Inhaltsverzeichnis
Als Aperitif – Vorwort
Winzer und Weintrinker im Alten Testament
Der erste Betrunkene der Menschheit – Noach entdeckt den Weinbau
Rausch mit Berechnung – Lot und seine Töchter
Ein Weinfachmann in Nöten – Der Traum des Mundschenks
Auf Leben und Tod – Nabots Weinberg
Trinkgelage mit Folgen – Belschazzar
Schäferstündchen mit tödlichem Ausgang – Judit und Holofernes
Vom Festgelage in den Hinterhalt – Der Tod Simeons
Wein als Zeichen für Wohlstand und Segen
Korn und Wein in Fülle – Isaaks Segen
Riesentrauben im versprochenen Land – Die Erkundung des Landes Kanaan
Bei Gott zu Tisch – Psalm 23
Der Wein als Quelle der Freude – Psalm 104
Wannen voller Most und Öl – Joëls Ankündigung der Heilszeit
Edle Tropfen zur Krönungsfeier – Das Festmahl auf dem Zion
Die biblische Kultur der Gastmähler und Feiern
Geheimnisvolle Gäste – Gott bei Abraham in Mamre
Aufbruch in ein neues Leben – Das Fest der Befreiung
Tanzen für den Herrn – Die Bundeslade kommt nach Jerusalem
Eine ganze Woche lang feiern – Einweihung und Wiedereinweihung des Tempels
Der biblische Knigge für Feste – Richtiges Verhalten bei einem Festmahl
Die Kehrseite der Medaille: Ein Fall von missbrauchter Festlaune – Das Ende Johannes des Täufers
Von Abstinenzlern und Alkoholgegnern
Enthaltsamkeit aus Treue zu Gott – Daniel und seine Freunde
Gottgeweihte bleiben nüchtern – Simson als Träger der Kraft Gottes
Weinverzicht als Testfall – Das Vorbild der Sippe Rechab
Von den Gefahren des Alkohols – Die Weisheit der Sprichwörter
Genuss mit Maßen – Ratschläge von Sirach
Von Liebe berauscht wie von Wein: Das Hohelied
Biblische Bildworte rund um den Rebstock
Das Gottesvolk als unfruchtbarer Weinberg – Jesajas Weinberglieder
Gebet für den zerstörten Weinstock Gottes – Psalm 80
Der Becher des Zorns – Vision vom Gericht Gottes über die Völker
Gleicher Lohn für alle? – Die Arbeiter im Weinberg
Wer nimmt die Arbeit auf sich? – Von den beiden Söhnen des Weinbergbesitzers
Aufstand im Weinberg – Von den bösen Weinbergpächtern
Reif für die Lese – Die große Weinlese am Ende der Zeit
»Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben« – Jesus und der Wein
Mit einem Weinwunder fängt es an – Die Hochzeit von Kana
Jesus, ein »Vielfraß und Säufer«? – Johannes und Jesus
Gärprozess mit Sprengkraft – Vom neuen Wein in alten Schläuchen
Jesus, der wahre Weinstock – Vom Fruchtbringen
»Das ist mein Blut« – Brot und Wein beim letzten Abendmahl
Die kommende Welt – ein himmlisches Fest
Ein Fest für den Wiedergefundenen – Der verlorene Sohn
Geänderte Gästeliste – Das große Festmahl
Alle werden satt – Die Speisung der Fünftausend
Am Tisch des Auferstandenen – Der wunderbare Fischfang
Eine Feier ohne Ende – Das Hochzeitsmahl des Lammes
Als Digestif – Nachwort
Impressum
Erdig, samtig, vollmundig – wo diese Worte fallen, weiß jeder: Hier wird von Wein gesprochen. Wohl kein zweites Getränk kennt wie der Wein eine ganz eigene Sprache. Sicher, man kann auch über Bier und vielleicht sogar über Mineralwasser fachsimpeln und auch Kaffee ist nicht gleich Kaffee, doch der Wein entführt den Menschen in eine eigene Welt, in einen Kosmos aus Geschmacksnoten und Düften, aus Farben und Stimmungen. Er hat – wie ein lebendiges Wesen! – einen Körper, es gibt jungen und alten Wein, trockene Typen und blumige Charaktere, und ganz am Ende seines Daseins steht, wie bei uns Menschen, der Abgang. Doch der Weg bis zu diesem Abgang ist weit: Erst wachsen die Trauben an den Reben heran und saugen die Kraft der Sonne, des Wassers und des Bodens in sich auf, dann kommt die Zeit der Weinlese und die Trauben werden gekeltert und geben ihr Bestes, ihren Saft, von sich. Der Saft wird gereinigt und die Hefen, die in ihm enthalten sind, beginnen ihre Wirkung zu entfalten. Am Ende des Gärungsprozesses steht endlich der trinkreife Wein, der dann, im Weinkeller seines Käufers, auf seine Stunde wartet, auf seinen großen Auftritt gewissermaßen. Jede Flasche Wein hat ihre eigene Geschichte.
