„Nein, danke alles bestens. Eine Frage habe ich noch. Wo hat sie sich im Mercedes hingesetzt und war sie begeistert von ihm?“
„Erstens sind das jetzt zwei Fragen. Sie hat gestreikt und hat sich vorne hingesetzt und das Auto war ihr egal, Hauptsache ein fahrbarer Untersatz. Wenn es ein alter Fiat gewesen wäre, wäre sie genauso eingestiegen. Noch eine Frage?“
Ich lachte, schüttelte den Kopf und sagte: „Danke, du kannst jetzt auch schlafen gehen. Morgen müssen wir dann um 7 Uhr wegfahren. Gute Nacht.“
Adolf blieb noch stehen.
„Ist noch etwas?“, fragte ich nach.
„Sie ist eine besondere Frau. Nicht wie all die anderen Mädchen.“
„Ja, das ist sie. Pass mir gut auf sie auf! Und jetzt geh schlafen!“
Adolf drehte sich um und sagte auch, „Gute Nacht!“
Wieso sollte er auf sie gut aufpassen? Das ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Am nächsten Morgen stand er etwas müde auf. Er hatte diesmal nicht so gut geschlafen. Ihm quälten wieder seine Alpträume. Sie waren schon länger nicht mehr da gewesen. Adolf brachte mich zu meinem Termin und sollte mich um 13 Uhr wieder abholen. Das hieße, er müsse Annabell um 12 Uhr verlassen. Ob sie mit dem Einkauf bis dorthin fertig war? Ich kannte die Frauen, wenn sie eine Kreditkarte bekamen, kauften sie ein und sahen nicht mehr auf die Preise. War sie auch so? Er würde es heute sehen.
Das Wochenende
Annabell
Ich war schon früh auf den Beinen. Da ich nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und versuchte zuerst mal, Agnes zu erreichen. Doch die war das Wochenende nicht erreichbar, erzählte mir ihre Mailbox. Was sollte ich jetzt tun? Auf Adolf warten? Das dauerte mir zu lange. Mit ihm Einkaufen fahren? Mit einem Chauffeur und dann noch mit der Limousine? Da würde ich sicher überall auffallen. Außerdem hatte ich Hunger. So zog ich meine Alltagsklamotten an und suchte mir ein Lokal oder Café, wo man jetzt schon frühstücken konnte. Ich hatte Glück: in der Nähe war ein McDonalds. Dort aß ich zuerst ein Ham und Egg, Semmel und Kaffee. Da das ja keine große Portion war, holte ich mir noch ein Wiener Frühstück süß. Für den Heimweg noch Cola und ein Schokocroissant. Als ich zurückkam, erkannte ich sofort den Mercedes, der vor der Tür stand. Aber wo war Adolf? Der kam gerade aus der Tür. Wir stießen fast zusammen.
„Guten Morgen! Gut geschlafen?“, fragte ich ihn sofort.
Er starrte mich nur an. Dann kam Bewegung in ihn.
„Ich wollte dich abholen und mit dir frühstücken fahren. Aber wie ich sehe, hast du dir schon etwas geholt. Das kannst du dir aufheben, ich soll dich zum Restaurant bringen, wo du dann etwas bekommst.“
Jetzt war ich die Überraschte.
„Du, ich war schon so hungrig, dass ich zum McDonald ging und schon gefrühstückt habe. Das ist nur noch die Nachspeise.“
Jetzt war er wieder dran mit überrascht zu sein.
„Hast du eigentlich schon etwas gefrühstückt?“, fragte ich ihn im Gegenzug.
„Nein, ich hatte leider noch keine Zeit. Das sollte ich mit dir machen. Aber du warst zu schnell für uns“, und grinste wie ein kleiner Junge.
„Na gut, wenn du noch nichts gegessen hast, dann gehen wir zum Mäcki zurück, und dann frühstückst du mal und ich hole mir noch die Schokotorte. Und das Croissant hebe ich mir für später auf.“
Ich wartete gar nicht erst seine Antwort ab.
„Darfst du hier mit dem Auto stehen bleiben?“
„Ja, darf ich.“
Ich sah gar nicht nach, ob er mir folgte. Er musste mir folgen. Gut, dass der Mäcki nicht weit weg war. Er holte sich Ham und Egg und das Wiener Frühstück pikant. Ich hatte schon einen Platz besetzt und wartete auf ihn. Meine Torte mit der Latte hatte ich schon. Er kam grinsend auf mich zu.
„Das hatte ich schon lange nicht mehr!“, und aß genüsslich sein Ham und Egg.
