ANDREAS TÖGEL
Warum das Leben immer teurer wird
Vorwortvon Thorsten Polleit
Einleitung – Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben
Inflation – eine Frage der Definition
Was ist Geld?
Papiergeld als Inflationstreiber
Die Bedeutung der Geldqualität
Profiteure und Opfer inflationistischer Geldpolitik
Die Folgen der Inflation
Wohlstand entsteht durch Produktion
Die Geldwertbindung ans Gold
Der Wohlfahrtsstaat als Inflationsmotor
Monopole
„Crack-up-boom“ oder Katastrophenhausse
Schlussfolgerungen und Ausblick
Verwendete Literatur
Autor
Impressum
Inflation – das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front – ist ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Übel. Sie entwertet die Kaufkraft des Geldes und damit die in Geld ausgewiesenen Ersparnisse. Sie verarmt vor allem die unteren und mittleren Einkommensschichten, die sich gegen Inflation meist nicht schützen können. Sie erschwert es Unternehmern, verlässliche Wirtschaftlichkeitsrechnungen anzustellen. Fehlkalkulationen und Fehlinvestitionen sind die Folgen. Produktion und Beschäftigung leiden, die Volkswirtschaft bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Inflation ist ein monetäres Phänomen. Das lässt sich leicht einsehen: In einer Naturaltauschwirtschaft, in der Güter gegen Güter getauscht werden, kann es so etwas wie Inflation – also das fortgesetzte Ansteigen aller Güterpreise – gar nicht geben. Die Verantwortlichkeit für Inflation lässt sich problemlos zuordnen: Sie liegt bei den staatlichen Zentralbanken, die das Geldproduktionsmonopol innehaben und – in enger Zusammenarbeit mit den Geschäftsbanken – die Geldmenge per Kreditvergabe ausweiten.
Inflation ist keine Naturkatastrophe, die über die Menschheit hereinbricht, sie ist vielmehr menschengemacht. Vor allem der Staat hat ein besonderes Interesse am inflationären Geld – und aus eben diesem Grunde wurde ja auch das Goldgeld durch ungedecktes, beliebig vermehrbares Geld ersetzt. Mit der Hoheit über die Geldproduktion hat der Staat die denkbar weitreichendste Macht über Wirtschaft und Gesellschaft – und entsprechend groß ist das Missbrauchspotential mit der elektronischen Notenpresse.
In den letzten Jahrzehnten haben die Zentralbankpolitiken es möglich gemacht, dass die Verschuldung der Volkswirtschaften immer weiter angeschwollen ist. Das Institute of International Finance (IIF) schätzt, dass die globale Verschuldung im dritten Quartal 2021 bei fast 300 Billionen US-Dollar lag. Das entsprach schätzungsweise 350 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Vor allem die Staaten sind es, die gewaltige Schuldenberge aufgetürmt haben, und nicht wenige von ihnen haben sich längst in eine Überschuldungssituation hineinmanövriert.
Vor die Wahl gestellt, den Staatsbankrott, Rezession und Massenarbeitslosigkeit hinzunehmen, oder aber die offenen Rechnungen mit neu, aus dem Nichts geschaffenem Geld zu bezahlen, werden Regierende und Regierte sich vermutlich gegen das erstere und für das zweitere entscheiden: Sie werden in der verschärften Inflation die Politik des vergleichbar kleinsten Übels erblicken. Doch leider ist das kurzsichtig. Denn eine Inflationspolitik lässt sich nicht dauerhaft durchführen.
Irgendwann fliegt der Schwindel auf, lässt sich die Inflation nicht mehr politisch kontrollieren und klein halten. Soll die Kaufkraft des Geldes nicht vollends ruiniert werden, wird man die Inflation stoppen müssen – die Zentralbank muss die Zinsen anheben und das Geldmengenwachstum verringern. Je länger die Inflation andauert, desto schlimmer sind die Schäden, die sie verursacht, und desto schwerer wird die „Stabilisierungsrezession“ ausfallen.
Es ist überfällig, das Übel bei der Wurzel zu packen, und über eine Reform des Geldes nachzudenken. Eine ökonomisch überzeugende Alternative zum Status quo ist ein freier Markt für Geld. Hier haben die Nachfrager die Freiheit, jenes Geldgut nachzufragen, das sie für ihre Zwecke am geeignetsten halten; und ebenso hat jeder die Freiheit, seinen Mitmenschen ein Gut anzubieten, das diese als Geld freiwillig nachzufragen wünschen.
