Das den Regularitäten des Deutschen entsprechende Inbezugsetzen von Wörtern ergibt größere Einheiten, die Verbindung dieser größeren Einheiten ermöglicht die Bildung von Sätzen. Nach Dürscheid können Sätze wie folgt definiert werden:
Sätze sind sprachliche Einheiten, die relativ selbständig und abgeschlossen sind. Sie bauen sich aus Phrasen auf; und sie erscheinen normalerweise in größeren selbständigen und abgeschlossenen, sprachlichen Einheiten, in Texten. (Dürscheid 2012, S. 56)
Syntaktische Beziehungen beziehen sich auf die Regularitäten des Satzbaus bzw. der Syntax. Neben der Linearität sind diese Beziehungen durch die Eigenschaften der Elemente bestimmt (Nominalphrasen können so u.a. Subjekt- oder Objektstatus haben). Wesentliche syntaktische Bausteine sind die Phrasen. Da der Kern bzw. Kopf von Phrasen jeweils durch eine spezielle Wortart und ihre Eigenschaften bestimmt ist, werden zunächst kurz die verschiedenen Wortarten charakterisiert, im Anschluss daran häufige Phrasentypen beschrieben.
Wörter lassen sich aufgrund ihrer grammatisch-lexikalischen Eigenschaften Wortarten zuordnen.1 Gängige Wortartklassifikationen gehen in der Regel von morphologischen Kriterien aus, wie der grundlegenden Unterscheidung zwischen flektierbaren und nicht-flektierbaren Wörtern bzw. bei erstgenannten zwischen deklinierbaren und konjugierbaren (vgl. Abb. 8):
Abb. 8:
Wortartendifferenzierung nach morphologischen Kriterien
Substantive, Adjektive, Artikel und Pronomen sind deklinierbar, d.h., sie enthalten Kasus-, Numerus-und Genusinformationen. Diese Kategorien sind im Deutschen folgendermaßen gegliedert:
Kasus: |
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ |
Numerus: |
Singular, Plural |
Genus: |
Maskulinum, Neutrum, Femininum |
Verben sind konjugierbar. Sie können nach Merkmalen der Kategorien ‚Person‘, ‚Numerus‘, ‚Tempus‘, ‚Modus‘ und ‚Genus verbi‘ bestimmt werden, worin sich folgende Teilkategorien spiegeln:
Person: |
1., 2., 3. |
Numerus: |
Singular, Plural |
Tempus: |
Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II |
Modus: |
Indikativ, Konjunktiv I und II, Imperativ |
Genus verbi: |
Aktiv, Passiv |
Darüber hinaus wird zwischen offenen und geschlossenen Wortklassen unterschieden. Offene Wortklassen können insbesondere durch Wortbildung ständig erweitert werden. Zu ihnen gehören die lexikalischen Inhaltswörter, sog. Autosemantika(Substantive, Verben, Adjektive). Geschlossene Wortklassen umfassen die grammatischen Funktionswörter, sog. Synsemantika, die die Inhaltswörter eines Syntagmas verbinden (z.B. Präpositionen, Konjunktionen). Geschlossene Wortklassen unterliegen diachron betrachtet deutlich geringeren und langsameren Veränderungen als offene.
Im Vergleich zu anderen deklinierbaren Wortarten verfügen Substantiveüber ein relativ festes Genus. Gelegentlich kommt es auch zu Genusschwankungen, die in den meisten Fällen regional bedingt sind (z.B. die/das Cola ; vgl. Kap. 3.2.2). Die Genuszuweisung erfolgt nicht zufällig, sondern ist von semantischen, phonologischen, morphologischen und pragmatischen Kriterien abhängig (vgl. Köpcke/Zubin 2009). In semantischer Hinsicht können Substantive in Abstrakta (z.B. Freiheit, Liebe, Würde ), Konkreta wie Appellativa (z.B. Stuhl , Bibliothek ) und Stoffsubstantive (‚nicht zählbare Entitäten‘ z.B. Wasser, Mehl ) sowie Eigennamen (z.B. Paul, Bello ) unterschieden werden.
