Der Gedanke, dass er sie mit all dem allein hatte klar kommen lassen, ließ sein Herz rasen und seinen Magen rebellieren.
"Es tut mir so leid, Kätzchen", flüsterte er.
Cat nahm seine Hand in ihre und drückte sie leicht. "Es ist okay, Alex. Es ist lange her."
Aber es war nicht okay. Weder für sie noch für ihn. Hätte er damals einfach über sein gebrochenes Herz hinweggesehen und sie zurückgerufen, oder hätte Cat Ryan die Wahrheit gesagt …
"Warum hast du Ryan angelogen?", fragte er.
Cat wandte sich ab und sah auf den Rhein hinaus. "Ich habe ihn nicht wirklich angelogen. Ich habe ihm nur keine Antworten gegeben und er hat falsche Schlüsse daraus gezogen. Vielleicht nicht die feine Art, aber ich selbst hatte einfach nicht die Kraft dazu, mich mit all dem auseinanderzusetzen. Ich wollte einfach nur den Kopf in den Sand stecken und vergessen."
Alex beobachtete ihr schönes Profil, sah die Müdigkeit in ihren Augen und den Schmerz, mit dem sie seit Jahren selbst fertig werden musste.
"Du hättest das alles nicht allein durchstehen müssen …", sagte er und es klang sogar in seinen eigenen Ohren anklagend.
Ein schwermütiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
"Ich wollte einfach nicht, dass Ryan noch mehr leiden muss. Deine Freundschaft zu verlieren, hätte ihm in dieser schweren Zeit den Rest gegeben."
Alex schlang seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Hielt sie fest an sich gepresst, wie er es vor Jahren hätte tun sollen.
"Es tut mir alles so verdammt leid, Kätzchen."
Sie streichelte beruhigend über seinen Rücken, wehrte sich nicht gegen seine Umarmung.
"Es ist okay, Alex, es ist alles okay."
Aber das war es nicht, nicht für ihn. Alles, was er in den letzten Tagen erfahren hatte, zehrte an seinen Kräften.
Seine Gedanken kamen seit Cats erstem Anruf in dieser Woche nicht mehr zur Ruhe, drehten sich unaufhörlich im Kreis, verloren sich in wilden Wenn-hätte-aber-Spekulationen.
Er hatte nicht vor, dieses Thema ruhen zu lassen. Er hatte die letzten sieben Jahre damit vergeudet, seinen Groll zu hegen und die Risse in seinem Herzen notdürftig zu stopfen.
In diesem Moment würde er Cat nicht weiter bedrängen, aber er würde herausbekommen, was genau passiert war.
CAT
Eine ganze Zeit lang saßen sie so da, gaben sich gegenseitig Kraft und Halt, wie sie es vor Jahren hätten tun sollen, dann löste sie sich von ihm.
Gemeinsam schlugen sie den Rückweg ein, jeder in seinen Gedanken versunken. Sie hatte nicht vor, all die alten Wunden noch weiter aufzureißen, aber sie musste ihm die Antworten geben, die er suchte, damit er Frieden finden konnte.
Einen Frieden, der ihr selbst verwehrt bleiben würde.
"Wann geht dein Flieger?", riss Alex sie aus ihren Grübeleien.
"Morgen Früh um elf Uhr", antwortete sie und stieg in den Wagen.
"Ich fahre dich. Vielleicht bekomme ich noch einen Platz in der Maschine, dann könnte ich Ryan besuchen …" Es klang eher wie eine Frage an sie, als wollte er von ihr wissen, ob es für sie in Ordnung wäre.
Gern hätte sie geantwortet, dass sie lieber allein fliegen wollte. Sie freute sich, dass Alex endlich ihren Bruder besuchen wollte, aber sie brauchte diese neun Stunden Flugzeit, um ihre eigenen Gefühle wieder auf die Reihe zu bekommen.
Ryan würde schon auf sie warten, da war sie sich sicher. Er würde alles ganz genau wissen wollen und sie und ihre Gefühlslage dabei ununterbrochen analysieren.
Um dieses Verhör durchzustehen, musste es in ihrem Inneren wieder einigermaßen aufgeräumt sein.
Klarheit und Gelassenheit, mehr durfte in ihrem Verstand nicht herrschen.
"Nimm dir doch noch ein paar Tage Zeit. Entspann dich und komm, wenn es dir gut geht."
Alex sah sie vom Fahrersitz aus mit gerunzelter Stirn an. Cat wusste genau, dass er versuchte herauszufinden, was in ihr vorging.
Er nickte zögerlich, aber Cat befürchtete, dass das nicht das letzte Wort gewesen war.
"Okay … ich verstehe."
Wahrscheinlich verstand er sie sogar wirklich. Alex hatte immer wortlos verstanden, was in ihr vorging. Sie hatte ihm nie sagen müssen, wenn sie etwas nicht wollte, oder wenn ihr etwas nicht gefiel.
Es war stets so gewesen, als würde er sie vollkommen verstehen.
Warum sollte es jetzt also anders sein? Natürlich lagen so viele Jahre der Trennung zwischen ihnen, aber sie waren doch noch immer dieselben Menschen.
Sie hatten sich beide weiterentwickelt, aber tief in ihr spürte sie noch immer dieses tiefe Verständnis, das wortlose Verstehen.
Sie schluckte schwer, als das Hotel in Sichtweite kam und Alex den Wagen davor hielt.
Einen Moment blieb sie schweigend sitzen, versuchte sich zu sammeln, dann lächelte sie ihm ein wenig brüchig entgegen.
"Also dann … bis morgen."
"Bis morgen, Kätzchen."
Das altbekannte Kosewort versetzte ihr einen Stich ins Herz, aber sie ließ sich nichts anmerken, als sie aus dem Porsche stieg.
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