Die Menschen werden natürlich „gutes“ Geld, kein inflationäres Geld nachfragen – genauso wie sie gute Schuhe, gute Computer und gute Autos nachfragen und keine schlechten. Erfreulicherweise entwickeln sich die Dinge bereits in eben diese Richtung. Man denke nur etwa an die Märkte für Kryptowährungen; oder an Angebote, Gold- und Silbergeld in digitaler Form anzubieten; oder daran, dass einige US-amerikanische Bundesstaaten die Mehrwert- und Kapitalertragsteuer auf Gold und Silber abgeschafft haben, um diese Edelmetalle wettbewerbsfähig gegenüber dem US-Dollar zu machen.
Ich wünsche dieser wichtigen Streitschrift, die Andreas Tögel vorlegt, eine größtmögliche Verbreitung. Ich bin sicher, sie trägt dazu bei, die Leser aufzuklären und zu überzeugen, dass die Inflation ein großes Übel ist; dass das staatliche Geldmonopol eine denkbar schlechte Idee ist, die der großen Mehrheit der Bevölkerung schadet; und dass es eine gute Idee ist, das staatliche Geldmonopol möglichst rasch zu beenden, indem ein freier Markt für Geld eröffnet wird.
Dr. Thorsten Polleit
im Februar 2022
Chefvolkswirt Degussa und Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland
„Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen.“
Ludwig Erhard(1897–1977)
Einleitung
DIE INFLATION IST GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN
Mittlerweile gibt es beiderseits des Atlantiks kaum mehr einen Konsumenten, der noch nicht bemerkt hat, dass er es gegenwärtig mit einer kräftigen, alle wesentlichen Ausgaben zur Lebenserhaltung betreffenden Preisinflation zu tun hat. Die Menge an Gütern und Dienstleistungen, die für einen Betrag X erworben werden können, wird beinahe täglich kleiner. Verschleierungsmanöver, wie etwa die Verkleinerung von Packungsgrößen bei gleichbleibenden Preisen, oder das Zurückfahren von Rabattaktionen durch den Handel, vermögen daran nichts zu ändern. Die Lebenshaltungskosten steigen gegenwärtig deutlich rascher als die Masseneinkommen. Besonders die stark steigenden Energiekosten (die derzeit allerdings zumindest zum Teil nicht auf die Inflation zurückgeführt werden können), bringen Geringverdiener – besonders solche, die als Pendler auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind – in finanzielle Schwierigkeiten. Man müsste heute schon als genügsamer Eremit in der Höhle hausen, um von der allgemeinen Teuerung unberührt zu bleiben.
In einem größeren Zeitraum gesehen, wird die negative Entwicklung noch deutlicher: Der Generation der Babyboomer und deren Eltern war es noch möglich, mit einem einzigen Haushaltseinkommen das Auslangen zu finden. Die Männer sorgten für den Broterwerb, und die Frauen kümmerten sich um den Haushalt und die Kinder. Das Leben war schön. Nicht wenige Familien konnten mit nur einem Einkommen genügend Geld ansparen, das für ein Häuschen im Grünen und für regelmäßige Sommerurlaube reichte. Das ist heute undenkbar. Dieser Tage sind in den meisten Fällen zwei Einkommen nötig, um den Lebensunterhalt auf einem akzeptablen Niveau sicherzustellen. Junge Paare sind, sofern sie nicht von ihren Eltern großzügig unterstützt werden, nur dann in der Lage, Wohnungseigentum zu erwerben, wenn sie sich auf Jahrzehnte hinaus hoch verschulden. Und auch das nur dann, wenn beide arbeiten gehen und – oft genug – auf eigene Kinder verzichten. Bei der Darstellung der „amtlichen Inflationsrate“ fällt dieser wichtige Aspekt völlig unter den Tisch, wiewohl er doch einen schlagenden Beweis für den dramatischen Kaufkraftverfall der zurückliegenden Jahrzehnte liefert. Die Entwicklung der Immobilienkosten wird in die amtliche Teuerungsstatistik nicht miteinbezogen.
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