Porphyrien: Diese Gruppe von meist genetisch bedingten Stoffwechselerkrankungen geht mit einer Störung des Aufbaus von Häm, dem roten Pigment im Hämoglobin, einher. Symptome umfassen Schmerzen im Oberbauch und in der Brust, Erbrechen, Verwirrung, Verstopfung, Fieber und Krampfanfälle. 29
Sichelzellanämie, auch als Sichelzellkrankheit bezeichnet: Eine erbliche Erkrankung der roten Blutkörperchen, verursacht von abnormem Hämoglobin, das dazu führt, dass sich die roten Blutzellen zu sichelförmigen, klebrigen, harten Gebilden verformen. Typisch für diese Krankheit sind Knochenschmerzen und Organschäden. Symptome: Schmerzattacken, bakterielle Infektionen, Schlaganfall sowie anhaltende Schmerzen bei älteren Patienten. 30
Thalassämie: Bei dieser Erkrankung sind die roten Blutkörperchen betroffen, bei denen durch einen Gendefekt das Hämoglobin nicht ausreichend gebildet bzw. gesteigert abgebaut wird. Wichtigstes Symptom ist eine schwere Anämie, die zu Müdigkeit, blasser Haut und diversen anderen Symptomen führen kann, obwohl in manchen Varianten dieser Erkrankung auch gar keine Symptome auftreten können. 31
Abgesehen von diesen erblichen Blutkrankheiten gibt es genetische Einflüsse auf bestimmte Erkrankungen. Ein solches Beispiel ist die Leukämie, auch als Blutkrebs bekannt. Der Begriff steht für eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Bei diesen Erkrankungen wird im Knochenmark und anderen blutbildenden Organen eine stark erhöhte Zahl unreifer bzw. entarteter weißer Blutkörperchen produziert. Diese Leukozyten unterdrücken die Produktion normaler Blutzellen und führen zu Anämie und anderen Symptomen. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung für die Entwicklung dieser Erkrankung. Manchmal entwickeln Familienmitglieder die gleiche Form der Leukämie, in anderen Familien können Betroffene auch unterschiedliche Formen der Erkrankung entwickeln. 32
Epigenetik
Ihre Gene sind nicht nur der Bauplan zur Reproduktion von Zellen. Jeden Tag tragen sie aktiv dazu bei, bestimmte Proteine herzustellen, die diverse Funktionen in Ihrem Körper übernehmen. Darüber hinaus können Nährstoffe und andere natürliche Verbindungen, die Sie aus Ihrer Nahrung gewinnen, die Gen-Expression beeinflussen, genetische Schalter umlegen und die Art und Weise, wie bestimmte Proteine hergestellt werden, verändern. Die Betrachtung der Veränderung der Gen-Expression wird als Epigenetik bezeichnet. Die Epigenetik geht davon aus, dass sich solche Veränderungen wesentlich auf die Gene auswirken, die eine Rolle bei der Förderung oder Verhinderung eines Krankheitsverlaufs spielen.
Da Ihr Blut diese epigenetisch wichtigen Informationen zu Ihren Zellen und also auch zu Ihren Genen befördert, ist die Gesundheit Ihres Blutes, gepaart mit einem effizienten Funktionieren Ihres kardiovaskulären Systems, ungemein wichtig, um sicherzustellen, dass Krankheiten verhindert und nicht gefördert werden. 33
Die Blutgefäße
Damit wir besser verstehen können, wie das Blut durch den Körper zirkuliert, sollten wir als Erstes die »Kanäle« betrachten, durch die das Blut fließt: die Arterien, Venen und Blutkapillaren.
