GENERATION
LAHMSTEIGER
Die goldene Ära des FC Bayern
JUST IN KRAFT
GENERATION
LAHMSTEIGER
Die goldene Ära des FC Bayern
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag
erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1238-0).
Cover: Pierre Sick, Copress Verlag
Louis van Gaals 4-Phasen-Modell: Spielverlagerung.de
Alle übrigen Grafiken: Justin Kraft, Miasanrot.de
Lektorat, dtp (Printauflage): Verlags- und Redaktionsbüro München,
www.vrb-muenchen.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet unter http://dnb.dnb.deabrufbar.
© 2019 der deutschen Ausgabe
Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
ISBN 978-3-7679-2079-8
www.copress.de
Prolog: Die Nacht von Barcelona (2009)
Kapitel 1: 2009-2012
Louis van Gaals Revolution . Sportliche Stagnation. Heynckes zum Dritten. Zwei große Niederlagen
Kapitel 2: 2012-2013
Umbruch und strategische Korrektur . »Road to Wembley«. Zwei große Siege. Die goldene Generation
Kapitel 3: 2013-2016
Guardiola und die Erwartungen . Jahr 1: Veränderungen und Probleme. Jahr 2: Arbeit am Detail. Jahr 3: Die Vollendung?. Die letzte Patrone. Was bleibt von Guardiola?
Kapitel 4: 2016-2018
Entfesselte Ancelotti-Bayern? . Schneller Niveauverlust. Warum Ancelotti nicht passte. Heynckes zum Vierten
Kapitel 5: Der Übergang
Eine einmalige Dekade . Alles auf Neuanfang?. Start mit Hindernissen. Die Zukunft ist jetzt!
Epilog: Ein Blick in den Münchner Horizont (2018/19)
Danksagung
»Mit Philipp [Lahm] ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Er war auf der rechten Seite immer hinter mir, und das war gerade in den letzten Jahren ein blindes Verständnis. Ich habe gewusst, wo er war, was er wollte, und andersherum war das auch so. Das war super, das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und es war auch eine große Ehre. Philipp ist ein großer Name, nicht nur bei Bayern, sondern für den deutschen Fußball. Super, dass ich mit ihm zusammenspielen durfte.«
Arjen Robben im Gespräch mit uns für Miasanrot.de
Prolog: Die Nacht von Barcelona (2009)
München, du bist wunderbar«, denke ich. Ich laufe durch die Stadt. Vorbei an den Orten, an denen sich Touristen um die beste Position für Fotos streiten. Im Prinzip bin auch ich hier ein Tourist. Ich lebe in Potsdam und bin in der Nähe von Berlin aufgewachsen. Aber immer, wenn ich an der Isar entlanglaufe, überkommt mich ein diffuses Heimatgefühl.
Es ist ein schöner Tag im November 2018. Die Sonne scheint, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Mich zieht es zum Olympiapark – für mich einer der schönsten Orte in München. Ich genieße diesen Tag in völliger Einsamkeit. Auf einer Erhöhung habe ich einen Platz gefunden, an dem ich alleine sein und gleichzeitig auf das ehrwürdige Olympiastadion blicken kann. Ich erinnere mich an alte Zeiten mit meinem Lieblingsklub. Der FC Bayern hat mein Leben geprägt. Meine erste Erinnerung ist die Nachspielzeit von Barcelona im Jahr 1999. In einem der emotionalsten Momente hat dieser Klub mich gepackt und nie wieder losgelassen. Doch an diesem Novembertag denke ich nicht ganz so weit zurück. Meine Gedanken werden von einer Ära bestimmt, die nun ein Ende zu nehmen scheint. Diese Ära nahm ihren Anfang ebenfalls in Barcelona – allerdings zehn Jahre nach dem Drama im Champions-League-Finale. Ich blicke zurück auf einen Tag, der den FC Bayern nachhaltig verändern sollte. Ein Tag, mit dem die besondere Geschichte, die dieses Buch erzählt und erklärt, begann.
