Niklaus Meienberg - Reportagen 1+2

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Sie machten Furore, die Reportagen Meienbergs, erregten Aufsehen, wurden viel gelesen und diskutiert. Sie waren genau recherchiert, dramaturgisch sorgfältig gebaut und brillant geschrieben, ihr streitlustiges Engagement fuhr wie ein frischer Wind in den prätentiös-bildungsbürgerlichen Mief der Feuilletons, und bis heute haben sie ihre Frische bewahrt. Die Neuzusammenstellung der bisher verstreuten Texte bringt Überraschendes zum Vorschein, über die aktuellen Anlässen hinaus ergeben sich Zusammenhänge: Ob zur Geschichte der Schweiz, ihrem Verhalten im Zweiten Weltkrieg, ob zum Schreiben oder zur Politik, es gilt einen virtuosen Schriftsteller und einen ausserordentlich wachen Zeitzeugen neu kennen zu lernen. Auch persönlich: Erstmals liegen die autobiografischen Texte gesammelt und chronologisch.

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Im nahen städtischen Schlachthaus «wurden anschliessend die Befehlstechnik und die Schussabgabe einexerziert». Hauptmann Rupp und ein Oberleutnant Meinhold hatten sich als Zielobjekte zur Verfügung gestellt, denn die Mannschaften hatten nicht die Gewohnheit, auf lebende Objekte anzulegen. Es wurde ohne Munition geprobt. Die Offiziere stellten sich einfach vor die Mannschaft und befahlen, auf Kopf und Brust anzulegen, je zehn Mann auf Brust, je zehn auf Kopf.

Dank dem gründlichen Training am Vorabend habe dann am nächsten Morgen auch alles geklappt, der Oberst und Grossrichter Santschi habe das Urteil verlesen, das Kommando sei vom Obersten an den Hauptmann und vom Hauptmann an einen Leutnant übergeben worden, der mit scharfer Stimme befahl: «Rechts um, kehrt», «zum Schuss fertig», «ein Schuss Feuer». Der Bataillonsarzt stellte den sofortigen Tod der beiden fest, so dass sich ein Gnadenschuss erübrigte.

Beim Entladen allerdings ergab sich, dass von einem Peloton drei Mann, vom andern vier Mann nicht geschossen hatten. Rupp überlegte sich, ob diese Befehlsverweigerung bestraft werden sollte. Aber «die Aufgabe der Truppe war einwandfrei erfüllt worden, warum jetzt noch einen Fall aufziehen», überlegte Rupp «instinktiv», und statt einer hochnotpeinlichen Untersuchung dankte er den Soldaten für ihre schwere Pflichterfüllung mit einigen Worten und einem Handschlag. Er habe dann die nicht abgefeuerten Patronen zu sich genommen und im Hosensack verschwinden lassen. Plötzlich, als die Aufgabe der Truppe auf diese einwandfreie Art erledigt war, «hörte man wieder einen Schuss fallen, und ein Wachtmeister der Kantonspolizei sank zusammen. Er hatte eine geladene und entsicherte Maschinenpistole, die er zur Sicherung der Eskortierung mitnahm, auf den Führersitz des Transportautos gelegt und wollte sie nun entladen. Diese sehr sensible Waffe löste bei dieser Manipulation einen Schuss aus, der den Polizisten im Bauch schwer verletzte. Ein dreimonatiger Spitalaufenthalt war die Folge.» Am meisten Eindruck hätten ihm die Schnelligkeit der Exekution und die absolute Ruhe der Beteiligten gemacht, abgesehen vielleicht vom Grossrichter, der in seiner aufgeregten Stimmung vergessen hatte, die Gamaschen anzuziehen. Die Leichen hätten vorne bleistiftgrosse Einschusslöcher aufgewiesen, hinten hätten sie aber wüst ausgesehen. Allerhand Weichteile seien im Gras gelegen, Blut und andere Überreste, so dass ihm der Oberförster, übrigens ein Freund von ihm, am nächsten Tag sagte: Ihr hetted au no chönne suuber uufputze. Die Exekutionsbäumchen seien dann vom Oberförster gefällt worden. Im Tagebuch des Bataillons hat dieser Tag (es wurde sofort die normale Routine wieder aufgenommen) folgende Spur hinterlassen: «07.12 Uhr Füsilierung der Fouriere Zaugg und Schläpfer durch ein Detachement von 40 Mann der Nachschubkompanie 9.09.00 Uhr Übergabe der Pferde und Fuhrwerke der Geb Tf Ko V/4 an die Kol III/3. Durchmarschfassung für das komb Inf Rgt 21 (4. Division) ab Magazin Luzern 11.00–13.00 Uhr und für das Rgt 22 ab 16.00–18.00 Uhr.»

Rupp interessiert sich heute für Geschichte und Poesie, auf dem Schreibtisch ein Buch von Rilke, dann auch einige kommerzielle Aktivitäten, er arbeitet noch halbtags. An die Gesichter und Namen der kommandierten Füsiliere kann er sich nicht erinnern. «Ich habe vieles vergessen, das kommt von der Arterienverkalkung, darum habe ich auch aufgeschrieben, was ich noch wusste.» Er fährt mit mir zum Richtplatz, der sehr idyllisch in einem Tälchen liegt, sehr ruhig in der Morgensonne. Er heisst mich stillstehen, nimmt sieben Schritt Abstand, grosse ausgreifende Schritte, macht rechts um, kehrt, sagt: Hier sind die Füsiliere gestanden, dort der Grossrichter; wo Sie jetzt stehen, waren die Delinquenten angebunden. «Das Kommando war noch nicht verklungen, als ein einziger Knall die bedrückende Stille durchschnitt und die Körper von Zaugg und Schläpfer in die haltenden Stricke sackten», heisst es in Rupps Denkschrift. An diesem Sonntagmorgen ist die Stille gar nicht drückend. In weiter Ferne hört man Schüsse, aber sie kommen aus einem Schiessstand.

