E-Mail: seibolt@algesiologikum.de
Frauke Tappmeyer, Dr. med.
Ärztliche Gutachterin
Abteilung Krankenhaus
Medizinischer Dienst Nord
Friedrich-Ebert-Straße 9
24937 Flensburg
E-Mail: frauke.tappmeyer@mdk-nord.de
Stephan Teufel, Dr. med.
Zentrum für Integrative Schmerzmedizin
Franziskus-Krankenhaus Berlin
Budapester Str. 15–19
10787 Berlin
E-Mail: stephan.teufel@franziskus-berlin.de
Reinhard Thoma, Dr. med.
Algesiologikum MVZ München – Zentrum für Schmerzmedizin
Heßstraße 22
80799 München
E-Mail: thoma@algesiologikum.de
Rolf-Detlef Treede, Prof. Dr. med.
Lehrstuhl für Neurophysiologie
Medizinische Fakultät Mannheim
Universität Heidelberg
Ludolf-Krehl-Str.13–17
68167 Mannheim
E-Mail: rolf-detlef.treede@medma.uni-heidelberg.de
Martin Vierl
Chefarzt
Rehaklinik Sonnhalde der RehaZentren Baden-Württemberg
Am Schellenberg 1
78166 Donaueschingen
E-Mail: m.vierl@rehaklinik-sonnhalde.de
Dorothea Waible
Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie
Schlierbacher Landstrasse 200a
69118 Heidelberg
E-Mail: dorothea.waible@med.uni-heidelberg.de
Stefan Wirz, Priv.-Doz. Dr. med.
Abteilung für Anästhesie, Interdisziplinäre Intensivmedizin, Schmerzmedizin/Palliativmedizin
Zentrum für Schmerzmedizin, Weaningzentrum
Cura Krankenhaus – eine Betriebsstätte der GFO Kliniken Bonn
Schülgenstr. 15
53604 Bad Honnef
E-Mail: stefan.wirz@gfo-kliniken-bonn.de
Tilman Wolter, PD Dr. med.
Interdisziplinäres Schmerzzentrum
Universitätsklinikum Freiburg
Breisacher Straße 117
79106 Freiburg im Breisgau
E-Mail: tilman.wolter@uniklinik-freiburg.de
Eduard Zwierlein, apl. Prof. Dr.
Universität Koblenz Landau
Institut für Philosophie Campus Koblenz
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz
E-Mail: zwierlein@csm-drzwierlein.de
Vor mehr als 20 Jahren fand sich in Bernried am Starnberger See eine kleine Gruppe engagierter Schmerztherapeuten aus Bayern zusammen. Alle hatten das Bedürfnis, sich über ihre Erfahrungen mit der multimodalen Schmerztherapie auszutauschen und die Bedeutung der einzelnen Therapieinhalte für die Therapie zu diskutieren. Dabei stellten wir überraschend fest, dass mehr als zwei Drittel der Therapieinhalte in allen Tageskliniken und Schmerzstationen bereits eingesetzt wurden. Diese wurden in der Folge weiterentwickelt und standardisiert. Im Jahr 2003 fanden sie bei Einführung der Fallpauschalen Eingang in den neuen Prozedurenkatalog (OPS) und schließlich 2005 in den Fallpauschalenkatalog, der die Finanzierung der jungen Disziplin auf sicherere Beine stellte.
In den letzten 25 Jahren konnte sich aus engagierten Einzelinitiativen im tagesklinischen und vollstationären Bereich eine standardisierte, anerkannte und sehr erfolgreiche Therapie chronischer Schmerzen in Deutschland etablieren. Sie wurde zum Goldstandard der Schmerztherapie und hat Eingang in Leitlinien und Handlungsanweisungen gefunden.
Trotzdem ist die flächendeckende Versorgung von chronischen Schmerzpatienten in Einrichtungen, die interdisziplinär multimodal arbeiten, bisher nicht gelungen. Die Covid-19-Pandemie hat bewirkt, was sich zuvor niemand vorstellen konnte: in vielen Krankenhäusern wurden im Jahr 2020 die Schmerzstationen und Tageskliniken mehrere Monate geschlossen. Einige wurden gar nicht mehr eröffnet. Nach Wiedereröffnung der Stationen und Tageskliniken konnten aufgrund der Abstandsregeln weniger und nur noch kleinere Gruppen versorgt werden. Zudem haben sich die Erlöse aus der multimodalen Schmerztherapie im Fallpauschalensystem aufgrund einer Tendenz der Krankenhäuser zu kürzeren, niedrig intensiven, ressourcensparenden und damit kostengünstigeren Therapieprogrammen verringert. In dieser Situation scheinen viele Krankenhäuser das Interesse an der multimodalen Schmerztherapie zu verlieren. Hochintensive multimodale Therapieprogramme sind wirtschaftlich meist nicht mehr abbildbar.