Die Kulturgeschichte der Menschen ist auch eine Weingeschichte. Schon im 5.Jahrtausend v.Chr. wurde in Mesopotamien Wein angebaut. Die Griechen brachten die Kenntnisse des Weinbaus dann nach Italien und Frankreich, und die Römer wollten auf den Wein auch dann nicht verzichten, als sie ins Elsass sowie an den Rhein und die Mosel kamen. Später waren es christliche Missionare, die den Menschen in Mexiko, Argentinien und Kalifornien neben vielem Guten und Schlechten auch den Weinbau brachten. Da erstaunt es nicht, dass auch in der Bibel vom Weinanbau, von Weinbergen, Weinbauern und Weintrinkern erzählt wird, und das auf überaus vielgestaltige Weise: Manche Geschichten sind leicht und spritzig, andere eher schwer und wuchtig, manche von blumiger Sprache, andere eher kernig formuliert, manche kommen feurig daher, andere sind, bei näherer Betrachtung, doch etwas körperarm. Die Welt der Bibel und die Welt des Weines – sie sind so bunt wie das wirkliche Leben.
Zum Wein gehört das Feiern dazu: Mehr als jedes andere Getränk ist er mit Feiern und Festen verbunden. Zu beinahe jedem Anlass gibt es den passenden Wein. Wer vom Wein erzählt, wie es auf den folgenden Seiten geschieht, muss daher auch von Feiern und Festlichkeiten, von Gelagen und Gesellschaften aller Art erzählen. Weingeschichten und Festgeschichten hängen miteinander zusammen, viele Geschichten sind beides zugleich.
Eines kann man erfreulicherweise schon vorweg sagen: Die Bibel will ihren Lesern weder das Weintrinken noch das Feiern ausreden. Niemand Geringeres als der Apostel Paulus warnt einen seiner Mitarbeiter sogar ausdrücklich davor, es mit der Askese zu übertreiben, und rät demgegenüber dazu, auch mal zum Rebensaft zu greifen (1.Timotheus 5,23): »Trinke in Zukunft nicht nur Wasser! Nimm ein wenig Wein dazu, um deinen Magen zu stärken und weil du so oft krank bist.« Wenn das keine Ermutigung ist, sich auf die Wein- und Festgeschichten der Bibel einzulassen! Wein ist eben mehr als ein Getränk, er ist Medizin für Körper, Geist und Seele.
Winzer und Weintrinker im Alten Testament
Ab und an ein Glas Wein zu trinken – oder auch zwei – ist der Gesundheit des Menschen bekanntlich durchaus zuträglich. In Gemeinschaft genossen, kann der Rebensaft außerdem die Geselligkeit fördern. Wer dem Wein allerdings zu sehr zuspricht, riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern verliert auch rasch die Kontrolle über sich selbst. Die Bibel kennt eine Fülle von Geschichten, in denen Weintrinker besser etwas früher mit dem Trinken aufgehört hätten, da sie dann ihren Mitmenschen nicht willenlos ausgeliefert gewesen wären.
Doch nicht nur die Konsumenten des Weins geraten zuweilen in Schwierigkeiten. Mitunter trifft es auch die Anbieter – wie im Fall eines Mundschenks und eines Weinbergbesitzers.
Der erste Betrunkene der Menschheit
Noach entdeckt den Weinbau
Vom ersten Rausch, den je ein Mensch hatte, erzählt die Bibel bereits in ihren ersten Kapiteln. Und es ist sogar ein besonders frommer Mensch, der von seinem Wein (aus eigenem Anbau!) mehr trinkt, als ihm gut tut. Noach, der auserwählte Gerechte, der mit seiner Familie als Einziger die vernichtende Sintflut überlebt hatte, spricht dem leckeren Rebensaft so sehr zu, dass er von tiefem Schlaf übermannt wird. Die Bibel erzählt davon wie von einem ganz normalen Vorgang und erhebt nicht den moralischen Zeigefinger.
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