Allerdings besteht zu Gold ein wesentlicher Unterschied: Während man nicht wissen kann, wie viel Gold tatsächlich auf der Welt geschürft werden kann, weiß man ganz genau, wie viele Bitcoins jemals geschürft werden können. Im Kernalgorithmus ist festgelegt, dass 21 Millionen Bitcoins die maximale Anzahl von Bitcoins sind, die jemals geschürft oder vom System ausgegeben werden können. Also, 21 Millionen Bitcoins und das war’s.
Es gibt also nur eine genau definierte Menge von Bitcoins und sie sind deshalb nur begrenzt verfügbar. Alles, was begrenzt verfügbar ist, ist wertvoll. Das weiß man von Edelmetallen wie Gold oder Silber und auch von anderen wertvollen Materialien wie Diamanten oder seltene Erden. Das gleiche gilt für Kunst, für Gemälde und sogar für Fehldrucke bei Briefmarken, wie zum Beispiel der berühmten „Blauen Mauritius”. Begrenzte Verfügbarkeit verleiht etwas einen Wert — natürlich nur, wenn auf der anderen Seite eine entsprechende Nachfrage besteht.
Die Ausgabe von Bitcoins ist genau vorhersagbar
Der Kernalgorithmus definiert aber nicht nur die Obergrenze, sondern auch, wie viele Bitcoins, wann ausgegeben werden. Das begann im Jahr 2009 mit 50 Bitcoins pro Block. Etwa alle vier Jahre kommt es nun automatisch zum sogenannten „Halving“, der Halbierung der Ausschüttung. Konkret bedeutet das, dass seit dem Sommer 2012 nur noch 25 Bitcoins pro richtig berechnetem Block ausgeschüttet wurden. Im Sommer 2016 waren es dann auf einmal nur noch 12,5 Bitcoins und seit Sommer 2020 sind es 6,25 Bitcoins pro richtig errechnetem Block. Das nächste Halving steht für den Sommer 2024 an. Dann wird der im Englischen „mining reward“, also die Belohnung der Miner, auf 3,125 Bitcoin pro Block reduziert wird. 2028 dann wieder und dass so lange, bis ganz knapp vor 21 Millionen im Jahr 2140.
Das hat natürlich zur Folge, dass die restliche Menge der maximal 21 Millionen viel langsamer ausgeschüttet beziehungsweise ge-schürft werden kann. Gerade die begrenzte Menge und die lang-same Verfügbarkeit von Bitcoins machen Bitcoin als Wertespeicher so wertvoll.
Genau wie bei Gold, in dessen Fall es immer schwieriger wird, größere Lager zu finden und die gefundenen Lager immer schwerer zu bearbeiten sind. Deshalb behält Gold seinen Wert.
Euro und Dollar sind nicht knapp
Im Gegensatz dazu stehen unsere heutigen Währungen wie der Dollar, der Euro, das britische Pfund und der Yen. Dort besteht keine Knappheit und selten sind sie auch nicht. Ganz im Gegenteil, sie werden von den Regierungen vorsätzlich inflationiert und verlieren dadurch an Wert. Eine Inflation, die durch die Politik zentral herbeigeführt wird und alle immer ärmer macht. Inflation ist auch eine Auswirkung eines zentralen Systems. Näheres dazu im Kapitel über Geld.
Bitcoin ist die Antwort auf Inflation. Er kann tatsächlich, je intensiver er als Zahlungsmittel eingesetzt wird, noch stabiler als Gold werden. Kein Mensch weiß, wie viel Gold noch geschürt werden kann. Morgen schon könnte eine große Goldader entdeckt werden und bewirken, dass der Preis von Gold ins Bodenlose stürzt. Auch durch die Weltraumforschung besteht die potenzielle Gefahr, dass Gold im Weltall gefunden wird oder im Dauervakuum hergestellt werden kann.
Wenn der Traum der alten Alchemisten, das Edelmetall künstlich herzustellen, wahr werden sollte, würde Gold über Nacht wertlos. Das kann Bitcoin nicht passieren, denn das System ist, wie hier beschrieben, so in sich abgesichert, dass es keine Möglichkeit gibt, weitere Bitcoins zu generieren, zu erzeugen oder zu fälschen.
