiegereltern
Eine neue Familie
Campingurlaub
Verwechselt
Hartmanns
Simona
Waltraud
Der künstliche Arm
Stippvisite in Rostock
Der Swimmingpool
Fragen über unsere Kirche
Streit
Kampf um Tanja
Arne und Rolf
Missgeschick
Im Turnverein
Selbstkritisch
Christin
Eine seltsame Frage
Hochzeitsvorbereitungen
Hochzeit
Weihnachten allein
Vati kennt kein Pardon
Fluktuation
Arnes seltsames Verhalten
Marlenes Hochzeit
Wir wohnen – umgeben von großen Feldern – in einer Siedlung am Rande der Stadt. Zwischen den Feldern schlängeln sich zwei Bahngleise. Eins führt zur Nervenklinik, das andere in Richtung Stadtmitte. Das Gebiet, in dem ich aufwachse, reicht bis zum Kanal. Dahinter ragt ein riesiges Stahlwerk aus der Erde. Viele Leute sagen, es ist furchtbar laut. Doch wir hören das schon gar nicht mehr. Nur wenn die Arbeiter einen Abstich machen, dann zischt und kracht es ziemlich gewaltig. Im Dunkeln werden wir dafür von einem wunderschön erleuchteten Himmel belohnt. Also halb so schlimm.
Zwischen dem Kanal und den Bahngleisen befinden sich die Rieselfelder und eine Jauchegrube. Ihre Oberfläche sieht aus wie ein riesiger Tanzboden. Die Jauche wird in Abständen über die Felder gepumpt. Das stinkt natürlich fürchterlich, doch was hier wächst ist einzigartig. Am Rand der Felder sind mannshohe Betontonnen im Boden eingelassen. Sie heißen Silo und in ihnen wird Viehfutter für den Winter gelagert.
Jenseits der Bahn reihen sich Zweifamilienhäuser wie Perlen auf einer Kette aneinander und ergeben eine lange Straße. Von solchen Straßen gibt es sieben, fünf parallel und zwei quer verlaufende. Zu jeder Doppelhaushälfte gehört ein 1000 Quadratmeter großer Garten. Unser Haus liegt fast am Ende der Straße. Neben unserem Garten verläuft ein schwarzer Weg durch das ganze Gebiet. Er endet bei den Neubauten, die für die Armeeangehörigen hochgezogen wurden.
Wir haben einen ziemlich bunten Gartenzaun: eine Latte grün, eine blau, eine gelb, eine braun. Je nachdem, welche Farbe sich gerade im Schuppen befindet. Vati verstreicht alles, was weg muss.
Irgendwann im Winter entdeckt Mutti etwas Buntes mitten auf dem verschneiten Feld. „Guck mal, Heinz, was steht denn da hinten im Schnee?“, fragt sie und zeigt mit dem Finger in Richtung Bahn.
Vati schaut ebenfalls aus dem Fenster in diese Richtung. Er kneift die Augen zusammen, als wenn er nicht richtig sehen kann.
„Sag mal, Heinz, siehst du auch, was ich sehe?“, fragt meine Mutter erstaunt.
Meine Schwestern kommen schnell herbeigerannt. „Ist denn das zu fassen, dort steht unser Gartentor!“, ruft mein Vater belustigt.
Meine Schwestern und ich drücken uns die Nasen am Fenster platt. Und tatsächlich, weit weg, mitten auf dem Feld steht mutterseelenallein unsere Gartentür im Schnee und leuchtet in der Sonne.
„Wie ist denn die da hingekommen?“, wundert sich meine Mutter.
„Da hat sich wohl einer einen schlechten Scherz erlaubt“, sagt mein Vater und schmunzelt.
„Ich will ja nichts sagen, aber ich kenne nur eine Familie, die so etwas drauf hat“, behauptet eine meiner Schwestern, und jeder von uns weiß, wer damit gemeint ist.
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