Micha Brumlik - Vernunft und Offenbarung

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Trotz oder gerade wegen ihrer verschiedenen Zugangsweisen ist durch neuere Schriften von Jürgen Habermas, John Rawls oder Thomas Nagel ein neues Interesse an Religionsphilosophie entstanden, denen Micha Brumlik in einem ausführlichen Nachwort zu dieser Neuauflage seiner eigenen religionswissenschaftlichen Studien Rechnung trägt.
Micha Brumlik geht es – in Auseinandersetzung mit so unterschiedlichen Denkern des 20. Jahrhunderts wie Hermann Cohen und Leo Baeck, Ernst Bloch und Herbert Mead, Hannah Arendt und Carl Schmitt – um den Nachweis, dass
spezifisch jüdische Motive über den Begriff der Offenbarung hinaus einen rationellen Kern enthalten. Seine eindringlichen
Reflexionen nach jüdisch-christlichen Quellen philosophischen und politischen Denkens weisen so auch der Moralphilosophie neue Wege.

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Die menschliche Individualität also schafft die Tradition – es sind weniger die vorgegebenen Inhalte und Themen denn die Art und Weise, wie die Individuen sie, bewußt oder eben unbewußt, verändern. Indem an dieser Stelle der Tradierungsprozeß auf unbewußte, ja, ungewollte Modifikationen seitens der Empfänger der Botschaft umgestellt wird, erhält zugleich das von Baeck gezeichnete Bild dessen, was eine Persönlichkeit ist, neue Konturen. Ganz im Einklang mit seiner lebensphilosophischen Theorie des Irrationalen werden Menschen, werden Persönlichkeiten damit zu in ihren Strebungen mindestens partiell verständlichen Autoren ihres Werks, aus dem sie letztlich ihre Bedeutung erhalten. Dabei ist die Frage nach dem eigentümlichen Spannungsverhältnis von vorgegebener Überlieferung und individueller Weiterentwicklung Baeck bewußt: dort, wo die Überlieferung nicht in einen strengen Rahmen gestellt ist, „hat nur zu leicht die Seele des Überliefernden hinzugefügt und hinweggenommen und umgeformt.“ 69Über Wahrheitsansprüche der je nachdem geschlossen überlieferten oder individuell modifizierten Texte ist damit nichts gesagt – in der Logik des Programms läge es, sie in eben diesen individuellen Einschüssen zu sehen. Die Quellen werden genau dann verändert und damit neu geschrieben, wenn die jeweilige Überlieferung sich auf die „letzten und endgültigen Fragen des Lebens und damit zu dem Entscheidenden und Persönlichsten des Überlieferten hinbewegt.“ 70Entscheidungszwang der Lebensführung und fromme, dichtende Phantasie schießen so zu neuen Verbindungen von Gedanken und Bildern zusammen, „wie er sich in jedem Geiste regt, und wie er dem jüdischen Denken damals besonders eigen war.“ 71Die Analyse der neutestamentlichen Schriften gibt Baeck so die Gelegenheit, seine eigene Variante des von Wilhelm Dilthey methodologisch eingeführten hermeneutischen Zirkels zu entfalten. Widerstreit und Zusammenspiel von Individuum und vorgebenem Text, der seinerseits als Korpus mythischer Erzählungen Handlungsmöglichkeiten vorgab, ermöglichen es den jeweiligen Lesern und Hörern, ihr eigenes Geschick in bereits vorgegebenen Mustern zu deuten, während die vorgegebenen Texte durch die aktualisierende Interpretation neues Leben erhalten:

„Im Heute formte sich die alte Kunde, in dem Tag, durch den man schritt, gewann das, was die Bibel erzählte oder was man durch frühere Geschlechter gehört hatte, seinen Sinn und seine Zeichnung. Vergangenheit wurde zur Gegenwart, Gegenwart zur Vergangenheit, die Jahrhunderte waren überbrückt.“ 72

Baeck bemüht diese Theorie, um das Entstehen der neutestamentlichen Überlieferung aus dem biblischen Judentum heraus zu plausibilisieren und es wird zu überprüfen sein, ob er die gleiche Gedankenfigur auch auf den Prozeß der innerjüdischen Überlieferung anwendet, oder ob er diese auf unbewußte Aktualisierung hin angelegte Hermeneutik nur dort aufbietet, wo es darum geht, einen deutlichen, konfessionellen Bruch in der Überlieferung zu erklären. Bedingung der Möglichkeit der Entstehung dieser Schriften aber war – und das spricht dafür, diese Theorie nicht nur auf die Entstehung des Christentums anzuwenden – das jüdische Volk. In ihm habe die Bibel ihr „Gebietendes“ gehabt, sie sei der „Gerichtsstand allen Verstehens und Wissens.“ Als Wort des lebendigen Gottes in seiner Gegenwärtigkeit hatte sie gegenüber dem Alltag der Menschen „etwas Zwingendes“, ihr Wort tat dar, was wirklich und wahrhaft war. Was kann es dann aber heißen, daß das jüdische Volk das „Gebietende“ des Bibelwortes war, das seinerseits dem Leben dieses Volkes sein Maß gab? Doch nur, daß der Geist des lebendigen Gottes, wenn irgendwo, in diesem Volk seine Heimstätte hatte.