Die Besonderheit der Wortart Adjektivbesteht in ihrer Fähigkeit zur Bildung von Vergleichsformen (Komparation), die sie neben dem Positiv (z.B. schön ) auch Komparativ- und Superlativformen bilden lässt (z.B. schöner – am schönsten ). Adjektive lassen sich attributiv (4a), prädikativ (4b) und adverbial (4c) verwenden. In der prädikativen und adverbialen Verwendung werden sie nicht dekliniert.
1 a) die schöne Frau b) Die Frau ist schön. c) Die Frau schreibt schön.
Innerhalb der Wortart Artikelwird zwischen bestimmten und unbestimmten Artikeln unterschieden. Mit dem bestimmten Artikel werden – im Gegensatz zum unbestimmten – Substantive verbunden, die in der Kommunikationssituation von den beteiligten Kommunikationspartnern eindeutig zugeordnet werden können. Von den Artikeln lassen sich die Pronomenmitunter schwer abgrenzen, weshalb sie in einigen Grammatiken zu einer Wortart zusammengefasst werden (vgl. Duden-Grammatik 2006 oder Boettcher 2009a). Auch Pronomen determinieren die Referenz des Substantivs, wobei sie als Begleiter an die Position des Artikels treten oder als Stellvertreter das Substantiv (bzw. die ganze Nominalphrase) ersetzen können. Eine mögliche Unterscheidung von Pronomen ist die folgende:
Personalpronomen: |
z.B. ich , du , er |
Possessivpronomen: |
z.B. mein , dein , sein |
Demonstrativpronomen: |
z.B. dieser , diese |
Indefinitpronomen: |
z.B. alle , einige , manche |
Reflexivpronomen: |
z.B. sich |
Interrogativpronomen: |
z.B. wer , was , welches |
Relativpronomen: |
z.B. der , die |
Verbenbilden die konjugierbare Wortart. Sie besteht zum überwiegenden Teil aus Vollverben, die sich durch eine selbstständige lexikalische Bedeutung auszeichnen und durch Wortbildung erweitert werden können. Vollverben lassen sich u.a. folgenden semantischen Gruppen zuordnen:
Handlungsverben: |
z.B. waschen, anrufen |
Zustandsverben: |
z.B. schlafen, sitzen |
Vorgangsverben: |
z.B. blühen, regnen |
Als spezifische Gruppen von Verben können darüber hinaus Hilfsverben, Modalverben und Kopulaverben unterschieden werden.
Als Hilfsverbenwerden die Verwendungsweisen von haben , sein und werden als Exponenten morphologischer Kategorien, d.h. etwa als analytische Tempus- und Diathesenformen (z.B. Perfekt, Passiv), bezeichnet:
1 Er ist heute früher aus der Schule gekommen.
Zu den Modalverbengehören können , müssen , dürfen , wollen , sollen und mögen . Sie treten zusammen mit infiniten Vollverben (6a) oder Kopulaverben (6b) auf. Semantisch bezeichnen Modalverben eine Notwendigkeit, Erlaubnis, Möglichkeit oder Fähigkeit.
1 a) Ich kann morgen laufen. b) Er durfte in der Kabine der Stars sein.
Kopulaverben(v.a. sein , bleiben , werden ) verfügen ebenso wie die Hilfsverben nur über eine sehr abgeschwächte lexikalische Bedeutung. Sie haben die Funktion, die Beziehung zwischen Subjekt und Prädikativ herzustellen, indem sie einen Zustand oder das Eintreten eines Zustandes bezeichnen.
1 a) Er ist Architekt. b) Sie war sehr talentiert.
Die nichtflektierbaren Wortarten bilden eine sehr heterogene Klasse, die in der Forschungsliteratur ganz unterschiedlich subklassifiziert wird.2 Da die Nichtflektierbaren keine morphologische Kennzeichnung i.e.S. enthalten, werden als Unterscheidungskriterien u.a. verschiedene syntaktische Funktionen und Vorkommensorte herangezogen (vgl. Boettcher 2009a, S. 130):
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