Kristiane Kondrat - Abstufung dreier Nuancen von Grau

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Abstufung dreier Nuancen von Grau: краткое содержание, описание и аннотация

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"Eine junge Frau befindet sich auf der Flucht, fühlt sich verfolgt und in die Enge getrieben. Überall stößt sie auf Menschen, die sie scheinbar bedrohen und ihr Angst machen. Doch allmählich kann sie dieser Angst Grenzen setzen und sich letztlich sogar davon befreien. Diese Geschichte einer Traumatisierung und ihrer Überwindung erzählt die Autorin vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenserfahrung während der kommunistischen Diktatur in Rumänien.
Kristiane Kondrats Roman überzeugt durch seine poetischen und surrealen Bilder, die außergewöhnlich dichte Sprache mit Wortschöpfungen. Sie findet Ausdrucksmöglichkeiten für Erfahrungen, für die es sonst kaum Sprache gibt: für panische Angst, für das Verschwimmen äußerer und innerer Wirklichkeit.
»Die Zeit- und Haltlosigkeit, von der dieser Roman sich nährt und die er vermittelt, aber auch die sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellende, poetische Stilistik des Textes machen ihn zu einem zeitlosen Roman«, schreibt die Literaturwissenschaftlerin Christina Rossi in ihrem Nachwort.
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Die junge Türkin, ein etwa achtzehn- oder neunzehnjähriges Mädchen, blass und dunkeläugig, war kurz nach meiner freiwilligen Ankunft aus einem anderen Zimmer mit dem Bett hereingefahren worden. Sie blieb länger als alle anderen bereits hier Anwesenden. Eine ganze Woche lagen wir zu zweit in einem halbleeren Zimmer einen Teil unserer Zeit ab, bis neue Patientinnen hinzukamen.

Einige Tage lag zu meiner Linken, an der Stelle der späten Studentin, die entlassen worden war, eine Frau undefinierbaren Alters, deren Ehemann jeden Tag Unmengen von Süßigkeiten und Kuchen anschleppte, die die undefinierbare Frau, ohne mit der Wimper zu zucken, verputzte. Sie wolle ihren Mann nicht kränken, sagte sie, er würde am nächsten Tag mit neuen Süßwaren anrücken und dürfe nichts mehr vom Vortag vorfinden.

Als die späte Studentin aber noch auf ihrem Platz gelegen hatte und stets auf der Suche war nach dem Klassenfeind und nach Gesinnungsgenossinnen, verharrte ich stundenlang, das linke Ohr fest ans Kissen gedrückt, die krankenhausweiße Decke über das rechte gezogen. Oder ich lag mit geschlossenen Augen da und war somit nicht ansprechbar. Die Worte der Studentin klangen so, als müsse sie sich ständig rechtfertigen und gleichzeitig vergewissern, dass sie auf dem richtigen Weg war, wo immer er auch hinführen sollte.

Sooft jemand bereit war, ihr zuzuhören, wusste sie etwas von sich zu erzählen. Im Gegenzug erwartete sie Bekenntnisse und wollte Meinungen hören, aber nur solche, denen sie zustimmen konnte, andere akzeptierte sie nicht.

Mit Staunen musste ich feststellen, wie die Besitzerin des Schreibwarenladens aus der Innenstadt auf das Werben der Studentin einging, wie willig sie ihr entgegenkam, wie sich die beiden, zwar nicht in der Mitte, jedoch in ihren Gemeinsamkeiten, trafen und einen geheimen Bund schlossen, wie sie das ganze Krankenzimmer unter ihren Einfluss bringen konnten. Es schien so, als wollten sie Herrschaft ausüben und zwischen diesen vier weißen Wänden keine andere Meinung gelten lassen als die, mit der beide einverstanden waren: Es entstand eine Art Krankenzimmerdiktatur, ausgeübt von einer Koalition der Extreme.

Da ich meine Abneigung beiden gegenüber nicht verbergen konnte, hatte ich einen schweren Stand. Erst als sich die beiden Koalitionspartner gefunden hatten und mit angeregten Zwiegesprächen und dem gegenseitigen Beschnüffeln intensiv beschäftigt waren, gab es eine Pause der Entspannung, die jedoch nicht von langer Dauer war, da sich die beiden nicht weiter mit sich begnügen wollten, sondern eine Expansion anstrebten.

Es kamen mir die abgestandenen Vorurteile hassentbrannter Gartenzwerge frontal entgegen und von links die strapazierten Floskeln, die die Hausfassaden im Reich der lebenden Toten trugen, die die Menschen mit den traurigen Gesichtern auswendig lernen und täglich wiederholen mussten, die wie verknöcherte starre Äste krächzten, die keine Triebe mehr schlagen, die der Wind nicht mehr wiegen kann. Es klang possenhaft und aufgesetzt, was die verspätete Lenin-Anhängerin von sich gab, sie schien aber von ihren Losungen und Spruchbändern überzeugt zu sein. Alle heiligen Kühe, an die keiner mehr glaubte, ließ sie los, halbverhungerte Tiere zitierte sie auf die Krankenhausdecke. Während sie ideologische Kuharbeit leistete, suchte die Papierwarenhändlerin ihrerseits nach schlagkräftigen Beweisen für ihre winkeligen, unbeleuchteten Gedankengänge. Ein- oder zweimal am Tag richtete sie sich auf und hielt uns und der ganzen Welt die Boulevardzeitung mit einer eingekreisten Schlagzeile wie einen letzten Trumpf entgegen, ein nicht widerlegbares, endgültiges, unumstößliches Argument, das beweisen sollte, dass sie im Recht, dass ihre Meinung, nun gedruckt, bestätigt sei. Sie litt unter der Angst, es werde bald eine Hungersnot ausbrechen, wenn weiterhin Menschen von außen ins Land kämen, und schlug immer wieder mit fettgedruckten, balkengroßen Schlagzeilen auf all jene ein, die dies bezweifelten.