Dann hielt er inne, holte sein Handy raus und machte ein paar Fotos. Ich hatte ihm schon erzählt, was ich schon alles hatte.
„Was machst du jetzt?“, fragte ich überrascht.
„Ich soll ein Beweisfoto schicken, dass du auch etwas frühstückst. Er wird staunen, dass wir beim Mäcki sind“, und schon schickte er die Fotos ab.
Bald bimmelte sein Handy. Er hielt es mir hin, damit ich seine Nachricht lesen konnte.
„Das war nicht ausgemacht!“ stand auf dem Display und ein freudiges Teufelchen hinten nach.
Weil er mit mir eigentlich woanders essen gehen sollte.
„Darf ich?“, fragte ich ihn.
„Natürlich“, meinte er nur und aß weiter.
Ich schrieb zurück:
‚Guten Morgen, Herr von Behringen. Da ich eine Frühaufsteherin bin, konnte ich leider nicht bis 10 Uhr warten. War schon um 8 Uhr unterwegs. Bin gestärkt für den Tag. Zumindest für den Vormittag. Dein Chauffeur stärkt sich jetzt auch, damit wir die Geschäfte unsicher machen können.‘ Hinterher gab ich noch drei Küsse. ‚Fürs Herr von Behringen, Alfons. ‘
Dann schickte ich es ab. Nach kurzer Zeit kamen viele verschiedene lachende Smileys daher. Ich gab Adolf sein Handy zurück. Natürlich sah er sofort nach, was ich geschrieben hatte. Er lächelte auch. Steckte es weg. Inzwischen war er auch schon fertig.
„So, jetzt wäre ich auch gestärkt und es kann losgehen.“
Wir gingen zum Auto zurück. Setzte mich wieder vorne hin. Adolf lächelte mich erfreut an. Dann steuerte er sein erstes Ziel an. Inzwischen konnte ich ihn heute besser betrachten. Diesmal trug er keinen Anzug oder seine Uniform, wenn es eine war. Nur eine Jeans, ein Hemd und eine Jacke dazu. Er sah knackig aus. Oh weih-ja! Wo gingen meine Gedanken hin? Ich musste mich ablenken und sah mir die Gegend an. Auf einmal hielt er vor einem teuren Modegeschäft. Ich sah mich nach anderen um. Aber es gab hier nur Dior, Channel, Gucci, Vuitton und alle anderen. Ich wollte gar nicht erst aussteigen. Adolf sah mein Zögern.
„Was ist los? Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?“
„Ja! Was willst du hier? Hier kann ich mir nicht mal einen Kamm leisten, geschweige denn Kleidung.“
„Ich habe die Kreditkarte von Herrn von Behringen, damit du dich einkleiden kannst. Und das auf seine Kosten.“
Ich wollte das trotzdem nicht. Auf seine Kosten schon gar nicht.
„Wir werden einkaufen, denn sonst bekomme ich eine Rüge von ihm. Die erste war heute schon, als ich dich zu spät zum Essen holte. Aber dass du Frühaufsteherin bist, wussten wir beide nicht. Also wurde sie abgemildert.“
Er wartete noch.
„Was ist, steigst du jetzt aus?“
„Nein, nicht hier. Können wir nicht woanders hinfahren, um einzukaufen. Ich komme mir … deplatziert vor.“
„Und wo willst du dann hin? Du weißt, ich ‚muss‘ mit dir heute einkaufen.“
„Ja ok, aber bitte nicht hier.“
Er stieg wieder ins Auto und fragte: „Wohin jetzt, gnädige Frau?“
„Zur Shopping-Meile? Dort kannst auch in der Tiefgarage parken.“
In der Gegend kannte ich mich schon etwas aus. War schon einige Male mit Michi dort einkaufen. Und da gab es auch keine so überkandidelten Läden. Er gab nach und fuhr dort hin.
„Wenn er das rausbekommt, sind wir beide einen Kopf kürzer. Aber wir gehen in keine Ramschläden. Das ist meine einzige Bedingung.“
Ich war diese teuren Geschäfte los! Und dort gab es auch teure Läden, in die ich sonst nie einkaufen ging. Wenn er schon sein Geld loswerden wollte, dann dort. Wir parkten und gingen mal durch die ganzen Passagen. Adolf sah ständig auf die Uhr.
„Was siehst du ständig auf die Uhr?“
„Weil ich Herrn von Behringen in einer Stunde schon abholen soll. Und wir noch nichts gekauft haben.“
„Oh!“, sagte ich verlegen.
Und wie auf Kommando rief Herr von Behringen an. Ich hörte nur, „Ja … ja … werde ich machen. Bis später.“
„Was ist los?“
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