Die ambulante interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie steckt noch in den Kinderschuhen. Sie ist bisher auf Modellprojekte beschränkt. Die Aufnahme eines Projektes der Deutschen Schmerzgesellschaft des ambulanten interdisziplinären Assessments und einer niedrig intensiven ambulanten Therapie in den Innovationsfonds hat Hoffnung geweckt. Der Weg ist noch lang.
Um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, braucht die multimodale Schmerztherapie auch in der Zukunft engagierte multiprofessionelle Teams, die die multimodale Schmerztherapien in den Krankenhäusern und in den Praxen aufbauen und voranbringen. Hierzu liefert das vorliegende Praxishandbuch wichtige Informationen. Es beschreibt nicht nur die wissenschaftlichen Grundlagen und die Inhalte der Therapie, sondern auch die wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Versorgung unserer Schmerzpatienten. Ich empfehle es allen an der Versorgung von Schmerzpatienten beteiligten Fachkräften
Für die Post-Covid-Zeit fordern viele Experten eine neue Arbeitsstruktur mit kleineren, agilen Teams und einer flachen Hierarchie. In der multimodalen Schmerztherapie ist das schon lange Praxis. Deshalb bin ich guter Dinge, dass die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen kann. Dieses Buch wird allen beteiligten Berufsgruppen im multiprofessionellen Team eine große Hilfe sein. Es kann aber auch niedergelassenen Kollegen, dem Krankenhausmanagement, den Kostenträgern und der Politik hervorragende Einblicke in diese für Krankenhäuser und Praxen ungewöhnliche interdisziplinäre und multiprofessionelle Therapie geben.
Ich wünsche dem Buch die ihm gebührende Aufmerksamkeit und viele begeisterte Leser.
Herzlichst
Dr. Reinhard Thoma, September 2021
1 Einleitung
1.1 Warum sollten Menschen mit einer chronischen Schmerzerkrankung multimodal therapiert werden?
Entscheidungsprozesse in Diagnostik und Therapie werden durch die Fortschritte in der Medizin allgemein und in der Schmerzbehandlung im Speziellen immer komplizierter. Welche Behandlungsmethode für den einzelnen Patienten 1 1 Zugunsten einer lesefreundlichen Darstellung wird in diesem Text bei personenbezogenen Bezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Diese schließt, wo nicht anders angegeben, alle Geschlechtsformen ein (weiblich, männlich, divers).
die beste ist, stellt einen einzelnen Arzt oder Therapeuten oft vor schwierige Fragen. Das immer noch weit verbreitete dualistische Denken und damit die Trennung in entweder psychische oder aber somatische Erkrankungsursachen bei der Beurteilung eines Menschen, der an chronischen Schmerzen leidet, verkompliziert diese Situation zusätzlich. Auch das Schmerzmodell des Patienten selbst bildet einen Teil dieser Problematik aus. Häufig hängt die Chronifizierung einer Schmerzerkrankung nicht unwesentlich mit den genannten Faktoren zusammen.
Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts wurde anhand der erfolglosen unimodalen Therapie kriegsversehrter Patienten, die an chronischen Schmerzen litten, klar, dass die Beurteilung und Therapie durch einen Einzelnen nicht ausreichend ist. Die Verquickung von medizinischem und psychologischem Sachverstand zeigte dagegen schon in den Anfängen große Erfolge. Die daraus entstandenen ersten multidisziplinären Therapiekonzepte erwiesen sich als äußerst effektiv. Sie dienten international als Grundlage für die Entwicklung von interdisziplinären, multimodalen Behandlungsverfahren. Wenngleich die einzelnen dafür notwendigen Komponenten bis heute noch nicht bis ins Detail geklärt sind, hat die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie dennoch ihre Erfolgsgeschichte geschrieben.
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