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Rundschau über Die deutsche Aufklärung im Staat und in der Akademie Friedrichs des Großen (1901; umgearbeitet vom Herausgeber in III) und Das 18. Jahrhundert und die geschichtliche Welt (mit wenigen Änderungen in: III, 207 – 268). Im Sommer 1901 stellt er die Rundschau-Artikel zu dem Buch Drei Epochen deutschen Geisteslebens. Leibniz – Friedrich der Große und die Aufklärung – Die Begründer der geschichtlichen Weltansicht zusammen, das – schon fertig ausgedruckt – von ihm aber vor der Veröffentlichung wieder zurückgezogen wird, da er, mit dem Inhalt des Werks unzufrieden, das Unternehmen breiter anlegen will. In den nächsten Jahren häuft Dilthey eine riesige Manuskriptmenge zu dieser Thematik an, in die er auch älteres Material integriert, von der nach Diltheys Tod aber nur wenige ausgearbeitete Aufsätze in Band XII der GS und dem Buch Von deutscher Dichtung und Musik (Leipzig und Berlin 1933, herausgegeben von G. Misch und H. Nohl) veröffentlicht werden können.
Neben diesen geistesgeschichtlichen Studien verfolgt Dilthey nach der Jahrhundertwende auch wieder intensiver seine Arbeiten zur Grundlegungsproblematik der Geisteswissenschaften. In diesen Zusammenhang gehört der im Jahr 1900 in der Festschrift für den Tübinger Philosophen Christoph Sigwart veröffentlichte wichtige Aufsatz Die Entstehung der Hermeneutik (V, 317 – 331; Zusätze aus den Handschriften, 332 – 338), dem für seine späte Philosophie der Geisteswissenschaften besondere Bedeutung zukommt. Der Publikation vorausgegangen waren die Akademie-Vorträge Über Hermeneutik. 1. Hälfte (Juni 1896) und Über die Hermeneutik von Baumgarten und Semler (Februar 1897).
Ab Anfang 1904 unternimmt Dilthey Arbeiten für eine geplante zweite Auflage der Einleitung (vgl. I, 410 – 426), die aber nicht realisiert wird, und beschäftigt sich seit Ende des Jahres in einer Reihe von Vorträgen in der Berliner Akademie wieder intensiv mit seinem Lebensthema, den Problemen einer philosophischen Grundlegung der Geisteswissenschaften, die aber nur zum geringen Teil in den Sitzungsberichten der Akademie veröffentlicht werden. Von Dilthey publiziert wird nur 1905 die Erste Studie zur Grundlegung der Geisteswissenschaften: Der psychische Strukturzusammenhang (VII, 3 – 23); die Manuskripte der übrigen Vorträge erscheinen – um Nachlassmaterialen ergänzt – in Band VII der GS.
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Etwa ab Mitte 1902 hatte sich Dilthey auch mit dem frühen Hegel beschäftigt und veröffentlicht 1905 die Ergebnisse dieser Forschungen als Akademie-Abhandlung unter dem Titel Die Jugendgeschichte Hegels (IV, 1 – 187; Zusätze aus dem Nachlass: IV, 189 – 282; weitere Fragmente aus Diltheys Hegel wurden später von H. Nohl in den Hegel-Studien 1 [1961], 103 – 134, veröffentlicht). Im selben Jahr, mit dem Ende des Sommersemesters 1905, wird Dilthey von seinen Lehrverpflichtungen befreit.
Eine Sammlung seiner wichtigsten literahistorischen Arbeiten gibt Dilthey 1906 (erschienen kurz vor Weihnachten 1905) unter dem – berühmt gewordenen – Titel Das Erlebnis und die Dichtung heraus. Diese Sammlung, Diltheys erfolgreichstes Buch, enthält überwiegend ältere Aufsätze zu Lessing, Goethe, Novalis und Hölderlin, die von Dilthey umgearbeitet bzw. ergänzt werden (jetzt in: GS XXVI); schon Ende 1907 kann die 2. und 1910 die 3. Auflage ausgegeben werden.
In dem Band Systematische Philosophie der von Paul Hinneberg herausgegebenen Reihe Die Kultur der Gegenwart veröffentlicht Dilthey 1907 seine große Abhandlung Das Wesen der Philosophie (V, 339 – 416). Von Ende 1909 bis 1911 versucht Dilthey – nun mit Hilfe seines Schülers Eduard Spranger – die Schleiermacher-Biographie wiederaufzunehmen, und 1910 erscheint – wiederum als Akademie-Abhandlung – auf der Basis der seit 1904 vorgetragenen Studien zur Grundlegung der Geisteswissenschaften Diltheys letzte große Schrift, die die Grundlegung zum Thema hat: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften (VII, 77 – 188). Aber auch dieser letzte Versuch, die intendierte philosophische Grundlegung der Geisteswissenschaften doch noch – in allerdings im Hinblick auf Umfang und Konzeption weniger anspruchsvoller Form als die Einleitung – zu vollenden, bleibt Fragment: die geplante Fortsetzung des Aufbaus bleibt ungeschrieben. 1911, im Jahr seines Todes, schließlich publiziert Dilthey in dem von seinem Schüler Max Frischeisen-Köhler herausgegebenen, repräsentativen Band Weltanschauung. Philosophie und Religion die große Abhandlung Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen, mit der er seine in der Folge vielfach rezipierte Weltanschauungslehre der Öffentlichkeit vorlegt (VIII, 73 – 118; Zusätze aus dem Nachlass: VIII, 119 – 165). Sein letzter Text, den er nicht mehr abschließen kann, behandelt Das Problem der Religion (VI, 288 – 305).
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Neben den von Dilthey selbst veröffentlichten Büchern, Abhandlungen, Aufsätzen und Rezensionen hat er noch eine große Zahl von – z. T. unvollendeten – Manuskripten sowie viele Fragmente, Skizzen, Dispositionen etc. verfasst, die zu einem großen Teil, aber längst nicht vollständig – zusammen mit ausgewählten Vorlesungsnachschriften – in den Bänden seiner GS veröffentlicht wurden. Nicht realisiert blieben u. a. ein Buch über Spinozas Theorie der Affekte (1871; vgl. BW I, 598f., 608, 619), ein großes Buch über die philosophisch-wissenschaftliche Entwicklung in Europa, das von ihm so genannte „zweite Buch“, an dem er etwa seit Mitte 1869 gearbeitet hat (vgl. BW I, 510, 518, 544, 634, 647, 722), sodann eine Aufsatzsammlung Dichter als Seher der Menschheit (Frühjahr 1895; rekonstruiert in GS XXV), ein Buch über Poetik und die Studien zur Geschichte des deutschen Geistes.
Dilthey starb am 1. Oktober 1911 während eines Urlaubs im „Haus Salegg“ in Seis am Schlern (Südtirol) an den Folgen einer Ruhr-Erkrankung; seine Beisetzung auf dem alten Friedhof in Biebrich fand am 7. Oktober 1911 statt.
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