Katrin Ehrlich - Seelenfreunde

Dabei erfinden wir, weit weg von Freiheit und Abenteuer, nahezu unüberschaubare Klassifizierungen für dieses Zusammensein. Western Style oder klassisch Englisch sind längst nicht mehr alles an Wahlmöglichkeiten, in die sich ein Reiter mit Ausrüstung, Reitweise oder Lebenseinstellung begibt. Eine Suche nach der Identität? Durch die neue Vielfalt fremdländischer Pferderassen entstand bei den Freizeitreitern Bedarf an unterschiedlichsten Trainingsmethoden. In den Reitställen unterrichten oft mehrere Trainer nebeneinander. Die Unterschiede scheinen groß zu sein, doch trotz der Vielfalt geht es letztendlich immer um das eine Ziel: das Verständnis zwischen Mensch und Tier. So unterschiedlich auch die einzelnen Ziele oder Methoden aussehen mögen, wichtig (und richtig) ist nur das, was Pferd und Reiter guttut. Was sie miteinander verbindet und was darauf abzielt, dass diese zwei unterschiedlichen Individuen es bestmöglich lernen, sich zu verstehen und miteinander zu KOMMUNIZIEREN.

Der Reitplatz ist nur ein Schauplatz, wie es die Schule unserer Kinder oder unser Arbeitsplatz sind. Das eigentliche Leben findet außerhalb statt.

Eiserne Verbissenheit ersetzt leider auch heute noch in vielen Reitstunden Gefühl und Nachgiebigkeit. Geht es denn nur um die Ausführung einzelner Lektionen oder wird hier schnell am Endziel vorbeitrainiert? Ob beim Springen oder in der Dressur, es wird zielgerichtet gearbeitet. Erfolg muss eben sichtbar sein. Niemals sollen wir den Reitplatz verlassen ohne Erfolg, ohne den Sieg „über“ das Pferd, so wird es unterrichtet … Druck auf ganzer Linie. Wer eine strenge Reitausbildung genießen durfte, kennt Schmerz und Tränen zur Genüge. Leistung ist gefordert, über alle Grenzen hinaus.

Außerdem bleiben viele Menschen auf der Suche nach dem großen Glück mit den Pferden in ihrer Entwicklung stehen. Denn sie spüren nicht, worum es eigentlich geht in dieser ebenso komplexen wie erfüllenden Zweierbeziehung: um gemeinsames Verständnis und Vertrauen.

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