„Psssst! Nicht so laut!“, zischte ich entsetzt.
Tigress lachte.
„Ihr Jinggs seid beinahe so verklemmt wie die Menschen wenn es um Sex geht.“
„Ich ... Es ist nur ... Ist dir nicht peinlich, wenn ... wenn andere riechen können, dass du ... dass du ...?“
„Dass ich was?“, hakte Tigress grinsend nach. „Ist es mir peinlich wenn andere riechen können, dass ich angetörnt bin? – Warum sollte ich? Sex ist etwas Natürliches. Breeds haben einen starken Sextrieb. Wenn ich mich jedes Mal verstecken würde, weil ich an Sex denke, dann müsste ich mich in meinem Zimmer verkriechen.“
Ich schüttelte den Kopf. Breed Frauen waren wirklich so ganz anders als wir Jingg Frauen. Nicht nur in ihrer Offenheit über ihr Sexleben, sondern auch darin, dass sie kein Problem hatten, den ersten Schritt auf einen Mann zu zu machen. Wenn sie Sex wollte, dann machten sie es dem potenziellen Partner offen und direkt klar. Sie warteten nicht darauf, dass der Mann Interesse bekundete. Ich hatte es oft mitbekommen, wenn ich mit den Anderen im Time-Out, unserer kleinen Bar hier in Rainbow Creek, etwas trinken gewesen war. Ich hatte gesehen wie Breed Frauen sich einen Mann näherten, offen mit ihm flirteten und dann zusammen mit ihrem Partner für die Nacht die Bar verließen. Das war noch etwas, was die Breeds von uns Jinggs unterschied, dass sie unverbindlichen Sex für eine Nacht hatten. Ich würde mich niemals einen Mann nur für ein paar Stunden hingeben können. Was ich brauchte war ein Gefährte, ein Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen konnte. Und ich war mir sicher, dass Olly derjenige für mich war. Wenn er doch nur Interesse zeigen würde.
„Ich denke, du hast schon einen Kandidaten im Auge. Ich glaube dir nicht für eine Minute, dass du erregt bist, weil du lange keinen Mann hattest. Du hast an ein ganz spezielles Exemplar gedacht. Hab ich recht?“
Ich wich Tigress’ Blick aus und schaute auf den Tisch vor mir.
„Und ... und wenn es so wäre?“
„Wer ist es?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich ... kann es nicht sagen. Das ist ... zu peinlich. Was, wenn er mich nicht will? – Ich ... ich denke, er ist nicht interessiert. Er ...“ Ich brach mit einem Seufzer ab.
„Ist es ein Jingg, Breed oder Mensch?“, wollte Tigress wissen.
„Ein ... Er ist ein Mensch.“
„Wir könnten heute Abend zusammen ins Time-Out gehen. Wenn er dort ist, dann helfe ich dir, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Du bist sexy, hast ein Herz aus Gold und du bist auch nicht dumm. Jeder Mann könnte sich glücklich schätzen, dich zur Gefährtin zu haben.“
„Ich ... ich weiß nicht. Ich denk drüber nach.“
Das war eine Lüge. Ich brauchte nicht mehr darüber nachzudenken. Auch wenn ich mir nichts mehr wünschte als Ollys Interesse zu erregen, so würde ich nicht die Demütigung in Kauf nehmen dass Olly mich abwies. Nein, wenn es jemals zwischen uns etwas werden sollte, dann musste Olly den ersten Schritt machen!
