Neuro-Mechanismen
oder wie Lernen leicht fällt
Christian T. Beifuss
Für meine Tochter
Betty
die ich über alles liebe
Impressum
eBook 2021 © Copyright by Christian T. Beifuss
Texte: © Copyright by Christian T. Beifuss
Cover: © Copyright by Christian T. Beifuss
Bilder: © Copyright by Christian T. Beifuss
Verlag:
Successful-Thinking
Am Schellenberg 2
42897 Remscheid
info@successful-thinking.de
Hersteller: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
1. Vorwort
2. Neuro-Mechanismen
3. Emotionen
4. Incidentales Lernen
5. Bilder
6. Bewegung (Energie)
7. Neugierde
8. Explorer
9. Fragen
10. Feedback
11. Ball-im-Tor-Effekt (Typ I) Rückmeldung direkt
12. Ball-im-Tor-Effekt (Typ II)
13. Machen (Tun)
14. Spiel
15. probieren ohne Angst - spielend experimentieren
16. Simulation
17. Imitation
18. Modell
19. Vergleichen
20. Metapher
21. Kategorisieren (Normen)
22. Abstraktion
23. Regel
24. Struktur
25. Muster
26. Assoziation
27. Sinn
28. Wesen (Ergründung)
29. Bedeutung (Hintersinn)
30. Literaturverzeichnis
Als eher mittelmäßiger Schüler, hab ich mich schon immer gefragt, warum mir dieses oder jenes leichter fällt zu lernen, oder anderes im Gegenzug schwerer.
Ich konnte sämtliche Namen und Bezeichnungen von allen Star Wars Charakteren und Raumschiffen herunterrasseln, seien sie auch noch so kompliziert gewesen. Im Geschichtsunterricht der Schule, viel mir schon das Merken der Namen von einzelnen Monarchen, Epochen oder Kriegen schwer. Ganz zu schweigen von Datumsangaben.
Es gibt dann aber auch wieder Dinge, die sind bis heute hängen geblieben. „Drei, drei, drei, bei Issos Keilerei“ (333 vor Christus trafen die Heere von Darius III. und Alexander des Großen bei Issos aufeinander und Darius erlitt eine Niederlage.) oder „Eins, null, null, Cäsar trank die Pull“ (Gaius Cäsars Geburt, 100 vor Christus).
Einzelne Unterrichtseinheiten, wie z.B. an einem heißen Tag, an dem ein Lehrer den Unterricht mal nach draußen verlegt hatte, sind auch irgendwie präsenter.
Also hat es nach meiner logischen Schlussfolgerung damit zu tun, dass die Art und Weise auf die etwas vermittelt wird oder auch der mentale Zustand in dem man sich befindet etwas entweder besser oder schlechter aufgenommen wird.
Neuronale Mechanismen oder auch Neuro-Mechanismen genannt, sind eine Art Sammelbegrifflichkeit für alles was Lernen leicht fallen lässt.
„Neuro“ abgeleitet vom altgriechischen Wort neuron (deutsch Nerv) und Mechanismus abgeleitet vom altgriechischem Wort mechané (deutsch Maschine/Werkzeug). Also grob übersetzt „Nerven-Werkzeug“.
In meinem Beispiel mit Star Wars war es definitiv das Interesse an dem Film und die Faszination des ganzen Fantasy-Märchens.
Ich war neugierig auf alles was mit Star Wars zu tun hat. Deshalb ist „Neugierde“ auch ein Neuro-Mechanismus. Durch Neugierde fällt Lernen leicht.
In diesem Buch gehe ich auf verschiedene Neuro-Mechanismen ein und beschreibe sie in kurzer Form und gehirn-gerechter Weise. Jedem Neuro-Mechanismus stelle ich ein KAWA voraus. Ein Merk- Lernwerkzeug welches von Vera F. Birkenbihl entwickelt wurde. KAWA ist ein Akronym (Akronyme sind Abkürzungen, die Wortgruppen auf ihre Anfangsbestandteile reduzieren und wie ein Wort gelesen werden können). KAWA steht für „Kreativität Ausbeute Wort Assoziationen“. Ich nehme also ein Wort und schreibe mir die Assoziationen die mir zu diesem Wort einfallen auf. Jetzt versuche ich an jeden einzelnen Buchstaben dieses Wortes die wichtigsten Assoziationen anzuhängen.
