„Geduld ist die Eigenschaft, die am dringendsten benötigt wird, wenn man sie verloren hat“
(Caray Mac Williams)
► Zusammenfassend stellen wir fest: „Zuweilen hat auch der Geduldigste gar keine Geduld mehr.“* Trotzdem: „Geduld ist oftmals der einzige Weg zum Erfolg“ ( M. Meurer ). Aber sei nicht ungeduldig: „Man kann nicht Apfelbäume pflanzen und schon im nächsten Jahr die Früchte ernten“ ( B. Beitz ). Auch gilt: „Geduld ist aller Schmerzen Arznei“ ( P. Sirius ). Aus Frankreich stammt ein Sprichwort, das ebenfalls zur Arznei Stellung bezieht: „Geduld ist die beste Arznei im Unglück.“ Geduld braucht man fast immer: „Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern“ ( Konfuzius ). Auch beim Schreiben von Büchern ist Geduld nötig: „Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein“ ( J.W. von Goethe ). Geduld lässt sich durchaus lernen. „Die Geduld bleibt in unserer hektischen Zeit aber nicht selten auf der Strecke. So es für uns nicht immer einfach, geduldig und gelassen zu bleiben.“* Was heißt es denn gelassen zu sein? Ruhe und Ordnung im Kopf haben, Akzeptanz für Unabänderlichkeiten zeigen, maßvollen Umgang mit sich und anderen pflegen bzw. angemessenes Benehmen zeigen.152
Wie soll man mit Trotz umgehen? „Den trotzigsten Sinn weiß Sanftmut nur zu heilen“ ( Phädrus ). Während in unserer Gesellschaft heute vieles relativ schnell bereitgestellt werden kann, ist der Geduldsfaden äußerst dünn gesponnen. Deshalb sollten wir uns viel mehr bewusst machen, wenn uns der Geduldsfaden mitunter reißt. Vor allem sollten wir daraus lernen. Gegen Ungeduld kann viel getan werden.153 Dabei sind manche Denkmuster zu ändern: Wir sollten beispielsweise versuchen, eventuelle Wartezeiten sinnvoll zu nutzen. Auch regelmäßige Übungen zur Entspannung (z. B. Yoga, Autogenes Training) können helfen, geduldiger zu werden. Gelassenheit lässt sich für uns Menschen auch trainieren. Und zum Schluss: „Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles“ ( R.M. Rilke ).
Der Fleiß ist als strebsames Verhalten eine Tugend des Menschen, die mit Zielstrebigkeit, Eifer, Arbeitsamkeit und Beharrlichkeit verbunden ist.154 In wissenschaftlicher Sicht ist er ein wesentlicher Erfolgsfaktor. „Der Preis des Erfolgs ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will“ ( F.L. Wright ). In abwertender Sicht wird der Fleiß – mitunter gegen die Intelligenz „ausgespielt.“ Die Arbeitsamkeit wird dann nicht selten als „Angepasstheit“ abgewertet, weil es angenehmer erscheint, weniger zu arbeiten und „clever“ sein Geld zu verdienen. „Für mich steht Fleiß im Verhältnis zur Cleverness wie Arbeit zu Schwarzarbeit.“* Das Gegenteil von Fleiß ist Faulheit. „Zur Faulheit wird man geboren, zum Fleiß erzogen“ ( E. Ellinger ).