Olly
Gedankenverloren setzte icheinen Fuß vor den anderen als ich dem schmalen Pfad folgte, der von der Siedlung zu dem kleinen Waldstück am Nordende des Tals führte. Ich wollte eine Weile allein sein um meinen Kopf zu klären, in dem sich seit einiger Zeit eine gewisse, blauhäutige Schönheit fest eingenistet hatte. Diarra war anders als alle Frauen die ich kannte, und damit meinte ich nicht ihr exotisches Aussehen mit der blauen Haut und den gelben Augen. Es war ihr ganzes Auftreten, das mich wie magisch anzog. Nach all den Frauen die mich benutzt und verarscht hatten – allen voran Melanie, diese Schlange – war ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich besser allein dran war. Klar hatte ich Sex. Ich war ein Mann und hatte Bedürfnisse, doch mich noch einmal ernsthaft auf eine Frau einlassen? Das kam für mich nicht mehr infrage. Bis ich Diarra traf, zumindest. Diarra war so natürlich, sanft und ehrlich. Sie wusste nicht, wie man einen Mann manipulierte oder verführte. Ich bezweifelte dass sie wusste wie man log. Sie war wie ein offenes Buch. Was du sahst war genau das was sie war. Deswegen war es mir auch nicht entgangen, dass sie Interesse an mir hatte. Auch wenn sie viel zu schüchtern war um den ersten Schritt zu machen, so konnte ich es in ihren Augen sehen wenn immer sie mich ansah. Oder an der Haltung ihres Körpers. Sie wollte mich. Ich wollte sie. Die Situation sollte also ganz einfach sein. Doch leider war die Lage weitaus komplizierter. Ich konnte nicht ewig hier auf Eden bleiben. Im Gegensatz zu Ace und Ted, die beide hier ihre Gefährtin gefunden, und sich hier permanent angesiedelt hatten, hatte ich Verantwortung auf der Erde, der ich mich nicht ewig entziehen konnte. Wenn die Baumaßnahmen hier abgeschlossen waren, würde ich zurück zur Erde kehren. Etwas mit Diarra anzufangen, wenn ich sie irgendwann hier zurück lassen würde, war ihr gegenüber nicht fair. Ich konnte ihr das nicht antun. Doch ich müsste lügen wenn ich behauten würde, dass es mir nicht schwer fiel, das Richtige zu tun. Ich wollte sie mit einer Intensität, die mich selbst erschreckte. Und ihr zurückhaltendes und unterwürfiges Verhalten sprach den dominanten Teil in mir an. Ich war nicht wie Ace. Ich war kein Dom und ich stand auch nicht auf BDSM, doch ich mochte es, im Bett den Ton anzugeben und ich mochte meinen Sex ein wenig härter. Schmutziger. In meiner Fantasy konnte ich mir nur allzu gut ausmalen, wie Diarra zu meinen Füßen kniete, wenn ich ihr meinen dicken Schwanz zwischen ihre vollen Lippen schob. Fuck! Ich musste aufhören, mir solche Dinge vorzustellen. Jetzt war ich so verdammt hart, dass es unangenehm war, in den engen Jeans zu laufen.
Der Überfall kam wie aus dem Nichts. Ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet, war zu sehr in meine Gedanken versunken gewesen, als auf einmal acht Jinggs von den Bäumen fielen und ehe ich reagieren konnte, verspürte ich einen harten Schlag auf den Kopf und alles um mich herum wurde schwarz.
Diarra
Seit dem Gesprächmit Tigress in der Kantine war eine Woche vergangen und sie hatte noch ein paar Mal versucht, aus mir heraus zu bekommen, wer mein Interesse erregt hatte. Sie wollte mir helfen, den Mann meiner Träume für mich zu gewinnen, doch ich wusste, dass ich niemals so mutig sein würde, ihn anzusprechen. Was immer Tigress sich als Taktik für mich ausgedacht hatte, würde nicht funktionieren. Ich war halt kein Breed. Verdammt! Wie ich wünschte, ich wäre wenigstens etwas mutiger.
Jedes Mal wenn ich in der Nähe von Olly war, bekam ich dieses süße Ziehen im Bauch und mein Herz raste wie wild. Doch zu meiner Verzweiflung schien Olly mein Interesse nicht zu erwidern. Er war stets freundlich zu mir und scherzte gerne mit mir, doch so war er mit jedem. Er schenkte mir keine verlangenden Blicke, versuchte nie, mich in irgendeiner Weise zu berühren oder sonst wie sein Interesse zu bekunden. Ich musste der Wahrheit ins Auge sehen. Der sexy Mensch hatte keine tieferen Gefühle für mich. Nicht einmal Lust. Er behandelte mich eher wie eine kleine Schwester. Ich seufzte. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Kathie und schenkte mir einen besorgten Blick.
„Ja, wieso? Was sollte nicht in Ordnung sein?“
„Du bist irgendwie abwesend in letzter Zeit. Und denk nicht, ich hab nicht bemerkt, wie du Olly ansiehst.“
Mein Herz schlug schneller. Kathie hatte mein Interesse an Olly bemerkt? Wenn es so offensichtlich für Kathie war, wer sonst hatte es bemerkt? Wusste Olly dass ich in ihn verliebt war? Panik schnürte mir die Kehle zu. Eine warme Hand legte sich auf meinen Arm und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte Kathie entschuldigend. „Aber ich hab recht, nicht wahr? Du hast dich in Olly verguckt!?“
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