Unterstützt durch verschiedene Farben entsteht so, ein so genanntes „Wortbild“. Im Falle des Wortes KAWA würde es also so aussehen:
Wichtig dabei ist, es sind lediglich die eigenen Assoziationen. Bei dem Wort KAWA ist es noch relativ allgemeingültig. Bei anderen Worten spielt die eigene Erfahrung, der Wissensschatz, die Sprachgewandtheit und die Kultur, in der man aufgewachsen ist, eine entscheidende Rolle.
Warum habe ich trotz der Individualität die KAWA-Technik als Einstieg in den jeweilig neuen Neuro-Mechanismus gewählt? Ich möchte Sie damit auf den neuen Neuro-Mechanismus vorbereiten, im besten Fall sogar neugierig auf mehr machen.
Lernen wie die Natur es eingerichtet hat. Gehirn-gerecht!
Was brauchen Kinder, Jugendliche und letztendlich auch Erwachsene?
Anerkennung, Aufmerksamkeit, Abenteuer, Antworten, sich angstfrei ausprobieren und mitteilen, weiterkommen, lachen und so weiter und so fort.
Was sie auf gar keinen Fall wollen ist Unsicherheit, Misstrauen, Angst, Drohungen, Langeweile, Sinnlosigkeit etc.
Warum versuchen dann viele genau auf diese Art Wissen zu vermitteln? Das ist zwangsläufig demotivierend.
Wenn wir den zu vermittelnden Lerninhalt auf die Bedürfnisse unserer Schüler, Studenten und Mitarbeiter anpassen, brauchen wir fast nichts mehr tun. Die Motivation kommt von innen heraus.
Das heißt, eine angstfreie Atmosphäre schaffen, loben, den Explorer in ihnen wecken, Modelle, Versuche und Experimente benutzen, einen begreifbaren und nachvollziehbaren Sinn erklären, Vertrauen und etwas Eigenes (er)schaffen lassen, dann hat man schon mehr als die halbe Miete in der Tasche.
Dafür müssen wir unser Gegenüber aber gut einschätzen können und ein gutes Verhältnis pflegen.
Es gibt also Mechanismen im Gehirn, die uns Lernen leicht fallen lassen oder es uns noch nicht mal merken lassen, dass wir lernen.
Von den freundlichen, engagierten Menschen, die mich begeistern konnten, habe ich auf jeden Fall am meisten gelernt. Und vor allem, nachhaltig. Und ich erinnere mich gerne an sie zurück.
Folgendes Beispiel, welches ich mit einem guten Freund erlebt habe, zeigt, wie so ein Mechanismus wirkt:
Dieser Freund hat einmal, eine Weiterbildung zum Maschinenbautechniker gemacht und diese auch erfolgreich bestanden. Eine der Studieneinheiten bestand darin, zu erlernen, wie man technische Zeichnungen anhand eines 3-D Zeichenprogrammes erstellt.
Er mochte es gar nicht und hat immer wieder gesagt, dass er doch kein technischer Zeichner sei und er brauche es sowieso niemals in seiner beruflichen Zukunft.
Er hat also überhaupt keinen Sinn darin gesehen. Der Dozent zog darüber hinaus auch gnadenlos seinen Stoff durch und benutzte dazu auch noch sehr langweilige Zeichenvorlagen und uninteressante Bauteile.
Mein Freund absolvierte das Fach "Technisches Zeichnen" mit Ach und Krach. Er war erleichtert, als er es hinter sich lassen konnte.
Dementsprechend bewarb er sich auch nie auf Stellen, die mit dem Erstellen von technischen Zeichnungen zu tun hatten, obwohl er es ja "gelernt" hat. Er hat nie ein gutes Haar an diesem Fach gelassen und hat immer wieder betont, dass er technische Zeichnungen nicht gut erstellen könne. Er habe kein Talent dazu und auch kein Interesse.
So weit so gut. Viele Jahre später entwickelte sich in der Industrie immer mehr das 3-D Druckverfahren und auch mein Freund erkannte das Potenzial dieses neuartigen Fertigungsverfahrens.
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