► Was spricht für den Fleiß? „Ohne Fleiß kein Preis“ (Sprichwort). Und: „Das Beste findet sich dort, wo sich Fleiß und Begabung verbindet“ ( J. Kepler ). Meine volle Unterstützung hat der folgende Spruch: „Der Fleiß bringt heimlichen Segen, wenn du arbeitest mit Lust“ ( Hebbel ). Folge: „Umso härter ich arbeite, umso glücklicher werde ich“ ( S. Goldwyn ). Auch: „Fleiß ist aller Tugenden Anfang“ ( Friedrich der Große). Napoléon Bonaparte geht sogar so weit, dass er behauptet: „Genie ist Fleiß.“ Dazu passt: „Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie“ ( Leonardo da Vinci ). Fleiß ist auch mit Betätigungsdrang verbunden: „Alles gelingt, wen man mit rechtem Eifer angreift“ ( S. Smiles ). Und: „Fleiß ist die beste Form der Leidenschaft“ ( Th. Mann ). Auch für die Kunst gilt: „Kunst ist Fleiß“ (Sprichwort). „Die Talente sind oft gar nicht so ungleich, im Fleiß und im Charakter liegen die Unterschiede“ ( T. Fontane ). Der amerikanische Profi-Golfer E.T. Tiger Woods verriet: „Ich messe den Erfolg nicht an meinen Siegen, sondern daran, ob ich jedes Jahr besser werde.“
► Ist der Fleiß nur positiv zu bewerten? Manche Menschen behaupten: „Wer viel arbeitet, dem fehlt die Cleverness!“ (unbekannt). „Fleiß ist die Chance der Unbegabten“ ( A. Bechmann ). Oder: „Fleiß ist die Wurzel aller Hässlichkeit“ ( O. Wilde ). Vom gleichen Autor: „Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers“ ( O. Wilde ). War der sehr begabte irische Dichter Oscar Wilde kein Freund des Fleißes? Oder kokettierte der als überheblich bekannte Erfolgsschriftsteller mit obigen Aussagen nur mit dialektisch zugespitztem Spott? Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass er durchaus perfektionistische Phasen hatte, wo er seine Werke immer wieder akribisch überarbeitete. Zum Thema Fleiß und Klima: „Die Faultiere leben im tropischen Südamerika, und zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich von jeder Tätigkeit mit Fleiß fernhalten“ ( J.G.A Galletti ). Zum Schluss zum Nachdenken: „Nicht nur „ohne Fleiß kein Preis“, sondern auch kein Fleiß ohne Preis“ ( E. Blanck ).
► Zu welchem Ergebnis kommen wir hier? Die Antithesen sind teilweise arrogant formuliert. „Fleiß ist nicht die Chance der Unbegabten, sondern der Talentierten, denn Intelligenz allein reicht zum Erfolg nicht aus.“* „Vor allem hat es der Fleiß nicht verdient, gegen die Cleverness ausgespielt zu werden.“* Für die Einstellung der nachwachsenden Generation zur Arbeit ist das in keiner Weise dienlich, sondern schädlich. Wenn es um Fleiß geht, drücken sich manche: „Bei Ausreden ist die Welt voller Erfinder“ ( H. Wiener ). Und: „Wenn die Pflicht ruft, gibt es viele Schwerhörige“ ( G. Knuth ). Ein Tipp: „Wir sollten mehr tun und weniger reden“ ( Ding Xiaoping ). Der frühere Bundeskanzler H. Kohl sagte zu Recht: „Fleiß und Gemeinsinn sind die Grundlagen für den Reichtum unseres Landes.“ Fazit:
„Die Abwertung des Fleißes ist Versündigung an der Leistungsgesellschaft“
(Horst-Joachim Rahn)
„Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht“ ( E. Balser ). Im Berufsleben und in der Wissenschaft spielt der Fleiß sogar eine sehr große Rolle. Nicht zuletzt wegen des enormen Fleißes unseres Volkes haben wir es geschafft, dass aus den vielen Trümmern nach dem Zweiten Weltkrieg eine erfolgreiche Nation wurde.155 Auch gilt: „Das vorliegende Werk zur Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums wäre ohne Fleiß nicht möglich geworden.“* Warum der Fleiß auch in der Schule heute mitunter abgewertet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Leider haben sich auch bei manchen Lehrkräften Meinungen breit gemacht, die für die Entwicklung unserer Gesellschaft nicht gut sind. Fleiß ist nicht durch Intelligenz ersetzbar, sondern beide führen nur zusammen zum Ziel.
Auch das Auswendiglernen (z. B. von Vokabeln, Wendungen, Gedichten oder Formeln), hat durchaus seinen Sinn. Es wird von Betroffenen häufig kritisiert, ist aber zum Training der Merkfähigkeit notwendig und lässt sich nicht durch bequemes, reines verstehen Wollen ersetzen. „Wer es sich in der Gesellschaft von Anfang an bequem machen will, wird schon früh scheitern.“* Zum Schluss die wahre Erkenntnis: „Der Fleiß bringt Brot und die Faulheit Not!“ (Sprichwort). „Leider gibt es zum Thema Fleiß wenig gute deutsche Literatur: Auch hier zeigt es sich, dass der Fleiß nicht den Stellenwert besitzt, der ihm eigentlich zukommt.“*
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