Die beiden Frauen kamen sehr gut miteinander aus, man hätte fast von einem Harmonieren sprechen können, wenn ihre Gemeinsamkeiten nicht von so kriegerischer Natur gewesen wären. Sie waren beide aus verwandten Eislandschaften gekommen. Hier in diesem Zimmer hatten sie sich getroffen und ihre Zusammengehörigkeit erkannt. Als sie kurz hintereinander entlassen wurden, atmete ich auf. Die Süßigkeiten verschlingende Frau kam und ging wieder, und eines Tages wurde auch die junge Türkin mit ihrem Bett aus dem Zimmer gerollt. Den leeren Platz füllte man mit einem frischbezogenen Bett aus, in das am gleichen Nachmittag eine neue Patientin unter die weiße Bettdecke kam.

Die neue Patientin, eine schmale, filigrane Person mit kurzgeschnittenem, dunkelblondem Haar, war Operationsschwester von Beruf und kannte sich im Krankenhausbetrieb sehr gut aus. Sie fand auch heraus, was mit der jungen Türkin geschehen war: Das Mädchen habe die vergangene Nacht in einem kleinen Zimmer am Ende des Flurs verbracht und die ganze Zeit geschrien, erzählte die Operationsschwester, die nun Patientin war. Man müsse immer Bares bei sich haben, um die Nachtschwester davon zu überzeugen, dass man ein Schmerzmittel brauchte, das türkische Mädchen habe das nicht gewusst, vielleicht hatte es gedacht, dass es sich hier nicht gehörte, sagte meine nun einzige Bettnachbarin. Ich bin aber immer noch fest davon überzeugt, dass die junge Türkin bei einem Bestechungsversuch sehr empört und unsanft zurechtgewiesen worden wäre: Im gleichen kantigen Ton, in dem ihr die weißen Schwestern jeden Tag geantwortet hatten, wenn sie sich traute, etwas zu fragen. Waren die krankenhausweißen, uns nicht verwandten Schwestern aber milde gestimmt, so war ihr Ton nur herablassend und nicht schroff: Das verängstigte Mädchen war dankbar dafür.

Später erfuhren wir noch, dass man sehr wohl auf die Schreie des Mädchens reagiert habe: Die Nachtschwester sei einige Male in ihr Zimmer gerannt und habe geschimpft: Sie solle doch nicht so brüllen, sie erschrecke ja die anderen Patientinnen, das könne sie zu Hause in ihrer Heimat tun, so laut zu schreien, aber nicht hier. Die Nachtschwester sei sehr stolz darauf gewesen, so entschieden für Ruhe gesorgt zu haben. Man habe die Türkin schließlich entlassen, berichtete abschließend die Operationsschwester, die Zugang hatte zu Stellen, wo man über vieles, aber nicht über alles Bescheid wusste.

Diesmal bin ich nicht freiwillig hierhergekommen. Damals aber war es, so unglaubwürdig es auch klingen mag, freiwillig gewesen. Als ich endlich gehen durfte, das große Holztor hinter mir geschlossen hatte und auf der Straße stand, mitten auf der lebhaften Straße mit den vielen Läden, den vielen Leuten, die mir entgegenkamen, und jenen, die mich überholten, an mir vorbeigingen, als ich dastand und frei war zu gehen, wohin ich wollte, schüttelte ich mit einer heftigen Kopfbewegung den Krankenhausgeruch ab, den letzten Hauch von Desinfektionsmitteln, der in meinem Haar hängengeblieben war. Mit einem Kopfschütteln war alles weg, und ich habe seitdem nie wieder daran gedacht.

Jetzt liege ich wieder da, in einem Bett unter der weißen Zimmerdecke. Damals schon hatte mich die Vorstellung erschreckt, irgendwann wieder hier in diesem Zimmer liegen zu müssen, dass es irgendwann soweit sein könnte, dass ich hier ankomme wie der Läufer im Ziel. Rechts die Fensterfront, Ausflucht meiner Blicke, Landschaft, die in einem weißen Rahmen verschwimmt und untergeht, wenn es dunkel wird. Die schlimmste Krankenhauszeit, wenn es draußen dunkel wird. Im Zimmer wird das kranke gelbliche Licht angeknipst, ein unendlicher Abend beginnt, der keine richtige Nacht werden will, sich dagegen sträubt, in die Nacht überzugehen.

Ich kann jetzt meinen Kopf wieder nach beiden Seiten drehen, wage es aber nicht, mich im Zimmer umzuschauen, die Betten neben mir zu erforschen, fürchte, dass links von mir die späte Studentin sich mir zuwenden könnte mit einem forschenden Blick und einem ideologieschweren, heftigen Schwall von Fragen. Sie könnte jetzt, wie ich da so wehrlos liege, mir alle schmutzigen Kühe Indiens an den Kopf werfen, wenn sie wollte. Mir gegenüber könnte sich die alte Papierwarenhändlerin in ihrem Bett aufrichten, die heutige Ausgabe der Boulevardzeitung hochhalten und mir eine mit Kugelschreiber dick eingekreiste Schlagzeile entgegenstrecken. Sie könnte die Zeitung mit den Fingerspitzen an zwei Enden hochhalten, sie nach links und nach rechts schwenken und sie jedem zeigen, der sie sehen will, und auch jenen, die sie nicht sehen wollen, sie als letzten Trumpf einsetzen, jubilieren, als schlagenden Beweis zeigen, schwarz auf weiß, nicht zu widerlegen, triumphierend, Hammerschlag, Punkt.

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