Der Begriff „Energiemedizin“ ist nicht neu – ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich die alten Schamanen Süd- und Nordamerikas sowie die Weisen der vedischen Tradition schon vor Jahrtausenden in dieser Richtung gedacht haben. Die Energie von Natur und Umwelt sowie die menschliche Lebensenergie stecken voller faszinierender Geheimnisse. Es gibt noch viel zu entdecken.
Der Aufbruch der Quantenphysik hat die Bedeutung der Energiemedizin in den letzten Jahrzehnten in ein neues Licht gerückt. Im alltäglichen Gebrauch des Begriffs Energie stehen sich Schulmedizin und Energiemedizin gegenüber. Die Schulmedizin sieht Energie als physisch-materiell und damit messbar an, die Energiemedizin setzt über die physisch-materielle Komponente hinaus einen feinstofflichen Bereich der Energie an. Sensitive oder hypersensible Menschen können die feinstofflichen Bereiche deutlich wahrnehmen und nach eigenen Maßstäben einordnen.
Sowohl die stofflichen als auch feinstofflichen Bereiche der Energie werden vom Bewusstsein umfasst, das sich aus feinstofflicher Energie speist und so Einfluss auf die materielle (physische) Ebene nimmt. Bei Menschen, die den feinstofflichen Bereich nicht wahrnehmen können, spielt natürlich das Unbewusste eine Rolle, denn hier wirkt die feinstoffliche Energie in Form von Gedanken ebenfalls. Durch Verhaltensmuster können diese Gedanken und damit die feinstoffliche Energie sichtbar werden. Somit bildet das Bewusstsein die Schnittstelle zwischen den beiden Energiequalitäten – der sichtbaren (die wir als Materie erfassen und durch unsere Handlungen formen) und der unsichtbaren (die wir durch höhere Sinnesorgane wahrnehmen).
In der Schulmedizin nutzt man Energie in Form von Strahlen oder Wellen bei diagnostischen Verfahren, wie etwa beim MRT oder bei Röntgenaufnahmen. Energiemedizin übersteigt diese Messgeräte bewusst, da sie weiß, dass der Energiefluss nicht auf den physischen Körper beschränkt ist. Die Energiemedizin sieht eine Erkrankung als Energiedefizit. Wenn die Energie ausgeglichen fließt, befinden sich alle Ebenen – Körper, Geist und Seele – in einem harmonischen Austausch. Sobald der Energiefluss blockiert wird, gerät ein Bereich in einen Mangelzustand. Das gesamte System steht dadurch in einem Ungleichgewicht, und Krankheiten können sich manifestieren.
Es gibt keine festgelegte Regel, nach der Lebensenergie fließen muss, um Gesundheit zu erhalten. Der Fluss als solcher, die Bewegung, ist entscheidend. Wie schnell oder langsam die Energie fließt, ist individuell verschieden. Die individuellen (geistig-seelischen) Aspekte entscheiden über den optimalen Verlauf. Hier kann man auch die Antwort auf die Frage suchen, warum manche Menschen bei einem Infekt stärkere Symptome aufweisen oder warum ein Patient vollständig genesen kann, während ein anderer lebenslang leidet oder sogar stirbt. Es liegt am individuellen Energie-Hologramm der Seele, das bei jedem Menschen eine andere Struktur aufweist.
Die Energiemedizin des 21. Jahrhunderts kann mit allen diesen Aspekten offen arbeiten, da für sie Zusammenhänge zwischen verschiedenen Bereichen entscheidend sind. Für sie ist nicht nur wichtig, wie eine Zelle arbeitet und wie man ihr am besten die entsprechende Energie zuführt, um ihre Arbeit zu unterstützen. Das ist nur eine Seite. Die Energiemedizin geht tiefer und interessiert sich auch für die Verbindung zwischen den Zellen, die eine neue dynamische Kommunikation innerhalb eines lebendigen Biosystems (Mensch, Pflanze) erbaut. Diese subtile Kommunikation ist von vielen Einflüsse geprägt – innerlich wie äußerlich. Innerlich sprechen wir vom Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele, äußerlich geht es um die Einflüsse von unserer Umgebung (Gesellschaft, Familie, Tradition, Umwelt). Das alles prägt das Energie-Hologramm des Individuums.