Damals war ich erst 13 Jahre alt. Große Spiele des FC Bayern konnte ich schon damals nicht verfolgen, ohne vorher irgendein negatives Szenario durchzuspielen. Was ist, wenn sie heute verlieren? Wie soll ich das vor meinen Freunden rechtfertigen? In der Schule musste ich, der große Fan, jeden Patzer der Bayern ausbaden. Ich wollte die Hoffnung nicht vorzeitig aufgeben, aber ich hatte gleich kein gutes Gefühl. Vielleicht war das alles wirklich nur meiner fehlenden Erfahrung und einer zu großen Nervosität geschuldet. Hatte der Trainer Jürgen Klinsmann nicht zuvor noch sehr selbstbewusst über das Los gesprochen, das der FC Bayern im Viertelfinale der UEFA Champions League zog? Der Gegner sei »eine Messlatte, die uns alle interessiert, auf die wir brennen«, sagte der Mann, der drei Jahre zuvor mit der Nationalmannschaft ein ganzes Land zu fesseln wusste. Ich glaubte ihm, auch wenn es keine einfache Saison für meinen Lieblingsverein war. Denn mit ihm saß jemand auf der Bank, den ich sehr schätzte.
Doch die Ausgangslage war schwierig. Vor dem Duell mit dem großen FC Barcelona verloren die Bayern mit 1:5 in Wolfsburg – eine Demütigung. Hinzu kamen Ausfälle von van Buyten, Lúcio und Philipp Lahm. Wer sollte diese Spieler nur ersetzen? Immerhin bestand die Viererkette in Barcelona aus Lell, Breno, Oddo und Martín Demichelis.
Damals war ich noch nicht ganz so verrückt wie heute. Heute schaue ich sehr viel Fußball. In den Top-Ligen Europas gibt es kaum eine (gute) Mannschaft, die ich noch nicht gesehen habe. Damals war ich im FC-Bayern-Tunnel. Solange ich jedes Spiel meiner Mannschaft sehen konnte, war ich glücklich. Aber Pep Guardiolas Barcelona hatte ich damals schon ein paar Mal gesehen. Es war beeindruckend, wie seine Mannschaft Fußball spielte. Fast schon beängstigend. Wie Klinsmanns FC Bayern dieses Team schlagen sollte, war mir ein Rätsel. Ohnehin hatte ich damals nicht mehr den Eindruck, dass die Bayern in Europa noch zu den besten Teams zählen. Die Champions League war für mich seit dem großen Triumph 2001 eher eine ernüchternde Veranstaltung. Tiefpunkt war sicherlich das Gruppenaus 2003, als man gegen den AC Mailand, Deportivo La Coruña und den RC Lens nur zwei Pünktchen holte. Vor allem Ancelottis AC Mailand ging mir in dieser Zeit gehörig auf die Nerven. Einerseits hatte ich großen Respekt vor ihren Leistungen, andererseits konnte der FC Bayern zwischen 2002 und 2007 die Italiener insgesamt sechsmal nicht besiegen. 2006 war im Achtelfinale, 2007 im Viertelfinale Endstation, und der Unterschied zwischen diesen beiden Mannschaften war oft allzu deutlich. Selbst im kleineren UEFA-Cup sollte mich 2008 eine große Ernüchterung erwarten, obwohl es zwischenzeitlich zumindest sehr emotional wurde. Doch gegen Sankt Petersburg schied man peinlich aus. Der Klub, in den ich mich zwischen 1999 und 2001 so sehr verliebt hatte, war auf dem Weg ins europäische Niemandsland. Nein, er war dort bereits angekommen.
Versteht mich nicht falsch, auch die nationalen Wettbewerbe gaben mir sehr viel. Ich liebte den FC Bayern gerade während dieser internationalen Durststrecke besonders intensiv. Aber dass man in der Champions League nicht zu den Top-Teams gehörte, hat mich regelrecht genervt.
Akzeptieren wollte das in München offenbar niemand so ganz. Stattdessen »freute« sich nicht nur Klinsmann 2009 auf die Messlatte Barcelona. Auch Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß waren alle optimistisch, dass der große Turnaround gelingen würde. Schließlich habe man in Europa gezeigt, »dass wir mithalten können«, so Klinsmann damals.
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