Arterien sind Blutgefäße, die das Blut vom Herzen weg transportieren und sich in immer kleinere Arterien verzweigen. Mit Ausnahme der Pulmonalarterie, die das sauerstoffarme Blut vom Herzen zu den Lungenflügeln transportiert, und den Nabelarterien, die beim Fötus sauerstoffarmes Blut zur Plazenta führen, transportieren die Arterien sauerstoffreiches Blut und versorgen den Körper damit. Arterien sind dicker als die Venen, da sie näher am Herzen verlaufen und das Blut, das sie aufnehmen, mit einem viel größeren Druck zu ihnen gelangt. Gleichzeitig ist das Lumen (der Hohlraum), durch das das Blut fließt, bei den Arterien enger als bei den Venen, damit der erforderliche Blutdruck hergestellt werden kann. Im Gegensatz zu den Venen haben Arterien auch eine innere Muskelschicht, die Intima, die durch kleinere Kontraktionen dazu beiträgt, das Blut zu transportieren. 34
Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut (dessen Sauerstoff bereits ausgeliefert worden ist) zum Herzen transportieren. Ausnahmen sind hier die Pulmonalvenen, die sauerstoffreiches Blut von der Lunge zum Herzen transportieren, und die Nabelschnur, die sauerstoffreiches Blut von der Plazenta der Schwangeren zum Fötus weiterleitet. Die Venen sind dünner als die Arterien, der Hohlraum in ihnen ist jedoch größer. Ihnen fehlen die Muskelschichten, die die Arterien aufweisen, doch sie sind mit Klappen ausgerüstet, die dafür sorgen, dass das Blut vorwärtstransportiert wird und nicht zurückfließt. Durch die Venen wird auch Zellabfall zur Leber transportiert, wo er abgebaut wird. 35
Blutkapillaren (Haargefäße) sind die kleinsten Blutgefäße. In manchen dieser Gefäße ist der Durchmesser des Lumens so gering, dass immer nur eine rote Blutzelle hindurchpasst. In den Kapillaren, deren Wände durchlässig (permeabel) sind, findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Stoffwechselendprodukten zwischen den Geweben und dem Blutkreislauf statt. Toxine und Abfallstoffe gelangen vom Gewebe in die Kapillaren und von dort in die Venen, um schließlich verstoffwechselt und aus dem Körper ausgeschieden zu werden. 36
Die Pfade des Blutes
Im Mutterleib braucht der Fötus seine Lunge nicht, denn er wird über die Plazenta seiner Mutter mit Sauerstoff versorgt. Gleich nach der Geburt führt der erste Atemzug dazu, dass die Lungenflügel ihre Arbeit aufnehmen und das Blut des Neugeborenen mit Sauerstoff versorgen. Durch den Blutkreislauf fließt das Blut in einer Endlosschleife durch den Körper, doch die Lunge könnte als Ausgangspunkt für diesen Weg betrachtet werden, zumindest beim Neugeborenen. Um sich den Weg, den das Blut nimmt, besser vorstellen zu können, ist es hilfreich, das kardiovaskuläre System in zwei Kreisläufe aufzuteilen: die pulmonale Zirkulation (Lungenkreislauf, auch kleiner Kreislauf) und die systemische Zirkulation (auch Körperkreislauf bzw. großer Kreislauf).
Das Herz hat vier getrennte Kammern. Die zwei größten sind die linke und die rechte Herzkammer (Ventrikel), darüber liegen der linke und der rechte Vorhof. Beim Lungenkreislauf wird das sauerstoffarme Blut, das in die rechte Herzkammer gelangt ist, durch die rechte und die linke Lungenarterie in immer feinere Gefäße bis in die Kapillaren der beiden Lungenflügel geleitet. Dort erfolgt dann der Gasaustausch: Das Blut gibt Kohlenstoffdioxid (CO 2) ab und nimmt Sauerstoff (O 2) auf. Hier sollte nicht versäumt werden, darauf hinzuweisen, dass Rauchen die Lunge von Aktiv- und Passivrauchern schädigen kann. Die Lungenleistung kann abnehmen, und gleichzeitig kann das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, steigen. 37Das nun mit Sauerstoff angereicherte Blut fließt durch die Pulmonalvenen zum linken Vorhof des Herzens und wird von dort über die Mitralklappe in die linke Herzkammer gepumpt. Obwohl der Lungenkreislauf auch als kleiner Kreislauf bezeichnet wird, ist er doch ein unentbehrlicher Bestandteil des kardiovaskulären Systems, denn der Körper braucht sauerstoffreiches Blut zum Überleben. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut in der linken Herzkammer ist nun bereit für den systemischen bzw. Körperkreislauf. Es fließt vom Herzen weg durch die größte Arterie, die Aorta, in den ganzen Körper bis auf die Lunge. Die Aorta verzweigt sich in immer kleinere Arterien und schließlich in die Kapillaren im Gewebe. In den Kapillaren findet der notwendige Austausch chemischer Substanzen mit dem Gewebe auf dem zellulären Level statt. Sauerstoff, Glukose und Nährstoffe werden abgeladen, Kohlendioxid und andere Abfallprodukte des Stoffwechsels werden mitgenommen. Durch die Venen fließt das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen, wo der Prozess erneut beginnt. Mit jedem Herzschlag kann man die Fortbewegung des Blutes spüren. Das Herz schlägt etwa 108.000 Mal am Tag bzw. 39 Millionen Mal im Jahr.
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