Die Energiemedizin konzentriert sich auf die Individualität. Sie sucht bei jedem Menschen das Spezifische. Der Vergleich mit anderen Fällen dient als Orientierung, aber nicht als pauschale Grundregel. Aus dem Alltag kennt man gut das folgende Muster:
Wenn der Klient A solche Symptome aufweist, wie sie sich auch beim Klienten B zeigen, sind beide Fälle gleichartig. Auf den ersten Blick könnte es so sein, aber beim genaueren Hinschauen zeigen sich Unterschiede, die oft gravierend sind. Es wäre ein großer Irrtum, die beiden Fälle dann gleich zu behandeln!
So kann zum Beispiel das gleiche Medikament bei einem Klienten gute Dienste leisten, während sich bei einem anderen keine oder nur eine milde Reaktion zeigt. Es ist alles ein höchst individuelles Geschehen, und jede Pauschalisierung, zu der man neigt, wenn man nur schulmedizinische Studien liest oder im Internet Informationen über die Krankheit sucht, ist eigentlich Verrat an der eigenen Individualität und letztlich auch an den Selbstheilungskräften.
Für die Energiemedizin ist wichtig zu verstehen, warum ein Mensch erkrankt ist, wie er auf die Krankheit reagiert und was dazu geführt hat, dass sein gesamtes Energiesystem sich nicht im Gleichgewicht befindet. Bei zwei Menschen mit gleichen Symptomen können die Antworten auf diese Fragen komplett unterschiedlich ausfallen. Diese Unterschiede führen dazu, dass die beiden Menschen in gleichen Krankheitssituationen eine signifikant unterschiedliche Therapie benötigen. Der eine könnte eventuell sogar noch ein Antibiotikum gebrauchen, da seine Energie durch eine sich stark verbreitende Entzündung geschwächt ist und sein Geist nicht die Kraft besitzt, mit dem Konflikt: „Ich bin krank, die Krankheit beherrscht mich. Ich habe Angst, es könnte schlimmer werden!“ umgehen zu können. Der andere bemerkt, dass er in der letzten Zeit seine inneren Bedürfnisse vernachlässigt hat, und bekommt durch Ruhe, eine Auszeit oder sanfte Naturheilmittel seine Krankheit unter Kontrolle. Auf diese Weise bringt er seine eigene Energie wieder ins Gleichgewicht und heilt sich so selber.
Das Individuelle, das ganz Spezifische in jedem Menschen anzuerkennen, ist der große Vorteil der Energiemedizin im 21. Jahrhundert, in der es um Werte und um die Sinnhaftigkeit des Lebens geht.
Die Evolution stärkt die Entfaltung der Individualität, und die Energiemedizin ist dafür prädestiniert, diesen Prozess weiter zu fördern. Sie ist eine Vorreiterin in der Bewegung vom normierten zum individuellen Patienten.
Salutogenese
Zur modernen Energiemedizin gehört die Salutogenese, ein Konzept über die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit, eingeführt von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994).
Salutogenese stellt die andere Seite zur Pathogenese dar, welche die Entstehung und Entwicklung einer Krankheit beschreibt. Das ganze heute angewendete Schulmedizin-System beruht auf der Pathogenese, da für sie die Krankheit (nicht der Mensch!) und eine Behandlung ihrer Symptome im Mittelpunkt steht.
Die Salutogenese prägen drei Begriffe:
•Verstehbarkeit: Die Fähigkeit, Zusammenhänge herzustellen zwischen den Geschehnissen, die das Leben bereithält.
•Bewältigbarkeit: Die Fähigkeit, mit Geschehnissen umzugehen.
•Sinnhaftigkeit: Die Überzeugung, dass alle Geschehnisse einen Sinn haben. Durch diese Überzeugung fällt es leichter, die Geschehnisse zu akzeptieren.
Die Salutogenese spricht über Kohärenz, die im alltäglichen Gebrauch als Resonanz-Prinzip zu verstehen ist. Alles ist mit allem verbunden, und nichts existiert autonom nur für sich. Kohärenz rückt noch stärker die Zusammenhänge zwischen der physischen und der feinstofflichen Energie in den Vordergrund, da diese in einem Wechselspiel stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Gesundheit versteht sich als Prozess und nicht als endgültiger Zustand. An der Gesundheit soll man arbeiten, um das Gute und Schöne in sich selbst zu unterstützen, zu erkennen und weiter zu fördern. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, wie weit er/sie bereit ist, sich den positiven Kräften in sich zu öffnen. Das gesunde innere Selbstbewusstsein ist eine wichtige Basis, um diese Kräfte entfalten und stärken zu können.
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