Wie man Bitcoins verlieren kann
Tatsächlich zeigt Bitcoin eher einen deflationären Effekt, der ganz trivial dem Verlust von Zugangsdaten einzelner Nutzer geschuldet ist. Am Anfang, als Bitcoin noch gar nichts beziehungsweise nur ein paar Cent wert war, achteten viele Softwareexperten nicht so sehr auf ihre Bitcoins. Sie minten diese aus reiner Technikbegeisterung und die Bitcoins wurden einfach irgendwo auf der Festplatte gespeichert. Genauer gesagt lagen dort ja keine Bitcoins, sondern der Zugangscode, der der Blockchain als Nachweis des Besitzes zugeordnet ist, der sogenannte „Private Key“.
So oder so, die Festplatte wurde ausgetauscht, der Computer ausrangiert und dabei der Private Key gelöscht oder zumindest die Festplatte verlegt oder verschrottet. Auf diese und ähnliche Art und Weise gingen viele Hunderttausend bis einige Millionen Bitcoins verloren. Verloren nicht im Sinne von weg, denn die Blockchain, die nie etwas vergessen kann, kennt diese Bitcoins noch, sondern verloren im Sinne davon, dass man keinen Zugriff mehr auf sie hat. Tatsächlich kann es niemand auf der Welt, auch nicht die größten Supercomputer gemeinsam, schaffen, einen verlorenen Zugangs-code, also diesen Private Key, wiederherzustellen.
Das ist eine sehr gute, aber auch eine sehr schlechte Nachricht. Sehr gut natürlich deshalb, weil die Bitcoins immer sicher aufgehoben werden und nicht gestohlen oder gefälscht werden können. Sehr schlecht, weil man an seine Bitcoins nie wieder herankommt, wenn dieser Zugangsschlüssel, der Private Key verloren ist. Was es genau damit auf sich hat, wie das funktioniert und warum man doch immer wieder davon hört, dass Bitcoins gestohlen wurden.
Auch gingen einige Bitcoins beziehungsweise der Zugriff auf sie verloren, indem die Bitcoins beim Versand, also einem Bezahl-vorgang, schlicht und einfach an die falsche Adresse gesendet wurden. Diese Adressen gehören entweder niemandem, da das System den Transfer nur angenommen hat, weil das Format korrekt war oder die Bitcoins wurden zu einer Adresse gesendet, zu der der Private Key verschollen ist. Einige liegen auf unbestimmte Zeit auf inaktiven Konten, bei denen es unklar ist, ob sie jemals wieder aktiviert werden beziehungsweise aktiviert werden können.
Um diese verlorenen Bitcoins — korrekter gesagt Private Keys, es geht immer nur um die Private Keys, die verloren sind — ranken sich die tollsten Stories. So wird von Menschen berichtet, die auf Müllkippen mit einem Spaten gesehen wurden, als sie nach ihrem alten Computer beziehungsweise der entsorgten Festplatte, gegraben haben.
Fantastische Gesichten, wie sie Hollywood nicht besser erfinden könnte.
Bedenkt man allerdings, dass manche Leute einmal ein paar Tausend Bitcoins besaßen, dann kann man sich schon sehr gut vorstellen, dass jemand auch eine Müllhalde auf der Suche danach umgraben würde.
Vielleicht noch nicht, solange der Kurs pro Bitcoin bei 30 Cent steht. Dann wären zum Beispiel 5.000 BTC ja „nur“ 1.500 Dollar wert. Was aber bei 1 Dollar oder 10 Dollar? Wer würde nicht für 50.000 Dollar einen Spaten in die Hand nehmen? Der Kurs des Bitcoin unterliegt starken Schwankungen, aber es ist sicher, dass er zeitweise für ein paar Tausend Dollar pro Bitcoin gehandelt wurde.
Ab wann würde man einen Spaten in die Hand nehmen oder eine ganze Mannschaft mit Baggern eine Müllhalde umgraben lassen? Bei 2.500 Dollar pro Bitcoin? Bei einem Wert von 12,5 Millionen Dollar? Bei 10.000 Dollar pro Bitcoin? Spätestens dann stellt sich diese Frage doch gar nicht mehr.
Wie man Bitcoins sicher aufbewahrt, damit man gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, in den Baumarkt pilgern zu müssen, dazu später mehr.
Der erfolgreiche Miner erhält mehr als nur die neuen Bitcoins
Miner sichern also durch die energieintensive Arbeit des Minens das Bitcoin-Netzwerk. Dazu lassen die Betreiber spezielle Com-puter laufen, die eine irre Menge an Strom verbrauchen und nichts anderes tun, als eine bestimmte mathematische Formel immer wieder und wieder zu berechnen. Das machen sie so lange, bis sie ein Ergebnis gefunden haben, welches den Vorgaben des Systems entspricht.
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