VI.

Unter dieser durchaus biblisch begründeten und belegten Überzeugung gewinnt das Programm einer geisteswissenschaftlichen Hermeneutik eine überraschende, in keiner Weise willkürliche Plausibilität. Daß das jüdische Volk diesen Gottesgedanken hervorbrachte, zeichnet es vor allen anderen Völkern aus; freilich spielen – neben den schöpferischen Individuen – bei Baeck auch Völker, nun ganz im Sinne der von Dilthey verwandelten Idee des Hegelschen Volksgeistes, eine systematisch zentrale Rolle, sind sie doch die Träger dessen, was der geisteswissenschaftlichen Forschung ihr Thema gibt, nämlich der Geschichte, wie sie zu Beginn der 1940 unter den grauenvollen Bedingungen von Theresienstadt verfaßten, letzten großen Schrift Dieses Volk vorgestellt wird:

„Geschichte zu erwerben, Geschichte zu haben, ist die Aufgabe eines jeden Volkes. Und wenn ein Volk dann eine Idee, einen bestimmten, echten Gedanken in sich entdeckt und ihn festhält, dann hebt die Zeit einer großen Geschichte an – auch die kleinen Völker, ja meist sie, sie mehr als die großen Völker, haben große Geschichte zu eigen gewonnen, von ihnen ist Weltgeschichte ausgegangen.“ 73

In dieser Perspektive gerät das jüdische Volk mit seinem prophetischen Blick, der über das jeweilige Hier und Jetzt hinausweist, zum geschichtlichen Volk par excellence, das diesen Sinn für die Geschichte wiederum aus einem sittlichen Lebenswillen zieht.

Dem Begriff des Volkes widerfährt eine sorgfältige Analyse. Mehr als ein leerer Begriff zu sein, verweist es im konkreten Fall des jüdischen Volkes auf das Gebot Gottes, das an ausnahmslos jeden Einzelnen gerichtet ist. Daher – so deutet Baeck die prophetische Gerechtigkeitspredigt – spielen in diesem Volk soziale Rangordnungen grundsätzlich keine Rolle, da jeder, der dem Volk angehört, durch das Hören der Weisung gleichsam geadelt wird. Das Verhältnis des Gottes Israels zu seinem Volk ist daher grundsätzlich ein Verhältnis Gottes zu den erwählten Einzelnen, die wiederum für eine sittliche Lebensführung einstehen. Anders als der Individualismus der Griechen, den Baeck als einen Individualismus des kosmischen Maßes ansieht, ist der Individualismus Israels gemeinschaftsbildend und verleiht zudem dem Einzelnen besondere Bedeutung, Würde, Verantwortung und damit die Aufgabe des sittlichen Fortschritts. Monotheismus der Moral und „bisweilen trotziger Individualismus“ verbinden sich so zu einem unauflöslichen Ganzen. Individualität und Wille zur Gesamtheit ergänzen einander wiederum, gemäß dem Prinzip des hermeneutischen Zirkels. Am Beispiel der Ehe läßt sich zeigen, daß sich die im Alltag gelingende Offenbarung der Individualität zweier Menschen zu einer neuen, übergeordneten und weitertreibenden Offenbarung entwickelt. An diesem Modell soll die besondere Offenbarungsfähigkeit des jüdischen Volkes klar werden. Mit diesen Überlegungen sind Konsequenzen für das Volk als Ganzes, für seine kollektive Individualität angezielt. In der Geschichte des jüdischen Volkes nämlich, in den geschichtsprägenden Worten der Propheten zumal wird nun gerade der Mensch, ja, die Menschheit im Ganzen, von geschichtlicher Dynamik ergriffen; man könnte sagen, daß Baeck Geschichtlichkeit und jüdische Existenz beinahe einander gleichsetzt. Im Fall der Juden schießen Individualität und Existenz zusammen: es ist die Individualität des jüdischen Volkes, dessen Existenz Baeck an und für sich bereits als eine Leistung ansieht. Seine Existenz in der Zeit wiederum, seine vollzogene Geschichte, gerät daher folgerichtig zur Weltgeschichte:

„Durch seinen Auszug aus Ägypten ist es zum Volke der Geschichte, zu einem Volke der Menschheit geworden. Was war, spricht darum ihm von dem, was kommen wird. Es ist ein Volk der Geschichte und darum ein messianisches Volk. Es ist das eine, weil es das andere ist, weil es keine Geschichte anerkennt, die nicht Weltgeschichte ist.“ 74

Doch läßt sich das angestrebte hermeneutische Wechselverhältnis von Individuum und anderen Individuen nicht durchhalten – in letzter Instanz kann sich auch Baeck dem romantischen Kult des schöpferischen Genius, den er über Dilthey und Schleiermacher rezipierte, nicht entziehen, lasse sich doch die Geschichte des jüdischen Volkes nicht ohne den Geist, ohne die „Kraft eines Genialen“ 75verstehen. Freilich bleibt aus gutem Grund unbestimmt, ob der Geist, die Individualität, die hier beschworen wird, die einer Person oder des Volkes als Ganzem ist:

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