*

«Schüssed Si los», sagte Oberst Koller, der ehemalige Vorgesetzte Rupps, damals Sekundarlehrer im Zivil, der in seiner Wohnung in L. sitzt und Auskunft gibt.* * Vgl. auch «Sprechstunde bei Dr. Hansweh Kopp», in «Der wissenschaftliche Spazierstock». Koller ist ein bekannter Politiker im Ruhestand, alt Stadtpräsident, Vorsitzender eines Kulturvereins, hat sich um die Förderung der schweizerischen Bühnenkunst verdient gemacht. Er hat alle Exekutionsakten in einem Ordner aufgehoben. Unaufgefordert übergibt er mir die Kopien einiger Vollzugsakten, auch einen Originalzettel mit dem Exekutionsprogramm, den er an jenem Morgen in der Hand hielt. Stolz erklärt Oberst Koller die «minuziöse Vorbereitung» und die «reibungslose Abwicklung». Auch er sagt: Es war eine saubere Exekution. Er habe sich noch lange mit dem Sanitätsoffizier darüber unterhalten, wo gegebenenfalls der Fangschuss erfolgen müsse: in den Mund, in die Schläfe, den Nacken oder die Stirn. Man habe die Frage offengelassen, und es sei dann auch alles gutgegangen. Koller befürwortet auch im Zivilleben die Todesstrafe: Wohin kommen wir sonst mit unserer Humanitätsduselei? Nach der Exekution von Zaugg und Schläpfer, als alles gutgegangen war, die Mannschaften den Platz schon verlassen hatten und er mit einigen Offizieren zurückgeblieben war, hat er aufgeschnauft und eine Zigarette geraucht. Die beste Zigarette meines Lebens, sagt er. Während er rauchte, hörte er gedämpften Soldatengesang, es war das Lied «Eine Kompanie Soldaten, wieviel Freud und Leid ist das». Oberst Koller muss man keine Fragen stellen, es sprudelt freiwillig hervor.

Im Ordner die Protokollakten: Der Regierungsrat X. von Zauggs Heimatkanton und der Regierungsrat Y. des Erschiessungskantons, welche protokollarisch das Recht zur Anwesenheit auf dem Richtplatz haben, verzichteten auf diese Anwesenheit. Auch die Verteidiger wollten nicht beiwohnen. Dann die pathologisch-anatomische Diagnose (die Leichen wurden sofort seziert): Hinrichtung durch Erschiessen. 17 Treffer. 6 Kopfschüsse, 11 Brustschüsse, Sprengung der Schädelkapsel, Schädelbasisfrakturen, weitgehende Zertrümmerung des Gehirns, Schädelschwartenriss, Abriss des linken Ohrläppchens, Zertrümmerung der Brustwirbelsäule, Paravertebrale Frakturen der 2. bis 6. Rippe, 3 Herzdurch- und -streifschüsse, Zerreissung des Herzbeutels, beider Lungenoberlappen und des linken Lungenunterlappens, mehrfache Durchtrennung der Brustschlagader. Hämothorax duplex, zwei Rachenwanddurchschüsse, Zertrümmerung des rechten Humeruskopfes, vacuoläre Depression der Leber.» Signiert: Professor K., eine Kapazität auf dem Gebiet der Pathologie. Dann ein Brief vom protestantischen Pfarrer der Heimatgemeinde Zauggs (eines Dorfes im Emmental): «… dass verschiedene Geschwister nicht einverstanden sind, dass man die Asche Ferdinands ins Grab der Eltern lege, denn das würde dieses Grab der Eltern schänden. Sie können sich gar nicht auf die Tatsache stellen, dass es eine göttliche Vergebung gibt, unter die wir uns selbst dann zu beugen haben, wenn eine weltliche Gerichtsbarkeit keine Gnade mehr geben kann, wie es in diesem Fall wohl geschehen muss.» Die Asche Zauggs und die Leiche Schläpfers kamen dann, weil die Angehörigen sie nicht haben wollten, auf einen Friedhof der Innerschweiz.

*

Kurt Holliger in Burgdorf ist Schützenkönig und Metzgermeister. Eine Mietwohnung am Stadtrand, ähnlich eingerichtet wie die Wohnung der Frieda Schläpfer, ziemlich einfach. Holliger sagt: Wir haben nicht gesungen, das hat sich der Oberst eingebildet. Das sei wieder typisch für Koller. «Üseri Offiziere sy komischi Type gsy», der Koller ein richtiger Protz, ein bissiger Hund. «Mir händ si ghasst wie Pescht.» Die waren nicht wie Menschen, immer kaltschnäuzig. Am Abend, als sie die Erschiessung im Schlachthaus trainieren und auf den Oberleutnant Meinhold anlegen mussten, hätte er am liebsten auf diesen geschossen, um diesen Hund wäre es weniger schade gewesen als um den Johann Schläpfer.

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